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ZächWe WMimg. Amts- und Anzetgeblatt für das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtqemeinderath zu Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erschein, Mittwoch und Sonnabend und IN durch alle Poganstattcn, sowie durch die ErpedMon dieses BlaUeS für «brlich zu beziehen. - Inserate filr das MitlwochSblai, werden bis Dienstag früh » Ilhr, filr das SonnabeudSbla,, spii,eilens bis Freitag frnll "'N' beten. — Preis für die einmal gespaliene SorpuSzeile oder deren Naum l Ngr. — AuSwäriS werde» Inserate für die Elbzeiinug augenommen i» .z,,ol,n„cin bei perrn Hesse, in Dresden und Leipzig in den Annoncen-Bureaur der Herren W. Saalbach, Nud. Mosse und Haaseustctu Vogler. M «l. Schandau, Mittwoch, den 30. Juli l87.r. Politische Wcltschau. O „Ein Uebel kommt selten allein" — dam mögen sich jetzt unsere Ultramontancn trösten. Er machen die neuen lirchcnrcch,liehen Gesetze ihnen da Leben schwer, dann mns! Adele Spitzcdcr vor den Gc- schworncn erscheinen. Allerdings ist cö gerade nichts Außergewöhnliches, daß ein leichtsinniges Frauenzim mer zn drei Jahre» Znchlhauö vcrurlhcilt wird ; au betrügerische Bankcroltc sind heutige» Tags nicht selten, daß man viel Aufhebens davon machen sollt und endlich braucht man auch die Dummköpfe, die sich betrüge» lassen, nicht gerade mit der Laterne zn suchen. Scheinbar ist also der Spitzcdcr-Prozcß, der sich in München jüngst abspieltc, ei» Prozeß wie jeder andere. Wen» er aber trotzdem die Aufmerksamkeit vou gauz Deutschland auf sich zog, so mußten wohl Erschcm- iiugcii dabei zu Tage trete», die ei» ga»z besondere« Licht auf die Nichtnng imscrcr Zeit werfe». U»d so ist cs i» der That. Was dein Prozesse das psycho logische Jiitcrcssc gab »»d noch gicbt, ist die cigcn- thiimlichc Vcrgulckuug de« Schwindels und der sinn lichen Gelüste mit der Frömmelei. Man macht heu tigen Tages die Frömmigkeit zum Schwindelgeschäft, wie Frankreich dies mit seinen Wallfahrte», Madon- ucn-Erscheinnngc» »nd Wmidcrwasscrn beweiset. Nnr Unverstand kann meinen, daß die Veranstalter dieser Wallfahrten und Wunder selbst daran glauben. Sie gebrauche» die Diugc z» ihrem Geschäft. Dieses Ge schäft ist in Fraiilrcich ein politisches, in München war cS ein sinanzicilcs. Wie wäre cs so,ist möglich gewesen, daß ein Frimcnzimmcr wie die Spitzcdcr acht Millionen Gnlden erschwindeln konnte? Wie wäre es sonst z» erklären, daß ganze Gemeinden von Landbewohnern, in Geldsachen gewöhnlich die vorsich tigste Mcnschcnllassc, ihr ganzes Hab und Gut znr Schwindlerin hintrngim und sie fußflchcnd um Äu- uahmc baten? Nur weil die Spitzcdcr fromm war, blühte das Geschäft; da« goldene Krenz anf ihrer Brust deckte de» ganze» Schwindel zm Daz» die frommen Stiftungen an Kirche», Kapelle», a» Pfarrer — wie war da nicht alles Geld gut anfgchobcu und wie konnte eine so fromme Fran eine Schwindlerin sein? Geht doch! „Alle Tage", schreibt der eine Pfarrer, „sage ich cs