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Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach S°gn- und Festtagem Sonntags ^//"tteing°ipalt?ne Zeile sar^Abonnenten 7 Ps., für Nicht- Pos,»nft-lt-n, di- A— bä ^...«s >2 >lh- des oorhe,gehenden T-g-s. 67. Waldenburg, Sonnabend, den 22. März I87S. Bekanntmachung. Die hiesige Einwohnerschaft ersuchen mir angelegentlich, kommenden Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers durch Fahnen- und Flaggenschmuck der Häuser auszuzeichnen und dahin zu wirken, daß die Stadt ein beson deres festliches Aussehen erhalte. Waldenburg, den 21. März 1879. Der Stadtrath. Cunrady. Wiese-Verpachtung. Die sogenannte Altweinswiefe in Waldenburger Flur, Nr. 68 des Flurbuchs, an 250 Quadratruthen oder —- 46,.- Ar Flächengröße, soll Montag, den 24. März 1879, Vormittags halb 10 Uhr, im Rathskeller zu Waldenburg unter den im Termine zu eröffnenden Bedingungen auf 10 Jahre ums Meistgebot, die herrschaftliche Genehmigung vorbehältlich, anderweit ver pachtet werden. Fürstliche Nentverwaltung zu Waldenburg, den 17. März 1879. Dietrich. Viehmarkt in Hohenstein Montag, den 24. März. Der Weburtstag unseres Kaisers. Nur wenigen Sterblichen ist es vergönnt, in voller Kraft und Frische das Alter zu erreichen, das unser allgeliebter und allverehrter Kaiser, der Begründer des neuen Deutschen Reiches, erreicht hat. Er feiert heute seinen 82. Geburtstag, zu rückschauend auf ein Leben voll Mühe und Arbeit, voll treuer Pflichterfüllung, voll des ernstesten Strebens. Was er erreicht, nichts Aehnliches hat die Geschichte aufzuweisen. Uns Allen noch ist die Zeit in unvergeßlicher Erinnerung, wie er, schon ein Greis an Jahren, aber noch mit jugendlichem Muthe, in schlichter Heldengröße das deutsche Volk von Sieg zu Sieg führte, wie er binnen sechs Monaten einen mör derischen Kampf siegreich beendete, wie er dem Jahrhunderte alten Erbfeinde Schlag aus Schlag versetzte, bis derselbe ohnmächtig sich windend am Boden lag. Klar hatte Kaiser Wilhelm erkannt, daß der Zeitpunkt gekommen sei, den Sehnsuchtstraum der deutschen Nation in Erfüllung zu bringen. Kühn, aber wohl vorbedacht war der Plan, das gesteckte Ziel zu erreichen, und mit unbeugsamer Energie löste er seine Aufgabe mit seinen Staatsmännern und Feldherren in nicht geahnter Weise. Nord und Süd, Ost und West, Liberal und Conservativ, Arm und Reich, Fürst, Edelmann und Bauer, Katholisch und Protestantisch erhob sich auf seinen Ruf in vollem Vertrauen zu ihm wie ein Mann, mit ihm das Werk zu vollenden. Aber nicht allein diese unsterblichen Verdienste sind es, die Kaiser Wilhelm sich um die Unab hängigkeit und Größe des Deutschen Volkes er worben, auch die Sorge um das Wohl des Volkes ist es, was alle treuen deutschen Herzen ihm ent gegenschlagen läßt. Noch in seiner letzten Thron rede gedachte er der nurthschastlicheu Noth, in der wir uns befinden, und der Mittel und Wege, ihr abzuhelfen. Wer will es weiter leugnen, daß er dem Volke nach den Siegen mehr politische Frei heiten und Rechte gegeben, als vorher irgend zu hoffen war? Wenn sie freilich nicht durchgängig zum Segen gereichten, wer kann das ändern? Das redliche Streben, vas Wohlbefinden des Volkes fördern zu helfen, ist doch nur sein einziger Leit gedanke gewesen. Tiefe Trauer, aber zugleich Entrüstung und Abscheu erfaßte deshalb das ganze deutsche Volk, als königsmörderisches Gesindel die Hand gegen das Leben des geliebten Kaisers erhob, und nur die Freude darüber, daß die Absicht fehlschlug und das Leben unseres Kaisers erhalten blieb, gab einigermaßen Genugthuung. Nur vergrößerte Anhänglichkeit und Liebe an unseren Heldenkaiser ist es, was das schließliche Resultat der beiden ruchlosen Thaten war. Ueberblicken wir das ganze Leben unseres Kai sers, so hat er nie gestrebt nach persönlichem Ruhme, hat er nie die Macht der Krone benutzt zu persönlichen Neigungen und Liebhabereien. Entsagende und doch kraftvolle, treue und doch stets den Verhältnissen angepaßte, geduldige und schließlich doch erfolgreiche Pflichterfüllung, das ist das Leben unseres Kaisers und damit soll er uns Allen ein leuchtendes Vorbild sein. Politische