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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.04.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110426021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911042602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911042602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-26
-
Monat
1911-04
-
Jahr
1911
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In dem Ostcrattikel des nationalliberalen „Aiann Heimer Generalanzeigers", der dem Abgeordneten Basiermann sehr nahe steht, finden sich einige sehr be merkenswerte Ausführungen, die wir um ihrer poli tischen Bedeutung willen zu Zwecken der Aufklärung hier wiedergeben und der allgemeinen Beachtung empfehlen. Es heißt da u. a.: . Der Reichsgroßblock ist Unsinn und ist keine politische Idee. Die nationalliberale Partei will ihn nicht, so wenig sie die Re publik und eine schrankenlose Demokratie im Staats- und Wirtschaftsleben will, und wenn in den eigenen Reihen ein Prophet des Großblocks erstünde, er würde tauben Ohren predigen. Der nationale Libe ralismus will nie dahin, wohin die Sozialdemokratie will, und darum können sie nie Zusammengehen. Der nationale Liberalismus will, daß auf dem historischen Grund von Kaiser und Reich, das die Dyn a.st ien mit dem Volke ge schaffen haben, neben d § m Konservatismus der Liberalismus leben und wirken könne, der des Volkes Freiheit nicht auf Klaßcnhaß und fessellosen Demokratismus gründet. Das ist das Ziel, über das nicht Basiermann und nicht die nationallibe rale Partei sich je hinausdrängen lassen wird. Was auch die Konservativen treiben und schreiben, die nationalliberale Partei ist eine selbständige nationale und liberale Mittelpartei, unfähig und ungewillt, aus dem sozialdemokratischen Gedankengut auch nur ein Quentchen aufzunehmen. Der Großblock kann nach nationallibcraler Vorstellung erst kommen, wenn die schwere sozialdemokratische Masse national und monarchisch, liberal und nicht sozialistisch zu denken ge lernt hat, nicht von einer Entwickelung des natio nalen Liberalismus nach links, sondern nur von einer Entwickelung der Sozialdemokratie nach rechts, die erstere Partei ruhig abwarten muß: sie kann und wird auch nicht das leiseste Zugeständnis an die Sozialdemokratie machen, von sich aus kein Entgegenkommen gegen politische Ideen üben, die ebenso ihrem nationalen wie ihrem liberalen Ge wissen Widerstreiten. Das Ziel steht fest, das unter Bennigsen schon einmal erreicht war und unter Basiermann die nationalliberale Partei wieder er reichen will: Gleichberechtigung des Libe- r a l i s m u s. Ueber das wird die nationalliberale Partei nicht hinausdrängen, sich nicht hinausdrängen lassen: von dem wird sie sich aber auch nicht abdrän gen lassen. Sie wird durchhalten den Weg, der zum Ziel führt." Es ist sehr wertvoll, daß das Mannheimer natio- nallrberale Blatt mit aller Deutlichkeit die Grenz linien scharf zeichnet und jede liberal-sozialdemo- kratiiche Gemeinschaft rundweg ablehnt. Ebenso wich tig ist es aber, daß der Gedanke der Gleichberechtigung der liberalen Staaisbürger im politischen Leben als wesentliches Ziel des Ringens und Strebens der Rationalliberalen hcrausgearbeitet worden ist. Nach dieser zweifellos von Bassermann inspirierten Kund gebung kann keine Unklarheit darüber mehr bestehen, was der nationale Liberalismus für die Zukunft fordert. Daß er sich dabei auf Bennigsen berufen kann, ist die