mcinc» Pfarrkindcrn, sic sollen auf Gott nnd Adele Spitzcdcr vaucn!" Der Mann gi-bt in seiner Naivclüt die richtigste Erllärnng für den Schwindel. Der Vcrlanf des ProzcfscS hat un bedingt die innige Verbindung der Schwmdlcrin mit den bairischen Ultramonwncii außer alle» Zweifel ge steckt »nd daher das Jiitcrcssc, welches die Vcrhand- lnngcu weit über die Grenze» BaicruS hi»auü i» ga»z Deutschland fanden. Für den Ultramontanis- mus ist die Affaire ei» sehr harter Schlag; denn die frommen Pfarrer mögen nnn ihren Aanern vorprcdigcn was sic wollcn, mit dcm licken Gcldc ist auch das Vertraue» zu ihnen verschwunden. Schon Hanscmami sagte, „in Geldsache» hört die Gemüthlichkeit a»f"; die Ultramontancn wcrdc» zn ihrcm Schadc» bald merkcn, daß sie mit dieser Gemüthlichkeit auch den Glanben an ihre Uiifchlbarkcit vcrspitzedcrt haben. Was die »c»cn lirchcurcchtlicheii Gesetze betrifft, so dauert selbst iu den heißen Julitagcu der Käuipf zwischen der preußischen Regierung und dein wider spenstigen Episkopale mmutcrbrochcn fort. Der Fürst bischof Or. Förster von Breslau hat sämmllichm ihm untergebenen Geistliche» besohle», jede Mithilfe z»r A»sführ»»g dieser Gesetze zii vcrwcigcr»; er sci»crseits erhielt aber inzwischcn durch ciu Miitistcrial-stiescripl die Attzeigc, daß die StaatSregicriuig seiucn allkalho- lischc» nud deshalb vo,i ihm cycomumnicirtc» Dom- herru v. Richthofcu liieht allciu iui Gcuuß scmer Kiiricii-Wohuung und sciucS Gehaltes stützen, sondern auch in seine» Funktionen insoweit schützen wird, daß Aeschlüssc» dc« Breslancr Douilapitels, die mit Um gehung seiner Mitwirkung gefaßt wären, die staatliche Ancrkcnnnng versagt werden soll. Diese gegenseitige Richt Unterstützung nnd Richt-Anerkennung muß uoth- wcndig immer weiter in unhaltbare Zustände hiucin- führe» und wird voranssichtlich in nicht allzu laiigcr Zeit dein preußische« Episkopale und seinem Herrn nnd Meister in Roni fühlbar mache», daß mit so cin- scitigcm imd strasscm Vorgchc», wie cS die Nömliiigc seit dein vatikanische» Konzil in Scene gesetzt haben, auf deutschem Boden nicht vorwärts zu komme» ist. So wenig die weltliche Gesetzgelumg für sich Glanbciiö- sätzc gewisscnsvcrbindlich ändern oder authentisch iiitcr- prctircu kann, so wenig kann nnd darf die kirchliche Gcsctzgcbnttg alle!» das bürgcrlichgilligc Slalntarrccht der kirchlichen Korporation in einer für die weltlichen Behörden giltigcn Weise ändern oder interpretircu. Dieser Grundsatz der preußischen StaalSrcgicrung ist durch ciu socbe» kund gewordenes sehr wichtiges Kassa tionsurlhcil des Ober-Tribunals, dnrch welches die Altkatholiken vor den weltlichen Behörden noch immer für vollberechtigte Katholiken anerkannt werden, fest- gestellt. Dnrch dieses Urthcil, sowie scriccr durch einen in dc» lctztc» Tage» crfolgtc» Beschluß des Ober- Tribuuals, daß cicic Tcmporaliciispcrrc, wie sic gcgeu dcu Bischof vou Ermlaud vcrhäugt wordc», uicht privatrcchtlich aufcchtbar ist, hat die Stellung der Rc- gicriiiig