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Dresdner Journal : 20.06.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187506206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750620
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750620
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-06
- Tag 1875-06-20
-
Monat
1875-06
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 20.06.1875
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N.: Z/aa»«»te>n F UvAier; NerUa Vi«a - Lawdnrx - kraß - - Vranitturt ». H. Uüncdsa: ktinck 2ko««e, LsrUv: ä', ^'orvict, Znvattcken e/an^, ZZ ^tkörec^t, Srswsu: Z; KeLtotte, 8r»»l»n: Z> L7«NA<>»', Uüreau; 0b»maiti: z> Ue>»at/ rrankknrt » n.: Zr ZaeAer'setlv u. Z 0. kkerrmanv ^ns Uuodk , kleine«! Z'o., OSrUtii Z»v -Zt., L»m»»v«r: Z'. L'c^ü««ier, karti: Z/arr», Z^aM«, Luktter <Z Oo, »tatt^an: Z-a»tLe <- Oo., Sawdnrx: Z^ L1e»«ckAen, Visa! X/. OxpeUt. K«r»u»x«derr XSnixl. Lrpsckitiov 6e« Vrssckvsr Zournal«, Uresäev, Ltar^arvtksustrasss Ho. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 19. Juni. Seine Majestät der König haben dir von dem Kommandeur der I. Jnfanteri-Dt- vifton Nr. 23, Generallieutenant Nehrhoff von Hol- derberg, erbetene Stellung zur Disposition, unter Ge währung der gesetzlichen Pension mit der Erlaubniß zum Forttragen der Generalsuniform mit den vorge- schriebenen Abzeichen allergnädigst zu genehmigen und bei diesem Anlässe dem genannten General in Anerken nung seiner sowohl im Frieden geleisteten treuen und ersprießlichen Dienste, wie auch besonders vor dem Feinde bewährten vorzüglichen Führung der allerhöchsten Trup pen dm Charakter eines Generals der Infanterie huld reichst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben dem Bauverwalter, Hauptmann v. d. A. Karl Eugen Hann in Dresden das Ritterkreuz vom Verdienstorden allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Nebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschail. (Neues Fremdenblatt.) Tagesgeschichte. (Berlin. Hakenberg bei Fehrbellin. Straßburg. Paderborn. Dessau. Wien. Karlowitz. Prag. Brünn. Buda-Pest. Paris. Brüssel. Madrid. London. Boston. St. Petersburg. Bukarest. Belgrad. New-York) Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Gruna. Pirna. Lichtenstein. Dahlen. Nossen.) Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschaft. Sächsische Bäder. EingesandteS. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Erste Beilage. Ernennungen, Versetzungen ic. im Ssfentl. Dienste. Statistik und BolkSwirthschaft. BetriebSüberficht der k. sächs. StaatSeisenbahnen pro Monat April d. I. Inserate. Zweite Beilage. Börsevnachrichten. Telegraphische WitterungSberichte. Inserate. Teltssr.iMschc Nachrichten. Schwerin, Freitag, 18. Juni, Abends. (W. T. B.) Königin Olga von Württemberg ist zum Besuche des großherzoglichen HofeS heute Abend ^6 Uhr hier rinartroffen, die Rückkehr deS Groß- Herzogs von Gräfenberg wird morgen erwartet. Paris, Freitag, 18. Juni, Abends. (W. T. B.) Der Gerichtshof von Air, der zu einem Gut achten über die Gerichtsreform in Aegypten auf gefordert worden war, hat sich für die Beibehal- tung der bisherigen Capitulationen ausgesprochen. Versailles, Freitag, 18. Juni, Abends. (W. T B.) In der heutigen Sitzung der Nationalver sammlung richtete der Deputirte Lorgsril (von der äußersten Rechten) wegen deS Abhandenkommens von drei vertraulichen Schreiben deS General- proeuratorS v. RenneS an den früheren Justiz minister Tailhand eine Anfrage an den jetzigen Feuilleton. Redigirt von Otto Bauck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Freitag, den 18. Juni: „Memoiren des Teufels", Lustspiel in drei Ac ten nach dem Französischen von Th. Hell. (Neu ein- studirt) „Sie will ihre Mutter verheirathen ", Lustspiel in einem Act von L. und M. Günther. Die alten Ueberliefrrungen für