Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020929015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902092901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902092901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-09
- Tag 1902-09-29
-
Monat
1902-09
-
Jahr
1902
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
>4,10 L.3S UMr t»n.» Vic. a/st. (825 wso >200 190 460 275 >«0 >800 0.10 >6,10 15 440 .400 .450 SUS «,19 3,19 0.6» 7,75 8.25 5,31 3,v6 2.88 7.56 6,37 4,25 «,S0 >4,811 »8,61 »2,70 9,50 >9,90 IS,S0 'S.— »1,50 .281, 7.35 .6.50 5,75 >6.25 18,— .6,25 .6,40 »9,60 >6,60 eil. >H V.S0 6,60 >2.40 2^— >6,90 2.50 >7,40 >7,75 6,40 1.25 9,40 icdt.) ck«, lokts .ttis- «in üu«. >rist >850 >200 >800 >410 510 roeo ico >850 >4S0 >925 >300 «775 540 >400 -440 360 >200 >375 «söo 275 >7,80 8.50 »6,25 >0.— >4H0 >7,25 >0^0 16,— 4.10 1>— »0,10 4.50 5,25 7,80 0,50 >4,— >0 50 6.7 ö >1,10 >3,10 9,90 5,50 >5.25 8,— 0 >7,— >5,45 6,»o »r<l vis. mt«: isls'i iti»- rri»- odsl Ist», voll dil»- zisr, Olli. I»w- llsok dsr Bezugs «Preis t» der Hauprrxpeditiou oder deu tm Stadt bezirk »ad deu Vororte» errichtete» Lut- gabestelle» abgeholt: vtertrljilbrltch ^l 4.66, — zweimaliger täglicher Zllstelluug tut Hau« K.KO. Durch di» Post bezog«» für Deutschland ». Oesterreich vierteljährlich für die übrige» Länder laut Zettuagspreitliste. Ne-actton und ErpedMo«: Iohaunttgaffe 8. Fernsprecher ISS und LSL FU1ato»»udMo»«,» Alfred Hahn, Buchhaudlg, Lntversitättstr.S, L. Lösch«, Lathartueuftr. 14, u. DSntgtpl. 7. Haupt-Filiale Dresden: Strehleuerstraße S. Fernsprecher Amt I Nr. 1718. Haupt-Filiale Lerli«: Käniggrätzerstraß« 116. Fernsprecher Lurt VI Nr. SSSA Morgen-Ausgabe. npMrTlUMatt Anzeiger. AmLsMtt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Nolizei-Änrtes der Ltadt Leipzig. Anzeige« «Preis die ögespalteue Pttilzeile SS Reclam«» unter d«i» Nrdaettontstrich (4gespalteu) 76 vor d«» Faarilmmach richte» (6 gespult«) 60 Tabellarischer und Ztffernsatz entsprechend höher. — Eebübreu für Nachweisungen und Offertenanuayure 86 H («xel. Porto). Extra-Beilage» (gefalzt), nur mit dei Morg«-Au«gabe, »hu« Postbesördrnwg sö.-> mit Postbeförderung 7V.—, Änaahmrschluß für Anzeige«: Sd«»d-L»t-ab«i vormittag« 10 Uhr. M»rg«»-Lutgab«r Nachartttagt L Uhr. Anzeigen sind stet« « die Expedition zu richt«. Die Exprdttiou ist Wocheutaat «umNerbrvchen geöffnet von früh 8 btt Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag vou L Pol» tu Leipzig. Montag den 29. September 1902. S6. Jahrgang. Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das IV. Vierteljahr 1902 baldgefälligst veranlassen. I bei Abholung des Blattes 4^/K 50 (monatlich L 50 bei täglich zweimaliger freier Zustellung 3 LV Ranftädter Steinweg 1 Herr 0. kiixeliiwnn, Colonialwaarenhandlung, Schntzenstra^e 5 Herr «tut. ktrliümii Iren, Colonialwaarenhandlung, LVestPlatr 32 Herr Aoiltx I^ci88iiei, Cigarrenhandlung, Aorkstratze 32 (Ccte Berliner Straße) Herr I. IV. Livtl«, Colonialwaarenhandlung, Meitzer Straße 33 Herr V. KU-iter, Cigarreuhandlung, in Reudnitz Herr I^usmuun, Marschallstraße 1, - - Herr 0. 8vliiuitit, Kohlgartenstraße 67, - - Herr üernli. Gelier, Gabelsbergcrstraße II, - - oberer Thcil Herr 0. Luuutli, Älbcrtstraßc 12, - Schleußig Herr 0. OrütLUiLiiu, Kvnneritzstraße 56, Stünz^""^" / 0- Ovlilvr in Anger-Crottendorf, Bernhardstr. 