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Dresdner Journal : 01.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189702010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-02
- Tag 1897-02-01
-
Monat
1897-02
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 01.02.1897
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vez»«SPret«: kftk Dresden vierteljährlich: »Mark 50 Pf., beiden »aller- lich deutfcheii Postansluilcu virrteljäh,i ch »Mark-, außer halb de» Deutfchea Reiche« Poß- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf »rfchrtue«: Täglich mit Aul nähme der Sonn- und Feiertage abend« Ferufpr -Lufchluß: Rr 1L-S Dresdner M Journal. A»kK»ht«»»««te»ü-»e», Für den Raum einer gefpal- tenen geile keiner Schrift >0 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Ä Bei Tabellen- und glffernsaß entsprechender Ausschlag. HerauSgeSer: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwrngerstr ro ^ernspr.-Anschluß: Nr tL-ü >897 Montag, den I. Februar, abends. Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate Februar und März werden zum Preise von 1 M. 70 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für auswärts: bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von 2 M. König!. Expedition des Dresdner Journals. Kollator: die oberste Schulbehörde Einkommen: außer sreier Wohnung und Garlengenuß 1000 M vom Schul- und 3l0 M 76 Ps vom Kirchendltnst, 72 M. für den Unterricht in der Fortbildungsschule und 54 M 5« Ps. Holzgeld BewcrbungS- gcsuche unter Beifügung sämtlicher Zeugniste sind bis zum lk. Februar an den König! Bezirksschulinspektor Reil in Oschatz einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Die böhmische Frage ist durch die am 26. Januar im böhmischen Landtage im Namen der Regierung vom Statthalter Grafen Coudenhove abgegebene Erklärung über das künftige Vorgehen des Ministeriums Badeni in der Behand lung dieser Frage und durch die neuerdings erfolgte Verlautbarung über die geplante Einführung der tschechischen Sprache in die innere Amtierung in Böhmen und Mähren in aller Form wieder auf gerollt worden. In Österreich vollzieht sich lang sam, aber sicher das, was der jungtschechische Abgeordnete Kramarz in seiner Reichsratsrede am 9. Dezember 1896 als das erste Postulat des böhmi schen Volkes namhaft gemacht hat, wenn das Mi nisterium Badeni der böhmischen Frage thatsächlich naher zu treten beschlossen habe: „Nicht den ehrlichen Makler soll die Regierung spielen, sondern sie muß die Voraussetzungen zu einem nationalen Frieden in den böhmischen Ländern schaffen, und diese Voraus setzungen sind nicht anders zu schaffen, als wenn man den Zustand des absolut gleichen Rechtes herstellt Die Deutschen werden, wenn einmal die nationalen Verhältnisse in Böhmen, Mühren und Schlesien ge ordnet sind, im eigenen Interesse dazu gezwungen werden, dieser großen Frage gegenüber eine andere Stellung einzunehmen." Das Aktionsprogramm der Regierung in der Behandlung der böhmischen Frage ist in der oben erwähnten Regierungs erklärung, die, wie jetzt allseitig bestätigt wird, that sächlich vorher mit der jungtschechischen Reichs ratsdelegation vereinbart worden war, unzweifelhaft auf der Basis dieser Forderung der Tschechen auf gebaut worden. Das „absolut gleiche Recht" des Abg. Kramarz ist identisch mit der „vollen Gleich berechtigung und Gleichwertigkeit der beiden Volke- stämme" in der Regierungserklärung, und letztere läßt auch keinen Zweifel darüber übrig, daß Graf Badeni wirklich als die erste Vorbedingung zur Herbeiführung des nationalen Friedens in Böhmen die Notwendig keit anerkennt, daß hier der Boden znr Lösung der böhmischen Frage durch die vollständige Durch führung der nationalen Gleichberechtigung, wie sie di» Tschechen verlangen, vorbereitet werde. Der erste Schritt der Regierung auf der zu diesem Ziele führen den Bahn ist bereits in aller Form angekündigt: nach Beendigung der bevorstehenden