das erstgenannte, oft gesehene französische Lustspiel sind in Dresden sehr glänzend, und zwar nicht blos wegen Emil Devrient's unvergleichlicher Repräsentation des Robert, sondern ebenso in Bezug auf die ganze Darstellung. Diese hat zwar im Laufe der Zeit verschiedenen Wechsel erfahren, ist aber immer im Gleise eines gu ten Ensembles verblieben, oder wieder in ein solches eingetreten. Das in seinen pikanten Theaterefsecten immer noch unveraltete Stück neu einzustudiren lobnte sich und ver dient den Dank des Publicums, das stets lebhafte Freude an den Steigerungen hatte, die der unermüdliche Dich ter, wenn auch ost mit eben so viel Naivetät wie feiner Speculation, den Scenen des Haupthelden zu geben verstand. Diese Comödie, die sehr gefällig mit andern Piecen zusammen zu stellen ist, um einen wirksamgefärbten Theaterabend zu bilden, läßt sich bei einem größeren Personal verschiedenartig besetzen, wenigstens m ihren Nebenrollen, die alle charakteristisch, für den Schauspieler dankbar, aber doch nicht so ausgedehnt sind, um hervor ragende Kräfte zu verlangen. Zu diesen kleinen Charakterrollen, halb zur Staffage und halb zur Handlung gehörig, zählt wesentlich Justizminister Dufaure. Letzterer erwiderte, er habe wegen der Beiseiteschaffuna dieser Schreiben und zur Ermittelung deS Urhebers derselben eine Untersuchung angeordnet. Der Untersuchungsrich ter werde morgen Koucher Careil (der von der Linken früher für das Departement Cotes-du-Nord als Wahlcandidat ausgestellt war) über diesen Gegenstand vernehmen, denn Foucher Careil babe erklärt, die gedachten Schreiben seien von ihm dem Be richterstatter der Commission, Choiseul, -»gestellt worden. Brüssel, Freitag, 18. Juni, Abends. (W. T. B.) Die Arbeitseinstellung im Berinage nimmt immer größere Dimensionen an, die Zahl der Strikenden beläuft sich heute auf SOW. Die Ruhe ward bis jetzt nirgends gestört. Dresden, 19. Juni. Das „Neue Fremdenblatt" enthält einen Ar tikel, der als Commentar zu den Verhandlungen der italienischen Deputirtenkammer über das Sjicheftheitsgcsetz auch für unsere Leser nicht ohne Interesse sein dürste. Das genannte Wiener Blatt schreibt: „Die italienische Kammer hat die Debatten über das Sicherheitsgesetz beendet. Dieselben haben den Vorhang von einem schrecklichen Abgrund der Corrup- tion gezogen, und das Ministerium Minghetti bat wahr-, sich keine Ursache, auf den winzigen Sieg, welchen es" in der zwölften Stunde davongetragen hat, besonders i stolz zu sein. Durch die Annahme der PisaneUi'schen Amendements zu dem Sicherheitsgesetz hat die Oppo sition ihren Hauptzweck erreicht. Das Zwangsdomicil kann nicht, wie die Regierungsvorlage wollte, gegen jede verdächtige Person ausgesprochen werden, sondern darf nur gegen solche Individuen Anwendung finden, welche schon unter Polizeiaufsicht stehen oder bereits von den Prätoren eine Verwarnung erhalten haben. Die Schwurgerichte werden nicht beseitigt, die Haus suchung kann nicht zu jeder Zeit vorgenommen werden, sondern ist nach wie vor an die verfassungsmäßigen Vorschriften gebunden; endlich kann die Präventivhaft nicht gegen jede Person, welche der Regierung ver- dächti, erscheint, sondern nur gegen solche Leute ver hängt werden, welche schon polizeilich bestraft worden sind. Von einer diktatorischen Gewalt, welche während der erregten Debatten vom Regierungstisch aus wieder holt für nothwendig erklärt wurde, kann demnach nicht mehr die Rede sein. Die Regierung, indem sie der Form nach siegte, hat in der Sache eine Niederlage erlitten. In Sicilien wird man damit freilich nicht zufrieden sein. Die Declamationen der Vertreter der Insel gaben Zeug- niß von der hochgradigen Aufregung, welche dort aller orten herrscht. Einstimmig haben die sicilianischen Ab geordneten aller Parteisckattirungen gegen die „„Ent ehrung"" protestirt, welche ihrer Heimath durch