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l Erscheint: »««tüh früh 7 Utzs " Insrrale «erden angeiiomtnei,: ti»Abq>>d»tt.G«nn' tag« bi« Mitte le Uhr: «ariknstraße 13. *n,eig. j„ dies. Blakte linden eine erfolgreiche Verbreitung Auflage: 18.0VD Exemplare Tageblatt für Uaterlialtung und Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum viN Herausgeber: Litpsch L Ncichardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Neichardt FrsuiteuiM: WterkeliLhrlich 2l>Ngf. de, uiliutgeldUcherkir- ferung in » Hau« Durch die -iliiigl Post vierkelfäbrl. 22' eStgr. Eiuzelne Nnnimer« 1 Ngl Anleralenpretse: stiii de» Raum einer ge'palleneu Zeile: 1 Ngr, Unter „Eingesandt" di» Zeile 2 Ngr. Rr. 184. Filufzehnter Jahrgang. Mitreoaeteill: Theodor Dro'ml'ch. Mittwoch, Sen 13. Juki 18!6 Dresden, oen lO, Juli — Der Csmnierzienrath Fevor Zschille zu »Großenhain hat den preuß Kronen Orden Ote, blasse, der Königliche Flügel-Adjutant. Obersttierrtenant von Rer, den Russischen St Stanislaus Orden 2. Classe und der Secondeiieutenant a. D. Hans Wolf von Schonberg das Ritterkreuz des Königlich Schwedischen Wasa Ordens erhalten — Bei Anwesenheit Sr Majestät des .Königs in Huber- tusburg am vorgestrigen Tage ivuroe von Seiten Hochdesselben ein Gnadenact ausgeübt, indem die aus Of.^ Johl bestimmte Strafzeit des Studenten Großinann ans Ein Jahr herabgesetzt wurde. Großmann aus Wiesbaden erschoß bekanntlich unlängst zu Leipzig in einem Duell einen seiner Eommilitonen und er hielt in Folge richterlichen Spruches die obgcnannte, im Lau deägefangniß zu verbüßende Strafe — Der Thierschutzverein halt heute um !7 Uhr im .swtel zur Stadt Wien eine Generalversammlung. — Bei der jetzigen großen Hitze tritt die Nothwendig- keit, die militärischen Uebungen nicht bis in die Mittagsstun den auszudehnen, als eine berechtigte Forderung der Humani tat an die obern Militärbehörden heran So berichtet man uns, daß bei dein gestrigen Regimentscrereiren des Leib-Fnfan terie-Regimcnts Nr. 101 sechs Soldaten völlig erschöpft liegen geblieben sind. Namentlich werden bei den angestrengten mili tärischen Evolutionen. Aufmärschen, Schwenkungen .'e. die Sig nalisten, welche zum Theil schivcre Fnstliimente zu tragen haben, arg mitgenommen Die berittenen Stabsoffiziere und Hauptleute sollten bei ihren Ordres auf die Hitzegrade billige Rücksicht nehmen. — Die sächsische Armee wird Envc August zu achttägigen Uebungen zusammengezogen werden und zwar die erste, zweite und dritte Fnsanteriebrigade in und bei Dresden vom 24. bis 20. August, die erste Eavaleriebrigade bei Großenhain den 20. bis 28. August, die zweite Eavalericbrigade bei Grimma den 22. bis 26. August. Am Ol. August, I. und 2. September Detachcmentsübungen zwischen Dresden. Tharand und Lommatzsch, Zwickau und Meerane, Ehemnitz und Glauchau. Fn Dresden bleibt ein Leibgrenadier und ein Schützen Bataillon zum Wach dienst Am 7. September Rast. Am K., '0. und 10 Sept. gegenseitige Manöver in combüurten "Brigaden zwischen Zwickau, Enmnritzschau, Meerane, Glauchau Am K. und Abends allgemeines Bivouak „Krieg oder Frieden!" das iit jetzt die Frage, zu deren Erledigung augenblicklich wohl schon Timende von Batterien spielen, welche, zündend von einem Reich zm» andern, per Draht die diplomatische Tattil weitertragen. Zn allen .Kreisen erregt »er Gedante an Krieg das lebhafteste Interesse, und wenn wir in unserm schönen Elbthal auch etwas weit entfernt scheinen von dem Schauplatz, aus welchem möglicherweise zwei Boiler um ihr Schicksal mit eisernen Würfeln spielen werden, io sind doch unsere Interessen eng verknüpft mit der daraus resullirenden Entscheidung. Als Beispiel, weichen Antheit »tan dieser Tages anqelegenheil hier und da schon schentt, wollen wir nur unter Anderem ermähnen, daß ein Herr aus hiesigen commerneUen Kreisen bereits Ott Thaler für Denjenigen bestimmt hat, durch dessen Entschlossenheit die erste französische Kanone erobert