Reichsratswahlen werden der Minister des Innern und der Justiz- minister Verordnungen erlassen, welche die tschechische Sprache als innere Amtssprache nicht allein bei den Gerichten, sondern auch bei allen Behörden in Böhmen und Mähren einführen wird. Diese Maßregel wird notwendig zur Folge haben, daß künftighin nicht nur alle politischen Beamten und Richter in Böhmen und Mähren, sondern auch alle Staatsbeamten in den Wiener Zentralbehörden, soweit diese mit der Verwaltung und Gerichtsbarkeit dieser beiden Kronländer in Beziehung stehen, der tschechischen Sprache in Wort und Schrift voll kommen mächtig sein müssen. Das sogenannte jungtschechi sche Regierungsorgan „Narodni Listy" fordert allerdings noch mehr, als die Tschechisierung aller Ämter in Böhmen und Mähren und auch der Wiener Zentral behörden, cs verlangt noch, daß in den böhmischen Kronländern überhaupt der äußere Charakter der Be ¬ hörden — der nationalen Gleichberechtigung nach Maß gabe der Bevölkerungszahl der beiden Volksstämme entsprechend — vorwiegend nationaltschechisch sein müsse. Die Befriedigung auch dieses Wunsches des unersättlichen Iungtschechentums dürfte jedoch von der Regierung kaum ernstlich in Erwägung gezogen werden, wie denn auch schon der in Lemberg erschei nende „Dziennik PolSki" offenbar auf Grund einer zuverlässigen Nachrichtenquelle zu melden weiß, daß die erwartete Sprachenverordnung nur die Gerichts sprache und die Amtssprache der politischen Verwalt ung betreffen, und keineswegs auch die Sprachenfrage in der Bahn- und Forstverwaltung, und auch nicht in den Ministerien oder im obersten Gerichtshöfe einer Neuregelung unterziehen würde. . Ob diese, die Tragweite der angekündigten Sprachen Verordnung einschränkende „Berichtigung" auf die jetzt unter den Deutschen in Böhmen und Mühren Herr schende hochgradige Aufregung beruhigend einwirken wird, ist sehr fraglich, nachdem die deutsch böhmische Presse einmütig und energisch gegen das kundgegebene Aktionsprogramm des Ministeriums Badeni Stellung genommen und dem letzteren einen Kampf auf Tod und Leben angekündigt hat, falls es auf der in der Regiernngserklürung gekennzeichneten Bahn sich that sächlich der böhmischen Frage nähern würde. Aus der Haltung der deutsch-böhmischen Preßorgane ist deutlich zu ersehen, daß der nationale Friede durch die geplante Neuregelung der Sprachenfrage im inncrn Dienstverkehr der Behörden in Böhmen und Mühren, wie sie die Negierung plant, nicht erleichtert, sondern im Gegenteil noch mehr erschwert werden würde. Bei unbefangener Beurteilung des in der im böhmischen Landtage verlesenen Regierungserklärung enthaltenen Regierungsprogrammes in der böhmischen Frage ist allerdings nicht in Abrede zu stellen, daß die leitenden Grundsätze desselben der gegenwürtig in den maßgebenden Kreisen herrschenden Auffassung dieser Frage entsprechen. Die Notwendigkeit der An bahnung des nationalen Friedens in Böhmen wird dort zweifellos mehr empfunden als die des unent wegten FesthaltenS an dem sprachlichen Status guo in der Verwaltung seiner beiden Kronländer. Durch aus zeitgemäß erscheint auch das Urteil des ver storbenen Kronprinzen Rudolf über den unveränder lichen Stand der böhmischen Ansgleichsfrage, das sich in den soeben veröffentlichten „Erinnerungen" .Fukatys (des kürzlich verstorbenen Herausgebers der liberalen „Buda - Pester - Correspondenz") vorfindet. Hr. Fukaty hat mit dem Kronprinzen mehrere Jahre hindurch bis zu dessen Tode einen regen Verkehr unterhalten, und ist von ihm auch während seines mehrjährigen Aufenthaltes in Prag öfters auf dem Hradschin empfangen worden. Eines Tages habe nun der Kronprinz nach Beendigung des Soupers in An Wesenheit des ungarischen Preßpolitikers folgenden Be trachtungen über die böhmische Frage Ausdruck ver liehen: Das Leben in Prag kann mich in keiner Weise befriedigen. Ich kann den unglücklichen Zwist, der zwischen der deutschen und tschechischen Bevölkerung dieses