das Sicherheitsgesetz angethan werden sollte, und dieser „„ent ehrende"" Charakter ist dem Sicherheitsgesetz durch die PisaneUi'schen Amendements nicht genommen worden. Ob die Klagen berechtigt find, ob es zur Wiederher stellung der Ordnung auf der Insel keines besondern Gesetzes bedarf, das wird die durch die Enthüllungen Tajani's provocirte parlamentarische Untersuchung der Sicherheitszustände darthun. Diese Enthüllungen waren zwar in erster Linie gegen das Ministerium gerichtet, aber sie werden, wenn sie durch Thatsachen bestätigt werden, vor Allem beweisen, daß zur Wiederherstellung der Ordnung auf Sicilien etwas Außerordentliches zu geschehen habe. Der Kern der Tajani'schen Enthüllun gen lief darauf hinaus, daß die Regierungsorgane mit der „Maffia" unterhandelten, daß die Polizei selbst aus Majfioren bestehe, infolge dessen es geschähe, daß die Verwaltungsorgane die Thätigkcit der Justiz lähmten. Die Maffioren sind, nach Tajani's Schilderung, die Gauthier. Er kann leicht durch zu pittoresque Auffassung zur Caricatur werden. Herr Jaffä hat das Verdienst, solche auf der Grenze zwischen natürlicher Wirkung und Uebertriebenheit stehende Gestalten maßvoll und genre bildlich wahr auszuführen, und in solchem Sinne erfreute er durch feine Einzelheiten in Blick und Haltung, zögern der Geberde in dieser Partie. Die Rolle der Baronin v. Ronquerolles ist eine durch aus künstlerische Aufgabe, um so mehr, da diese im Herzen vornehme Dame von resignirter Gesinnung in den Conflict mit diesen Eigenschaften, d. b. mit sich selbst ge bracht wird, indem sie der Dichter zwingt, gleich manchem Gründer stehlen zu gehen, freilich nicht fremdes, sondern eigenes Besitzthum. Auch hierbei behauptet Frau Bayer den Nimbus edler Haltung. Frl. Carras spielte und sprach die Marie wärmer und natürlicher, als ich es bei ihr in ähnlichen Fällen sah. Herr Dettmer wird der durch die schöne Kraft seiner Persönlichkeit und seines warmen frischen Natu rells bedeutendste Robert sein, den wir jetzt auf der deutschen Bühne haben, wenn er auch in der Dämonie der Rede von einigen Genossen übertroffen werden möchte. O. B. Pariser Briefe. Pari». 17. Ium 1876. Dieses Mal gellen meine Worte einem kirchlichen Feste, einer heiligen Ceremonie, der Grundsteinlegung zu der auf dem Montmartre zu erbauenden Votivkirche, die gestern durch den Cardinal-Erzbischof v. Paris in feierlichster Weise vollzogen worden ist. Der alte Mont- martre, dessen Höhen in letzterer Zeit nur Windmühlen schmückten, hat sich ohne Zweifel nichts träumen lassen, Müßigen, die sich durch Vergehen bereichern wollen. Es fehlen fiste Regeln für die Maffia. Die Maffioren nähern sich einander und erkennen sich an dem Zweck, Verbrechen zu begehen. Sie haben eine besondere Ge richtsbarkeit und erkennen die sociale nicht an. Drei Stunden sprach Tajani in dieser Sache unter dem schrecklichsten, sich stets steigernden Tumulte, der ein Mal so arg wurde, daß der Präsident sich genöthigt sah, die Sitzung zu schließen. Tags darauf fuhr Tajani fort, um endlich die Moral aus seinen Enthüllungen zu ziehen. „Die Maffia", sagte er, „ist vorhanden und kann besiegt werden; aber sie wird unüber windlich sein, so lange sie in den Reihen der Agenten der Regierung herrscht, und jedes Vertrauen in die Verwaltung wird damit vernichtet. Man kann keine Ausnahmemaßregeln machen, indem man deren Ausführung Individuen übergiebt, von denen die Hälfte verdiente, von diesen Maßregeln getroffen zu werden. Dem Ministerium fehlt ein klarer Begriff. Alle sind wir einig im Verlangen nach der Untersuchung, die eine Diagnose des Uebels sein wird, das uns bedrängt. Es ist nothwendig, in Sicilien die Idee einer Regierung neu zu schaffen, eine Idee, die dort vollständig ver schwunden ist." Wie man angesichts der Tajani'schen Enthüllungen, die in den Hauptpunkten zweifellos richtig