eine Bekräftigung erfahren, die wohl gccig uct sein sollte, die Gegner zn ucncr Ucbcrlcgnng aii- znrcgcn. In Oesterreich scheint der Wind noch zn rechter Zeit umspringen zn wollcn. Wcnigstcn« wird von Wicn aus versichert, daß seit einigen Tagen in der Aktion der Negierung eine Niihcpausc cingctrctcn ist. Die Nahe nach, nicht vor dem Sturme. Die ein dringliche» Ermnhmmgcn der Vcrfassungspartci sollen das Ministerin»! z» dcm Eickschlug geführt haben, keinen wcitcrcn Stoff zn politischen Jcrcmiadcn licscrn zn wollcn. So ist z. B. dein dcutschpokilischcu Vcr- cin in Egcr, dc» Herr v. Strcmayr im vorigcn Jahre anslöstc, vom Minister des Innern eine Entschcidnng zugcgangcn, welche diese Anflösting rückgängig macht. Natürlich verfehlt dieser Schritt nicht, in der deutsche» Bcvölkcrnng Böhmens einen günstige» Eilcdruck her- vorziibriiigcu. Aiögc sich Herr v. Slremahr au dic- cr corrcctcu Halticug seines Kollegen Lasscr ei» Bci- picl nchineii i,nd die Animosität gegen die Lchrer- vcrcinc einer frcnndlichcren Stimmung wcichcu lassen. Für den Zweck seiner Kandidatnr im städtische» Wahl bezirk von Leibnitz i» Steiermark käme Herrn v. Strc- mayr ein bessere» Einvernehmen mit der Vcrfasstmgs- parlci ganz gut zu Stattcu. — Vorige» So»»lag ist der Schab vo» Pcrsieu in Wie» cingctroffe». Ans Italien liege» Nachrichtc» von politischer Bedeutung nicht vor. Einige Ausfälle des Papste« gegen das Kloslergcsctz sagen im Wesentlichen nichts Reite«. Sic sind mir cm Aufwärmen des alten non possumus. Die französische Ncgicrnng trug ciucn neuen Sieg über ihre republikanische!! Gegner davon, indem ihr bei Gelegenheit der Favre'schen Interpellation von der Rational-Versammlimg cm Vertrauensvotum gegeben ward. Dieser Ausgang ließ sich voranüschen und deshalb Hütte die Opposition klüger gcthan, sich eines Angriffs auf die Gcsaumckpolilit der Negierung zu enthalten. Bisher befolgte sie — die Opposition — die Taktik, jeden Mißgriff nnd Fehler der Regier- nng znm Gegenstände eines Angrifss zn mache» »»d dieser kleine Krieg wurde den Miuisteru schließlich doch lästig. Der Tropfen höhlt ja dc» Stci». Dicö- mal cmpfcmd aber die Opposition das Bcdürfniß, einen Hanplstnrm zn wagen nnd so beschloß man den», die Regiernng wegen ihrer inneren Politik z» mtcr- pctlircn. Bald stellte sich jedoch die Reue ein, »ur zu spät. Al« mau nämlich zn der Ansicht kam, daß die Interpellation ein Schlag in« Wasser sein und der schlagenden Hand nnr Schmerzen vcrnrsachcn wcrdc, Ivar schon z» vicl Lärm gcmacht, nm dic Jutcr pcllalion znrückzichcn zn köuncn. Und da man A gc sagt hattc, glaubtc man A sagcn zu müsscn und intcr pcltirtc frisch dranf los. Mit stolzcr Jmpcrtincnz antwortclc Ministcr v. Broglic dcm Jntcrpellantcn, dic Ncgicrnng habe für ihn keine Antwort, nnd mit 400 gegen 270 Stimmen crlhciltc ihn dafür dic Na- lional-Vcrsammlnug ein VcrtraucnSvotnm. Dic 9kc- publikancr haben also gerade da« Gegentheil von dem erreicht, was sic erreichen wollten. Nachdem dic