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Amts Blatt des Aönigt. Amtsgerichts und des SLadtrathes Wutsnih Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für dir einspaltige Cor puSzeile (oder deren Raum) IO Pfennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von L. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz,CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauSvonHaas« stein L Vogler, Jnvalidenda,. Rudolph Moffe und G. L. Daube L Lomp. Als Beiblätter: 1. Jllustrirtes Sonntagsblatt (Wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements-Preis Vierteljährl. 1 Mk. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeldliche Zu sendung. Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend. Ins.rat« sind bis Dienstag und Freitag Druck und Verlag von E. L. Förster's Erden in PulSuitz. KiuundMnfzigsteu Jahrgang. Verantwortlicher Redatt-ur^Herm°nn Schulze Sonnabend. Ur. IL 11. Februar 1899. Sonnabend, den 11. Februar 1899, Borm. 9 Uhr öffentliche Sitzung des Wezirksnusfchuffes. Die Tagesordnung hängt in der Amtshauptmannschaft aus. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 6. Februar 1899. von Erdmanusdorff. Der neue Krieg auf den Philippinen. Der bisherige schleichende Conflikt zwischen den Philipvinen- Rebellen und ihren amerikanischen „Befreiern" ist durch die am 4. und 5. Februar vor Manila stattgefundenen Kämpfe endlich zum offenen Ausbruch gekommen. Die Philippiner, offenbar des längeren Zauderns müde, gefielen sich in der Rolle des Angreifers, doch haben sie sich bei diesem ihrem ersten Waffengange niit den Uankees nur blutige Köpfe ge holt. Ja, wenn man den bislang allerdings nur von amerika nischer Seite vorliegenden Berichten über die Schlacht von Manila Glauben schenken darf, so muß die Niederlage der Philippiner oder Tagalen sogar als eine vollständige be zeichnet werden, denn sie sollen an Todten 2000, an Ver wundeten 3500 und an Gefangenen 5000 Mann verloren haben, während sich ihre Gesommtstürke auf angeblich nur 20000 Streiter belief. Ueber ihre eigenen Verluste machen die Amerikaner, deren Truppen 13000 Mann stark waren, noch etwas unbestimmte Angaben, sie wollen nur etwa 30 Todte und 200 bis 300 Verwundete gehabt haben, welche Angabe sich natürlich noch nicht auf ihre Zuverlässigkeit hin prüfen läßt. Jedenfalls haben jetzt die Amerikaner den starrköpfigen Philippinern nothgedrungen eine erste blutige Lcction erthe'lt, ob dieselbe aber von nachhaltiger Wirkung auf die einstweilen Besiegten sein und sie der Unterwerfung unter die amerikanische Oberhoheit eher gefügig machen wird, das möchte schon jetzt zu bezweifeln sein. Die Führer der Philippinen-Rebellen haben bereits hinlänglich ihren Entschluß zu erkennen gegeben, die völlige Unabhängigkeit ihres heimath» lichen Archipels zu erringen, also durchaus nicht die soeben mit amerikanischer Hilfe abgeschüttelte spanische Herrschaft lediglich mit der Oberhoheit der nordamerikanischen Union zu vertauschen. Diesem Entschluß hat jetzt Aguinaldo, der oberste Chef der philippinischen Insurgenten, dadurch verschärf ten Ausdruck verliehen, daß er in einer veröffentlichten Pro klamation den Amerikanern in aller Forin den Krieg erklärte, womit jede Hoffnung auf eine gütliche Wiederverständigung zwischen den Amerikanern und den Philippinern einstweilen verschwunden ist. In Washington begreift man den Ernst der Lage auf den Philippinen sehr wohl und schickt sich an, die dort be gonnene neue kriegerische Action mit aller Kraft durchzusühren. Von Wichtigkeit für die Durchführung der militärischen Operationen der Amerikaner gegen die Tagalen ist der Um stand, daß der amerikanische Senat den Friedensvertrag mit Spanien nunmehr angenommen hat, wenngleich nur mit drer Stimmen-Mehrheit; denn hierdurch ist die Annexion der Philippinen seilens der Union vom Senat gutgeheißen worden und der Congreß muß infolgedessen die Mittel zur Fortsetzung der Operation auf den Philippinen bewilligen. General Otis, der Oberftcommandirende der amerikanischen Landtruppen auf den Philippinen, ist denn auch von seiner Negierung telegraphisch angewiesen worden, mit allem Nach druck seinen bei Manila errungenen Waffenerfolg auszubeuten^ da daß Cabinet von Washingthon beschlossen hat, die philipi- schen Aufständischen erst zur Niederlage der Waffen zu zwingen, ehe zur Herstellung geordneter Verhältnisse auf dem Archipel