29, Part., ' Thonberg Herr 1i. üUittsvli, Reitzenhainer Straße 58, . Wolkttiarsdnr» l Herr 1'aul Lueli, Eisenbahnstraße 3, rvoirmarsoors oeoi§ >lewauu, Conradstr. 55 (Ecke Elifabethstr.), Ranftsche Gasse 0 Herr k'rleür. Ziselier, Colonialwaarenhandlung, Anger-Crottendorf Herr L. L^rleüel, Cigarrcnhdlg., Zwcinaundorfcr Straße 6, Connewitz Frau Gelier, Hcrmannstraßc 23, Cuttitzsch Herr Rodert Bitner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 25, Gohlis Herr Lodert Altuer, Buchhandlung, Lindenthalcr Straße 6, Kleinzschocher Herr 0. Orüt^waun, Zschochersche Straße 7a in L.-Plagwitz, LinÄmiu ) Hen Udert liluäuer, Wettiner Str. 51 in L.-Lindenau, Neuschönefeld / ^rr Lnul Luek, ^uuoneeii-Lxp., Eisenbahnstraße 3, Plagwitz Herr 6. OrülLwanu, Zschochersche Straße 7 a, in Naunhof Herr LourruI Tetrode, Buchhändler. Unsere Haupt-Filialen in Dresden (Strehlenerstraße 6) und in Berlin (Königgrätzerstraße 116) führen zu gleichen Preisen Bestellungen aus. Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des - Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich bei Abholung . - - - -- - (monatlich 1 8S ^j), durch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn « (monatlich 2 In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche ZeitungSspcditeure, die Hauptexpedition: Johannisgasse 8, die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz 7 und Universitätsstratze 3, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arudtstrabe 35 Herr «I. Lrloilr. Oault/, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstrahe 21 Herr Ddeod. I'eter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 53 r. 8odudert'8 XmrlltolKor, Colonialwaarenhandlung, Löhrstraße IS Herr Lüuarll Lotner, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Sttahe 45 Herr LI. L. 41dreodt, Colonialwaarenhandlung. in Politische Lage der Nomanen in Ungarn einst und jetzt. i-»-aaru. einschließlich Siebenbürgen und Kroatien, yat nach der letzten Volkszählung (19t>0( 10 264 62V Einwohner. Davon sind Magyaren 8 792 301 (45,3 v. H ), Romanen 2 799 479 <14,5 v. H.s, Deutsche LI35181 (11,1 v. H.), Slovakcn 2919641 (11,0 v. H.), Kroalcii 1 678 569 (8,6 v. H.), Serben 1 052180 (5,5 v. H.), Ruthenen 429 447 (2,2 v. H.), Andere 397 761 (2,0 v. H.). Die Roma nen stehen, was ihre relative Volkszahl betrifft, au zweiter Stelle. Ihr Vorkommen erstreckt sich nur auf Siebenbürgen und den anstoßenden südlichen Thcil Ungarns. In Sieben bürgen bilden sie ungefähr drei Fünftel der Bevölkerung und breiten sich mit Ausnahme des an der Ostgreiizc des Szeklerlandes, wo die Szekler (Magyaren) compact vor handen sind, über das ganze Land aus, indem sie enge ver mischt mit den Magyaren und Sachsen dort wohnen. Als Volksstamm sind die Romänen ein gesundes, bcgables, im Aufblühen begriffenes Volk. Ihre Vermehrung wäre groß, wenn nicht Auswanderung in das benachbarte Königreich Rumänien starken Abbruch thätc. Das Jahr 1848 fand die Romänen in ganz Ungarn und Sieben bürgen als Unterthänige, Robottcn, vor. Eine Ausnahme bildeten die auf dem ehemaligen Königsboden unter den Siebenbürger Sachsen lebenden Romänen. Dort gab es keine