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Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten MnW, SkN 28. M IM Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen deS Amtsgerichts, Finanzamts und des StadtratS zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaft««. Erl-MU tedtowertta, — Yen,»recher «r. lt. — pistschcckUnt» LtHP» — «e«et»»e,!r»l,»t, lt. — von«, kont» k»»mer». ». Prtd»tt«uk Z»e!,steile — Ua»«l«ngt eUg-laiUte «»uxltripte »erden nicht »xrü^e. schickt. Einsendungen ohne Nameotneuuung fluten keine Ausnuhmr «Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, KW Dermsdorf, Bernsdorf, RüSdorf. Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf ML Metchenbach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rußdorf. «et »Iigen. «oulurse», Bergletchcn »iw. wird »er vruttrdetr», t» Rech Ming gestellt. Im Fache ddderer Lcwall — Lrie, laubiger irgend welch-. Kttrun, de» vetrtede« der Leitung, der Lteirrauten ade. »er veslirderungeelnrichtungen — hat da «» »iehei «eine» «niarnch cmi Lieferuag »da Siachlteseru», da Leitung ad« aus Rückzahlung de» v«,u,»pret,e». Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Verantwortlich für die Schriftleitung Dr. Erich Frisch, für die Anzeige« Otto Koch. Anrrigeuprei*: Di« Sgespalt. Grundzeit« 150.—, di« Reklamezcil« 45V.—, Rachweisgebühr 3V.— M. l Z. (IhlhlA MOjMWkr NM I un-Anskign i ^74 Ker«s*p»i» mvnatl. 3300.— M. ohne Trügerlohn, ^ll. l« durch die Post monatl. 3500.— M einschl. Bestellgeb. LW «kW mW me WMe. ' Der verstossene Staatslenker Englands, den die letz ten Wahlen beiseite schoben, beginnt seinen Einstich aus das innere und äußere politische Leben Englands allmählich wie der zu erlangen, nachdem die Politik Bonar Laws bei allen Parteien, selbst bei den Konservativen, den Pattei genossen Bonar Laws, immer mehr an Kredit verliert. ' <„Daily Chronicle", das Organ Lloyd Georges, schreibt heute, daß die Aussichten aus den Beginn von Verhand lungen zwischen Frankreich und Deutsch! a n d -gut zu sein scheinen. Das Blatt fragt, ob die englisch« Regierung irgendeinen ausbauenden Plan beistcuern könne. Wie das Blatt erführt, werde Lloyd George nächste Woche -m der Unterhuusdebatte einige ausbauende Vor schläge machen. Der Plan müsse Frankreich sein Recht geben, ohne die Moralischen und materiellen Demütigun - -gen, welche Deutschland infolge des Krieges auserlegt wor den seien, zu vermehren. Es würde keinerlei Veräußerung deutschen Gebietes in irgendeiner Verhüllung stattfinden. Vie alliierten Besatzungstruppen müßten zurückgezogen werden und andere wirksame Garantien dafür, daß Deutschland Wort halten mühte, an ihre Stelle treten. Der Neparationsbetrag müßte sehr beträchtlich vermindert werden. Es müßten Garantien gegen einen Verzug Deutschlands gegeben werden. Als letztes Druckmittel werde das Pfand für verfallen erklärt werden. Dies dürste jedoch nicht in der Gestalt eines von einer Macht begangenen Ge waltaktes geschehen, sondern müsse ein gesetzlicher Akt sein, durchgcsührt auf Anordnung des internationalen Gerichts hofes unter angemessener Berücksichtigung aller Gläubiger. Der Völkerbund sei der einzige internationale Gerichtshof, der über «inen Verdacht erhaben ist (!) und müsse zu die ser Autorität gemacht werden. Wenn das Pfand nicht nur -für Reparationen, sondern auch für eine Anleihe zur .Förderung der Zahlungsfähigkeit Deutschlands bestimmt werden würde, wäre es umso besser, weil in diesem Falle weniger mit einem Verzug Deutschlands gerechnet werden müßte. Frankreich habe auch ein Recht auf Sicherheit. Die praktischste Sicherheit sei die entwaffnete Zone und die Garantie, daß, wenn die Zone verletzt würde, der übrig« Lell der Welt seine gesamten Hilfsquellen der verletzten Partei zur Verfügung stelle. Auch hier sei der Völker bund die beste Autorität für die Abrüstung und zur Be strafung der Schuldigen. Möglicherweise könnten die mäch tigen Mitglieder (!) des Völkerbundes im voraus die Maß nahmen festsetzen, die eintreten werden, wenn ein Ruf von Men des Völkerbundes an sie ergeht. „Daily Chromcle" -erklärt, derartige Vereinbarungen würden nicht auf eine Allianz hinauslaufen. Zu den Abmachungen bezüglich «incr dauernden Abrüstung könnten auch Abmachungen für einen wirtschaftlichen Friedan und ein Zusammenwirken zwischen Lothringen und der Ruhr getroffen werden. Wie es weiter heißt, will Lloyd George am Mittwoch im Unterhause eine große Nede halten. Man hofft, er werde einen fertigen Plan vorlegen und für diesen nicht nur die beiden liberalen Parteien und die Arbeiterpattei, sondern auch die jüngeren Elemente in der konservativen Partei gewinnen und dadurch die Mehrheit, die Bonar Law bei der letzten Ruhrdebatte erzielte und die nur 48 Stim men betrug, entweder bedeutend abschwächen oder gar in -eine Minderheit verwandeln können. Lloyd George wird beantragen, das Rheinland unter dem Schutz des Völ- kerbundes vollkommen zu entmilitarisieren. Diese Entmilitarisierung müsse von Deutschland, aber auch von Frankreich vollzogen werden, das mit seinen Trup- ^pm das Riheinland räumen müsse. Einer Londoner Depesche des „Neuyork Herald" zufolge, würde Bonar Law diesem Gedanken Lloyd Georges nicht durchaus ablehnend gegenüberstehen. Man gesteht in politischen Kreisen ein, daß Lloyd George einen günstigen Augenblick abwattet, um die Regierung aus ihrer bisherigen Passivität hinaus zu manöverieren. In großen Kreisen des englischen Volles gewinnt der Gedanke, die Rheinland« zu entmilitarisieren, immer mehr an Boden. Allerdings werde Frankreich, wenn der Völkerbundsrat, wie Lloyd George verlangen werde, sich bereits in seiner Tagung am 10. April auf Antrag der englischen Ab ordnung mit der Rhein- und Nuhrfrage beschäftigen wird, beantragen, daß Frankreich in dem entmilitarisierten Ge biet die Hälfte der Gendarmerie stelle. In England wünscht man allerdings, daß die Völkerbundsgendarmerie, die künf ¬ tig wieder die Sicherheit am Rhein und Ruhr zu über nehmen hätte, zu gleichen Teilen aus Angehörigen aller Nationen zusammengesetzt wär«. Man erwartet, daß durch die Nede Lloyd Georg« die englische Nc^giemng gezwun gen werden könnte, endgültige Stellung zur Nuhrffrag« zu nehmen. Angebliche deutsche Vorschläge. Der „Reuen Zürcher Zeitung" wird aus London gemeldet, die Neise des englischen Botschafters Lord dAder non scheine folgendermaßen erklärt werden zu kön nen : Bonar Law hege den Wunsch, nicht durch die inter - nationale Presse und -noch weniger durch deutsche Zeitun gen, sondern auf direktem Wege durch Vermittlung des britischen Botschafters über die wahren Absichten der NeichsregierUng orientiert zu werden. Man glaube nicht, daß Lord d'Abernon ein fest umrissenrs deut sches Neparationsprogramm nach London gebracht hat, ist aber der Ansicht, daß er in großen Umrissen die' deut schen Vorschläge kennt. Das Reich soll die Begebung einer neuen inneren Anleihe planen, der dann eine internationale Anleihe folgen würde, die durch die ZolleinnahmeN, durch die Einnahmen der Eisenbahn und vielleicht auch durch die Ueberschüsse der deutschen Industrie garantiert würde. Deutschland hoffe auf