geschritten werden könne. General Ot>s beabsichtigt, unver züglich gegen Makolos zu marschiren, den Sitz der Negierung der Philippinen-Revublrk, während Avmiral Dewey mit seinem Geschwader den Angriff auf Jlo-Jlo, den augenblicklichen Hauptstützpunkt der Philippiner, unternehmen soll. Die Amerikaner sehen sich demnach jetzt genöthigt, an Stelle der Spanier den Kampf gegen die aufsässigen Philip piner weiterzuführen, und dies wird sich für die AankeeS zweifellos zu einer schwierigen Arbeit gestalten. Die Amerikaner dürften nur zu bald die Mühseligkeiten und Gefahren eines Feldzuges im Innern der Philippinen kennen lernen, denn an den Küsten können sie doch nicht hocken bleiben. Klima und Terrain werden hierbei den Amerikaner vielleicht noch größere Schwierigkeiten bereiten, als vordem den Spaniern, auch sind die Tagalen an Zahl ihrer Streiter den Amerikanern vorerst weit überlegen, dabei im Allgemeinen gut bewaffnet — sie verfügen sogar über Schnellfeuergeschütze — und schließlich von wildem kriegerischen Feuer und wachsendem, fanatischen Hasse gegen die Weißen beseelt. Die Amerikaner gehen daher zweifellos noch schweren Kämpfen auf den Philip pinen entgegen, und es bleibt noch sehr abzuwarten, ob die selben in ihrem Ausgange zur unbedingten Herrschaft des Sternerdanners auf diesem herrlichen Archipel führen werden. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Am vergangenen Mittwoch, dem 8. Fe bruar, vollendete Herr Kommissionsraih Wolf in Pulsnitz fein 70. Lebensjahr. Seit dem 7. April 1868 am Kgl. Amtsgericht Pulsnitz thätig, hat der Genannte während dieser Zeit vorübergehend die amtsanwaltschastiichen Ge schäfte geführt, besonders aber 0er freiwilligen Gerichtsbar- leit — Nachlaß- und Vormundschastssachen, sowie Ange legenheiten des Grund- und Hypolhekenbuches — seine Thätigkeit gewidmet. Seine langjährige Erfahrung und die eingehendste Kenntnis der Verhältnisse im hiesigen Gerichts bezirk, namentlich auch seine freundliche und wohlwollende Art im amtlichen Verkehr haben ihm eine segensreiche Wirkung aus diesen Gebieten eimöglicht und sichern ihm die dauernde Dankbarkeit derer, die amtlich mit ihm in Berührung kamen. Am Morgen dis Geburtstages be grüßten die Beamten des Amtsgerichts den Jubilar in feinem mit Blumen geschmückten Arbeitszimmer, und Herr Amts richter von Weber gab den allseitigen Glückwünschen in einer kurzen Ansprache Ausdruck. — Mögen die guten Wünsche, die Herrn Kommissionsraih Wolf an diesem Tage in großer Anzahl von nah und fern ausgesprochen worden sind, in reichstem Maaße in Erfüllung gehen! Pulsnitz. Die am Dienstag abgehaltene Sitzung des land- und forstwirthschaftlichen Vereins für Pulsnitz und Umgegend hatte sich eines recht zahlreichen Besuches zu erfreuen, es mochten etwa 50 bis 60 Mitglieder an wesend sein. Die Sitzung leitete der neue Vorstand des Vereins, Herr Or. Weitzmann; der frühere Vorstand, Herr Ortsnchtsr Weitzmann, welcher dieses Amt 32 Jahre verwaltet hatte, ist zurückgetreten, ebenso der langjährige treue Kassirer des Vereins, Herr Bauersachs, und der ebensolange als Deputirter thätig gewesene Herr OAs- richter Seifert. Alle drei um den Verem hochverdiente Männer sind zu Ehrenmitgliedern des Vereins ernannt worden. Nachdem die geschäftlichen Angelegenheiten er ledigt waren, ertheilte der Herr Vorstand dem Herrn Land tagsabgeordneten Rentzsch aus Kamenz das Wort zu seinem Bericht über die vorjährigen Landtagsverhandlungen. Der Herr Abgeordnete erläuterte zunächst, warum er bis jetzt keiner Fraktion beigetreten sei, betonte jedoch gleich zeitig, daß er sich nächstes Jahr der conservattven Fraktion, deren Hospitant er jetzt sei, anschließen werde. Alsdann gab derselbe einen Ueberblick über alle von der Regierung an den Landtag gebrachten Vorlagen und verbreitete sich insbesondere in dankenswerther Weise über die hauptsäch lich die Landwirthschaft interressirenden Vorlagen, als da sind: Das Gesetz über die Einführung der Fleischbeschau und die staatliche Schlachtviehveisicherung, die Bekämpfung der Tuberkulose bei Rind-rn, Ersatz von Wildschäden, Ab änderung der Gesindeordnung, das Landesbrandversiche rungsgesetz, dabei erwähnend, daß das erste Gesetz geneh migt und auch dieses Jahr in Kraft tritt, während daS zweite Gesetz, betreffend die Tuberkulose bei Rindern vor läufig die Zustimmung des Landtages noch nicht Hal fin- den können. Der