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Menaim Anzeiger Srschelnl Dlenslag, Donnerstag u. Sonnabend. D J"Ier«te 'osten die Spaltenzeile oder deren MuMg sur Ehamll^ VtlstkSvlikj^ Klein- und Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, EoßmaunSdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 105. 18. Jahrgang. Donnerstag, den 7. September 1905. Hur Nab unil fern. Rabenau, den 6. September. — Der erste Schnee! Aus Bärenstein bei Annaberg wird geschrieben: „Viel zu früh fängt dieses Jahr Frau Holle an, ihre Betten i« schütteln: Heute (I. September) mittags halb I Uhr hat es zirka 5 Minuten lang ge- Ichmit! Kalt genug dazu ist es ja seit 6 Tagen, E regnete bis heute fast ununterbrochen." — Im Kalender steht aber noch Sommer! — Ganz wider Erwarten war am Mon- lagder An ftri eb aufdem Dresdner Schlacht- biehhof ein ganz enormer. Es waren aufge trieben: 273 Ochsen, 240 Kalben und Kühe, 300 Bullen, 165 Kälber, 1206 Schafe und 1589 Schweine. Von dem Auftrieb waren nicht weniger als 373 Rinder österreichischer Herkunft. — Se. Majestät der König wird nach bis herigen Dispositionen am 16. September dem Manöver der 32. Division bei Wilsdruff beilvohnen. Am 21. September begibt sich Se. Majestät voraussichtlich in das Manöver gelände Freiberg-Wilsdruff, um dort am 31., 22. und 23. September stattfindenden ^oepsmanöver beizuwohnen. Der König wird >n Tharandt Wohnung nehmen. — In diesem Jahre war nichts von einer Maikäferplage zu bemerken; desto größer soll lte uns, wie es sitzt den Anschein hat, für das Ochste Jahr bevorstehen. Bei dem Umstürzen der Stoppelfelder werden, kaum 15 bis 20 Zentimeter tief, große Massen Engerlinge, die ost zu zweien und dreien nebeneinander liegen, snsgefunden. Wenn nicht ein strenger Winter >hnen den Garaus macht, so dürften sie im winmenden Jahre sehr verheerend auftreten. > Die unliebsameTatsache, daß in Deutsch land noch immer viel zu wenig Obst erbaut Wird, gibt dem „Dresd. Anz." zu folgenden Zeilen Anlaß: „Es gibt so viele steile, für andere Kulturen schwer zugängige Hänge, die ^sonders, wenn sie nach Süden gelegen sind, dein Obstbau erschlossen werden sollten und so sicher bei weitem ertragreicher würden als Mch Bewaldung oder als Viehweiden. Ei» Beispiel dafür im kleinen bietet der Obst garten des Herrn Kaufmanns Karl Tipp- wann in Rabenau, den der Dresdner Mrksobstbauvcrein in jüngster Zeit besichtigte. Durch eine mit vielem Verständnis ausgeführle "ud gepflegte Anlage ist cs Herrn Tippmann gelungen, den sehr steilen Hang auf der Höhe des Weißeritz-Gcundes zu einem mustergültigen Obstgarten zu gestalten, welcher durch Rasen- Mchunge» terrassenartig abgesktzt ist, so daß °w Obstbäume, meist in Pyramidenform, aus ebener Fläche stehen und sich so üppig und wuchtbar entwickeln. Was dort in nur fünf wahren geschaffen worden, fand ungeteilte An- ^ennung seitens der Besucher und ist der ,'Uchahmung im Interesse der deutsche» Obst- Mur sicher wert." — In dem Geflügelbestande des Ritter gutsbesitzers Böhme auf Possendorf ist der Ausbruch der Geflügelcholera amtlich ^'gestellt worden. — Man hat vielfach die Gewohnheit, den Wohnungsschlüssel an irgend einen Ort zu legen, !"nit ihn die einzelnen Familienglieder immer Mch bei der Hand haben. Wie nachteilig das w- beweist ein Diebstahl, der sich in Coß- 'Uunnsdorf zutrug und einem dortigen Tischler Nen ansehnlichen Geldbetrag gekostet hat. Es den Dieb in einem im Hause wohn- Men jungen Menschen zu ermitteln und zu ^führen. d Am Sonnabend abend nach 7 Uhr kehrte j? Bnhnbauarbeiter Böhme aus Niederhäslich ki» Ehrlichschen Schankwirtschaft in Deuben - bestellte sich etwas zu essen, doch kaum hatte d "nige Bissen zu sich genommen, stürzte er m Schlagfluß getroffen tot vom Stuhle. Böhme "r unverheiratet und 42 Jahre