Landes besteht, nicht länger ansehen, und wenn sich diese Situation nicht bessert, so bin ich nicht im stände, in Prag zu bleiben. Wenn ich einen zum deutschen Lager gehörigen Herrn besuche, beklagen sich sofort die Tschechen, und wenn ich tschechische Mag naten aussuche, zeigt sich bei den Deutschen Mißmut. Was soll ich unter diesen Umständen thun ( Trotz des anfrichtigen Strebens bin ich nicht im stände, die beiden Volkselemente miteinander auSzusöhnen. Dazu ist nur die Regierung berufen, und ich bin überzeugt, daß dies, wenn man selbstbewußt und energisch daran ginge, gelingen wird. Diese Versöhnung ist aber unbedingt nötig, nicht darum, weil sie even tuellen üußeren Wirren gegenüber Österreich und auch der Gesamtmonarchie Kraft verleihen würde, Amtlicher Teil. Dresden, 31. Januar. Mit Allerhöchster Ge nehmigung ist dem zeitherigen Bezirksschulinspektor für Leipzig-Land, Schulrat vr. pdil. Gustav Emil Kühn, das Amt des Bezirksschulinspektors für die Stadt Leipzig und dem zeitherigen Bezirksschulinspektor in Dippoldiswalde, Hermann Ferdinand Richter, das Amt des Bezirksschulinspektors im Bezirk der Amtshauptmannschaft Chemnitz übertragen worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den zeitherigen Bürgerschuldirektor in Plauen i. V., l>r. phil. Wilhelm August Karl Lange zum Bezirks- schuUnspektor im Bezirk der Amtshauptmannschast Dippoldiswalde zu ernennen und dem BezirkLschul- inspektor Hermann Ferdinand Richter, zeither in Dippoldiswalde, den Titel und Rang als „Schulrat" zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem technischen Beirath des Bergamtes, Berg rath Bornemann in Freiberg den Titel und Rang eines Oberbergrathes zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Reichsgerichtsrath Stephan Hofsmann zu Leipzig den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ver liehenen Rothen Adler-Orden 4. Klasse anlege. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Architect Franz Hannemann zn Leipzig die ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen Coburg-Gotha verliehene Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Steinmetzobermeister Ehmig in Leipzig das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen Coburg-Gotha verliehene Ritter kreuz 2. Klasse des Sachsen-Ernestinischen Hausordens annehme und trage. Sruetmungtu, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Tepartcment der Finanzen. Bei der Berwaltune der Staatseisenbahnen sind ernannt worden: Mende und Nebel, zeither Hilssweichenwärter, als Weichenwärter II. Kl. in Chemnitz; Seidel und Winkler, zeither Hilss- weichcnwärter, und Schnabel, zeither Wagenrückervormann, als Weichenwärter II. Kl. in Hohenstein E, Narsdors und Leipzig I; Trommer, zeither Telegraphen Handwerker, als Telegraphenwärter in Zwickau; Streit, zeither Nuswärter, und Weber, zeither Aufschreiber, als Packer in Dresden und Niederwiesa; die nachgerannlen verpflichteten Arbeiter als Bahnwärter: Bischofs, Böttcher und Wittig, sür Posten Leipzig-Dresden 38, t II und 52 b *11, Dathe für Posten Glauchau-Wurzen 8, Drechsler, Poser, Quietzsch und Taubert, sür Posten Gößnitz-Geia 12, 13, 8a und 6, Fiebig nnd Richter sür Posten Görlitz-Dresden 65 und 38/39, Fischer sür Posten Waldheim - Rochlitz 2, Kretzschmar sür Poften Leipzig Hof 46n*I, Schneider für Posten Dresden-Werdau 72 und Starke für Posten Leipzig-Seit Hain 18. Tcp«rtcment des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die Filialkirchschulsielle in Lonnewitz b Oschatz. Kunst und Wissenschaft. K. Hofthcater. — Altstadt — Am 30. Januar: „Armide". Große heroische Oper in fünf Akten. Nach dem Französischen des Ouinault Musik von C. W. v. Gluck. "Nach zweijähriger Pause ist Glucks Werk wieder einmal neu eingeübt und vorgestern unter großer Teilnahme des Publikums aufgeführt worden. Die Oper verbirgt heute weniger denn je ihre teils der Zeit teils der Einseitigkeit des Komponisten entspringenden Schwächen, aber