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Bis '/-10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupimannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften der Pulsnitzer AmtSgerichtsbezirkS: Pulsnitz, Pulsnitz M. S-, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohoru, Lbcrsteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kleindittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L- Förster » Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Nummer 26 Montag, den 1. Februar 1932 84. Jahrgang Die Gewerbekammer 8 ittau, den 1. Februar 1932. MM« „TSH BW M Bekanntmachung Meisterprüfung betreffend -im «ezirke der Gewerbekammer Jittau finden di« nächsten Meisterprüfungen im Krvbiabr dieses Jahres statt. Sandwerker, dte stch der Prüfung an dem genannten T-rmln- unterjiehen wollea, müssen ihr Gesuch nm Zulassung zur Prüsung bis spätestens zu« 1. März LSS2 Amtlicher Teil an die Geschäftsstelle der Kammer, L ssingstcaße 32, einrelchen. Später eiagehendsni Besuch« künnen möglicherweise erst im nüchsten Herbst Berücksichtigung finden. Arieg zwischen China und Japan Erzbischof von Aork gegen di« Kriegsschuldlüge Schanghai. Das chinesische Volk hat sich zum einheit lichen Widerstand gegen den japanischen Einfall zusammen gefunden. Tschiangkaischek.der neue Vorsitzende des Militärkomitees, hat eine Kundgebung herausgegeben, in der er die neue Widerstandspolitik gegen die Japaner bekannt gibt und begründet, allechinesischenTruppenun- ter die Waffen ruft, um den japanischen Eindring lingen Widerstand zu leisten. Er wiederholt seine feierliche Versicherung, dah er bereit sei, sein Leben für das Vaterland zu opfern. „Die Chinesen", so ruft er aus, „werden Wider stand leisten wie Granit und sich nicht wie Ziegeln zerbröckeln lassen." Der erbitterte Widerstand der Chinesen hat nach einer Erklärung des chinesischen Hauptquartiers bereits große Er folge gezeitigt. Das Hauptquartier erklärt, daß die Japaner langsam in Tschapei zurückgedrängt werden. Man erwartet weitere chinesische Verstärkungen, um die Japaner in einer entscheidenden Schlacht völlig aus Tschapei hinaus zuwerfen. DasOdeon-Theater, ein riesiges LichtspreE theater, steht in Hellen Flammen. Die Japaner haben, durch den verbissenen Widerstand der Chinesen veranlaßt, Ma- rineverstärkungcn herbeigeholt. Drei Kreuzer, drei Torpedobootszerstörer und zwei Kanonenboote trafen im Hafen ein. Das Feuer in Schapei verstärkte sich außerordentlich. Die Japaner teilten mit, daß die ersten chinesischen Ver stärkungen mon '.Nanking vingetrofsen seien und in den Kampf eingegriffen hätten. Die Chinesen eröffneten ein schweres Artilleriefeuer vom Nordbahnhof aus, unterstützt durch einige Panzerzüge. Die japanischen Marinesoldaten waren darauf gezwungen, znrückzuweichen. Der Brand in der Chinesenstadt Schapei wütet ununterbrochen weiter, Hunderte von Häusern sind dem Brand zum Opfer gefallen. Die Zahl der chinesischen Todesopfer an Männern, Frauen und Kindern ist gar nicht abzuschätzen. Sie wird aus mehrere Tausend geschätzt. Immer wieder tönt das unheimliche Geknatter der Maschinengewehre und die Schüsse der chinesischen Feldgeschütze. Inzwischen verstärken die Mächte ihre Flottenverbändc. Aus Manila trafen in Schanghai weitere acht amerika nische Zerstörer ein. Ein kleiner englischer Kreuzer, der in Batavia stationiert ist, hat Order erhalten, nach Schanghai abzudampfen. Auch die Franzosen erwarten einen weiteren kleinen Kreuzer, und sogar