alt. am 4. November 1687 geborene H rterlehrllng Adolf Arthur Patzeld ausDeuben geständig, seinem Lehrherrn, dem Bäcker ¬ meister Noack in Deuben, am 23. Juli d. I. ein 20-Markstück gestohlen zu haben. Wegen dieses Vergehens muß Patzeld 5 Tage Ge fängnis verbüßen. — Der Musikdirektor Max Hermann Schlei- ßing aus Dresden ist geständig, dem Schank wirt Bruno Ehrlich in Deuben einen Geld betrag in Höhe von 150 Mark gestohlen zu haben. Wegen Diebstahls wurde Schleißing eine 3wöchige Gefängnisstrafe zudiktiert. — Der Maurerstreik in Dippoldis walde hat mit Ende letzter Woche an Aus dehnung zugenommen. Während sich bisher nur die sonst von Herrn Amtsbaumeister Schmidt beschäftigten Maurer im Ausstand befanden, streiken nunmehr auch die bis jetzt bei den Bau geschäften der Herren Ueberall und Nitzsche in Arbeit stehenden Maurer. Um Reibereien zu vermeiden, sind die aus Dresden herangezogenen nicht streikenden Arbeiter stets unter polizeilichem Schutze von den Arbeitsstätten nach ihren Quar- tierplätzcn abends heiingeleitet worden, sitzt ist ihnen an den Arbeitsstätten selbst Wohnung zugewiesen worden. — Montag Nacht sind in Potschappel, Bachstraße 6, aus dem Hühnerstalle 7 Hühner und 1 weiße Ente gestohlen worden. — Die Freiwillige Feuerwehr in Reick wurde Sonntag nachmittag einer Jnsp ektion unterzogen durch die Inspektoren des Bezirks- feuerwehrverbandes Dresden und Umgegend, die Herren Branddirektor Kelling-Rabenau und Branddirektor Geißler-Wilsdruff, unter Beisein des Herrn Amlshauptmanns Krug v. Nidda, sowie einer großen Zahl Kameraden der Orte Dobritz, Laubegast, Tolkewitz und anderer. Der Wehr wurde die Zensur 1 erteilt. — In Colmnitz wurde Hausbesitzer und Stuhlbauer Fr. Aug. Einert in seiner Schlaf kammer tot aufgefunden. Er hat in einem An falle von Geistesstörung Hand an sich gelegt. — Ende vergangener Woche erkrankten in Pirna die Mitglieder einer Familie an Ver giftungs-Erscheinungen, die auf den Genuß von Kartoffeln zurückzuführen waren. Es stellten sich alle bei Vergiftungen eintretenden Begleiterscheinungen, Erbrechen, Diarrhöe usw. ein. Zum Glück endeten die Erkrankten nicht tödlich. Die von der Familie genossenen Kar toffeln zeigten, obwohl sie schön aufgesprungen waren, doch in der Mitte einen harten Kern, der zweifellos das Gift enthalten hatte. Von anderer Seite wird geklagt, daß viele Kartoffeln an der Schale beuleaartige Auswüchse haben, welche die Kartoffeln als „schlecht" erscheinen lassen. Nur nach Entfernen einer sehr dicken Schicht mit der Schale sind sie genießbar. — In Kamenz fand die Beerdigung der sechs Linkeschen Opfer statt. Linke ist bisher zu keinem Geständnis zu bewegen gewesen. — Auf dem Uebungsplatze bei Klein waltersdorf verunglückte Major Stark vom 2. Bataillon des Schützenregiments aus Dresden. Das Pferd strauchelte auf dem Sturzacker, sank in die Knie und überschlug sich. Der Reiter kam direkt unter das Pferd zu liegen. Er hat glücklicherweise nur eine Armverstauchung da getragen. — Am Donnerstag wird auf dem Güter bahnhofe in Mittweida eine militärische Massen speisung von etwa 5000 Mann, sämtlich Angehörige sächsischer Infanterie-Re gimenter, stattfinden. Es handelt sich um eine vei pflegungstechnische Uebung. Kreischa. Ain Mittwoch abend fuhr ein Automobil unterhalb des hiesigen Ritter gutes über den steilen Rand hinunter in den Bach, zwei Steinsäulen und die eiserne Barri ere mit hinunterreißend. Die Insassen sind mit dem bloßen Schreck davongekommen, auch dem Wagen hat es nichts getan. Dresden. Montag früh wurde ein Unter offizier von der 11. Kompagnie des Leib-Gre- nadier-Regiments in einer Mannschaftsstube seines Kompagniereviers erschossen aufgefunden. — Aus einem Fenster der auf der Stepha- nienstraße in Dresden, im 4. Stockwerke ge ¬ legenen elterlichen