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Nr »O» L». Jahrg. «eschitflAste», «,» «>» »«— Dr.,»«».«. 1«. »-IdetnftraH« « StiMMe Sonnabend, 11. Sept. 1820 A«k»s»»ech«, »11« P»Dsch««ft»»«U»t Lei»»l» Sl». 147N Dolfsznmng vezugSPret», Werteltährtich in der L«Ichitst»Ilell« oder von der Po» »»geholt AnSga»« L mit lllustr. BeUagr lO lro^t IluSgab« » ».4L In Dretden mW gan, Deullchland fret H-u» «»«gab« 4 10.SL «n»g«»e » ».»« — Die sächsisch« BoUSzettung erscheint an allen «ochentagen nachm. — «prechstniide der Redaktion: 4L »i» IS UHr vor». Ilnzris»», Nimahme von «eschtist»ani«lgen bi» 1« Uhr. von Fa,»tlienanze,geii di» II Uhr vorm. — Prei« sür dt« Petit-epaltzeile 1.4» im Rellametett SS» FamtUenan,eigen I.S<»-l. - Für undeutlich geschriedene. sowie durch Fernsprecher ausgegebene iliitetgen kdnnen wir dl« verantwoillichketl sür di« Richtigkeit de» Te;le» nicht übernehmen Messe Am Mittwoch ist aus dem Wege zur Jagd in seinem Wagen in der Nähe von Berlin der ZeilungSvwt-ger Rudolf Mosse im Alter von mehr als 77 Jahren gestorben. Nicht allzu viele außerhalb Berlins werden den alten Herrn persönlich gelannt hol«u Im öffentlichen Leben, da- heißt in dem, wa- man ge» meinhin öffentliche- Leben nennt, ist Rudolf Mosse eigentlich so gut wie gar nicht hervorgetreten. Und doch hat er im Deutschen Reich« in den letzten fünf Jahrzehnten eine Rolle wie nur wenige gespielt. Er war der Verleger, «r war der Begründer und der Hauptbcfftzer de- „Berliner Tageblattes". Haben wenig: nur Rudolf v osie slüttsi g-"könnt, so ist sein Blatt um so mehr im Deutschen Reiche und darüber hinan- belannt geworden. Niemand wird die Bedeutung diese- Malte- verkennen, niemand daher auch dir Be deutung diese- Manne-, der am Mittwoch dahingxschiedkn ist. E» Ist wiederum eine Preisefrage, mit der wir uns heute beschäfti gen müssen. Da- „Berliner Tageblatt" hat eine große Lesergemeind«. Wohl di« größte im Deutschen Reich«. Und «- wird von dies?» Lesergemeinde vielfach gelobt, und es wird von dgn Gegnern mit Recht vielfach getadelt, und e- ist über diese sachliche Bekämpfung hinan- bis in unsere Tage hinein oft auch gelästert und beschimpft worden Wir lehnen den unsachlichen Kampf mit Entschiedenheit ab. Mit Lästxrn und Schimpfen ist es nichjt g»:tan. Und wer wollte leugnen, daß man in mancher Hinsicht vom Gegner und nicht zuletzt mrs dem Gebiete der Presse lernen kann? Und so nötigt auch die Person und Leistung eine- Rudolf Masse Achtung ab, in ge wisser Hinsicht sogar Anerkennung, die selbst sin Blatt wie dl« „Deutsche^.MgkSzeitung", di« in so scharfem Kampfe zu dem Organ de» tzerr^ Muffe steht, am Sarge diese- Verleger- zum Ausdruck« bringen -mutz. Mtt Zähigkeit hat Rudolf Moffe sein Ziel »«-folgt. AI» eine« von den 14 Kindern de- Arzte« Moffe ist er in der Ju gend mit nicht» au» dem Posenschen Städtchen Crätz htnauSgezogen In» Leben und in di« Welt und ist au- einem BuchhandlungSgehil- frn der grüßt« und bedeutendste Zeitung-Verleger Deutschland- und »i»er der größten der Weit geworden. Au- der keinen Annoncen, egpedition an der Ecke der Leipziger Straße In Berlin sind die Rie senbauten de- „Berliner Tageblattes" entstanden, da- ör in den 70er Jahren gegründet hat. Es ist bezeichnend für di« Entwicklrmg unserer Verhältnisse in den letzten Jahrzehnten, daß da- heut« weitest verbreitete Blatt Deutschland» nicht zu den Jahrhunderte alten Zeitungen gehört, sondern im nächsten Jahr« erst sein KO- jährigeS Jubiläum feiern kann. Der Einfluß, den Rudolf Mosse durch sein Organ in den letzen Jahrzehnwn anSgeübt hat, war ver hängnisvoll. All da», wa- wir unter Materiali-mu- ver stehen. hat sich im „Berliner Tageblatt" verkörpert. Diese» Blatt