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ilLtiiu wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. onserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszetle. Druck und Berlag von Martin Berger m Wilsdruff. -- Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. 124 S«. Jahrg Donnerstag, de« 28 Oktober 48S8. Sekr Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Konkursverfahren. dem Konkursverfahren über das Nachlaß-Vermögen des Sattlermeisters «U8VI» i» ist zur Abnahme der Schlußrechnung Erhebung von Einwendung n gegen das Schlnßverzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der ßWM "der die nicht verwerthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 12. November 1898, Vormittags y Nhr st ^omgüchen Amtsgerichte hierselbst bestimmt. , Wilsdruff, den 17. Oktober 1898. )cn, '! M. ' 2, 12,1^I ThuM Uchm, Sikbtnieh« md dir UmWenden. Imlsblnll M (' l. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrach zu WilsOruff, I sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. SN. evie iketc, kratie zur friedlichen Reform-Partei schließen. Dieser Schluß wäre umso verhängnißvoller, als der Führer der bayerischen Sozialdemokraten in der Hauptsache: in der Bekämpfung der Religion, des Königthums und des Vaterlandes den Bebel, Liebknecht, Singer und Schönlank zur Seite steht und darum ebenso wie diese der Revolution die Wege ebnet. Aurze Chronik. Selbstmord des Oberfaktors Grünenthal. Berlin, 17. Okt. Der ehemalige Oberfaktor der Reichs druckerei Grünenthal, der sich nächsten Freitag vor dem hiesigen Schwurgericht verantworten sollte, machte heute Vormittag seinem Leben freiwillig ein Ende, indem er sich welche die Ursache und der Kern der innerpolitischen Wirren sind, ist ernstlich nicht eingeschlagen worden. Wie das Wiener „Fremdenblatt" aus Venedig meldet, hat Kaiser Wilhelm anläßlich seiner Anwesenheit in Venedig die Königin Margherita gebeten, der im April nächsten Jahres stattfindenden Eröffnung des großen Saales des Palais der deutschen Botschaft in Rom beizuwohnen. Er selbst werde zur Eröffnung eintreffen. Konstantinopel, 17. Okt. Die Zeitung „Sabah" hat heute zu Ehren des Besuches des deutschen Kaiser paares eine illustrirte Beilage ausgegeben, in welcher es heißt: Die Hauptstadt des Osmanischen Reiches sei glück lich über die Ankunft des glorreichen Kaiserpaares. Die Geschichte beweise, daß zwischen beiden Reichen beständig freundschaftliche Beziehungen geherrscht hätten. Die Mit glieder des Hohenzolleruhauses hätten sich stets aufrichtige Freundschaft im Orient erworben, so Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Friedrich III. Auch das jetzt erwartete Kaiser paar sei durch den Besuch vor neun Jahren in unvergeß licher Erinnerung geblieben; alle Osmanen begrüßen Kaiser Wilhelm und Kaiserin Auguste Victoria innig und wünschen dem Kaiser bestes Wohlergehen und dem deutschen Volke, welches unter dem Szepter seines Kaisers sich glücklich fühle, das höchste Völkerglück. Das Andenken an die Kaiserreise werde im Herzen der Osmanen eingegraben sein. Konstantinopel, 18. Oktober. Um 8 Uhr 10 Min Vormittags verkündeten Salutschüsse, daß das Kaiserpaar an der Serailspitze vorbeifahre. Das deutsche Geschwader näherte sich, ihm folgten ein rumänischer Dampfer mit der deutschen Kolonie, ein Mahsuse-Dampfer mit den deutschen Schulen und ein österreichischer mit Fremden. Um 9 Uhr warf das Geschwader vor Dolma Bagdsche Anker. Ein brausender Jubel stieg auf den Schiffen und am Ufer empor. Um 9^ Uhr verkündete Kanonendonner, daß das Kaiserpaar ein Boot bestiegen hat und am Ufer vom Sultan mit einem glänzenden Gefolge herzlich empfangen wird. Der Nebel, der des Morgens auf dem