Wohnung stürzte in der Nacht ein vierjähriges Mädchen in den Hof herab, wo es vom Vater tot aufgehoben wurde. Die Kleine hat zweifellos in der Schlaftrunkenheit ihr Bett verlassen und beim Oeffnen der Fenster den tödlichen Fall getan. — Trotzdem der 28 jährige, zuletzt mit 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis vorbestrafte Lackierer Bruno Theodor Edmund Schubert von Dresden für Frau und Kind zu sorgen hat, unterhielt er doch mehrere Jahre hindurch ein Liebesverhältnis mit einer 6 3jährigen Witwe. Diese unterstützte ihren „Geliebten" und dessen Familie in weitestgehender Wette und erstattete „aus Liebe" erst jetzt Anzeige, obwohl sie bereits 1903 zu der Ueberzeugung kam, von Schubert betrogen worden zu sein. Im Juli 1903 überraschte der Angeklagte seine betagte „Geliebte" mit der freudigen Nachricht, daß er eine große Erbschaft gemacht habe, doch fehlten ihm die Mittel zur Bezah lung der Erbschaftssteuer. Die alte Frau ver kaufte allen entbehrlichen Hausrat und händigte den Erlös von 80 Mk. dem „Erben" ein. Die ganze Ecbschaftsgeschichte war jedoch eitel Schwindel. Die Frau gewährte trotzdem, wie schon gesagt, weitere Unterstützungen, obwohl die Wahrheit bald an den Tag kam. Vor Ge richt erklärte sie, nach dem Grunde der Hilfs bereitschaft befragt, unter allgemeiner Heiterkeit des Publikums: „DaS rührt noch von der früheren Liebe her!" Schubert wurde wegen wiederholten Rückfallbetrugs zu 9 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt. — Ein Radfahrer, der in der Gerbergaffe in Meißen in einem Laden eingetreten war, um etwas zu kaufen, bemerkte von dort, daß vor dem Laden sich inzwischen ein Fremder auf sein vor der Ladenlür stchengelaffenes Fahrrad schwang und damit von dannen fuhr. Er lief diesem mit einem zufällig in der Nähe anwesen den Schutzmann zwar nach, konnte seiner aber nicht habhaft werden, doch nahmen zwei Rad fahrer die Verfolgung des Flüchtigen auf, der nach Zehren zu gefahren war und trieben diesen so in die Enge, daß er sich genötigt sah, da- Fahrrad in der Gegend von Zehren im Stiche zu lassen und in die Elbe zu springen, um sie zu durchschwimmen. Obgleich die Verfolger dem Flüchtigen Steine in die Elbe nachschleuderten, entkam dieser dennoch nach dem anderen Ufer. Aber die Sache hatte schließlich doch so viel Aufsehen gemacht, daß der Flüchtige am rechten Elbufer «»gehalten und von einer Zivilperson nach Meißen gebracht wurde, wo er der Polizei übergeben werden sollte. Dennoch gelang es dem Diebe infolge eines Schildbürgerstückchens seines Begleiters, noch zu entkommen, ohne daß man weiß, wer er ist. Der Transporteur brachte nämlich, wie das „Meißner Tagebl." mitteilt, seinen Schübling anstatt auf die nächste Polizei wache auf den Bahnhof, wo er ihn mit Rück- sicht darauf, daß seine Kleider selbstverständlich durch und durch naß waren, gestattete, sich eine Taffe Kaffee zu leisten, während er allein nach der Polizeiwache ging und prompt Meldung von der Festnahme des Diebes machte, der aber inzwischen sein Heil in der Flucht gesucht hatte und auch nicht wieder erlangt worden ist. In der Eile war auch der Bestohlene, nachdem er unterwegs sein Rad zurückgenommen hatte, von dannen gefahren, ohne zu sagen, wer er ist. — Durch Messerstiche lebensgefährlich verletzt hat am Sonntag auf dem Tanzsaale des Hotels zum Ratskeller in Neusalza der Fabrikarbeiter Max Dießner aus Spremberg den Maurer Alfred Paul aus Neusalza. Beide gerieten in Streit, in dessen Verlauf Dießner das Messer zog und dem Paul lebensgefähr liche Verletzungen an der linken Seite beibrachte. An dem Aufkommen des Schwerverletzten wird gezweifelt. Der Täter wurde verhaftet. Leipzig. Dienstag früh stürzte sich der 11 Jahre alte Schulknabe Walter Alfred Horn aus der 4. Etage in selbstmörderischer