ist zum Sammelpunkt derer geworden, welch« die christliche W»ltanschauung seit Jahrzehnten mit Zielst?», wußlsein bekämpfen. Nichtsdestoweniger muß anerkannt werden, daß Rudolf Moffe ein« außergewöhnlich hervorragende Per sönlichkeit war Sonst wäre e« ja auch gar nicht möglich gewesen, da» zu erreichen, was er tatsächlich erreicht hat Mit Recht aber sogt auch d>« „Vossische Zeitung" in dem Nachruf, den sie ihm wid- met. daß sein Aufschwung wesemtlich begünstigt wurde du-ch da» Glück, stet- Männer zu finden, di« seine Fähigkeiten erfolgreich er gänzten. Da- „Berliner Tageblatt" selbst sagt in seinem Nachruf, «ln« solche Natur, die alle Kräfte au, sich selbst schöpfte, sei nicht ohne eine gewisse Rücksichtslosigkeit möglich. Da» Werk habe bei ihm vorangastand.'n und ihm, dem Merk, habe sich alle» andere un- terordnen müssen. Wir können dem zustimmen Denn gerade im Zeitnngsgewerke kann nur dann etwa- erreicht werken, wenn eine gewisse Großzügigkeit vorhanden ist, wenn für dies« Groß- zügigleit bei den Mitarbeitern sich Verständnis findet und nur da- große Ziel, da- evnxicht werden soll, alle« leitet. Da« Zeitung», gewerbe ist eine Sache für sich selbst, die sich mtt keinem anderen Gewerbe vergleichen läßt, und da- besonderer Pflege bedarf, von besonderen Gesichtspunkten ans gelenkt und geleitet wenden muß. W.r Rudolf Mosse persönlich gekannt bat, wer ihn auch mir ein» oder ziveimal kurz gesehen hat, k>«m wird er sich al» markante Per sönlichkeit für imm-r eingrprägt hci^n und er witrd z» der Neben- Mgimg gekommen sein — wenn er sie nicht schon vorher hatte —, daß diesem Manne und seinem Werke nicht mtt Schmähungen und Beschimpfungen zu Leibe gerückt werden k„nn, sondern nur durch sachliche Avb«it und positiv schaffend« Kraft. Denn er und sein Werk verkörperten eine Weltanschauung, die wi- bekämpfen müssen, aber nur dann erkoljgoeich bekämpfen können, wenn wir großzügig anfbaiienb im christlichen Sinne wirken. Mit Schmähungen war diesem Manne, der ta'sächlich ein Wirtschaft«, sühn- war, schon deshalb nicht ernstlich beizukommen, weil er trotz seines Reichtum- tatsächlich persönlich fast bedürfnislos war, und weil er von diesem Reichtum auch wirklich sozialen Gebrauch ge- macht hat. soweit sein« Person ln Frage kam. Da- muß anerkannt werden.^ Er hat sckr seine Redakteure und darüber hinaus wirt schaftlich in mustergültiger Weiße gesorgt «r hat für di« Hinter bliebenen und vsnnögen-lo- gestorbenen Schriftsteller und Redak- teure eine Erziehungsanstalt geschaffen, in der über 100 Waisen» kinder Aufnahme sinken können. Er hat seiner Vaterstadt ein Krankenhaus geschenkt, kurzum, er hat viel übrig gehabt für soziale Bestrebungen. Sein Blatt allerdings hat sich Jahrzehnte lang hin- durch in den Bahnen de« alten Freisinns bewegt, nach denen untergeben mußte, wer nicht fähig war, mitzuschwimmen. Ein Wirtschaftssystem, da« entschieden bekämpft werden mußte und muß. D«r Einfluß seines Blattes in dm letzten Jahrzehnten war also groß auf poliiischem, aus wirtschaftlichem und nicht zuletzt auch auf literarischem Gebiete. Der Geist des „Berliner Tage blattes' hat dem deutschen Volle keinen Segen gebracht. Aber da- deutsch« Volk trägt daran Mitschuld. Gerade viel« von denen, dir am meisten auf diese» Blott geschimpft haben, waren und sind heute noch oft die eifrigsten Loser und Käufer. Die christ. liche und vor allem die katholische Presse hat gegenüber den Blättern vom Schlage des „Berliner Tageblattes" einen schweren Stand. Wir haben ja erst gestern in unserem Leitartikel auf die Großmacht Presse hingewiesen. Wir sind überzeugt, daß im Kampfe der Geister unsere Weltanschauung den Sieg davon wagen wird. Aber wir müssen