wird. Wir hegen die Hoffnung, daß im eventuellen Fall solche natio aale Begeisterung mehr Nachahmung finden wurde — Der Besuch mehrerer Privatgärten hatte bei günstiger Witterung in voriger Woche eine große Anzahl von Mitgliedern oer Flora nebst ihren Frauen vereinigt Fm zuerst besuchten I)r. Struve'schen Garten fanden die reizenden Blumenparterres, die brillirenden Pelargoniengruppen, die von guter Eultur zeu genden Blattpflanzen verdiente Anerkennung, wie überhaupt überall große Ordnung herrschte und alle Pflanzen im Berhäll niß zu dem überaus ungünstigen Frühjahr sehr weit in der Entwickelung waren. "Neri waren uns in dem daselbst bestnd üchcn Teiche eine Art Goldfische, Orfe genannt, welche durch lebhaftere Färbung und große Behendigtcit sich vortheilyast aus reichneten. Fn dem daraus besuchten Kauf»iann Pollsack'sche» Garten gefielen besonders die prächtigen Obstpyramiden, eilt starkes Sortiment 'Iroimooliuin in allen Nüaneen, die nelte kcichpanhie, eine reick-blühende Clonuitm iimir-mm und eine Eollection neuer Ealodien, mährend i», Eommcrzienrath Meyer' schen Garten die reichblühcnden Gruppen von Florl'luinen neben manchem Andern sich vortheilhast auszeichnetcn. Fn allen drei Garten war noch ein schöner Rosenslor, ein dem Auge wohl thuender grüner Rasenteppich und zeugte die Sauberkeit und Ordnung von dem Fleiße der Gärtner, deren Pflege dieselben anvertraut sind. Fm ersteren Garten hatte S. Kunde Sohn neue Baumsägen ohne Bügel, neue Oculiermcsser und neue Gartenscheeren ausgestellt, welche raschen Absatz fanden Für nächste Zeit steht der Besuch des Dreise' und Papenberg'schen Gartenetablissements und dann eine Beerenobstausstellung in Aussicht. Welche Folgen ein unüberlegter Spaß haben kann, be weist folgenoer Vorfall. Ein junger Schäker schüttet in einer Restauration einem Herrn eine Buchse Streichhölzchen in die Seitentasche und steckt auch noch ein Tischmesser nach. Beim Hineingreifen in die Tasche schneidet sich der Betreffende mit dem Messer in den Finger und die Streichhölzchen kommen in die Wunoe Der Finger schmerzt, schwillt, und nur durch so fort herbeigeichaffle ärztliche Hilfe wurde ein großes Unglück abgewendet — Zur "Nachachtung für andere derartige Fälle, sind wir in der Lage, durch den betheiligten Herrn, einen hiesigen Ein ivohner, mitzutheilen, daß der Letztere von der hiesigen zustän digen Behörde zu 0 Thalern Geldstrafe deshalb verurtheilt worden ist. weil er einen Zeitraum von mehr als 6 Wochen verstreichen ließ, ohne für die kirchliche Taufe seines neugeborenen Kindes zu sorgen. Der Perurtheilte hat zwar Berufung gegen dieses Erkenntnis; eingelegt, es dürfte wohl aber dieselbe von sehr geringem oder gar keinem günstigen Erfolge sein — Am Montag Abend sah man auf der Christianslraße eine alte Frau kraftlos aus dem Straßenpflaster liegen, ohne sich zu bewegen oder ein anderes Lebenszeichen von sich zu geben. Sie war selbigen Tag erst aus dem städtischen Krankenhause als gesund entlassen worden und wollte nach ihrer ehemaligen Wohnung zurückkehren, wurde jedoch vom Logisinhaber kurz und bündig abgeiviesen, und mußte nun durch hilfreiche Hand vorläufig beim Wohlfnhrtspolizeibezirke untergebracht werden — Seit Montag ist man im Blaseivitzer Waldpark be schäftigt, Baumaterialien, Handwerkzeugc re. abzuladen, um die neue Hauptstraße herzustellen, wozu laufende Woche eine große Anzahl Arbeiter angenommen werden. Bor allen Dingen ist inan darauf bedacht gewesen, in dieser Hitze einen Brunnen zu graben, welcher, bereits ziemlich fertig, ein sehr gutes Trink wasser zu geben verspricht. — Am vergangenen Sonntag während des Gewitters hat ein Blitzstrahl in der Nähe von Uebigau einen Birnbaum derart zur Hälfte gespalten, daß der eine Theil völlig losgc trennt von den noch feststehenden und durch den Luftdruck eine bedeutende Strecke fortgeschleudert wurde — In der "Nähe des Blockhauses wurde vorgestern Nach mittag ein etwa