beste Rechrfertigung für sein Vorgehen. Oer Rrbeitsltolk ües Reichstages. Im Reichstag sind inzwei 1 er Lesung vom Plenum zu beraten das Hausarbeitsgejctz, die Novelle zur Ge werbeordnung, die Reichsversici-erungsordnui'g mit dem Einführungsgcsetz und dem Hilfskaßengesetz, der Entwurf über die elsaß-lothringische Verfassungs frage, das Schiffahrtsabgabcngesetz, das Kurpfuscher gesetz, der Entwurf über den Pateutausführungs- zwang, der Entwurf über den obersten Kolonial gerichtshof, die Fernsprcchgebührenordnung, der Ent wurf über die Umzugskosten der Kolonialbcamten. In dritter Lesung wären zu beraten das Ar beitskammergesetz und die kleine Strafgesetznovelle. Ferner ist die neue Strafprozeßordnung zum grössten Teil noch in zweiter Beratung zu erledigen, der sich die dritte Lesung anschließen wird. Noch gar nicht beraten sind einige kleine Ge setze, wie der Entwurf über die Schifssmeldungen im Auslande. Dem Reichstage zu geh en sollen noch das Privatbeamten-Versichsrungsgesetz, der deutsch schwedische und der deutsch-japanische Handelsvertrag. Und angesichts dieses Arbeitsmaterials denkt man daran, den Reichstag auch noch mit dem neuen Etat für 1912 zu belasten! Liü auf Vorbehalt. Professor Küster hat es in seiner Herrenhaus rede vom 7. April eine „nichtswürdige Frivolität", eine „zynische Verhöhnung der Heiligkeit des Eides" genannt, daß der „Osservatore Romano" schreibe, man könne ja den M o d e r n i st c n e i d nack einigen Jahren wieder aufheben. In einer Zuschrift an die „Tägl. Rundsch." berichtigt er sich dahin, daß das so charakterisierte Wort sich nicht in dem römischen Blatte, sondern in einem Artikel des Jesuiten Zimmermann stehe, der in den „Stimmen von Maria Laach" erschienen ist. Dort heißt cs wörtlich: . „Es ist der Wahrheitssinn, der uns antreibt, dem kirchlichen Lehramt .... auch dann uns innerlich zu unterwerfen, wenn cs nicht mit dem feierlichen Aufgebot der Unfehlbarkeit rede'. Wir unterwerfe» uns dann nicht unbedingt (An merkung: aber doch eidlich!), nicht unter Aus schluß der Möglichkeit, daß letzten Endes etwas anderes das Richtige sein könne, nicht N-V6W-U fiäei — denn das Lehramt über nimmt keine unbedingte Gewähr, aber wir unterwerfen uns doch mit wahrer innerer Zu stimmung." Damit ist also — darauf kommt es an — gesagt, daß zwar das Lehramt sich in keiner Weise bindet, vielmehr jederzeit das Gegenteil des Bis herigen aufstellen kann, sich selbst alle Rückzugswege offen läßt, dagegen vom Klerus eine eidliche Unterwerfung unter seine Dekrete verlangt. Ole tage in Marokko. Vorläufig halten sich die französischen Truppen bewegungen in Marokko in demselben Rahmen wie bisher. Erst wenn eine größere Nachfuhr aus Frank reich eingetroffen sein wird, hofft General Moinier den Erfolg verbürgen zu können. Folgende Tele gramme liegen vor: Das Grüne Uuw. Roman von August Weißt. tNaa-druck verboten.) Als der Polizerrat sich mit der Baronin allein befand, trat er knapp vor sie hin und blickte sie ernst an: „Machen Sie der Sache ein Ende! Bringen Sie durch Ihr Verhalten nicht auch andere Menschen in Gefahr. Der Hauptmann —" „Droht ihm Gefahr?" fragte sie zitternd. „Ja, seine plötzliche Abreise, seine Fahrt zu Ihnen verdächtigen ihn im höchste» Grade." Die Baronin wankte und suchte einen Halt an der Lehne des Fauteuils. „Er ist unschuldig", hauchte sie. „Er kannte Giardini gar nicht . . ." Eine Minute tödlicher Stille folgte. Mit verzweifelten Blicken starrte die