uns auch der Mittel bedienen, die allein diesen Sieg herbei» führen können. Der gestern gekennzeichnete Hosterwitzei: Fall spricht Bände Bänd« spricht e« aber auch, wenn, wie uns gestern ein. wand frei nachgewielen worden ist, selbst solche Mitglieder katholischer Elternräte, die sich in praktischer Arbeit für unsere konfessio nellen Schulen betätigen, nicht einmal Abonnenten unserer katholischen Tage-presi« sind. Hier und in mancher anderen Hin sicht muß gründlich Wandel geschaffen, muß Gewissen»«!, forsch ung gehalten werden. Wir wollen nicht die Person Masse- als Menschen bekämpfen, denn auch wir wünschen ja ttne objek ive Beurteilung. Wir lesen und hören jetzt, daß in Köln die Errichtung eine« Wetthafen« be- schlossen warden ist. Ein« Tat, die ln ihrer Art und angesichts der jetzigen Zeitverhälttrissr einzig dastrht. Und wir freuen un- ge- wiß, wenn da» „Berliner Tageblatt" in derselben Nummor, in der e» den Nachruf für Rudolf Mosse veröffentlicht, schreibt, eS bleibe da» Verdienst d«S Kölner Oberbürgermeister» Dr. Adenauer, diese nicht wiedettehvend« Gelegenheit richtig erkannt und au», genutzt zu haben; der Unternehmungsgeist aber, der sich in der Größe d-r Prosekte ausdrückt, sei ein Beweis dafür, daß der Glaube an Deutschlands Zukunst am Rhein unerschüttert geblieben ist. Wir freuen un» dieser Anerkennung, weil die Stadt Köln, deren Stadt- Parlament wir diele- Proiekt zu danken haben, in diesem Parlament eine ZentrumSmehrhett besitzt, und weil der Oberbürgermeister van Köln al- einer d«r nnserigen und de- besten unserer Anhänger an gesprochen werden kann. Und so wollen auch wir die persönliche Bedeutung de» verstorbenen Rudolf Mosse gern würdigen. Aber mit um so größerer Eivtschiedenheit muß von unseren Anhängern daS System Moss« bekämpft werden. Und da« kann nicht besser und nicht energischer geschehen, als durch die praktische Mitarbeit im Interesse der Presse, welch« sich zur Aufgabe ge setzt hat, für die christliche Weltanschauung einzutrcten. dsl Haben wir noch die Kraft zur Umkehr? Von Prof. Grebe, M d. Pr. L. Die Folgen ber beispiellosen Verarmung, die Krieg und Re volution über die deutsche Volkswirtschaft gebracht haben, ttrete» im mer schärfer tn die Erscheimmg. Trotzdem vermögen weite Kreise ihre Lebenshaltung dieser bitteren Wirklichkeit immer noch nicht an- etupass«n, ja wir bewegen uns vielfach noch in Vorstellungen Und Plänen, als ob wir ein reiches Volk wären. So geht es lange mn>t mehr tveitrr. DaS sagt sich voll Bangen jeder Baterlandssreund. Selbst die Unabhängigen und Kommunisten wissen ganz genau, daß auk dem beschrttienen Mge di« deutsche Volkswirtschaft mit töd licher Sicherheit zum Erliegen kommen muß. Aber da- ist gerade iht Ziel. Auf d>m Trümmern hoffen si« ihren Hirngespinsten Wirk lichkeit gebt» z« können. Jetzt ist der wirtschaftliche Zusammenbruch da und jetzt kommt die Fortseguvg der Mio», voni März 1910, rief triumphierend der Kommunist Dr. Levy in einer Berliner Ver sammlung. Uni so mehr Grund hätten die anderen Parteien, end lich von Worten zur Tat ?» schreiten, um un>.e Volkswirtschaft wider auf eine gesunde Gdundlme z„ Wellen. ES ist höchste Zeit zur Umkehr Deutschland ist vollständig t-crarmt. Seine indnstt iellb Bass» ist durch den Verlust der Erzfelder und Kohlengruben im Westen stark geschmälert. Die Grundlagen seiner Ernährung sind durch di« Abtretung landwirtschastlicher Gebiete im Ost»,, noch nnzu- längliä^-r geworden. Die vorhandenen Sachgüter reichen nicht aus. um den Bedarf zu decken, wirkliche Wette, um das Fehlende durch die Einfuhr zu ergänzen, sind nicht vorhanden. Die Schuldenlast de« Reiches ist ungeheuerlich Sie belief sich am 90 Juni 1920 aus 21K Milliarden. Davon waren nur 91 Milliarden in festen An leihen unteraebrncht. Rund 124 Milliarden waren schwebende Schul- den. Zu dlcsm Summ« komme» »och die Verpslichiniigen an dir Länder infolge der Ü bernahme der Eisenbahnen ans das Reich. Rech net man diese hinzu, so bettagen die Reichsschulden heute schon 26b l, die - .... r -- Milliarden, bi» Ende de« Jahre« auf '90 Milliarden ver mehttn werden. So hoch schätzte man im Frieden da« gesamt« Na- tionalvermbgen. Wir haben nicht- mehr als unftve Arbeitskraft Dias« Tatsache wird verschleiert durch unsere Papftrgeldwiptlchast- Das Reich hat seine Schulden zum größten Teil in Geld verwandelt. E« bezahlt mit Schuldscheinen, die als Geld ZwangSlurS haben. So konnte es im Jahre 1919 rund 7414 Milliarden Mari ausgeben, während im Frieden das gesamte Einkommen de» deutschen Volke» nur auf 40 Milliarden geschätzt wurde. Heut« ist es natürlich an Sachwert weit geringer, aber die Papiergeldwirtschaft verhüllt diese Tatsache und spiegelt uns märchenhaften Reichtum vor. Sie bring« es fertig, den Schein zu erwecke», alz ob bei völliger Verarmung und Verschuldung der VolkSgesamtheit der einzelne Volksgenosse im Gelbe schwimmen könne. Im März hat das Reich 614 Milliarden, im Jim« 1114 Milliarden Mark neue Scheine ausgegeben. Diese 18 Milliarden bedeuten Zuschüsse an die deutsche Volkswirtschaft. Fielen sie plötzlich sort, so blieb die Maschine stehen. Inneren Wert besitzen diele Summen aber nicht. Tie Gütermenge wird durch si« in keiner Weise vermehrt. Deshalb beschränkt sich ihre Wulung letzten Endes auf eine Steigerung der Preise Solange die Papivr- gzldwirtschast fortdauert, ist an einen wirtlichen Abbau der Preis« gar nicht zu denlen. Dem Geld« fehlt der innere Wert, und des halb kann man ihm auch keine höhere Kaufkraft g^ben. Den Fehl betrag unserer Volkswirtschaft tritt Dank dem Schleier des Papier geldes vorerst hauptsächlich in der Steigerung der M-ichsschuld In di« Erscheinung Die Zerrüttung der ReichSsinanzen schreitet daher auch mit Risenschritten voran und rück, den endgültigen Zusammen bruch in immer greifbarere Nähe. Die Angstruse d r Verantwort lichen Stlftl-m werden darum auch immer vernehmlicher. Am Schluß einer Darlegung „Die fina,fielst Lage des Reiches", die dem Reichstage von der Reichsregierung zugestellt wurde, heißt e«: „AuS diesen Ziffern spricht eine gewaltig« Mahnung an daS deutsch- Volk, den Grifft der Lag«, in welcher wir uns befinden, voll zu er" kenn,, und Negierung und Parlament mit allen Mitteln zu unter stützen, damit durch die praktische Ausführung der Steuerreform eine weiter« Verschlech'erug der Finanzlage des Reiches vermieden wird. ES dreht sich um alle» Wenn wir der Finanznot nicht Herr wer- den, weil ein Teil des Bolfts sich an de« papiernen Reichtum klam mert, so wäre eine wirtschaftliche Katastrophe von ungeheuerer Trag, wette unvermeidlich; di« Folgen einer solchen wären nicht austzu- denken." Solche Mahnungen verhallen ungehör!, solange nicht das BoN vor di.- rauhe Wirklichkeit gestellt wird. Auf seiner Rhein- landsreis« stellte der Reichsminisler des Innern Koch in einer Biss sprechung mit führenden Persönlichkeiten in Köln ebenfalls den Staat-bankrott in Aussicht, wenn nicht das Gleichgewicht im ReichS- haushalt wieder hergestellt werk-. Er sieht nur zwei Möglichkeiten: „Entweder Staatsbankrott oder höhere Steuern, als sie sonst getra gen werden. Am Staatsbankrott ist nicht nur der Kapitalist inte» «essiett, sondern rin Staatsbankrolt bedeutet auch den Zusammenbruch der bescheidensten Hoffnungen, die irgend ein Deutscher ha«." DaS Gerede vom StaatSbankrott ist im Grunde genommen nichts kl ein Spiel mit