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Ers>eint^Wch^lt^üt«admr ^vV. drS Montags. Freitag, den 22. December. Cbr. Fr. Eberhardt. Jn'ert.onsgevühreri v«r ges-a»- . '.W Der Mildthätigkeit vieler Familie» hier haben wir es zu danken, daß wir auch zu dein bevorstehenden Weihnachtsfeste eine Ehristbescheerung für arme Schulkinder veranstalten können. Indem mir im Namen der armen Kinder und derAeltern derselben unsern tiefgefühltesten Dank aussprechen, machen wir zugleich bekannt, daß die gedachte Ehristbescheerung am 2ten Weihnachtsfeiertag Nachmittags halb 5 Uhr im hiesigen Bürgerschulgebäude im Armen clafsenzimmer stattfindet. Die hiesige Einwohnerschaft laden mir zu Beiwohnung dieser Festlichkeit hierdurch ergebenst ein Lößnitz, am 20. December 1865. Der Rath der Stadt Lößnitz. VreiS vierteljährlich 15 Rar. — Inseraten-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis Bormitti (Es) N 1» k N N N t M 6 fs» 11 N 6 FrMßirgWr Mksfrmick Tage- und Amtsblatt für die Gerichtsämter Grünhain, Johanngeorgenstadt, Schwarzenberg und Wildenfels, sowie für die Stadträthe Aue, Elterlein, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädtel, Schwarzenberg, Wildenfels nnd Zwönitz. TageSgefchichte. Die Thronrede des Kaisers von Oesterreich vor dem ungar'sche» Landtag. Der in diesen Tagen durch den Kaiser Franz Joseph eröffnete ungar'sche Landtag hat die große und wichtige Aufgabe, einen Ausgleich der nichtungar- schen Länder des KaiserstaatcS mit Ungarn herbeiznführcn. Seit drei Jahren grollte Ungarn mit dem Kaiserstaate. Dieser Zustand kann länger nicht an halten, das wird von beiden Seiten anerkannt, soll nicht der ganze Kaiser staat schwer dadurch geschädigt werden. Eine Aussöhnung, einen Ausgleich soll nun jetzt der ungar'sche Landtag herbeiführen. Wird das große und wich tige Werk gelingen? Wird der ungar'sche Landtag genug Selbsterkenutniß und Selbstüberwindung besitzen, um das schwierige aber doch mögliche Werk der Aussöhnung mit dem dcutschöstcrreichchischen Theile des Kaiserstaateö mög lich zu machen und herbeizuführen? Was den Kaiser und seine Minister anlangt, so haben diese nach Kräf ten gethan, was sie, Ungarn gegenüber, jetzt nur thun können, um einen Aus gleich herbeizuführen. Und was die Thronrede anlangt, die der Kaiser bei Eröffnung des ungar'schcn Landtages vor den versammelten Magnaten und Deputaten Ungarns gehalten hat, so muß anerkannt werden, daß sie unter den obwaltenden Verhältnissen für ein diplomatisches Meisterstück gelten kann Es liegt etwas Männliches, Ritterliches und Königliches (was jedenfalls auf die Ungarn den besten Eindruck machen muß) in der Art und Weise, wie der Kaiser offen und rückhaltslos sowol sein Entgegenkommen, sein Eintreten auf die Wünsche der Ungarn, als auch seine bestimmte Erwartung ihres Entge genkommens und ihrer Vcrzichtleistnng auf Forderungen, die er nicht würde erfüllen können, betont, wie er einerseits für sich und seine gegenwärtige Ne gierung der (bekanntlich von Hrn. v. Schmerling ausgestellten) Theorie von der „Rechtsverwirkung" entsagt, andererseits aber auch von den Ungarn ver langt, daß sie die strenge Consequcnz ihres Princips der sogenannten Rechts- continuitüt, d. h. der unbedingten Geltung und Durchführung alles im Jahre 1848 Beschlossenen, aufgeben, da sonst zu einer Verständigung nicht zu ge langen sei; wie er auf der einen Seite die Nothwcndigkeit, vor allen die Ge meinsamkeit der Interessen der Gesammtmonarchie ins Auge zu fassen nnd festzustellen, wiederholt hervorhebt, aber ebenso bestimmt seinen Willen erklärt, „die Berechtigung der Selbständigkeit Ungarns innerhalb dieser Grenzen ohne allen Rückhalt anzuerkennen". Wir glauben gewiß, die Ungarn werden für eine so offene und augen scheinlich von Hinterhaltgedankcn freie Ansprache aus dem Munde ihres an gestammten Monarchen selbst nicht unempfänglich bleiben; sie werden die ihnen gebotene königliche Hand nicht eigensinnig zurückstoßen, sondern vertrauensvoll erfassen und durch loyales Entgegenkommen ihrerseits den bcdcntsamen Schritt, den man von Wien nuS ihnen entgegcngethan hat, anerkennen und zu einem gedeihlichen Endergebniß ergänzen. Die laute« und immer wiederholten Ju belrufe, womit die kaiserliche Rede angehört ward und die Aeußerungen der ungarischen Blätter