sie hält doch m nicht wenigen Partien die alten, schönen und reinen Wirkungen aufrecht, bietet uns im Ganzen Musik von einfacher Wirkung, Adel und dramatischer Empfindung, leitet auch gebildete Hörer, welche ihre Totalerscheinung unter historischem Gesichtspunkte zu erfassen vermögen, auf eine Prüfung des jetzigen Geschmacks im musikalischen Drama hin und bringt die darin erfolgten Irrungen und Abweichungen von dem Natürlichen ihrem Bewußtsein nahe. Der erste Finalsatz, die Tonschilderungcn, die Ballet musik, Armides Arie im zweiten, der Auftritt der Furie des Hasses im dritten und die erste Szene des letzten Aktes sind vornehmlich die Abschnitte des Werkes, welche sich über den würdigen, aber kühlen Eindruck anderer Teile erheben, uns stärker anziehen und fesseln. Die Titelrolle der Oper, eine der schwierigsten tragischen Partien, ist seit langen im Besitz Frl. Mal Ist ns; sie wurde durch die immer von regster Illusion erfüllte Künstlerin auch diesmal mit pracht voller Stimmwirkung edel, wahr und unmittelbar ergreifend im Ausdruck des Affekt« vorgeführt Hr Anthes hatte den Rinald schon bei der vorletzten Ein studierung übernommen, ist aber in dieser Aufgabe nicht fertiger geworden und läßt in der Kantilenoehandlung wie überhaupt in der musikalischen Belebung der viel Energie und Schwung erfordernden Nolle starke Wünsche offen Sonst ist die Besetzung eine ganz neue und gegen über der früheren teilweise vorteilhafter ausgefallen, ob wohl sich auch jetzt noch keineswegs eine im Stil voll kommene Aufführung darbietet, die uns zu dem Werke in das richtige, engere Verhältnis bringen könnte. Die Aus sichten dafür und zugleich für die Hebung der Gesangs kunst liegen aber, wie nicht erst näher erörtert zu werden braucht, derzeit so ungünstig, wie nur irgend möglich. Die vorteilhaften Veränderungen betreffen in erster Reihe die Partien der Furie des Haffes (Frau Wittich) und des Hidraot (Hr. Nebuschka). Sehr schön hat Frl. Bossenberger ihren Najadengesang ausgeführt. Ob Hr. Scheidemantel, dieser ausgezeichnete Vertreter des Ubald, als solcher in der Vorstellung schon früher mit gewirkt hat, können wir nicht seststellen Bei alledem zeigte die Aufführung bis zum vierten Akt keine gleichmäßige An spannung aller Mitwirkenden, keinen rechten darstellungs frohen Zug im ganzen, und selbst bei Chor und Orchester fehlte es nicht an kleinen Schwankungen, trotzdem Hr Schuch die Leitung hatte. H. P. Aus dem König!. Kunstgewerbemuseum. Die Sonderausstellung kirchlicher Altertümer aus den Amtshauptmannschaften Grimma und Leipzig (Land), welche sich noch bi« zum 28. Februar im hiesigen Kunst gewerbemuseum befindet, erfreut sich in gewissen Kreisen eine« regen Interesses. Eine derartige Veranstaltung steht im engsten Zusammenhänge mit dem auf Kosten der König! StaatSregicrung vom K S. AltertumSvereine hrrauSgegebenen JnventarisationSwcrke, dessen Bearbeitung seit dem Tode StecheS von Cornelius Gurlitt übernommen worden ist Wenn die Ausstellung auch der Zahl nach gering ist (sie besteht nur au« gegen 80 Stück), so wird man doch darüber staunen, daß sich in einem verhältnis mäßig kleinen Bezirk Sachsen«, und zwar im Besitze kirch licher Gemeinden von Dörfern oder doch nur kleineren Städten so viele vortreffliche oder doch wenigstens be achtenswerte Schätze vorfinden Die Ausstellung enthält außer HostienteÜern, Hostien schachteln, Abendmahlslannen, Taufbecken, Altarleuchtern u. v. a. mehr vor allem eine stattliche Anzahl aus ver goldetem Silber bestehender Abendmahlstelche. Diese letzteren, welche den bei weitem größten Naum in der Ausstellung cin- nehmen, gehen mit wenig Ausnahmen auf eine typische gotische Grundform zurück. Die romanische Periode ist hierbei gar nicht vertreten, da das einzige Stück, das hier in Frage kommen konnte, der prächtige Kelch von St. Thekla (abgebildet bei Gurlitt a. a. O-, Heft XV! S. 131), vor etwa 1^ Jahren gestohlen wurde Es ist dieser Verlust aber