National-Vcrsammlnng noch ciuc Pcrmancnz-Kom- Mission ernannt nnd dieselbe mit Vollmachten znr Unterdrückung der rcpiiblikauischc» Prcssc nnSgcstaUct hat, sind dic Depntirtcn vorigcn Sonntag in die Ferien gegangen, welche bi« znm 5. November dauern. Noch einmal öffnet sich dcm nrmcn, fast z» Tode gchctztcu Spanien ciu Lichtblick am politischcu Hori zont. Unter dcm Vorsitze dc« Marfchalls Scrranv fand am 25. d. M. in Biarritz eine Versammlung aller in der Rühe weilenden Häupter der liberalen Parlci statt, in welcher einstimmig beschlossen wurde, dcr jetzige» spanischen Regierung dnrch Vcrmiltlung des Admiral Topete nnd znr Wiederherstellung dcr Ordnung nnd Freiheit ihre Unterstützung anznbictcn. Wie bekannt, ist dcr allzn doelrinürc und socialistischc Ministerpräsidcnt Piy Margall gcwichcn nnd Nicola« Salmcrou, frühcrcr Jnslizminislcr nnd znlctzt Prä sident dcr Kortc«, mit II!) gcgcn 93 Stimmcu znm Aiiuistcr-Präsidcntcn cruannt wordcn. Als Kollcgcn hat cr sich gut bclcnmundctc Mitglieder dcr Ncchtcu zngesclll. Diese ncnc Nicgicruug scheint bci dc» hcrvor- ragcndcrc» Aiämicr» Spaniens, die dcm jetzigen Elend den Rücken kehrte» und in« Ausland gingen, dic Hoff- nnng zu erwecke», daß möglicherweise »och ei»c Rettung vor den Karlistcn sowie Sozialisten z» versuchen nnd dnrchznsctzcn sei. Daher das Anerbieten ihres Bci- tandcS. Wir können dcr ucnc» Ncgicrnng nur dcu testen Erfolg wünschen. An Energie läßt es dieselbe nicht fehlen. Wider dic Aufrührer geht sie aller Orl« mit unerbittlicher Slrcugc vor; die Mannschaften dcr mcMcrischcu Kriegsschiffe hat sic für Seeräuber cr- llärt nnd uuzuvcrtässigc Generale und hohe Vcr- wallnngSbcamtc» sind abgcsctzt worden. Dic dcnlschc janzcrsrcgatlc Friedrich Karl, welche znm Schutz dcr Dcntschcu nach dcu spanischcn Häfcu gcsnndl wnrdc, hat dcu Dampfer Vigilantc aus dcr Höhe zwischcu Ehactagcna und Almcria wcggcnonimcn und nach Gibraltar geschafft. Das von Mcntcrcrn bcsctztc spa nische Schiff wollte nach Alicante scgcln, nm diese Stadl zur Verjagung der Regierungsbehörden aufzu- fordcrn. Da packte Prinz Friedrich Karl die Piraten am Kragen nnd brachte sic in Sicherheit. Tagcs.qcschichte. Sachse». Schandau. Die am 26. Inti er- schicncnc 17. Nr. der Bade, und Fremde,tilge weist 439 Parteien um 1310 Personen nach. — Nächsten Sonntag, dcu 3. August, beginnt nach dcm Borinitiagogoticodienste die Aus st ei lang der znr Turnhallcubaufond.Lockcrie bestimmten Ge. winne. Dieselbe findet im Königlichen Gcrichleamte, Parterrezunmcr links, statt und soll eine perma nente werden, weiche mit dcr Vcrloolung selbst, am 24. August endigt. Mvgcn daher Alle, wetche noch irgend welche Geschenke resp. Anweisungen ans Gc- wmnc zu verabreichen gesonnen sind, baldigst dazu Dresden. Wie das „Dr. I." meldet, wird der Kronprinz nnd die Kronprinzessin von ihrer über Koblenz nach Metz angetrelencu Nrisc zur Einweihung des Dcnkmales bei St. Privat, welcher anch dcr Prinz Georg beiwohnen wird, den 2. August wieder