Landtag hat jedoch 30000 M. zu Ver- suchszwecken in dieser Hinsicht bewilligt. Alsdann streifte der Herr Redner das von der Regierung vorgelegte „Steuer- Bouquet", als da sind: Das Gesetz über die direkte Steuer, Abänderung des Einkommensteuergesetzes, das Vermögens steuergesetz, die Erbschasts- und Schenkungssteuer, den Ur- kundenstempel, die alle unerledigt geblieben seien, besprach ferner das Gesetz über das Vereins- und Versammlungs recht, die Entschädigung der Hochwasserschäden, die Alters zulage der Volksschullehrer rc. Nach dem ziemlich zwei stündigen Vortrage entwickelte sich noch eine lebhafte De batte, in der der Herr Abgeordnete die an ihn gestellten Fragen beantwortete. In der Debatte kamen fast alle Interpellanten auf die ist der Landwirthschaft herrschende Leutenoth zu sprechen, dabei betonend, daß dies jetzt die brennendste Frage für die Landwirthschaft sei. Die Ver sammlung wurde, nachdem dieselbe dem Herrn Abgeordneten ihren Dank durch Erheben von den Sitzen ausgedrückt hatte, um >/,9 Uhr geschlossen. Pulsnitz. Der am Mittwoch abgehaltene Vieh markt hatte sehr unter der Ungunst der Witterung zu leiden. Infolge der eingetretenen Glätte mußte das Vieh in den Ställen bleiben, doch soll sich dort ein lebhafter Kauf entwickelt haben. Zum Verkauf waren 40 Stück Kühe, 15 Ochsen und 140 Schweine gestellt, während im Vorverkauf 154 Stück in den Ställen untergebracht waren. — Wie mitgetheilt wird, erhebt die Postverwaltung seit dem 1. Januar für unsrankirte Postkarten nicht mehr das Strafporto für unsrankirte Briefe, sondern nur den doppelten Betrag des Portos für Postkarten. — Die Verbilligung der Geldversendung durch die Post mit Postanweisungen ist im Publikum noch wenig bekannt. Folgendes diene zur Aufklärung: Bei Beträgen bis zu 5 M. ist eine Postanweisung für 10 Pfg. und bei Beträgen von 5 bis 100 M. eine solche für 20 Pfg. zu fordern. Von 100 bis 200 M. beträgt die Gebühr 30, bis 400 M. 40, von 400 bis 600 M. 50 und von 600 bis 800 M., bis zu welchem Betrage Postanweisun gen zulässig sind. 60 Pfg. -- Eine für die Neuorganisation der Jnnungsver- dältnisse ganz besonders wichtige Verordnung ist in jüngster Zeit vom Königlichen Ministerium des Innern betreffs der Frage erlassen worden, ob die Kosten für die nach Maß gabe von Z 100 a bez. 100 b der Reichsgewerbeordnung in der Fassung des Gesetzes vom 26. Juli 1897 zu er lassenden behördlichen Bekanntmachungen in JnnungSsachen aus die Staatskasse zu übernehmen oder von den Innungen und Personen, die den Antrag zur Errichtung auf Zwangs- innungen gestellt haben, zu tragen seien. Nach den in Betracht kommenden gesetzlichen Bestimmungen bleibe die Frage, wer als crstattungspflichtig anzuschen, dann, wenn der Antrag auf Bildung einer Zwangsinnung nicht von einer Innung oder von Jnnungsangehörigen, sondern von einzelnen betheiligten Handwerkern ausgehe und wenn zu folge des Ergebnisses der Abstimmung es zur Bildung einer Zwangsinnung nicht komme, offen. Lasse das Gesetz also, so führt das Ministerium weiter aus, in dieser Be ziehung eine Regelung vermissen, so könne daraus indessen schon wegen der in Z 99 des Jnnungsgesetzes für die Kostens! eiheit in JnnungSsachen gezogenen Grenzen nicht geschlossen werden, daß die bezeichneten JnsertionSkosten nun aus die Staatskasse übernommen werden müßten. Wenn jedoch in diesen Fällen die Verpflichtung der Be theiligten zur Erstattung der Kosten eine unverkennbare Härte oder Unbilligkeit enthalten sollte, so behalte sich das Ministerium deS Innern wegen der gänzlichen oder theil- weisen Uebertragung der Kosten aus die Staatskasse auf beson dere Anregung der Kreishauptmannschaft Entschließung vor. — Zu besetzen ist die Schulstelle zu Mittelbach bei Pulsnitz. Collator: das Königliche Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen 1200 M. Grundgehalt, freie Wohnung und Gartengenuß. Bewerber, welche mit Beginn des neuen Schuljahres antceten können, haben ihre Gesuche nebst Zeugnissen und sonstigen Beilagen bis zum 15. Februar beim Königlichen Bezirksschulinspektor Herrn Or. Hartmann in Kamenz einzureichen. Niederlichtenau, 9. Februar. Ein seltenes Familienereigniß dürste es sein, baß an einem Tage in einer Familie drei Hochzeiten stattsanden. So feierten vor einigen Tagen hier die K.'schen Eheleute die goldene, die älteste Tochter die silberne und die jüngste Tochter die grüne Hochzeit.