Hörigen, und so waren denn auch die Romänen Freie. Die Folge dieses Jahrhunderte hindurch dauern den günstigen Zustandes ist, daß die zwischen den Lachsen wohnenden Romänen sich geistig und körperlich besser ent wickelt haben, als sonst irgendwo. Der Sitz ihrer Intelli genz befindet sich in den sächsischen Städten Her m a n n - sta d t und Kronstadt. Eine Ladt, die hervorragend ro manisches Gepräge trüge, giebt cs in ganz Ungarn und Siebenbürgen nicht. Blascndorf in Siebenbürgen könnte, was Intelligenz und Volkszahl betrifft, als eine romanische Stadt gelten. Es residirt dort auch der griechisch-katholische Erzbischof. Aber die Verwaltung ist magyarisch, die führende Gesellschaft desgleichen, so zeigt auch Blasendorf nicht den Charakter einer romanischen Stadt. In Arad, Grcßwardein, Lugosch, Karamschebesch wohnen auch Ro mänen in gröberer Anzahl und befinden sich auch rumä nische Culturcentren, aber stets nur in untergeordnetem Range. Mit der Befreiung vom Hörigkeitszwange brachte das Jahr 1848 auch den Romänen den Durst nach Freiheit ynd den Drang nach nationaler Entfaltung. Stürmisch setzte die junge romänische Nation besonders in Liebenbürgen ihre Bolkszahl und ungebrochene Volkskraft in dem Wett kampf um die Ideen des Freiheitsjahres ein und wählte dabei ihre Stellung auf der Seite ihres Kaisers — im- peratu — gegen die Magyaren. Entscheidend waren hier bei wahre Liebe und tiefer Haß. Die Liebe brachten sie dem angestammten Herrscher entgegen, dem sie auch heute noch trotz mancher bitteren Erfahrungen in loyaler Treue begeistert anhängcn. Daß aus ihrem verehrten Kaiser nun ein König geworben sei, kann der gemeine Mann dcS romänischen Volkes selbst heute nach 35 Jahren nicht recht glauben, und weil sic die Entfremdung zwischen ihrem „imperatn" und dem treuen romäuischen Volke den Magy aren zuschreiben, und weil diese es thatsächlich nicht ver standen haben, mit Liebe und Gerechtigkeit di- Kluft zu überbrücken, die dadurch entstanden ist, daß seit 1867 ein magyarischer Nassenstaat sich aufrichtet, der den Romänen Licht und Luft zur nationalen Entwickelung raubt, so wächst die Feindschaft, wie einst zwischen dem Herrn und dem Leib eigenen, so heute zwischen dem gewaltthätigen Magyaren und dem leidenden Romänen in nnanfhaltsamer Weise fort. Doch mm zur Hauptsache, zur heutigen poli tisch e n S t e l l n n g der Romanen in Ungarn. Die Ro. mänen hatten bis zum Jahre 1648 als Volk keine politischen Rechte. In Siebenbürgen, wo sic vermöge ihrer Bolks zahl allein hätten in Betracht kommen können, gab cs nur die drei ständischen Rationen, die Magyaren, Szekler und Sachsen. Erst das Jahr >818, das die Hörigkeit suflwb, gab dem einzelnen Romanen politische Rechte. Als Volk kam es so wenig i» Betracht, wie die früheren drei stän- -ifchen Nationen. Denn der Vach'sche Absolutismus, der nach Niederwerfung der Revolution die Verwaltung vou Ungarn und Siebenbürgen in die Hand nahm, hob die ständischen Vorrechte auf und regierte mit und über -em einzelnen Staatsbürger wiLuirlich. Mit dem ^etobcr- diplvm vom Jahre 1860 hatte der starre Al'svliitismns der fünfziger Jahre den Todesstoß erhalten. CS dämmerte das Morgenrvth der Constitution, und der nach Hcrinanustadt cinbcrufcuc Landtag ließ zum ersten Male die Romänen als vierte Nation au deu Vernthungcn der LandeSgesctz- gcbung Thcil nehmen. Die gewiß vernünftigen, wohl wollenden und reichliche Gleichberechtigung aller ver schiedenen Stämme des großen österreichischen Kaiser staates bietenden Vcrfassungscntwürfc jener Zeit unter lagen, wie bekannt, der politischen Ucberlcgcnheit der Magyaren, die, vereint mit der römischen Hierarchie, welche in den Magyaren das Werkzeug zur Bekämpfung des evangelischen Deutschthnms schon damals crkannic, den Landtag durch ihre Richtbetheiligung sprengten, wodurch die Ereignisse des Jahres 1867 und die Zwcithcilnng der Monarchie vorbereitet wurden. Nach 1867, seit die Magyaren unter der Form des Con- stitutionaliömus die vollste Herrschaft über alle Völker stämme Ungarns und Siebenbürgens erreicht laben, be ginnt eine neue Leidcnspcriode für die Romänen, aller dings nicht schwerer als für alle anderen Nichtmagyarcn im Lande. In den ersten Jahren der Thätigkeit des un garischen Parlaments bctheiligtcn sich die Romänen, gleich den Serben und Sachsen, durch einige hervorstechend na tional gesinnte Abgeordnete an den Debatten in, Reichs tage, die bei den Verhandlungen über das Nationalitäten gesetz scharf eingrisfcn und zum Gesetze über di- „Union Siebenbürgens mit Ungarn" im Namen ihres Volkes Protest einlegten. Die kommenden Jahre verstärkten aber immer mehr und mehr die Gewalt der magyarischen Regierung und schwächten den Einfluß und die politischen Hilfsmittel der Nationalitäten, insbesondere auch der Ro mänen. Ihre Bethciligung an dem konstitutionellen Leben Ungarns sank, weil die Romänen als Volk noch zu jung waren, um über die erforderliche Anzahl von geschulten Politikern zu verfügen, und weil ihre Organisation, die sich inzwischen durch Errichtung einer Rationalpaltei mit ihren über alle Theile Ungarns und Siebenbürgens, wo Romänen wohnen, verbreiteten Nationalcomites nicht im Stande war, dem Druck und der Allmacht der Regierung Stand zu halten, immer tiefer herab. Im Jahre 1881 be schlossen die Romänen auf einer großen Confercuz ein so genanntes Nationalprogramm, dessen Hauptpunctc waren: Passivität und Autonomie Siebenbürgens, also Enthaltung »on aller politischen Arbeit, und Anerkennung der Selbst ständigkeit Siebenbürgens im Gegensätze zu der durch die Union deeretirten völligen Verschmelzung dieses alten Ver bandes mir Ungarn in solcher Weise, daß selbst der Name Siebenbürgen gesetzlich aufzuhören hat. Dieses 1881er Nationalprogramm, das übrigens, wie Eingeweihte behaupten, nur mit einer Stimme Mehrheit zu Stande gekommen ist, bietet dem romänische« Volke das Gleiche, was im amerikanischen Duell die Urne mit der weißen und der schwarzen Kugel enthält, nämlich: Tod oder Leben! Die Entscheidung darüber ist noch nicht ge fallen. Selbst annähernd läßt sich heute noch nicht fest stellen, welches Loos gezogen wurde. Denn was bisher die politische Arena geboten hat, enthält keine Entscheidung. An Verfolgung und Mißgeschick war die Zeit seit 188l für die Romänen reich. Im Jahre 1892 wurden ihre Führer in den vielbesprochenen „Memorandum-Proceß" durch die Magyaren verwickelt. Die gewiß nicht unconstsiulionellc Absicht der Romänen, in einem Memorandum ihre Schmerzen und Wünsche dem