Warten. Man kann den Begriff Bankrott aus dem Wirtschaftsleben nicht einfach aus d«n Staat übertragen. Wollten Leider ««,«» wirtschaftlichen Unternehmens so handeln, wie eS der Staat seit sechs Iahst» tut, so wären sie längst wegen betrügerischen Bankrotts hiltter Schloß und Riegel gesetzt. Der StaatSbankrott be- gan tatsächlich bereits an dem Tage, als die Bestimmung außer Kraft gesetzt wurde, daß die Reichsbank jede ReichSiwte auf Wunsch Volftvsrtig einlösen muß. Die Bedeutung dk-ses Beschlusses ist da mals In der Verw-rrung des Krieges nur wenigen zum Bewußtsein gekommen. Der tiefere Sinn dieser Maß,egel wurde übersehen. Wenn ein Privatmann mit seinen Einnahmen nicht au-kommt. so kann er Anleihen auffiehincn, hier und da aus Kredit kaufen. Wenn ihm aber niemand mehr etwas leiht, keiner mehr borgt und er kan» seinen früheren Verpflichtungen nicht mehr gerecht werden, dann ist der Bankrott da. Diesen Punkt hatte das gleich im Kriege bald erreicht. Tie Anleihen, kurzfristig« Schatzannxisungeil, wurecn vom Vvlk nicht in dem Umsang ausgenommen, daß davon die steigenden KriegsauSgabc,, gedeckt werden konnten. Dein Rcicl),- Hütte nun noch der Weg offen gestanden, seine Einnahmcu durch Steuern zu ver mehren, solange daS Volk »och enffprcäv'nde Werte besaß. Diesen Schritt scheute man und wandte sich lieber an die Nvtenpresse. Wenn man die Scheine nicht einznlösen brauchte, so lvnnte man sie endlos vermehren. Man hatte so ein Mittel. Geld auSzngebe». das weder dupch M regelmäßigen Einnahmen, noch durch Anleihen ttnge- gagen war, das alio in Wirklichlei, gar nicht vorhanden war. Da wir aber keine Wunder wirk«,, können, so war das Ganze nur ei« großer Betrug, eine Möglichkeit, bankrott zu machen, ohne es sage» z» müssen. Die Folgen dieser Wirtschaft waren geradezu ver heerend. Das Mittel, Geld zu beschaffe», war so bequem, daß inan es mit vollen Händ«n ausstreute, dadurch aber wurde es auch im mer wertloser, Ein doppelter Schaden entsprang daraus. Auf de, einen Saite wurde der alte Besitz um»et, mehr entwertet, Witwe» und Waisen muß en sehen, wie ihre Kapitaleinnahmen ihnen unter den HSnden dahinschwanden; was so manche fleißige Näherin sich mühsam erspavt harte sür die Tage des Alters, eS reichte nicht mehr aus. Manche« Dienstmädchen hatte von ibrem Lohn so viel zurück- gelegt, daß es sich hätte ein« Aussteuer lausen können. Wa§ kann es heilte dafür bekommen? Die«? En'we ttmg ehrlich erworbenen Vermögens dittch eine staatliche Maßregel ist die bedauerlichste und >!»>verantwortlichste Folge unserer Wirtschaft. Ans der anderen Seite bildete sich infolge des auSgestrenten ScheinreichtumS neue Ver mögen. die oft wenig wählerisch von ihr n Mittel,, Gebrauch machen. Diese Beobachtung wirkte geradezu verheerend auf die VolkSmoral. Die Papiergeldwittschaft stellt alle Tatsachen aus den Kops und ver schleiert die wahre Lage. Bei daniederliegcnder Volkswirtschaft ge- stattet si« den Unternehmungen Riesengcwinne; bei trostloser Ver armung bes Volles ermöglicht sie einzelnen ei» Schlemmerdasein, den wirklichen Besitz aber löst sie wie eine schleichende Seuche auf. Am Ende lauert der Zusammenbruch. Die Frage lautet heute nicht! Wie verme iden wir den StaatSbankrott? Wir sind längst mitten da-in. W!r müssen vielmehr fragen: Haben wir noch di« Kraft, ans dem Bankrott „„z herauszuwinden und wieder eine gesund« wittschtMiche Lage zu schassen? Lasse» wir unS weitettreiben. so komm« der Zusammenbruch mit unabsebbav-n Wirrwarr »rnd Elend. Rettung ist nur möglich, wenn wir entschlossen der Wirklichkeit in» Auge sehen und de,, Scheinreichttim beseitigen, DaS Geld muß se^ >»en richtigen Wett wieder erhalten. Haben wir noch die Kraft?