Meere lagerte, war einem herrlichen Sonnenschein gewichen. Zu der Fahrt nach dem Mdiz-Kiosk bestieg die Kaiserin mit dem Sultan den ersten Wagen, der Kaiser bestieg mit dem Großvezir und Fuad Pascha den zweiten. Nach der Vorstellung des beiderseitigen Gefolges in dem für die Anwesenheit des Kaiserpaares neu erbauten prachtvollen Kiosk kehrte der Sultan in sein Palais zurück und em pfing dort den Gegenbesuch des Kaiserpaares, das um 1 Uhr in der deutschen Botschaft frühstückte In Prag verhaftete die Polizei zwei Anarchisten, darunter den aus der Schweiz geflüchteten Pietro Breve, welche ein Attentat geplant haben sollen. — Der Anar- chistenvercin „Aurora" in Prag wurde polizeilich aufgelöst und alle vorgefundenen Schriftstücke wurden dem Landge richte eingeliefert. Petersburg, 18. Okt. Der „Swer" erklärt, die Orientreise des Kaisers Wilhelm werde natürlich nicht be deutungslos bleiben, der deutsche Handel und Gewerbefleiß die in der Türkei festen Fuß gefaßt hätten, würden zweifels ohne ihr Haupt erheben, die Anzahl der Deutschen daselbst werde sich vergrößern, überhaupt werde der ökonomische und der politische Einfluß Deutschlands wachsen. Von hier je doch bis zur vollständigen Verdrängung fremden Einflusses in der Türkei durch Deutschland sei noch ein weiter Weg politische Rundschau. Berlin, 17. Okt. Die Meldungen über den Plan eines Attentats gegen den deutschen Kaiser werden, wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt, durch die inzwischen eingetroffenen amtlichen Nachrichten in allen wesentlichen Punkten bestätigt. Insbesondere steht fest, daß die beschlagnahmten Bomben eine sehr starke Ladung von Schießbaumwolle und großkalibrigen Revolverkugeln ent halten und zweifellos eine äußerst starke Sprengwirkung entwickelt haben würden. Ebenso ist festgestellt, daß die Verbrecher, nachdem die Ausführung der That in Egypten unmöglich geworden war, die eingehendsten Vorbereitungen getroffen hatten, um die zur Verwendung fertig gemachten Bomben nach Jaffa zu schaffen. — Nach einer Meldung des „Daily Mail" aus Alexandria wird die Wichtigkeit der narchistischen Verschwörung immer offenbarer. Fünf zehn Personen sind bereits verhaftet, man glaubt, daß es lauter Italiener seien, dazu wird noch die weitere Ver haftung eines Uhrmachers nahe der Hauptstraße gemeldet. Es besteht kein Zweifel mehr, daß der Zweck die Ermord ung des deutschen Kaisers war. Der Plan war, in einer Straße Kairos, durch welche der Kaiser passiren mußte, Bomben zu werfen. Ein weiterer Plan war auf Syrien gerichtet. Ein Verschworener verschaffte sich eine Stelle als Steward auf einem Schiffe der Khedive-Linie, welches Sonnabend von Alexandria nach Jaffa ging. Er sollte Bomben an Land schmuggeln und dieselben einem anderen Verschworenen geben, welcher sich als Kellner in das Bristol- Hotel in Jerusalem eingeschmuggelt hatte. Das Attentat sollte bei der Dedikation der Kirche stattfinden. Die beiden im Cafe gefundenen Bomben waren 10 Zoll lang, zwei Zoll dick und von bequemer Fagon zum Transport. Die Hülle war von Eisen, mit Porzellan gefüttert, um eine chemische Wirkung des Inhalts zu verhindern, welcher aus Knallsilber-Bomben, fest mit Draht umwickelt bestand. Beide Bomben waren in einen Biskuitkasteu gcpackl, der imit Sägespänen gefüllt war. Dieser Kasten war mit Eßwaaren und zwei Weinflaschen in einem harmlos aus sehenden Beutel gesteckt, welcher offen auf einen Tisch ge legt wurde. Die Bomben waren groß genug, um eine tödtliche Wirkung zn erzielen. Neunzehn Personen sollen an der Verschwörung betheiligt und Schriftstücke gefunden sein, welche eine Verbindung der Attentäter mit Anarchisten in London und Madrid beweisen, sowie auf einen weiteren