Baronin zu Boden. „Ihn verfolgen Sie auch . . . Sie glauben viel leicht, daß er die Papiere . . Ich schwöre Ihnen, er ist an allem unschuldig, er weiß nichts . . . Halten Sie es für möglich, daß er hier wäre, wenn er auch nur etwas ahnte? . . . Und meinetwegen sollte er nun . . . nein, das darf nicht sein! Das nicht . . . das wäre zuviel . . . Aber woher wissen Sie, was er mir gebracht hat? . . ." Dem Polizeirat hatte das halbe Selbstgespräch zuviel verraten. Er hatte erkannt, daß sich alle Ge danken, alle Befürchtungen der Baronin um den In halt der Aktentasche drehten. Jetzt galt es, den durch seinen Schachzug errungenen Vorteil auszu nützen. Nur mit der Angst um den Geliebten konnte er sie in die Enge treiben, nur durch diese Papiere, di« er ja gar nicht kannte, konnte er Macht über sie gewinnen. „Das Woher ist nebensächlich. Genug, daß ich die Papiere kenne. Sonst hätte ich den Hauptmann in Wien nicht beobachten lassen, sonst wäre ich ihm nicht selbst nach Italien gefolgt", sagte er in bestimmtem, etwas schroffem Ton und blickte ihr forschend in die Augen. „Also, Sie lamen nicht meinethalben?" „Ich kam auch Ihrethalben. Doch zu diesem Zwecke hätte es genügt, Doktor Marlens, der in Pontebba wartete. Ihre Adresse mitzuteilen. Daß ich mich dem Hauptmann anschloß, mag Ihnen beweisen, i» welch schiefe Lage sie ihn gebracht." Schrecklich", murmelte die Baronin. In ihr wogte en Kampf, den man ihr vom Ge sichte a diesen konnte. „Was loll ich tun?" . . . flüsterte sie vor sich hin. „Mein Gott, hilf mir . . . Wo ist der rechte Weg . . . Gott — Gott, wenn ich nur wüßte —?" Plötzlich richtete sie sim entschloßen auf: „Sei cs denn! Herr Polizeirat, versprechen Sie mir, daß, wenn ich Ihnen j.'ne Papiere jctz' übergebe, die Asiäre ein für allemal aus de: Welt geschafft ist? Daß Sie alle weiteren Schritte gegen den Haupt mann unterlassen, daß die ganze Angelegenheit nlchr vor die Ocffentllchkeit gelangt?" Dem Polizeirat war's, als müßte er aufjauchzen. Er stand am Ziele. „Ick kann Sie meiner vollsten Diskretion ver sichern', antwortete er. „Soweit es in meiner Macht steht, wrrü kein unnötiges Wort außer dienstlichen Rapporten verlautbart werden." Er konnte dieses Versprechen mit ruhigem Ge wissen geben, denn vor einer Woche erst hatte er von hoher stelle wieder den Wink erhalten, die Ange legenheit in möglichst diskreter Form zu Ende zu bringen. „Dann holen Sie die Tasche." Der Polizeirat ging ins Nebenzimmer. Als er nach den Akren greifen wollre, legte Haupt- mann Fernkorn die Hand auf seinen Arm. „Pardon, aber diese Tasche ist Eigentum meiner Braut. Ich darf sie nur in ihre Hände legen." Ehe der Polizeirat etwas erwidern konnte, hörte er die Stimme der Baronin: „Gib sie ihm, Franz. Es ist mein Wunsch. Er soll sie mir bringen." Der Polizeirat empfand ein bei seinem Berufe seltenes Gefühl der Spannung, als er die Tasche der Baronin überreichte. Meta löste ohne Zaudern das Siegel, riß die Tasche aut und hielt dem Polizeirat eine Anzahl Do kumente hin. „Da haben Sie die Papiere! Vergeßen Sie nicht, was sie mir versprochen haben." Ein einziger Blick belehrte den Polizeirat, daß alle seine Erwartungen übertroffen waren. Was er nicht zu hoffen gewagi. war eingetroffen. Die Papiere, die ihm die Baronin Sternberg übergab, waren militärische Dokumente — jene wich Paris, 26. April. (Telegramm.) Aus Fez traf soeben über Tanger die Meldung ein, daß ein am Morgen des 19. d. M. vom Nordosten her auf