um so mehr zu bedauern, da wohl wegen der Kostbarkeit der verwendeten Stoffe sich nur äußerst wenig Arbeiten aus dieser Zeit bis heute er halten haben Anders verhält es sich hier mit denen, die der gotischen Periode angehören, denn einerseits liegt ihre Entstehung unserer Zeit näher, anderseits muß aber auch ihre Anfertigung bei weitem zahlreicher geschehen sein als in der vorigen Periode Die Gotik arbeitete in ähnlicher, vielleicht noch vollendeterer Technik als die romanische Kunst, nur verwendete sie selten das Gold, meistens ver goldetes Silber oder Kupfer Die Hauptunterschiede machen sich in der Formgebung und Ornamentik geltend, was an dem Hauptstück der Goldschmiedekunst beider Perioden, dem Kelche, in folgendem kurz angedeutet wer den soll Der romanische Kelch zeigt im allgemeinen eine aedrungene, rundliche Form, man findet einen halbkugel förmigen oder eiförmigen Oberteil („Cuppa"), einen Knauf („NoduS") in Form einer plattgedrückten Kugel oder eines dicken Wulstes und einen trichterförmigen Fuß. Tie Or namentik setzt sich hierbei aus Kreisen, Bandverschlingungen, die in phantastischen Tierköpfen endigen und runden oder ovalen Medaillons mit Christus oder Heiligen zusammen. In der Gotik wurde der Kelch mehr in die Länge ge zogen, was einerseits durch die Einschiebung eine« „Stengel«", anderseits aber auch dadurch bewerkstelligt wurde, daß alle einzelnen Teile schlanker gehalten werden Die Cuppa sondern weil dieser Zwist auch auf wirtschaftlichem Gebiete großen Schaden verursacht und das fleißige und arbeitsfähige Volk in Böhmen nicht jene Resultate erzielen kann, welche die beiden Nationalitäten, Hand in Hand gehend, aufweisen könnten. Aber in erster Reihe halte ich die Versöhnung deshalb für wünschens wert, weil dann — hiervon bin ich überzeugt — ein liberales Regime eintreten würde, nach welchem auch die überwiegende Mehrheit der tschechischen Nationa lität sich sehnt. Ich wenigstens habe nirgends wahr genommen, daß von den gebildeten Tschechen auch nur ein einziger der Reaktion anhängt. Solange die liberalen Elemente der beiden Volksstümme nicht miteinander Frieden schließen, um der gefährlichen Reaktion und den vaterlandsfeindlichen Extremen ge meinsam entgegenzutreten, so lange kann eine erfolg reiche Thätigkeit und eine befriedigende Zukunft nicht erwartet werden. Dit „Einiqkeit aller Liberalen" unseres großen deutschen Vaterlandes tritt in im posanter Weise zu tage, wenn man in die gestrigen liberalen Zeitungen einen Blick thut. Da prangt zunächst in der „Vossischen Zeitung" folgende Mitteilung: Um eine Klärung der gegenwärtigen Parteiverhält- nifse mit Rücksicht auf deu bevorstehenden Reichstags Wahl kampf herbeizuführen, hat der gcschäftsführende Ausschuß des Wahlvereins der Liberalen in Übereinstimmung mit den Mit gliedern der freisinnigen Vereinigung des Reichstags und des preußischen Abgeordnetenhauses solgende Er klärung beschlossen: Ein Zusammenwirken der liberalen Wähl er bei den im Jahre 1898 bevorstehenden Reichstagswahleu und eine rechtzeitige Verständigung über die auszustellenden Kandr baten ist angesichis der Gefahr, mit welcher die extrem agrarische Agitation unser öffentliches Leben bedroht, ein dringendes Gebot Ter geschäftsführende Ausschuß des Wahloereins der Liberalen Hal in Ausführung dieser Erklärung zunächst an den gejchüstssührenden Ausschuß der freisinnigen Volkspartei folgendes Schreiben geeichter: Berlin, 30 Januar 1897. An den geschäftsführenden Aus schuß der freisinnigen Volkspartei, z. H dcS Hrn. Reichstags abgcordneten Eugen Richter als Vorsitzenden Sehr geehrte Herren: Der unterzeichnete geschüftssührendc Ausschuß des ÄahlvereinS der Liberalen (Freisinnige Bereinigung) ist bereit, seinen Gesinnungsgenossen im Reiche zu empfehlen, in den zur Zeit durch Mitglieder der freisinnigen Volks Partei vertretenen Wahlkreisen eine Verständigung über die bei den bevorstehenden Reichstagswahleu aufzustellendeii