Monarchen zu Füßen zn legen, gab den Anlaß, daß ihre Führer vor ein, von na- ttonalemChanvinisimis nicht freies magyarisches Tribunal gezogen nnd zu schweren Kerkerstrafen bis zn sechs Jahren verurtheilt wurden. Ein Gnadcnact des Königs kürzte zwar im zweiten Jahre die Hast ab, aber im Jahre 1894 lüste der damalige ungarische Innenminister Hicronimy die ganze Organisation der Romänen ans nnd seither ent behren sie aller Mittel, nm politisch thätig zu sein, weil jede Versammlung derselben auf nationaler Basis von -en staat lichen Organen bestraft wir-. Ein Vereinsgesctz, das ihnen Schutz bieten könnte, eristirt in Ungarn wohlweis ¬ lich nicht. So ist cs gekommen, daß die Romänen nahezu drei Millionen Seelen, an dem politischen Leden des im Ausbau begriffenen ungarischen Staates keinen Anrheil ge nommen haben. Gänzlich zur Seite stehend, hat cs den An schein, als ob sic die Weltgeschichte und deren Ereignisse spurlos an sich vorüber gehen «assen wollten, sich im Augen blick begnügend mit der wiriuschaftlichcn und ensturellcn Forderung ihrer Glaubens- und Volksgenossen im Stillen. Doch im Innern -es Vvlt-s gäbrt cs. Stimmen wer den laut, welche die seit mehr als zwanzig Jahren geübte Passivität abzuschüttcln trachten. Vornehmlich ist cS die Jugend, welche thätig cingrciseu will, während das Alter, an der Spitze der greise Führer Advocat Ui-. Rcnin, der Märtyrer im Memorandum-Proecß, streng an der Passivi tät hält. Von besonderer Bedeutung ist bezüglich dieser Frage eine in letzterer Zeit erschienene publicistischc Acuße- rnng des alten gemäßigten Führers der Romanen, I)r. Alexander Moes v n y i. In der in Lugosch erscheinen den Zeitung „Drapclul" ist der die politische Luge der Romänen belnchtendc, in rumänischen Kressen Aufsehen erregende Artikel unter dem Titel: „Die neue Strömung" zuerst erschienen. Unparteiisch beleuchtet er darin lic An schauungen und Gründe der Gegner, nm mit dem Latze zu schließen: „Entfalten wir daher ans allen uns noch offen stehenden Gebieten die intensivste Aktivität, behaupten wir aber in strengster Solidarität und mit aller Entschiedenheit der heutigen vfficiellen Staatspolitik gegenüber unserem prineivicllcn Standpunct der passiven R c s i st e n z." Den Gründen der Gegner, die da sagen: „Wir können nicht still stehen und warten, bis es der Regierung beliebt, ihre verfassungswidrigen Ordonnanzen etwa unseren schönen Augen zu Liebe znrückzuzichcn, wir müssen warten!" „Wir müssen eine Situation schaffen, welche als sor<»o mssoure die Regierung zwingt, unsere nationalen Rechte anzncrkennen . . . .", „Unsere Nativnalpartci muß rcorganisirt und consolidirt werden, sie muß ihre Aktions freiheit wieder gewinnen und in Aktion treten . . .", „Wenn davon die Rede ist, eine politische Action mit einiger Aussicht ans Erfolg zu beginnen, so ist das Erste, was sich uns aufdrängt, die Revision bczw. die Modifikation des 1881er Programmes", allen solchen Gründen setzt Moesonyi entgegen: „Die dnrch nnscrc Consercnzbtschlnssc dceretirte Passivität ist ja ihrem wahren Wesen nach nichts Anderes, als die feierliche C o n st a t i r n n g der thatsächlichen Unmöglichkeit, >i n s a n d e n Reichstagswahlen auch nur mit der ge ringsten Aussicht ailf Erfolg zu be- »heiligen ", „Das rumänische Volk ist durch -le Wahlgesetze, wie auch durch die konstitutionelle Wahl praktik auS dem Rahmen -er Verfassungsmäßigkeit »Io laoto verdrängt nnd auf -em Felde verfassungs mäßiger Parteikämpfc zur Passivität verurtheilt " Also nicht „ans Princip, nicht in staatsfeindlicher Ab sicht wurde die Passivität beschlossen . . . .", „Gewiß ist cS eine höchst nnergnicklichc Lage, an Händen nnd Füßen gefesselt, zur passiven Resistenz ver urtheilt zn sein, daö empfinden wir Alle und psychologisch ist auch der Drang begreiflich, sich ans solcher Zwangs lage befreien zu wollen: allein hieße cS heute, wo sich nn scrc Nationalparici in einem bUx-Zustande befindet, nicht eine Capitulativn vor -er Verfassnngswidrigkeit, wollten wir ohne Garantien seitens der Regierung, die wir dermalen nicht erhalten, unsere defensive Stellung anfgeben?" Wie schon erwähnt, gipfelt Mvcsonui'S Beivelsführnng in der Vertheidignng der Passivität. Und diese ?,orm des nationalen Kampfes beachten zur Zeit alle Rumänen solidarisch. Es liegt nahe, die Frage anfznwcrfen. ob sic politisch klug gehandelt haben, als sie (ich aus -ein Versassnngsleben des Staates, in dem sie leben, ausschalten ließen. Gewiß ist, daß die politischen Zustände in Ungarn eine andere Form erhalten hätten, wenn die drei Millionen Rumänen tbatkräftig und unbestechlich am Kampfe der nbiwen Ra tionalitäten gegen die Unterdrückung durch die Ma gyaren sich bethcilsilt batten. Ob sic das ivobl tlnin sonnten'? Man sagt, -aß die Cinsichtigk'cn unter ihnen 'ich davor gefürchtet, daß ihre Volksgenossen nicht die Charakter festigkeit besitzen rvürdens -en Lockungen der Staatsgewalt zu widerstehen. Das sei auch -er Hauptgrund ihrer Passivitätspolitik. Das Volk, das Jahrhunderte in der Frohne gelitten, müsse erst erzogen werden. Wi: immer! Der Thatsachc, daß die Romänen im politischen Leben Ungarns nichts gelten, steht die Erscheinung gegenüber, daß die Magyaren, durch seltenste Glücksumstände be günstigt, den magyarischen Nationalstaat immer rücksichts loser ausbaucn. Wird den Romänen darin noch später Platz bleiben zur Entfaltung -er eigenen Nationalität? O-cr rechnen sie ans große politische Ereignisse, die ihnen Luft machen sollen? . . Der Uothbart in -er Kyffhiiusersage. Von Albin Geyer. Nachdruck verbolcn. Wieder, zum drillen Male, seit der zweilausendjährigen Gc- sctnckue des deutschen Volkes ist der weit in die Lande ragende »ysfbäuserberg das Wandcrziel Tausender von Landcsgcnossen geworden. ES gilt der Huldigung und dem Gedächtnitz dcS Kaisers Wilhelm I., dem seine treuen Krieger dort ihr natio nales Tcnkmal errichtet haben. Im Mittelalter zogen Jahr- bundertc hindurch Schaaren frommer Waller nach dem Berge gipfel zur lvundcrthäligen Capelle vom heiligen Kreuz, in grauer Vorzeit war cs nachweislich eine Opfer- und Verehrung» gälte des mächtigen Gottes Wotan und zugleich ein befestigter Rückhalt bei Landesgefahr durch einbrcchcnde feindliche Nachbarn gewesen. So grundverschieden sich diese, durch weile Zeit räume getrennten Erscheinungen auch dem oberflächlichen Blick darskcllen mögen, so sind sie doch nur umgcwandcltc Ausdruck formen cm nnd desselben eigenthümlichen Zuges unseres Volks thums. Zeugen der mannigfachen Umgestaltungen, welche