sind, behaupten kann, daß das Sicherheitsgesetz eine „„Entehrung"" Siciliens sei, ist uns unverständlich. Dagegen sind auch wie überzeugt, daß dasselbe nicht ausreichcn wird, um dem Uebel zu steuern. Was auch Tajani zu seinen Enthüllungen getrieben haben mag, wie wenig dieselben ihn auch ehren, da er bis vor wenigen Monaten mit der Regierung ein Herz und eine Seele war, so viel ist doch gewiß, in der Behaup tung, daß das unwürdige Verhältniß der Rcgicrungsorgane zu der Maffia aufhören muß, wenn nicht alle Gesetze illusorisch werden sollen, hat er vollständig Recht." — Die Wiener (alte) „Presse" bemerkt in derselben An gelegenheit: „Die Regierung hätte wohl würdevoller ge handelt, wenn sie ihren Entwurf einfach zurückgezogen und das Resultat der parlamentarischen Untersuchung abgewartet hätte, statt nach den heftigen und aufregen den Debatten eine Vereinbarung gutzuheißen, die ihr die gewünschte Vollmacht im Grunde nicht verleiht." Cligesgeschichte. * Berlin, 18. Juni. Nach dem „D. R.- u. St.-A." hat Se. Majestät der Kaiser die Brunnencur in Ems auf zwei Tage unterbrechen müssen, dieselbe jedoch be reits wieder aufnchmen können. — Wie aus Kiel ge meldet wird, beabsichtigt Se. kaiserliche und königliche Hoheit der Kronprinz bei Gelegenheit eines bei dem Fürsten von Putbus in Aussicht genommenen Besuches das deutsche Uebungsgeschwader bei Swinemünde zu be sichtigen. Der Kronprinz bcgiebt sich von Kiel Ende dieser Woche mit der dort am 19. d. M. in Dienst zu stellenden kaiserlichen Yacht „Grille" nach Swinemünde. Bis zum Eintreffen des Geschwaders der Vereinigten Staaten, Ende nächster Woche, wird das deutsche Panzer geschwader in Kiel zurückerwartct. — Die Nachrichten, welche in Betreff der Beurlaubung des Fürsten Bis marck in neuerer Zeit durch die Presse gingen und vielfach irrthümliche Anschauungen hcrvorriefen, die so gar so weit gingen, daß man daraus den Schluß zog, der Reichskanzler habe seine mehrfach ausgesprochene Drohung, vom Amte zurückzutrcten, nunmehr zur Wahr heit gemacht, sind bereits von anderer Seite widerlegt worden. Die „D. R.-C." bemerkt heute in dieser An gelegenheit: Die Beurlaubung des Fürsten auf unbe stimmte Zeit, wie sie in diesem Jahre der „K. Z." als ganz etwas Neues mitgetheilt wurde, sei alljährlich und in derselben Form geschehen; das einzig Neue an der Sache wäre, daß diese Form der Beurlaubung in diesem Jahre zum ersten Mal durch Circular den Beamten der verschiedenen Ressorts zur Kenntniß gebracht wurde. Diesen war allerdings die Form der Beurlaubung neu, von der hohen Ehre, die ihm noch zugedacht war. Der Montmartre ist übrigens ein classisches Terrain, ein historischer Boden; wenn er seine Memoiren schreiben könnte, würde er manches Interessante zu berichten ha ben und gewiß viele Leser finden. Auf den Höhen des Montmartre hat der Germanenkaiser Otto ll. ein „Halleluja" anstimmen lassen, das man bis in die Notredamekirche von Parts gehört hat; hier hat auch der Papst Eugen 111. ein Hochamt celebrirt und der hei lige Bernardus diente ihm bei dieser Gelegenheit als Diakon; der König Karl Vl. kam aus Paris herauf auf diese Höhen, um dem Himmel für seine wunderbare Bewahrung vor einem fast unvermeidlichen Feuertode zu danken; hier hatte Heinrich IV. bei seiner dritten Belagerung von Paris sein Hauptquartier aufgeschlagen und das leicht entzündbare Herz dieses großen Königs, der im Volksmunde noch immer der Vert-Galant ge nannt wird, soll hier sehr lebhaft geschlagen haben für die schöne Aebtissin eines Benedictinerinnenklosters, das ehemals auf dem Montmartre stand; hier endlich hat sich ein Ereigniß zugetragen, das eine große Bedeutung für die Welt gehabt hat: Ignaz v. Loyola, der Gründer des Jesuitenordens, hat in der unterirdischen Kapelle, die sich auf dem Montmartre befand, die Weihen er halten; so ist also der Montmartre, der