Kandidaten auf der Grundlage der Aufrechterhaltung des gegenwärtigen Fraktionsbesitzstandes herbei- zuführen und richtet die ergebene Anfrage an den geschäftS- sührenden Ausschuß der freisinnigen Bolkspartci, ob derselbe gewillt ist, seinen Parteigenossen das gleiche Vorgehen gegenüber der sreisinnigen Vereinigung in den Wahlkreisen zu empfehlen, die zur Zeit im Reichstage durch Mitglieder der sreisinnigen Bereinigung vertreten sind. Im Fall einer bejahenden Antwort wird sich der unterzeichnete Ausschuß gestatten, betresfs anderer Wahlkreise, die gegenwärtig nicht durch Freisinnige vertreten sind, Vorschläge zu unterbreiten Um etwa störenden Zwischensällen nach Möglichkeit vorzubeugen, bitten wir um eine möglichst baldige Antwort. Hochachtungsvoll der geschüftssübrende Ausschuß des Wahlvereins der Liberalen: gez Rickert, Vorsitzender. H. Schrader Th. Barth. Pachnicke L Bamberger. Fr. Goldschmidt. Paul Jonas. An Hrn. Eugen Richter ist gestern dieses Schreiben offenbar noch nicht gelangt gewesen, denn in seiner „Freisinnigen Zeitung" findet sich noch kein Wort darüber vor. Aber wie seine Antwort auf das Angebot der Herren Rickert, Bamberger und Genossen lauten wird, kann man aus dem gestrigen Leitartikel seines Blattes über die „Freisinnige Vereinigung" schon entnehmen. Es heißt da u. a wie folgt: Die Freisinnige Vereinigung ist gegenwärtig sehr ge schäftig, durch allerlei Machenschaften in der Presse und auch fonst durch allerlei Schlagworte die Freisinnige Volkspartei vor Wählern, welchen die Übersicht über die wirklichen Verhältnisse im Lande außerhalb des eigenen Wahlkreises abgeht, ins Un recht zu letzen Unter dem Ruf nach Einigung aller Liberalen wird insbesondere die Forderung der Wahrung des gegen seitigen Besitzstandes erbeben. Dort, wo ein Liberaler das Mandat besitzt, soll das Mandat in der Hand derjenigen Fraktion verbleiben, der er angehört. Tie Führer der Frei- zog man gern nach oben zu aus, der Fuß war im Grund riß selten mehr einfach kreisförmig gestaltet, sondern zeigte vielfach eine Zusammensetzung von Kreisteilen und geraden Linien; Knauf und Stengel wurden kantig gemacht und bei dem ersteren auf Kreisen oder übereck gestellten Ouadraten (den „Röteln") symbolische Buchstaben oder Dinge gebildet In den meisten Abendmahlskelchen der Ausstellung, auch denen, die auS viel späterer Zeit stammen, ist man nun auf diese gotische Grundform zurückgegangen Aber gerade dieses fortwährende Verändern ein und desselben Themas ist es, was sowohl für die vergleichende Kunstwissenschaft als auch für diejenigen Künstler, welche sich mit derartigen Aufgaben befassen, von großem Interesse ist Zu den schönsten und charakteristischsten der ausgestellten Kelche sind der aus dem Besitz der Stadtkirche zu Colditz, dann der berühmte „MönchSkelch" aus der Fürstenschule zu Grimma, diejenigen von Plaußig, Großdölzig, Belgershain und Pausitz zu rechnen. Als ein treffliches Beispiel dafür, wie man in der Renaissance die gotische Grundform mit dem Ornament der damaligen Zeit verziert hat, muß der zier liche, äußerst reizvoll gestaltete Kelch von Hohnstädt be zeichnet werden. 8 Die Wiener Hosoper hat sich an der Schubert- Feier mit Ausführungen der Singspiele „Der vierjährige Posten", „Der häusliche Krieg" und „Die Verschworenen" beteiligt. Letzteres Werk ist in der ursprünglichen Gestalt gegeben worden, nicht in der Pariser Fassung. Hanilick schreibt zur Geschichte dieses Singspiels sowie über die Wiener Festaussührung: Am 19. Oktober 1861 erfolgte unter Deffoff» Leituna die erste szenische Ausführung der „Verschworenen" im Wiener Kärntnerthor - Theater Eine genügende, doch keineswegs glänzende Vorstellung Die Oper erhielt sich ziemlich lange auf dem Repertoire und in der Zuneigung de« Publikum« Da fiel e« in den siebziger Jahren einem späteren Direktor ein, sic in einem neuen Gewände vorzuführen Schubert« „Verschworene"
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