Rundschau. »Waldenburg, 21. März 1879. In der Audienz, welche der Kaiser am 18. d. dem Chef der Admiralität, v. Stosch, ertheilt hat, soll es sich um die Frage gehandelt haben, in welchem Umfang und in welcher Weise die Resultate der kriegsgerichtlichen Untersuchung in Sachen des Schiffes „Großer Kurfürst" der Oeffentlichkeit zu unterbreiten seien. Der Kronprinz und die Kronprinzessin des deutschen Reichs haben mit dem Prinzen Wilhelm am 19. d. über Calais die Rückreise nach Berlin angetreten. Fürst Bismarck hat nach italienischen Mel dungen factisch eine Antwort an den Staats sekretär Nina im Vatican gerichtet. Der durch dieselbe im Vatican gemachte Eindruck soll ein sehr günstiger sein. Die Zolltariscommission hat beschlossen, sämmtliches Fleisch — frisches wie zubereitetes — mit einem Zollsätze von 6 Mk. vom Centner zu belegen, und zwar auf Grund der neulichen Beschlüsse bezüglich der Viehzölle. Bekanntlich ist der Eingangszoll für einen Ochsen auf 20 Mk., für eine Kuh auf 6 Mk. normirt. Es soll wohl auf diese Weise dem schon annoncirten Ver such entgegen getreten werden, durch Errichtung großer Schlächtereien an der russischen und öster reichischen Grenze eine Masseneinfuhr von fri schem Fleische nach Deutschland zu ermöglichen. In einer Besprechung der Anträge betreffend den Wucher hebt die „National-Zeitung" hervor, daß ver Antrag der Deutschconservativen von der Feststellung eines Zinsmaximums ab sieht und die Prüfung des einzelnen Falles ver lange, um festzustellen, ob die Forderungen der Billigkeit verletzt seien. Sie führt dem gegen über aus, daß der Wucher häufiger noch als an Noth und Leichtsinn an Geschäftsunkenntniß an- ! knüpfe. So beginne der „Bauernwucher" ge- i wöhnlich mit einem Darlehen zu mäßigen Be dingungen und zu einem wirthschaftlich vernünf tigen Zweck, den der Empfänger aber nicht durch zuführen geeignet sei. Es treten Zahlungsstockun gen ein, und an diese knüpfe der Darlehnsgeber seine weiteren Manipulationen. Die Prolonga tionen erhöhen lawinenartig die Schuld. Für den Richter werde es aber in sehr vielen Fällen zweifelhaft bleiben, ob ein Mißbrauch des Ver fahrens heute vorliege. Uebrigens fallen schon jetzt offenbar wucherische Prolongations-Geschäfte unter den Thatbestand der Erpressung. Zu dem vom Abg. Stumm in der Commis sion zur Vorberathung seines Antrages, betr. die Errichtung von obligatorischen Arbeiter kassen, eingebrachten Gesetzentwurf haben die Mitglieder des Zentrums, die Abg. v. Hertling und Genossen, folgenden Unterantrag gestellt: Der Reichstag wolle beschließen, den Reichskanzler aufzusordern, dem Reichstage thunlichst bald einen Gesetzentwurf, betreffend die Errichtung von Invaliden- und Altersversorgungskaffen für Fabrikarbeiter, vorzulegen mit der Maßgabe, daß in demselben: 1. die obligatorische Beitrags pflicht für Arbeitgeber und Arbeiter in einer den verschiedenen Industriezweigen angemessenen Weise bestimmt; 2. das durch die gezahlten Beiträge erworbene Recht des Arbeiters durch gesetzlich vorgeschriebene Uebertragbarkeit seiner Ansprüche von einer Kasse über die andere wirksam ge schützt werde; 3. Normativbestimmungen für die Errichtung von Kassenverbänden unter besonderer Berücksichtigung und Förderung des Zusammen schlusses verwandter Industriezweige zu erlassen sind; 4. die Controls über die nach Maßgabe des Gesetzes errichteten Kassen den Landesbehörden zuzuweisen ist. Die Nationalliberalen haben eine Interpella tion eingebracht, ob die Reichsregierung an den Ausstellungen in Sidney und Melbourne sich betheiligen wolle. Der schweizerische Ständerath hat in seiner Sitzung vom 19. d. mit 27 gegen 16 Stimmen beschlossen, Artikel 65 der Bundesverfassung, wel cher die Todesstrafe verbietet, aufzubeben, aus genommen gegenüber politischen Verbrechen, wo die Todesstrafe keine Anwendung findet. In Petersburg ist man in den politischen Kreisen der Ansicht, daß die gleichzeitige Anwesen heit des Grafen Schuwaloff und des englischen Bot schafters, Lord Dufferin, in Petersburg, sowie die versöhnliche Stimmung der beiden Botschaf ter einen günstigen Einfluß auf die Annähe rung von England und Rußland inderorien-