diese Weise Frankreich beträchtliche Reparationszahlungen leisten zu können. Was die Frage der Sicherheiten betreffe, so möchte Deutschland dieses Pro blem aus internationales Gebiet verschieben, und zwar verlange es in dieser Frage völlige Gleichstellung mit Frankreich. Deutschland würde nne Kontrolle seiner Fabri ken annehmen, würde auch feine Eisenbahnlinien einer der artigen Kontrolle unterstellen, aber nur unter der Bedin gung, daß eine gleichartige Kontrolle in Frankreich aus - geübt werden könnte. Ferner beabsichtige Deutschland , von Frankreich eine Entschädigung für di« Ruhrbesetzung zu verlangen. Di« Höhe der Reparationen, die Deutschland an die Verbündeten zu entrichten hätte, würde sich auf 40 Milliarden Goldmatt belaufen, von denen die Entschädi gung für die Ruhrbesetzung in Abzug zu bringen wäre. Vorschläge der Kaufmannschaft Amerikas. Im Namen von 20 000 amerikanischen Kaufleuten er klärt« der amerikanisch)« Bankier Kent, Vizepräsident derBen- kerst Trust Co., bei den Verhandlungen der internationalen Handelskammern in Rom, daß jeder Amerikaner sich für eine teilweise Annullierung der interalli ierten Schulden einsetzen wolle, wenn man nur die Gewißheit hätte, daß Europa dadurch zu neuer Kaufkraft gelange. Kent erklärte, daß fünf Gefahren die Welt - Wirtschaft bedrohen: 1. Die Reparationen, 2. die Defizite in allen Bud gets und die Noteninflatton, 3. die interalliierten Schulden, 4. der Mangel internationaler Kredite, 5. das abnorm« Schwanken aller Valuten. Was eine deutsche Anleihe in den Vereinig ten Staaten anlange, so müßte diese auf Verlangen und zugunsten der europäischen Staaten ausgegeben werden, denen für diese Anleihe für mehrere Jahre die Reparatio nen im voraus zukommen sollten. Wenn Deutschland die Anleihe nicht auf dieser Grundlage fordere, so würde es «men schlechten Willen bekunden und jeden Kredit verlieren. Ler neueste Gewaltakt. Nach emcr Meldung der Agence Havas aus Bochum hat die R hein! a nd s k om m iss i on ein« neutz Or donnanz erlassen, durch welche die Angehörigen der Be satzungsmächte und dieiemigen Personen deutscher Nationali tät geschützt weiden sollen, die in den Dienst der Be satzungsmächte getreten sind oder mit ihnen in Ver bindung stehen. Die Ordonnanz erklärt die verschiedenen Besatzungsarmeen für zuständig zur Aburteilung sämtlicher Gewalttaten oder, tätlichen Bedrohungen, Streikanfforderun- gen sowie allgemein von Handlungen, die den Charakter von Strafmaß nahmen oder Repressalien gegen Personen irgend einer Nationalität haben. Außerdem erhält die Kom mission die Befugnis, Personen, die infolge von offenen Unruhen oder verbrecherischen Handlungen Schaden erlei den, Entschädigungen zUzuettmnen. Die Entschädigungen sind provv'orisch von den Gemeinden zu leisten und diesen eventuell vom Reich oder den Ländern zuriickzuerstattm, wobei die Kommission sich auf die Grundsätze der deutschen Gesetzgebung über di« Verpflichtung zum Schadenersatz be ruft- Wie „W. T. B." erfährt, ist den amtlichen Stelle» bisher eine derartige Verordnung der Rheinland skommis- sion nicht zugegangen. Würde sie tatsächlich erlassen wen den, so mürb« dies den Gipfel dessen bedeuten, was sich bisher die Rheinlandskommijsion schon an Rechts- und Vertragsbrüchen geleistet hat. Das gilt besonders für di« in der angeblichen Verordnung erwähnte Regelung von Entschädigungen. Bisher warten noch immer fast alle Witwen und Waisen der von Marokkanern und anderen farbigen, aber auch von weißen Besatzungsangehöttgen er mordeten Deutschen auf Entschädigung aus der französi