lOjähriger Knabe von einer Droschke über fahren, derselbe soll aber glücklicherweise hierdurch nur eilte leichtere Berlctzung des einen Beines davon getragen haben. "Nach Aussage von "Augenzeugen soll bei diesem Unglücksfalle den Kutscher die Schuld treffen, da derselbe zu schnell um die Ecke gefahren sei. — "Vorgestern "Nachmittag gegen 6 Uhr vcrungückte aus dem Pragerplatze ein mit "Abtaden von Bauholz beschäftigter Zimmergeselle dadurch, daß ihm durch einen abpralünden Bau stamm der linke Unterschenkel zerschmettert wurde Der Per letzte wurde in das Stadlkrantenhaus gebracht — Der Slrite der Bergarbeiter des Zwickauer Kohlen rayoitS ist in vollem Gange: sämmtttche "Arbeiter der größern Werte haben die "Arbeit eingestellt "Nur wenige Keine Werte in Bockiva und Oberhohndorff sind noch im Betriebe Die "Arbeiter benehmen sich ruhig und besonnen, bis jetzt ist auch nicht der geringste Erces; vorgekommen — Der Generalarzt Ö>. Rothe unternimmt im Lause dieses und des nächsten Monats eine Fnspeetionsreise in die auswärtigen Garnisonen. Es ist ihm gestattet worden, außer den Lazarcthcn auch die Garnisonanstalten, soweit dieselben der Gesundheitspflege angehen, dienstlich besuchen zu dürfen — Das Dissidcntengesetz ist erschienen. Dasselbe wird zwar thatsächlich wohl nicht viel "Aenderungen herbeisuhren, da Feder gern bei der ihm lieben Gewohnheit verbleibt. allein für die Humanität ist dieses Gesetz ein unendlicher Fortschritt und voir größerer Bedeutung, als irgend ein anderes Gesetz der Neuzeit Die ursprüngliche Freiheit des Menschen ist ihm wiedergcgcben, und die Fesseln sind gebrochen, in welche fast tausendjähriges Herkommen die Selbstbestimmung des Menschen eiugeschnürt hatte Wird das Gesetz, wie gesagt, vorausiichtlich ivenig "Aufsehen erregen, so ist doch schon der Gedante wohl- tlmend, min zu wissen, das; Jeder nach seiner Z-aiw» scelig werden darf, und daß mit einer Vergangenheit gebrochen ist, welche unserer heutigen Bildung nicht mehr genügte. Gefallen sind die Schranken der Unduldsamkeit, der Staat ertemtt den Bund der Herzen an. ohne zu fragen, ob Ehrisl und Füdin, Mohamcdaner oder Heide vor ihm steht "Auch die alttnchlichen „geschlossenen Zeiten" für Trauung und Aufgebot sind sin die Dissidenten gefallen. — Die Ehe ist geschlossen, sobald ne vom Gericht im Gerichtsbuch eingetragen ist "Aufgebot lind Tran ung geschieht durch den Richter und kostet außer den Verlagen nur 2 Thtr. 20 Ngr. — Hinterher können sich die Braut paare einsegnen lassen, wie sie Lust haben. — Wer aus seiner Kirche austteten will, hat dies einfach anzuzcigen, sofern er 21 Fahr alt ist — Statt der Taufe genügt die Eintragung eines Namens in das Gerichtsbuch. — Die Scheidung erfolgt für Dissidenten wie bisher, doch ohne Geistliche — Geschiedene Katholiken dürfen wieder heirathcn, sobald dies vor Gericht ge schieht. — Es tonnen sich Vereine bilden zu öffentlichem Gstt's dienst, mit eigenen Predigern, in jeder Art, sobald sie die Etzr furcht gegen Gott, die Gesetze, und die Sittlichkeit im Augr- halten — Verweigern die Geistlichen eine kirchliche Trauung, so erfolgt solche durch das Gericht, im Gerichtsgebaude ov-" nach Umständen in der Privatwohirurig All diese Bestimm ringen gebeii lautes Zeugnis; für den geistigen Fortschritt unseres engen Vaterlandes, welches dem freiesten Lande Europa s, den "Niederlanden, sich zur Seite stellen darf — Die kühnst-m Ge danken, welche hervorragende Männer in früheren Zeiten mit den, Leben bezahlten, die Wünsche, um welche unsere Vater die blutigsten Kampfe geführt, die Hoffnungen ganzer Jahr Hunderte — sie sind zur Wahrheit geworden , und wenn je ein Ereigniß im Leben eines Staates Freude erwecken sollte, so ist es dieses Gesetz, das Gesetz für die Freiheit der Ge danken — Im Laufe dieser Tage sino neuerdings Diebstähle an metallenen Hähnen, Röhren re. vorgekommen, ein Beweis, daß das Geschäft fortgesetzt wird Derartige Diebstähle