die Portugiesen haben einen Kreuzer angefordert, der gerade in Manila liegt. Japaner verletzen dte Internaiionale Zone. Chinesische Regierung will flüchten. Schanghai. Die chinesische Regierung hat nach hier <rn- grtroffenen Meldungen beschlossen, ihren Sitz von Nan king weiter nordwärts nach Loyang in der Provinz Honan zu verlegen. Diese Maßnahme entspricht wohl der Befürchtung, daß die Japaner von Schanghai wei ter auf dem Hangtfe vordringen und den Versuch machen werden,'sich auch Nankings zu bemächtigen. Wie aus Mulden gemeldet wird, hat der Oberbefehls. Haber der chinesischen Eisenbahntruppen in Charbin das Kriegsrecht erklärt Die Chinesen haben die Msen- bahnlinie soweit wie möglich zerstört, um das weitere Dor- dringen der Japaner zu verhindern. Japanische Meldungen aus China bestätigen, daß ein Beschluß, den Krieg zuerkIären, bisher nicht von der chinesischen Regierung, sondern lediglich vom Zentral vollzugsausschuß der Kuoniintang gefaßt worden ist. Japanische Truppen sind inzwischen auch in die Inter nationale Zone von Schanghai eingebrochen und haben damit die fremden Hoheitsgebiete verletzt. Die Japaner sind durch weg schwer bewaffnet und kümmern sich in keiner Weife um Tschiangkaischek, der Organisator des chinesischen Widerstandes. die ausländische Polizei. Zu gleicher Zeit, als inNemPorl Nachrichten über das Eindringen der Japaner in die Inter- nationaleKonzession eintrafen, sprach der japanische Botschafter Debuchi beim Staatssekretär Stimson vor und versicherte ihm, daß die Japaner die internationalen Hoheitsrechte in Schanghai respektieren würden. Der Inhalt der unter so kritischen Umständen erfolgten Unter redung wird nicht bekanntgegeben. Japanische Kriegsschiffe vor Nanking. Die chinesische Regierung geflohen. Nanking. Die Japaner bedrohen nun auch Nanking. Fünf japanische Zerstörer sind auf dem Yangtse vor Nanking ein getroffen und haben zusammen mit den schon vorher dort befindlichen zwei japanischen Zerstörern strate ° gische Positionen gegenüber den chinesischen Forts eingenommen. In der Schußlinie zwischen den japanischen Schifferr und den Forts liegt der amerikanische Zerstörer „Simpson" und nicht weit von dem Amerikaner zwei eng lische und zwei chinesische Kriegsschiffe. In Nanking herrscht große Erregung, und wilde Gerüchte, daß die Japaner mit der Beschießung beginnen wollen, durchlaufen die Stadt. Der japanische Konsul hat aber dem auslän dischen Konsularkorps versichert, die Japaner hätten keine kriegerischen Absichten und würden nur zu einer Beschießung schreiten, wenn das Feuer gegen sie selbst eröffnet werden würde. Am Sonntag wurde der chinesische Kriegshafcn Wusung bei Schanghai durch die japanische Marine besetzt. Dort ist ein Ge schwader, bestehend ans einem Panzerkreuzer und vier Ier- jtörern, eingclaufen. Die chinesischen Regierungsbehörden haben ihren Sitz von Nanking nachLoyangin der Honan- Provinz verlegt. Die Vorbereitungen hierfür waren schon seit einigen Monaten getroffen, und die Staatsarchive waren bereits vor einiger Zeit dorthin übergeführt worden. Amerika schwankt zwischen China und Japan. Geschäft oder Sicherheit der USA.