dieses im Verlaufe seiner Entwickelung erfahren hat. Es ist in den letzten Jahrzehnten sehr viel über den Khff Häuser und seine Sagen geschrieben worden, aber wenig Neue-. Dagegen Hal sich eine Lehrmeinung herausgebildet, an der mit Hartnäckigkeit, namentlich von allen den Berichterstattern und selbst bedeutenden Forschern festgehalten wird, welche höchstens gelegentlich die „goldene Aue" besucht haben, während die Kenner von Land und Leuten noch vergeblich gegen sic an lämpfen. Die deutschen Kaiscrsagen sind in ein förmliches System gebracht worden, man hat zusammengestcllt. ver allgemeinert, abitrahirt und danach die Abstractioncn wieder in die besonderen Fülle hineingetragcn, ohne Rücksicht auf die Eigenthümlichkeitcn der Volksseele und auf die hieraus ent sprungene Gestaltung der Sage. Man betrachtet Letzteres wohl für nebensächliches Beiwerk, und doch liegt gerade hier der eigentliche Kern der Sage. Will man diesen Gesichtspunkt vcr nachllsisigeu, dann hat auch jeucr Rabbiner aus Nordhauscn recht, der die Khffhüuscrsagc aus der alttestamentarisclieu mcssia nisck'en Weissagung hcrleitctc und dieses, wie andere gleich werthige Resultate seiner „deutschen" Sagenforschung vor einem Jahrzehnt in einem bekannten Wiener „Wcltblatte" veröffenl liebte. Auch ein solcher Gedaukengang ist möglich, dcun alle Kaiser- und KöniaSsagen weisen naturgemäß zahlreiche gemein same Züge auf. Alldem gegenüber kann gar nicht genug betont werden, daß die Kuffhüusersage nach ihrer Entstehung und ursprünglichen örtlichen Verbreitung eine echte Volkssage ist, die mit der ghivcllinischen, an Kaiser Friedrich ll. in der Zeit der Frührenaissanc« als Ausdruck einer internationalen theologischen Speenlation geknüpften Kaiser sage innerlich nichts gemein hat, so ähnlich beide auch äußerlich erscheinen mögen. Es ist durch aus irriz, das; in der Kbfshäusersage Friedrich II. erst nachmals durch die Gestalt Barbarossas verdrängt worden sei. Ursprung lich iit in ihr -er Rothbart von allein Anfang an, zu keiner Zeit bar die andere Kaisersage eingewirkt, und wenn wirklich ein t'Msiug durch jene von außen her erfolgt sein konnte, so hat er höchstens einen auffrischenden, keinesfalls aber gestaltenden Einflns; ausmüben vermocht. Die Kuffhüusersage ist unmittel bar an- dem GöiterdlimniernngSmythii- hcrvorgegapgen und har ohne jede Zwischenstufe au die unsicher gewordene lieber lieserung von Wotan die frische Erinnerung an die gewaltige Knisergenalt des Rothbart augeknüpft. Es iir nicht von ungefähr, daß sich um fast alle Punkte Nord Knn'ngens nnd des Harzes ein Netz von Sagen, Märchen und Ermbttmzen webt, in weit ausgezeichneterem Maße, als dies in anderen Gegenden unseres Vaterlandes -er Fall ist. Diese Gegenden bilden ja nach den ältesten Schriftdenkmälern lin den Ergebnissen der neuesten Forschungen einen oder den llrsin unseres Volkes vor der Völkerwanderung. Wenn wir glaubwürdige Nachrichten über die ältesten Zu stände erbalten wollen, so dürfen wir sie nur aus den echten un reinen Ouellcn schöpfen, vorzugsweise aus Cäsar, TaciiuS und Ptolcmäus. Damals, zu des Letzlgeuanntcn Zeit, war Germanien ein ganz wirtblichcS und, wie er selbst bezeugt, den
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite