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Allgemeiner Anzeiger für -ie Stadt Aue u. Umgebung. Erschein >V^1»K reitn gs u Sonntags Avonnementspceis mkl.der3werchvvlleu Beilage« vierteljährlich inil Briiigerlvh» 1 Ml. durch die Post 1 Mk. Mit 3 Jamilienölättern Irohstnn, Knie Heister, Jettfpieget. Verantwortlicher Redakteur: «mtl Hegemeister, Aue sErzgebirge-f Redaktion u. Expedition: Aue, Marktstrabe. Jusergie dir einspaltige Petitzeile 10 Pf-» amtliche Inserate die LorpuS-Zeile » Reklamen pro Zeile 20 Lfg. Alle Postanstaltenund Landbnescräger nehmen Bestellungen a». AM^ I'ILttsriLLSL nnä LtsxxsrinLSL ^WW sowie Lehrmädchen werden fortwährend angenommen. Lauter Adolph Göchel. homöopathIscherZrzt tn Kalle a. S. S Auch hrtefltch. Nr. 136. Mittwoch, den 16. November 1898. 11. Jahrgang. Brch- und Bettage. Die heutige Feier ist in allen evangelischen Landes kirchen eine allgemeine, aber die Predigt des Tages redet zu Jedem besonders. Der Butz- und Betlag bedeutet das Christentum i. seiner persönlichsten Anwendung. Der Gedanke, zn den religiösen Dinge: Stellung zu nehmen, tritt heule jedem, dem der ernste Sinn des Tages nicht verschlossen ist, nahe. Heutzutage will inan freilich nirbt viel davon ivissen. Man möchte wobt dem Boll die Religion erhalten, aber für sich selbst hält man sie snr entbehrlich. Der Glaube ist zu weuig Privalsnche and Herzenssache. Rn offizieller Religion ist nicht gerade Riangel, aber an religiös durch drungenen Persönliehkeilen. Auch die religiösen Fragen sieht man, ohne eignen inneren Anteil, wie die wirlschastlirhen nur vom Gesichts punkt der Bolkswohljahrt nnd der Gemeinschaft an. Da bei verliert das religiöse Leben seinen eigentlich gewin nenden Zauber, und sein LebenspnlS geht ihm aus. Gewiß beruht alles aus Gemeinschaft. Einsamkeit ist egoistisch. Eine Hand wascht die andere. Der Mensch ist des Menschen größtes Bedürfnis. Auch im Religiösen und Sittlichen! Kräftige Antriebe, schön und gut zu handeln, giebt der Gedanke an das Wohl des Anderen, mit dem wir verbunden sind. Aber ist nicht jede Geineinschaft nach der Fabel des alten Weisen ein Teil, in dem der Einzelne ein Glied ist? Damit der ganze Leib sich wohlbefinde, wie ernst, wie verantwortnngSreich ist das Wort jedes einzelnen Gliedes! Dienen heißt seine ganze Lebensbethütigung. In der menschlichen Gemeinschaft hat jeder Einzelne mehr Freiheit als das Glied im Körper. Aber nur um so leichter ist die sittliche Ordnung gestört, die Liebe ge täuscht, die Wahrhastigkeit durch den Schleier selbstsüch tiger Lüge getrübt. Wer wirklich im Blick auf das Heil der ihn umgebenden Ger einschast wirkt, der prüft sich setbst. Er ermißt an dem Rias; der Gaben und Kräfte, die ihm gegeben sind, die Höhe seiner Pflichten und — erkennt seine Bersäumnis. Er reguliert die Grenzen zwi schen dem Gebiete des eignen Rechts und dem des Näch sten und — spricht sicb ghnldig des Eigennnbes u. der Gewaltthat. Heilsame Erlenntnis ! Befreiende Wahrheit, die dem Menschen Einkehr bei pch selcht ucruhasft u. den Weg des Friedens zn dem Bruder bahn, der vordem allein schuldig sein mußte! Edle Gemeinschaft, wo nicht der Einzelne seine strahlende Tugend auf dem dunklen Untergründe der Untugenden Anderer ausbreitet, sondern wo sie alle im Bekenntnis eigner Sünde einig werden! Da kann denn zwar lein Freund dem Andern Helsen, und kein Bruder den Andern erlösen. Aber Bußtag ist zugleich Bettag, bei Golt ist viel Bergebnng, und in Christo Jesn ist ein einiger Grnnd sür neugeheiligte Lebensgemeinschaft geUgt. Ans letzter Woche. Zwischen den starken engUschen Rüstungen n. dem rus sischen Abrttstnngsvorsckftage schwankt der Zcitenpendel der Tagesgeschichte hin nnd her. Salisbury hat am Mitt woch eine große politische Rede gehalten, die nicht Fisch noch Fletsch ist, auch wohl nicht sei» sollte; denn wenn man dieselbe gelesen hat, ist man so klug wie zuvor und fragt sich immer wieder, weshalb England Millionen und Milli- onen auswendet, um der Welt seine kolossale Flotte schlacht- fertig zu zeigen. Kaiser Wilhelm kehrt nicht aus demselben Wege wieder nach Deutschland zurück, den er zur Palästi- nafahrt benutzt hat, sondern er wird aus der Heimreise der Insel Sardinien und dem spanischen Hasen Caditz einen Be- such machen. Nichts ist natürlicher, als daß tue Königin- Regentin von Spanien das deutsche Kaiserpaar zu einem, wenn auch nur kurzen Abstecher nach Madrid eingeladen bat; ebenso natürlich ist aber auch, daß schon aus Zeitman gel diese Einladung dankend abgelehnt werden muß. Die Zustände Spaniens sind auch nicht derart, einen solchen Be such ratsam zu machen, der allerdings den bourbonischen Königsthron wieder erheblich befestigen würde. Das Kai serpaar wird aber in Caditz eine Parade der spanischen Flotte haben. Wehmütig überkommt es einem, wenn man von der „spanischen Flotte" hört. Die meisten und besten Schiffe derselben sind bei Cavite und San Juan de Euba von den Amerikanern in den Grund gebohrt worden und mit dem traurigen Reste wird sich schwer noch „Parade machen" lassen. Daß im Uebrigen Deutschland dem armen Spanien gegenüber den unverschämten Forderungen Nord amerikas seine Sympathie kundgiebl, wäre zu wünschen — aber mehr als eine platonische Kundgebung hat die Regie rung am Manzanares nicht zu erwarten. Deutschlaud mutz sein Pulver hübsch trocken halten, denn überall am politi schen Horizont zeigen sich Wetterwolken, besonders im fernen Ostasien, wo der Gegensatz zwischen dem Walfisch Und dem Bären, England nnd Rußland, im Lause der Zeit immer scharfer werden dürste. Faschoda ist ja erfreulicherweise abgethan. Marchand wird seine Truppeu aus Faschoda sortführen und es wird nichts Zurückbleiben, als in den Her zen der Franzosen ein Groll gegen England, der sich bei passenderer Gelegenheit wieder Lust machen wird. So ein fach würde die Angelegenheit zwischen London und Paris nicht erledigt worden sein, wenn nicht Frankreich gegenwärtig ganz andere Sorgen hätte. Alan fürchtet sich ordentlich, den Namen Drehsus auszusprechen, so ist das Lesepublikum während der letzten Atonale mit demselben überfüttert wor den. Aber man mag sich drehen und wenden, wie man will, in Frankreich regiert gegenwärtig der Gefangene der Tenfelsinsel. Alle Politik dreht sich um ihn und wenn er nicht existierte, würden englische Bankfirmen dem Prinzen Louis Napoleon schwerlich 20 Millionen Marl pumpen wol len, so daß Milan ordentlich yeidlsch aus den jungen russi schen Obersten ist. Thut das neue französische Kabinett energisch seine Schuldigkeit, so werden wohl die englischen Bankiers ihr Angebot zurückziehen, denn in einer politisch reinen Atmosphäre gedeiht der moderne Bonapartismus so wenig wie der Boulangisinus und noch weniger der Orle- anismus, der ziemlich knickrige