Plan hindeuten, den König Humbert und die gesummte italienische Herrscherfamilie zu ermorden. Dem „Bureau Reuter" zufolge ist der als Kellner verkleidete Anarchist in Jerusalem verhaftet worden. Die innerpolitifche Lage in der habsburgischen Monarchie hat durch die siebenmonatige Wirksamkeit des Grafen Thun keine Klärung erfahren. Die Lage ist heute im wesentlichen dieselbe wie beim Sturze des Grasen Badem: die Krisis schleppt sich wie eine Krankheit weiter, die einen chronischen Charakter angenommen hat und den ganzen Organismus zu zersetzen und in seinem festen Be stände zu erschüttern droht. Alle Versuche der Regierung, den Weg der Versöhnung anzubahnen oder auch nur eine Milderung der Gegensätze herbeizuführen, sind sehlgeschla gen. Der Weg der einfachsten, weil natürlichen Lösung, die Aufhebung der Badenischen Sprachen-Verordnungen, politische Reise und politische Macht. sErer der bayrischen Sozialdemokraten, der M Vollmar, hat auf dem Stuttgarter Partei- Aeußerung gethan, cs könne der passiren, als wenn LMM die Macht erhielte, ihre Ideale in die Wirklich- MiM-- gen; denn sie habe nicht die ökonomische und Hr Programm durchzuführen und um Mj, Mtzuhalten. Der Abgeordnete v. Vollmar hat Bestrebungen einer vernich- Sozialdemokraten immer entgegengehalten, chr die Selbstsucht aus dem Wirthschaftsleben voraus, daß alle Menschen gleich und alle Engel seien. In der That glauben die Sozial- alles dessen, was Men- ^t; sie meinen, die Unterschiede im Charakter, Ndb n^sament, im Fleiß, in den Fähigkeiten usw. seien B W und die Lebensvcrhälünffe zurückzuführen, bin. reine Dummen und keine Klugen, keine Faulpelze Wik» »Arbeitspferde", keine roh nnd keine fein ange- " "'ehr geben, wenn man für alle dieselben , "Mugen schaffe. Die Beobachtung des täglichen diese Ansicht zu Schanden; sie zeigt, daß st» un»?"! Z"Aen Kiudesalter die Keime der Eigenart Zeder weiß, daß sich bei seinen Mitmenschen ^k>iLeistungsfähigkeit nnd Pflichtgefühl ver- " ki«. das alles mit der großen Staatsmaschine scheeren — und das will doch die So- —, so würden gerade die bessern Elemente, ""t durchschleppen sollen, entmuthigt und r. ^l>el des Fortschritts wären aus der Ent- Men ^»^"^enommen. Rückschritt und Versumpfung ? allgemeine Loos sein. Wahrscheinlich würde ' furchtbarer Ausbruch des Volks-Unwillens die ? dj/im ^gfogen, die diese knlturwidrigen Zustände ^üi^It ^^^it gebracht hätten. Das weiß auch der v. Vollmar; daher seine Behauptung, es könne !>n s. ./.."Eatie nichts Unangenehmeres passiren, als ZM-,? d^ Macht erhielte, ihre Ideale in die 3» übertrag. Ob sich „an die Menschheit j sittJahrhunderte so ideal entwickeln wird, daß . rf'.dem der Staat seinen Unterhalt garantirt, ? diGesammtheit mit demselben Behagen "^"felben Entgelt hente zum Straßenkehren und > V? Eung eines großen Betriebes kommandiren U i>ie ttÄP'?udirt werden kann, das ist eine Frage, die ^"ische Politik nicht in Betracht kommt. Hente ^4kn N Versuche jedenfalls an den Gesetzen der ! .^atur scheitern. deshalb aber muß die Sozialdemokratie be- ^/kinks der Abgeordrete v. Vallmar steht urteil ^"ischt ziemlich allein: „neun Zehntel der ge- 'T^ititt "" stehen auf dem Standpunkte, daß die alte Taktik die einzig mögliche für die Sozi al, , >ft- Das hat der Sozialdemokrat Schönlank Kien Parteitage ausdrücklich festgestellt. Die h, ^ende Mehrheit der sozialdemokratischen Führer s,.,.? That nur auf einen günstigen Angenblick, Staats- nnd Gesellschafts-Ordnung über V dol Iversen und den „Zukunftsstaat" einzuführen. V 'vi Abgeordnete Bebel sogar prophezeit, daß V . E7 der „große Kladderadatsch" eintreten eufalls wäre es verfehlt, wollte man aus dem ' Kollmars auf eine Mauserung der Sozialdemo-