Absicht in den Hof hinab. Schwerverletzt wurde der Knabe nach dem Krankenhause gebracht. — Eine M ess e rst ech erei mit tödlichem Ausgange hat sich vor der Schmidtschen Gast wirtschaft an der Gautzscher Spitze bei Gautzsch abgespielt. Dort wohnt bei dem Bahnarbeiter Pfennig der Handarbeiter Otto Hoeditzsch. Dieser war am Sonnabend abend mit Pfennig und mehreren anderen Leuten in der genannten Gastwirtschaft gewesen und hatte nach seiner Heimkehr seinen Hund noch einmal auf die Straße geführt. Da kam ihm ein fremder Mann aus der Richtung von Leipzig-Connewitz her entgegen. Natürlich bellte der Hund den Frem den an, und dieser geriet darüber in Erregung, daß er ein Messer zog und es dem Hoeditzsch in die Brust stieß. Hoeditzsch konnte sich noch nach seiner Wohnung schleppen, wo er zusam menbrach und alsbald verstarb. Glauchau. Ein ehemaliger Landwirt aus der Umgegend Glauchau hatte mit einem Unbekannten, den er in einem hiesigen Restau rant kennen gelernt, eine Bierreise unter nommen, die sich bis zum frühen Morgen ausdehnte. Als er wieder zu sich kam, fand er sich am Rande eines Baches in Niederlungwitz vor. Sein Begleiter war verschwunden und mit ihm die Börse mit 400 Mark Inhalt. Leider ist es bisher nicht gelungen, des Burschen habhaft zu werden. Forst. Eine unglaubliche Dummheit beging ein hiesiger Schafknecht. Er war nach einer Kneiperei mit anderen jungen Leuten in Streit geraten, wobei Messerstiche eine Rolle spielten und er verletzt wurde. Auf Bitten des Täters, den er genau kannte, zeigte er einen Unschuldigen an und wurde daraufhin wegen wissentlich falscher Anschuldigung angeklagt. Obgleich er vor Gericht bitter bereute, was er mehr aus gutmütiger Dummheit als aus Bosheit verübt hatte, und Tränen vergoß, wurde er zu einem Monat Gefängnis, der geringsten zuläs sigen Strafe verurteilt. Chemnitz. Eine Klär-und Reini gung s a n l a g e, die Millionen von Mark kosten wird, muß die Stadt Chemnitz bauen lassen, um die wünschenswerte Reinigung des Chemnitz- fluffeS durchzuführen. In der Nähe von Hei nersdorf und Draisdorf, unterhalb der Stadt, sind schon große Arealflächen angekauft worden; dort soll die großartige und neuzeitliche Anlage ausgeführt werden. Da man aber noch nicht weiß, welches System das geeignetste für die Klärung der Chemnitzer Abwässer ist, hat man zunächst mit einem Kostenaufwand von 25 000 Mark eine Versuchskläranlage errichtet, die nun mehr fertig ist. Hier werden verschiedene Klär- bez. Reinigungs-Systeme erprobt, ehe die große Anlage errichtet wird- — Auf dem südwestlichsten Teile deS Bahn hofs Eger wurde der bayrische Stationsdiener Bergmann, als er zum Dienste ging und da bei die Gleise überschritt, von dem früh 5 Uhr 6 Min. nach Marienbad ausfahrenden öster reichischen Personenzuge überfahren u. getötet. — Jetzt ist wieder die Zeit, wo verschie dene gefährliche Giftpflanzen, zum Beispiel Bilsenkraut, Nachtschatten, Stechapfel, Eisenhut, gemeine Tollkirsche, Fingerhut, gefleckter Schier ling, Wasserschierling, die rotbeerige Zaunrübe, die Hundspetersilie usw., reifen. Da Kinder die Samenkapseln und Beeren dieser Pflanzen, besonders die glänzend schwarzen Beeren der Nachtschattengewächse, gern zu ihren Spielen verwenden, so kann leicht Unglück entstehen. Die Eltern sollten ihnen daher auf das strengste einschärfen, nichts zu genießen, als was ihnen von Erwachsenen gereicht wird. Schon eine Beere dieser Giftgewächse kann den Tod des Kindes herbeiführen. — Oberleutnant von der Marwitz von der ostafrikanischen Schutztruppe schlug die Rebellen im Hinterlande von Kilwa gründ lich. Der Feind hatte 40 Tote, sowie zahl reiche Verwundete. Portsmouth. Der Friedensverlrag wurde Dienstag nachmittag 3 Uhr 52 Min. unterzeichnet. Witte unterzeichnete den Ver trag zuerst und dann Komura.