unschuldige Montmartre, in gewissem Sinne die Wiege des Jesuiten ordens geworden. Ich unterdrücke alle Reflexionen, die sich über diese historische Thatsache allenfalls anstellcn ließen, ich überschlage, auch die Nomenklatur der übrigen großen und berühmten Männer, die den Montmartre bestiegen haben, um da zu beten oder zu kämpfen, und ich eile zu der Schilderung der gestrigen Feier, durch welche die Annalen des Montmartre um eine interessante Seite bereichert worden sind. Die Vorbereitungen zu der Grundstein egung der und auf solche Weise möge auch die Nachricht in die Presse gelangt sein. — Durch die Presse geht die Nachricht, daß der Minister des Innern, und zwar noch vor dem Abschluß der parlamentarischen Verhandlungen über die Provinzialordnung, die Oberpräsidenten ange wiesen habe, mit der Wiederbcsetzung vacant werdender Beamtenstellen zunächst nicht vorzugehen. Dic„N.A. Z." sagt: Diese Notiz werde irrthümlich als officiös bezeichnet. Eine solche Anordnung sei bisher nicht er gangen und habe nach Lage der Verhältnisse nicht er gehen können. — Aus Anlaß der heutigen 200jährigen Gedenkfeier der Schlacht bei Fehrbellin ist für die Invaliden des hiesigen Jnvalidenhauses ein besonderes Festessen veranstaltet worden. — Die ReichSjuftizcommission füllte ihre Sitzung vom 16. Juni größtentheils durch die Debatte über 8 57 aus Derselbe lautet: „Die Beeidigung der Zeugen erfolgt in der Haupwerhandlung. Sie kann schon im Vorverfahren erfolgen, wenn voraussichtlich der Zeuge am Erscheinen in der Haupt. Verhandlung verhindert sein, oder seine Ladung zu letzterer wegen grober Entfernung unterbleiben wird, oder wenn die Beeidigung als Mittel zur Herbcisühruog einer wahrheitSge- mäßen Aussage erforderlich erscheint. In dem Protokolle ist anzugeben, aus welchem dieser Gründe die Beeidigung erfolgt ist?' Hierzu war eine Reihe von Anträgen gestellt, welche fast sämmtlich dabin gingen, die Beeidigung in der Voruntersuchung, namentlich aber io dem sogenannten Scrutinialversahren ein- »uschränkcn. Besonders war grobe Abneigung vorhanden, dem Amtsrichter, welcher in seiner Thätigkeit vorwiegend von den Anträgen des Staatsanwalts abhängig sei, dabei die Be eidiguug zu überlasten, wie denn überhaupt die obligatorische Voruntersuchung gegenüber den Bestimmungen des Entwurfs bed.»ulend ausgedehnt werden müsse Bei der Abuim- mung wurde der erste Absatz des 8 57 mit grober Mehr heit angenommen, die im zweiten Satze enthaltenden Aus nahmen aber dahin eingeschränkt, daß in dem vorbe reitenden Verfahren (Scruttnialversadren) eine Beeidigung der Zeugen nur, wenn Gefahr im Verzüge, in der Boruutersuchung aber dann zulässig sein solle, wenn voraussichtlich der Zeuge am Erscheinen i» der Hauptvcrhandlung verhindert fein werde, oder wenn die Beeidigung als Mittel zur Herbei führung einer wahrheitsgemäßen Aussage erforderlicher scheine. Außerdem wurde bestimmt, daß über das Vorhandensein eines der Gründe zur Beeidigung im vorbereitenden Verfahren von dem Amtsrichter zu entscheiden sei. 8 58 wurde auf Antraades Abg Gneist mit der Modifikation angenommen, daß die Ver weisung eines bereits eidlich vernommenen Zeugen aus den früher geleisteten Eid nur dann genüge, wenn der Zeuge in demselben Vorverfahren oder in demselben Hauptvcrfahren nochmals ver nommcn wird, so dab mithin die Beeidigung im Vorverfahren die Beeidigung im Hauptvcrfahren niemals ausschlicßen soll- §59 wurde nicht beanstandet, 860 dagegen nach dem Anträge des Abg. Klotz mit dem Zusatz angenommen, daß dem Zeugen vor seiner Vernehmung die den Gegenstand der Untersuchung bildende Handlung und die Person des Verdächtigen zu be zeichnen sei. — In der Sitzung vom 17. Juni wurde der Zusatz zu 8 60 einstimmig dahin declarirt, daß unter einem Verdäch tigen nur eine Person zu verstehen sei, welche als Verdächtiger bereits gerichtlich