-Bürger? Washington. Admiral Pratt, der Chef der Marine operationsabteilung, hat den: Oberbefehlshaber der Pazifi schen Flotte, Admiral Taylor, befohlen, mit Voll dampf von Manila nach China in See zu Lehen, Das Wichtigste Nach einer Meldung der Telegraphen-Agentur der Sowet- Union aus Berlin soll zwischen der Tschechoslowakei und Japan ein gegen die Sowet-Anion gerichtetes Militär« abkommcn abgeschlossen sein. 2m englischen Konsulat fand am Sonntag nachmittag eine Konferenz statt, an der neben dem englischen und amerikani- schen Konsul dir chinesischen und japanischen Befehlshaber teilnahmen Bei Beendigung Ler Konferenz wurde mitge« teilt, daß der Waffenstillstand weiter anhalten werde. Nach in London eingcgangenen Meldungen sind in der Nacht zum Montag in Schanghai neue Kämpfe ausgebrvchen. Die Japaner haben unter dem Borwand, daß chinesische Scharf schützen in einem Hotel in Schanghai in der Frcmdennieder- lassung versteckt seien, dieses in Brand gesteckt. Wie eine britische Nachrichtenagentur aus Schanghai meldet, lassen chinesische, der Nankingregierung nahestehende Kreise erklären, dah China nicht beabsichtigt habe, Japan den Krieg zu erklären. Die Bereinigten Staaten und Großbritannien haben erneut in Tokio wegen der weiteren Truppenlandungen und des Eindringens japanischer Truppen in die internationale Nie derlassung protestiert. Die japanische Regierung hat be ruhigende Erklärungen abgegeben. Amerikas Pacific-Flotte ist zum Auslaufen nach Hawai bereit: auch die Manila-Flotte hat Befehl erhalten, sich zum Ab dampfen nach Schanghai 'bereitzuhalten. Das amerikanische Generalkosulat in Nanking hat Zerstörer angefordert. um „das Leben der amerikanischen Staatsbürger bei den Wirren in China zu schützen". Das für diesen Zweck zu- jammengestellte Geschwader Taylors besteht aus dem Flagg- "chisf „Hoyston", einem Flugzeugmutterschiff, einem Kreuzer, 10 Zerstörern und einem Zerstörertender mit 2450 Offizieren und Mannschaften. Uebrigens haben die kriegerischen Aktionen der Japaner in China eine bemerkenswerte Rückwirkung auf dem amerikanischen Baumwollmarkt gehabt. Die japanischen Baumwollimporteure haben im letzten halben Jahr 1089 000 Ballen Baumwolle eingeführt. Diese ge waltige Steigerung des Vaumwollimports ist damit zu er klären, daß Rohbaumwolle eine wichtige Rolle bei der Her stellung von Schießpulver spielt. Die Tatsache macht weiteste Kreise in Amerika geneigt, den japanischen Stand punkt zu unterstützen, Aeutrale Zone zwischen Chinesen und Manern. In der Sitzung in Schanghai, bei der der englische Generalkonsul den Vorsitz führte, und an der der amerika nische Generalkonsul sowie die japanischen Militärbcfchls- haber teilnahmcn, wurde die Einrichtung einer meutralcn Zone zwischen den japanischen und chinesischen Truppen vorgeschlagen, die von Truppen der neutralen Mächte be setzt werden soll. Man sendet weitere Truppen. Das japanische Kriegsministerium beschloß, wegen der Verschlechterung der Lage bei Charbin die Infanterie- Division des Generals Tomano, die sich an den Kämpfen bei Kintschau beteiligt hatten, sofort nach Charbin zu entsenden. Drohende Verwicklungen in Schanghai. Erbitterte Gefechte in der internationalen Niederlassung. An mehreren Stellen der internationalen Nieder lassung in Schanghai entspannen sich erbitterte Gefechte zwischen Japanern und chinesischen Scharfschützen, die sich zum Teil in nächster Nähe des von englischen Truppen scharf bewachten englischen Konsulats abspielten, in dem die Waffenstillstandsbesprechungen statlfanden. Mehrere Zivilpersonen wurden verwundet. Die Japaner umzingel ten das in der internationalen Niederlassung gelegene städtische Krankenhaus, da sie behaupteten, daß sich in den umliegenden Gebäuden chinesische Scharfschützen ver steckt hätten. Auch im nördlichen Teil der internationalen