die Hauptstadt unternommener Sturmangriff von über 200t) Leuten des Uled-Djama-Stammes durch die Artillerie Les scherifischen Palastes abge- wicsen werden konnte. Die Konsuln bestehen mehr als je darauf, daß die Europäer von Fez und Tanger unter sicherer Hut gebracht werden sollen. Jetzt ist das aber noch nicht durchführbar, da die Straßen noch von den Stämmen besetzt sind. Der I o u r n a l i st H o u e l, der Korrespondent des Pariser Journals in Fez, der Anfang April von Tanger abgereist war und eine Zeitlang bei der Truppe Vrömond sich aufgehalten hatte, verirrte sich zu den Beni Mter, wurde gefangen ge nommen und in Ketten gelegt. Ueber die militä rischen Operationen de: französischen Truppen werden jetzt folgende Einzelheiten bekannt: Die aus sultans treuen Truppen bestellende leichte Schauja- kolonne, die unter französischer Führung schon bis über den Regregfluß vorgedrungen ist und sich gegenwärtig zwischen Rabat und Mekines befindet, hat die 'Ausgabe, das Gelände bis zum Gebiet der Scherardaleute aufzuklären und sich womöglich mit der Kolonne des Majors Broinoud zu ver einigen. Dieser hat, wie es heißt, am 21. d. M. im Norden des Sebu durch seine Artillerie einen kleinen Vorteil gegen die räuberischen Berber errungen und sich damit die Verproviantierung gesichcn. Niemand denkt hier aber daran,'daß die Kolonne Broinond auch nach ihrer Vereinigung mit der Hilfskolonne aus der Schauja den Belagerern von Fez ernsten Schaden zu fügen könnte. Die französische Armeeleitunq wurde vielmehr durch General Moinier, der von Casablanca aus die Truppennachschübe leitet, darauf vorbereitet, daß eine nachhaltiae Aktion nicht vor dem Eintreffen der ersten :)000 Mann französischer Truppen in Casablanca, also nickt vor dem NO. April, zu erwarten steht. General Moinier rechnet darauf, daß er in der ersten Maiwoche weitere 7000 Mann mit zunächst drei Gcsckützbatterien aus dem Mutter lande erhält. Mit einer so verstärkten Truvpe glaubt der General den Erfolg verbürgen zu können, be sonders wenn die gegenwärtig im Osten von Fez zufammenqezoaenen französischen Abteilungen ihrer seits kräftige Vorstöße über Taza hinaus unter nehmen und Len Belagerern der Hauptstadt so viel als möglich zu schaffen geben. Berlin, 26. April. (Telegramm.) Von Deut schen sind in Fez eingeschlossen di« aus vier Mitgliedern bestehende Familie des Konsuls Dr. Vassel und fünf andere Deutsche. politische Nachrichten. Eine Rede des französischen Finanzministers. Paris, 26. April. (Tel.) Finanzminister Cail - laux hielt gestern vor seine» Wählern in La Ferte-Bernard eine Rede, in der er u. a. sagte: Die Regierung werde eine Regierung der Ordnung, des Fortschritts, der Festigkeit und der (berechtig! it sein. Die privaten Interessen müßten hinter den all gemeinen Interessen stets zurückstchen. Wenn dies nicht der Fall sei, dann würde Frankreich schnell die Beute eines Cäsar werden. Das Volk würde sich dem ersten besten Retter zuwenden. Aber es handle sich nicht bloß darum, die Ordnung zu sichern, sondern man müße eine Politik der Reformen ver folgen, und er hoffe, einige derselben zu verwirklichen. tigen Papiere, die dem Frldinarschall-Leutnant Holm horst am 4. Januar während der Soiree aus der schreibtischlade gestohlen worden waren . . . So hatte eine Finte des erfahrenen Kriminalisten mehr vermocht, als wochenlang« Untersuchungen und Recherchen. Polizeirat Wurz war zu sehr Herr seiner selbst, als daß er auch nur durch