bestärken uns in dieser Erwartung. Deutschland Oesterreich. Großes und gerechtes Aufsehen.macht in allen Theilen von Deutschösterrcich der Umstand, daß fünf Abgeordnete aus dem Groß grundbesitz im böhmischen Landtage ihr Mandat als Landtagsabgeordnete freiwillig niedergelegt haben. Diese fünf Abgeordnete gehören den ersten ndclichcn Familien Böhmens an nnd an ihrer Spitze steht der bekannte geist reiche nnd freisinnige Fürst Karl Auersperg lals Dichter unter dem Namen AnastasinS Grün weltbekannt.) Der Grnnd, weshalb die fünf Abgeordneten ihr Mandat nicdcrgclcgt haben, ist aus folgendem Schreiben zu ersehen, das sie an den Präsidenten des böhmischen Landtages gerichtet haben: An Se. des Herrn Grafen Rothkirch-Panthen, Oberst-Landmarschall rc. rc. Excellenz. . Ew. Excellenz! Der Herr RegierungScommiffar hat in der Landtagssi tzung vom 12. Dec. d. I. erklärt: „Der Rcichsrath habe nicht zn Recht bestanden", und hat mit dieser Erklärung die Mitglieder deS sistir- ten Reichsraths dem Gelächter und Hohne jener Partei im Landtage preiSge- geben, welche die Rcichsvertretung pcrhorrescirt." Da wir, zu den von Re- gicruugSorganen bloßgestellten ReichSrathSmitgliedern zählend, fest entschlossen sind, der Wiederholung solcher Sceneu aus dem Wege zu gehen, welche die Herabwürdigung der pflichtmäßigen Erfüllung unserer im Sinne des aller höchsten Willens übernommenen Mission bezwecken, so legen wir hiermit un ser Mandat nieder und ersnchen Ew. Exc., den hohen Landtag hiervon i>« Kenntniß zu setzen. Empfangen Ew Exc. den Ausdruck der vollkommensten Hochachtung. Prag, 14. Dec. 1865. Fürst Karl Auersperg, Franz Altgraf Salm-Reifferscheid, Karl Graf Althann, Edmund Graf Hartig. Diesen Mandatsniederlegungen schloß sich auch die des Grafen Mor- zin an. Allgemein nimmt man nun an, daß das Ministerium in Wien den Statt halter von Böhmen, der zugleich Regicrungscommissar beim böhmischen Land tage ist, Graf Bazansky, ungesäumt versetzen oder ihn sofort beurlaube» werde, um es diesen verfassungstreuen Mitgliedern des Landtages möglich zu machen, ihre Mandatsniederlegung widerrufen zu können. Prag, 20. Dec. In der heutigen Landtagssitzung hat auch Herr v. Schmerling sein Mandat niedergelegt mit der Motivirung, daß die von dem Rcgierungsvertrcter bei der Adreßdebattc über den Reichsrath gemachten Be merkungen ihm als Mitglied des Abgeordnetenhauses nicht gestatten, ferner seinen Sitz im böhmischen Landtage einzunehmen. Pest, 18. Dec. Franz Dcak, zu Sr. Majestät nach Ofen berufen, ver weilte gestern drei Viertelstunden lang in Privataudienz beim Kaiser. Der Inhalt der Unterredung ist natürlich unbekannt, und waS darüber verbreitet wird, Combination. Denk soll geäußert haben: Der größte Theil meiner Unterredung mit dem Könige geht mit mir ins Grab. Es ist im Werke, eine Landtags-Deputation an Ihre Majestät die Kai serin mit der Einladung zum Besuche der ungarischen Hauptstadt abzusenden. Der Aufenthalt des Kaisers in Pest wird wahrscheinlich über Mittwoch hinaus verlängert werden. Zu der heute empfangenen Juden-Deputation äußerte Se. Majestät, er hoffe, die Besserung der Verhältnisse der Juden in Ungarn sei nahe. Pest, 18. Dec. Se. Majestät der Kaiser, im glänzend erleuchteten Re- douten-Snale jubelnd empfangen, sprach: „Ich bin außerordentlich zufrieden mit der mir von der Stadt bereiteten Aufnahme." Der Kaiser hat heute zwei Deputationen der Commune Pest empfangen; die eine erbat fünfundzwanzigjährige Steuerfreiheit für die auf den neuen Kai gründen aufzuführenden Gebäude und Rückerstattung der seit 1861 gehabten Auslagen für Justiz und Polizei; die zweite bat um Entfernung der Pulvrr- thürme aus dem Weichbilde der Stadt. Der Deputation des Advocaten-GremiumS erwiderte Se. Majestät: „Ich nehme die Huldigung des Pester Advocaten-GremiumS gnädig entgegen. Durch gewissenhafte und eifrige Erfüllung der eingegangene» Verbindlichkeiten kann der Advocat zur Verwirklichung einer raschen und wohlfeilen Justizpflege we sentlich beitragen. Befolgen Sie auch in dieser Richtung das Beispiel Ihre Vorfahren, welche sich durch gründliche Gesetzkenntniß und Charakterfestigkeit nicht nur Ansehen, sondern auch die allgemeine Achtung erworben haben. Der von Ihnen bezeichneten Richtung folgend, werden Sie Ihrem Vaterlande gute Dienste leisten.