schen Staatskasse. Bisher hat die französische Negierung und mit ihr die Besatzungsstellen des Rheinlandes sich st«ts hinter juristischen Ausflüchten verschanzt, wenn es sich Um die moralische und materielle Wiedergutmachung solcher Ver brechen handelte. Der Attentäter hätte entweder entspre chend seinen Dienstinstruktionen gehandelt, dann war nach französischer Anschauung jegliche Verantwortung des fran - zösischen Fiskus ausgeschlossen, oder er hatte entgegen sei nen Instruktionen gehandelt, so lag «ine private Hand lung außerhalb des Dienstes vor, was wiederum die Ver antwortlichkeit der französischen Negierung ausschließen soll. Jetzt aber will Frankreich großmütig Und edelmütig wer den, aber natürlich nicht aus seiner eigenen Tasche, son dern zu Lasten des Deutschen Reiches. HöNekn vor dem Pariser Untersuchungs richter. Der kommunistische deutsch« Neichstagsabgeordnete Höllein, der bekanntlich gelegentlich seiner Anwesenheit in Paris von den französischen Behörden kurzerhand ver haftet wurde, wurde am Sonnabend zum ersten Make von dem UnUrsuchungsrichUr vernommen. Wie di« „Agence Havas" mittcilt, hat Höllein gegen den Tendenzprozeßpro testiert, den ihm die französische Negierung macht. Er hab« di« Worte, di« ihm der Polizeibericht in dm Mund legt, in der Volksversammlung nicht gebraucht. Höllein erklärte, di« bei ihm vorgefundenen Notizen seien ein Entwurf zu ' der Rede, die er hätte halten wollen, aber in dieser Form nicht gehalten habe. Erkrankung des Reichskanzlers. Der Ausschuß für auswärtige Angelegmhetten hat sein« für Montag anberaumt« Sitzung aus Dienstag verschoben, da der Reichskanzler, der seit Sonnabend mittag einer Erkältung wegen das Bett hüten mutz, Wett daraus legt, an der Sitzung teilzunehmen. Ein Protest der Deutsch-völkischen Freiheitspartet. Di« Führer der aufgelösten Deutschoölk i schea Freiheitspartei sind am Sonnabend vormittag im Reichstag zu einer Sitzung zusammengetreten, um zu dem Verbot Minister Severings Stelttmg zu nehmen. Di« Auf - sassung in diesen Kreisen geht dahin, daß ein Verbot des preußischen Ministers des Innern deshalb der Rechts- wirksamkeit entbehre, weil die Deutschvöllische Freiheitspattei nicht eine ausgesprochen in Preußen ver breitete Organisation, sondern eine sich über das ganze Reich erstreckend« politisch« Pattei sei. Aus diesem Grund« könnte Minister Severing auch nur di« innerhalb Preu ßens bestehend«» Ortsgruppen der Partei, nicht aber die Reichsorganisation auflösen. Die Parteileitung protestiert des halb auch gegen die Beschlagnahme ihres Vermögens, das Eigentum der Reichspartei und somit dem Zugriff der preußischen Staatsbehörden entzogen sei. In einem Tele gramm an dm Staatsgerichtshof haben die Abgg. Wulle, von Graes« Und Henning gegen das Verbot des Ministers Severing protestiert und eine Entscheidung des Staats- gerichtshofes über dies« Frage beantragt. Die polizeilichen und di« gerichtlichen Untersuchun gen gegen die aufgelöste Deutschvölkische Frelheitspartei wegen Hochverrats und Eelzeimbündelei gehen inzwischen in vollem Umfange fort. Oberreichsanwalt Dr. Ebermayer hat bereits am Freitagabend Berlin wieder verlassen und sich nach Leipzig zurückbegeben. Die Voruntersuchung hat er den zuständigen Moabiter Gerichtsbehörden übertragen. Roßbach befindet sich augenblicklich noch im Stadtvogteige fängnis. Während «r sich bisher lediglich auf Grund eines Haftbefehls des Oberpräsidiums Oppeln in Polizeihast be- funden hat, ist nunmehr auf Grund der sknvebendcn Ek- mittlungen ein Haftbefehl des Ermittlungsrichters im Ber-