einen Blick die Freude ver raten hätte, die er in dem Augenblicke empfand, als er die so lange gesuchten, wichtigen Dokumente rn Empfang nahm. Scheinbar gelaßen, als bandle es sich um eine ganz gleichgültige Sache, ließ er di« Akt«n in die innere Tasche seines Gehrockes gleiten und fragte dann die Baronin, die während der ganzen Zeit wie leblos mit hängenden Armen in einem Lehnstuhl ge sessen und vor sich hingcstarrt hatte: „Was wollten Sie eigentlich hier mit diesen Pa pieren beginnen?" „Mit den Papieren?" fragte sie wie geistesab wesend — „hier nichts. Mitnehmen nach Wien wollte ich sie. Dort wäre es mir ein leichtes gewesen, die Papiere an den alten Ort zurückzubringen. Ich ver kehre viel und ost und natürlich sehr intim im Hause meines Onkels Holmhorst Man hätte sie plötzlich wieder gefunden und alles wäre gut gewesen. Das wollte ich mit den Papieren." Sie seufzte tief auf, dann wandte sie ihre Augen bittend dem Polizeirat zu. „Aber nicht wahr, es wird alles so gehen? Sie selbst werden das jetzt besorgen? Ich kann mich doch auf Sie verlaßen? Und der Hauptmann bleibt ganz aus dem Spiel? Das haben Sie mir versprochen. Sein Name darf gar nicht dabei genannt werden. Sie werden diesen Ehrenmann, diesen vornehmen, lau teren Charakter doch nickt in seiner Eristenz und Stellung gefährden? Nicht wahr, Sie werden trach ten, daß die Öffentlichkeit nichts erfährt?" „Ich versprach Ihnen schon, zu tun, was in meiner Macht steht. Die endgültige Entscheidung steht ja nicht mir, sondern höheren Behörden zu. Aber ich darf Ihnen zusichern, daß die Sache, wie geiagt, mit der größten Diskretion erledigt werden wird. Sie kommen ja mit uns nach Wien und werden uns be hilflich sein, wenn es einen oder den anderen dunklen Punkt noch aufzuklärcn gibt." „Gewiß", antwortete die Baronin und erbob sich. „In drei Stunden können wir reisen. Sic mißen gar Die Arbeiterruhegehälter beständen in Deutschland und würden gegenwärtig in Eng- landeingeführt. Die Ergänzungvsteuer zur Einkommensteuer, die die französischen Konservativen wünschen, bestehe bereits in Eng land. Nochmals die französischen Eisenbahner. Paris, 26. April. (Tel.) In der gestern stattge habten Vollversammlung der Aktionäre der Ost bahn teilte der Präsident dcr Gesellschaft mit, Lag von den nicht wieder angcstell > Eisenbahnern nur si Prozent keine Arbeit gefunden hätten. Die Gesellschaft sei bereit, diesen Arbeitslosen gegenüber das größte Wohlwollen insbesondere in der Zuwen düng von Unterstützungen zu betätigen, aber deren W i e d e r a n st c l l u n g sei im Hinblick auf die Disziplin, auf der die Sicherheit Les Publikums beruhe, absolut unmöglich. Die Versammlung billigte einstimmig diese Erklärung. Außerdem wurde ein Beschlußantrag angenommen, daß das geplante Ges.'tz, betreffend die rückwirkende Kraft der Pensions gewährung mit allen gesetzlichen Mitteln zu be kämpfen sei. Französischer Bcrgarbeitertongrcß. Paris, 26. April. (Tel.) Der gestern in Lommentry eröffnete B c r g a r b « r: e r ko n g r e ß faßte Be schlußanträge, in denen die Forderung nach dem Achtstundentag aufrechterhalten und das Ver bot der Frauenarbeit verlangt wird. Die Frage, welche Mittel zur Verwirklichung dieser und anderer Forderungen ergriffen werden sollen, wird übermorgen in geheimer Sitzung behandelt werden. Außerordentlicher Reichstag in Schweden. Berlin, 26. April. (Telegramm.) Stock holmer Nachrichten zufolge trägt man sich dort mit der Absicht, einen^ außerordentlichenRcichs- tag für den Sommer einzuberufen, um den Handelsvertrag mit Deutschland zu er ledigen. Der kampflustige Klerus in Portugal. Lissabon, 26. April. (Telegramm.) Die hiesige (Geistlichkeit bat gestern unter dem Vorsitz des Pa triarchen in der Kathedrale eine Versammlung ab gehalten und einstimmig eine Resolution an genommen. in de: auf die schwierige Lage hingewiesen wird, die sich für die Kirche Lurch das neue Trennnngs- gesetz ergebe. Die Geistlichkeit sei zur Vertei dig u n g der Rechte der Kirche bereit. Persien und die britische Expedition. Teheran, 26. April. sTelegramm.) Dem Blatte „Traninoh" zufolge erklärte der Minister des Aeußern, die britische Expedition nach 4>«r Mekranküste wurde ohne die Erlaubnis der persischen Regierung unternommen. Debatte über die Bankanleihe in Persien. Teheran, 26. April. (Telegramm.) In der Medschlis fand gestern eine lange Debatte über die Bankanleihe statt. Die Demokraten pro testierten heftig gegen eine Ausgabe ohne Einsetzung einer Kontrollkommission. Schließlich wurde über die Annahme dcr Anleihe im Prinzip abgesrimml, wobei für die Annahme -lO Abgeordnete stimmten: dagegen wurde keine Stimme abgegeben, da sich die Demokraten der Abstimmung enthielten. nicht, welche Last mir jetzt vom Herzen fällt, seit diese Sach« aus der Welt geschafft ist." „Und die andere?" „Die andere? Ah, sie meinen den Mord. O, deswegen ist mir nicht bange. Den Verdacht, der auf mir ruht, kann ich mit emem Worte zerstören." „Mochten Sie dieses eine Wort nicht sprechen?" Die Baronin zauderre. „Der Besitz dieser Dokumente hat ja Ihre Si tuaiion nur verschärft", bemerkte Wurz. „Da der Zu sammenhanH der t>ciden Verbrechen für uns seststeyt. w müssen sie auch um den Mord wissen. Und die Polizei muß nach dieser Richiung weitersorschen. Da könnte alles mögliche herauskonimen. Zum Beispiel, daß die Adresse des Hauptmanns Fernkorn notiert war. Jenes Offiziers, dcr zu Ihnen in dem Augen blicke nach Italien fuhr, um Ihnen die entwendeten Papiere zu überbringen, als Sie des Mordes ver dächtigt, der Polizei entwischten. Sie müßen zugeben, daß sich Ihre Situation gewiß nicht verbessert hat. Vielleicht erkennen Sie das jetzt und entschließen sich zu einem vollen Geständnis. „Geständnis . . .? Si« halten mich also doch für die Mörderin?" „Versetzen Sie sich in meine Lage. Was soll ich annehmen? Ihr früherer Bräutigam wird erschoßen. Er war ein Spion. Die Papiere, um derctwillen er vielleicht nach Wien kam, befinden sich in Ihrem Be» sitz. Und Sie sind die Braut eines Generalstabshaupt manns, der der Vertrauensmann jenes Generals war, in deßen Wohnung der Diebstahl begangen wurd«." „Der Mord hat mit diesen Papieren nichts zu tun!" antwortete die Baronin. „Das behaupte ich auch nicht Aber liegt es nicht nahe, daß jener Mann Ihrer Verbindung mit dem Hauptmann im Wege stand? Wäre es nicht denkbar, daß Sie das Aeußerfte wagten, um einen unbequemen Menschen, einen Menschen, der Ihr Lebensglück ver. Nichten konnte, aus dem Wege zu räum«n? Wären das nicht Motive genug?" Di« Baronin sah starr zu Boden und schwieg. „Sehen Sie das alles nicht ein?" „Ja. ich sehe cs ein", antwortete die Baronin tief aufseufzend. „Wenn ich Ihnen nun die Möglichkeit jedes Motivs nehme, werden Sie mich auch dann noch für die Mörderin halten?" „Ich bitte, verehrte 'Baronin, fragen Sie nicht, sondern haben Sie die Güte, zu antworten."
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