ereigneten sich in der Wicnerslraße an vier Plumpen, auf einem Grund stücke der Lüttichaustraße, der Pirna'schen und Pragerstraße Das; die Diebe selbst an den geringfügigsten Gegenständen Ge fallen finden, beweist eine „Wichsbürste", sie aus einer Woh nung auf der Ahornstraße entwendet wurde — Die Badergassc und die kleinen daran grenzenden Gassen sind seit Kurzem in später "Abendzeit ziemlich lebendig und zwar gerade nicht zur Freude und zum Vortheil der An wohnenden. So wieder in der Nacht vom Montag zum Dien stag wo abermals ein scandalirendes Frauenzimmer den Im puls zu Ercessen gab, die sich von der Badergasse durch die Große Kirchgasse bis in die Große Frohngasse hineinspannen. Lärm und Stockschlägc, das war die Musik, welche den Scan dal begleitete, während eine blutige Nase das Eolorit dazu hergab. Leider waren auch wieder zwei Soldaten dabei be thciligt, welche zuletzt noch mit den herbeigeeilten Elendarmen und dem "Nachtwächter in Eonstilt geriethen. Das Ende dieser Zwistigkeit konnten wir nicht abwarten — Wie selten in unsrer Gegend der Nadelwald auftritt. beweist der Umstand, das; das Flechtrcißig, welches zu den practiichen "Arbeiten der Pioniere verwendet wurde, noch weit über dem ea. ti Stunden entfernten Schmiedeseld hinaus, herbeigeschaffl wurde "Auch vorgestern ging ein Zug von 20 Train-Wagen nach dem Reichsteiner Revier b. Königstein ab. um Reißig für den Bau der Fnsanterie Schießslände zu be schaffen. ' — Der 21 Fahr alte Otto Hugo Schietzel aus Walden burg ist in einer öffentlichen Gerichtssitzung zu Glauchau wegen Brandstiftung zu elf Fahren Zuchthaus trotz seines Leugnen-, verurtheilt worden, nachdem er bereits wegen desselben "Ver brechens schon anderweitig mehrfach bestraft worden ist — Bischofswerda, den I I. Frili "Als ich im verflossenen Frühjahre eine Reise in s Erzgebirge unternahm, kam ich mit einem wackeren Oberförster wegen des sin den Semme'. zu er wartenden Wetters in's Kespnrch und sagte derselbe einen überaus trockenen Sommer voraus, indem er sich auf eine schon von Vichtreibern milgerheitle Witterungsreget berief, welche er mir mir den eigenen dcntwürpigen Worten der letzteren wieder Holle und welche also lautet: „Wie tief daß es im Winter in den Erdboden 'nein friert, wie tief daß es im Sommer 'nein dorrt." Nun wir habe» hier zu Lande zwar recht leidlich heiße Tage gehabt, doch zum „Sleindörren" ist es bei uns noch nicht gekommen, denn die Schleusten des Himmels haben auch ihr Möglichstes geleistet, und bei den Lanvleiitcn, die ihr Hei: noch nicht 'rein hatten, manck-e sauere Miene hervorgerufeu. Das Großartigste seit "Menscheiigedeiiten leistete aber Fupiler pluvitm und loiiitim >>n Vereine mit dem Gott des Windes am gestrigen Tage Kolilpechrabenschivarz zog das Wetter am westlichen Himmel empor und entlud fick, nach einer voraus gegangenen unheimlichei: und san erdrückenden Schwüle mit einer Heftigkeit, wie sie sich die ältesten Leute kaum erinnern tonnten Wette»blucyarrig strömte der Regen zur Erde her nieder, Dounei schlag folgte aus Donner schlag und dabei wu lhele der Sturm mir laum glaublicher Heftigkeit. In Weichere, dorf bei Viichosswerda zerschmetterte der Blitz in unmittelbarer "Nahe eines Bauerngutes eine Linde, in Buckau entzündete der selbe ein Hans, in Bautzen und Umgegend soll es ziemlich heftig gebügelt haben und an den Baumen hat der Sturm vielsachen Schaden verursacht. Glücklicher Weise hörr man hier nichts von Schaden, den Personen genommen haben, dagegen mag das Weller aus der sogenannten Schießbleiche in "Bautzen insbesondere an den zum Schießfeste dort ausgestellten Schau buden und Reslaurationszelten arge Verwüstungen angerichtet haben — Nun, wackerer Oberförster im Erzgebirge, wie hat die viehrreibcrische Witlerungsregel in Euren Bergen und Tha lern eingctvosscn ? — O" e >»e n t l i ck' c Sii; ung des Schwurgerichts l" o > c k a m 11 Jul i, Raclffem immer und immer Diebstähle