vernommen sei oder sich in Verwahrung befinde. Die übrigen »um Abschnitte über die Zeugen noch gehörigen Z§ 81 -«» wurden unverändert angrn»««—» zu Luu von den Sachver ändigen und dem Augenschein handelnden sechsten Abschnitt 188 64-84) gehörig, entstand eine längere Debatte darüber, ob dem Beschuldigten unbedingt das Recht gewährt werden solle, auf seine Kosten andere Sachverständige, als das Gericht ausgewühlt hat, laden zu lasten, so wie, ob er in der Voruntersuchung solle verlangen können, daß von ihm geladene Sachverständige vernommen und zu den Untersuchungs- Handlungen zugczogen werden. Die betressenden Anträge wur den aber sämmtlich abgelehnt Die 88 6S 70 fanden nach kurzer Erörtang mit unwesentlichen Aenderungen Annahme. Bei 8?i wurde aus Antrag der Abgg Schwarze und Ur. Zinn beschlosten, daß dem Sachverständigen auf sein Verlangen zur Vorbereitung des Gutachtens über bestimmte Punkte durch Vernehmung des Beschuldigten oder von Zeugen weitere Auf klärungen verschafft werden; daß der Sachverständige zu dieser Vernehmung hinrugezogcn, daß ferner dem Sachverständigen gestattet werden könne, die Acten der Voruntersuchung einzu- sehen, der Beweisaufnahme beizuwohncn und unmittelbar Fragen zu stellen. Die 88 74-77 wurden mit dem Zusätze .u 8 77 angenommen, daß auf Verlangen eines Sachverständigen der Angeklagte zum Zwecke der Beobachtung in eine Jrrenan palt gebracht werden kann, wenn dieses zur Begutachtung seines Geisteszustandes nölhig erscheint. 8 78 fand mit der Aenderung Annahme, daß eine gerichtliche Leichenschau stets unter Zuziehung eines Arztes stattfinden solle; die 88 79 84 wnrdcn saft unverändert angenommen. Die Commission ging sodann zum siebenten Abschnitt (Beschlagnahme und Durch suchung) über. Die 88 84 88 wurden mit einigen unwesent lichen Aenderungen gutgeheißen. Die Debatte über 8 89, welcher die Frage behandelt, wem die Anordnung von Beschlagnahmen zusteht, wurde nicht zu Ende geführt. dem Herzen Jesu — -rn suorä ooour — gewidmeten Kirche waren in umfassender Weise getroffen worden; die Ceremonien sollten einen durchaus religiösen Charak ter haben; es waren dazu etwa 7000 Einladungskarten ausgegeben worden; das Plateau von Montmartre war mit einer Vcrpalissadirung umgeben, nur die mit Karten Versehenen erlangten den Eintritt; auf diese Weise wurde ein zu gewaltiger Volksandrang vermieden und man ging gleichzeitig etwaigen allerdings nicht unmöglichen antireligiösen Manifestationen aus dem Wege; der Polizei allein war die Ueberwachung der Feier anvertraut und die Polizei hat .hrc Pflicht zn vollkommenster Befrie- digung erfüllt, denn es sind keinerlei Ruhestörungen vorgckommcn. Die Feier war auf früh 10 Uhr ange setzt, aber schon vom frühesten Morgen an strömten die Eingeladencn gleich frommen Pilgern von allen Seiten herbei, erklommen die Anhöhe und nahmen auf den in dem umzäunten Raume für sie rcservirten Tribünen Platz. Um 9 Uhr schon erschien der Erzbischof von Paris und las in der kleinen auf dem Montmartre ge legenen Peterskirche eine stille Messe. In dieser Kirche sammelten sich auch die hervorragenden Gäste, die an der Procession zur Grundsteinlegung Theil nehmen soll ten: die zahlreich herbeigeeilten fremden Bischöfe und Erzbischöfe, der Clerus von Paris, die Herzöge v. Ne mours und v. Alenyon, der Stadtcommandant von Paris, zahlreiche Abgeordnete der Nationalversammlung u. s. w. Nachdem das ito miss» «8t gesprochen war, verließ der Cardinal-Erzbischof von Paris den Altar und die Pro- cession setzte sich feierlich in Bewegung: Voraus ein Militärmusikchor, dann eine Schaar weiß gekleideter Mädchen mit wehenden Bannern, ein ganzes Regi ment von Chorknaben mit Wcihrauchfässcrn, ein Franciscaner, rin Karmeliter und rin Dominicaner, Kreuze tragend; der Clerus von Paris, der päpstliche
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