Vertreter hat. — Im öster reichischen Reichsrat ist der Antrag eingebracht worden, ein Ehrengericht zur Vermeidung der sich immer mebr häufen den Duelle zwischen Abgeordneten einzusetzen. Die Statuten dieses Ehrengerichtshoses müßten aber so eingerichtet werden, daß leichtere Beleidigungen, wie Lump, Schuft, Verleumder u. drgl. ausgeschlossen blieben, denn sonst bekäme der Ge richtshof zu viel zu thun und das Haus müßte noch Nacht- sitzungen abhalten, um die vom Gericht erkannten Wider rufe, Ehrenerklärungen und Abbitten entgegenzunehmen. vrvck. Aus dem Auerthal und Umgebung, «itttzettm»»«« »«« »«««»«« Interest« st«» »er stet» wUlk»«m«n. — Vor der zweiten Strafkammer de» Könlgl. Landge richts in Zwickau wurde dieser Tage gegen den Geschäft», gehilsen Oskar Arno Pfau aus Oberschlrina verhandelt. Der Angeklagte, 23 Jahre alt, aus Chemnitz gebürtig, war be schuldigt, zu Aue bez. Oberschlrina in der Zeit von End« Juni bi« Anfang August d. I. in der Absicht, sich einen rechtswidrigen Vermögen-vortyeil zu verschaffen, da« Vermö gen de» Chemnitzer Bankverein« geschädigt -u haben. Pfau hatte durch Vorspiegelung der falschen Thatsachen, al» sei er mit Abholung de« Gelbe« vom Inhaber de» Geschäft» in Oberschlema, woselbst er angestellt war, beauftragt, in Beamten der Filiale gen. Vereins einen Jrrthum erregt» viermal 1000 Mk. abgehoben und weiter in rechtswidriger Abficht fünf zum Beweise von Rechten und RechtSverhätb- niffen erhebliche Privaturkundrn, Bestellbriefe» fälschlich um ter de- Geschäftsinhaber« Rainen angrfertigt und von den selben zum Zwecke einer Täuschung Gebrauch gemacht. Rach stattgefundener Beweisaufnahme wurde der Angeklagte, der bereits wegen Urkundenfälschung und Betrug» vorbestraft ist, zu 4 Jahren Gefängniß und zum Verluste der bürger lichen Ehrenrechte auf b Jahre verurtheilt. Von der er kannten Strafe wurden ihm 2 Monate al» durch erlittene Untersuchungshaft für verbüßt angerechnet. — Da« vom Verband deutscher Handlungsgehilfen er richtete Genesungsheim auf Niederschtemaer Flur schreitet seiner Vollendung immer näher. Di« elektrische Lichtanlage soll von der am Ftößgraben gelegenen Pillingschen Heilan stalt aus eingerichtet werden. Im nächsten Frühjahr wird das stattliche Gebäude, das auch einen schönen Blick über das Auer Thal gestattet, seiner Bestimmung übergeben werden. " Das Glücksrad wird sich demnächst für eine große nationale Sache drehen, denn das Reincrträgniß ans der „Wohlfahrts-Lotterie" dient nationalen deutschen Interessen nnd wird zu Zwecken unserer Kolonien und Schutzgebiete verwendet, unter der Genehmigung der Kolonial-Ab- theilung des Kaiserlichen Auswärtigen Amte«. Diejenigen aber, die ihr Scherflein durch Abnahme von Loosen L Mk. 3.30 beitragen, dür fen überzeugt sein, daß sie ein edles Werk gefördert haben, auch vielen werden dafür recht ansehnliche Gewinne, wie 100.000 Mk., 50,000 Mk., 25 Mk., 15,000 Mk. u. s. w-, bei der vom 28. November bi- 2. De zember slattfindcnden Ziehung in den Schooß geworfen werden. — Die Loose sind zum amtlichen P eise von Mk. 3.30. von dem General- Debit Lud. Müller u. Co., Berlin zu beziehen, auch bei allen hiesigen Loosverkaussstellen, jo lange deren Borrat noch reichen wird, zu haben. , eines Pkvildadsrs nuct Aen-lledmnalune, veranlassen uns ru einem Hvirlellodv« ^usvvrüaul säuuntl. 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