Volltext Seite (XML)
1 irr Coca-! t kpochr. >ohl als rS snucr »schastm ist, daß nen, die eicht von dm. Der M Wirkung schwächen Uebel, »ps), er i en I sW. >e sich unt I ^6IN, Stunde». I k- in der I nill, in grchz pramscher r, Kupfer, rt, »dgl.«. Original- > Pf. em- anett. ste, -r Drucke rc-, Ein- isführung icwaaren- tec Arbeit zu tz 36. m> »re -a- >I<- >»« St- u erhalten k«e «uverl r Damm sw- -Vor» m >ot»U, : M chnhofftr- Amtsblatt für bie königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. Berautwortlicher Redaktenr: Iuliu- Brann in Freiberg. Srlchrint jeden Wochentag «dend» '/// üyr sirr den I0 andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mart 25 Pf., l/I» e» G V» zwetmonatuch 1 M. 56 Pf. und etimwnatlich 7b Ps ————— 38. Jahrgang. > Dienstag, den 1. Dezember. Inserate werden bis Bormittag l 1 Uhr angmom- FH FH mco und beträgt der Preis für die gespaltene Zelle D-UWÄ oder deren Raum 1b Pf. Tagesschau. Freiberg, den 30. November. Im deutschen Reichstage wurde am Sonnabend folgende Interpellation der ultramontanen Abg. Reichensperger und Rintelen verlesen: „Die Berichtigung, welche der Stellvertreter des Reichskanzlers, Herr Staatssekretär, Staatsminister von Micher, der Zeitung „Germania" unterm 3. November l. I. zngesandt hat, giebt in Verbindung mit den Verhandlungen der jüngsten Missionskonferenz zu Bremen dringende Beran- l-ssung, an den hohen Bundesrath eventuell an den Herrn Reichskanzler die Anfrage z« richten, ob beschlossen cder be absichtigt sei, 1. jede Missionsthätigkeit von Mitgliedern des Ordens der Gesellschaft Jesu oder der mit demselben „ver wandten" Orden in den deutschen Schutzgebieten als gesetzlich verboten zu behandeln oder auf dem Verwaltungswege zu verbieten; 2. die Thätigkeit katholischer Missionen überhaupt in jenen Schutzgebieten auszuschließen oder zu beschränken?" Ta sich der im Reichstage erschienene Reichskanzler Fürst BiSmarck zur sosortigen Beantwortung dec JnrerpeüaBvn bereit erklärte, nahm Abg. Reichensperger das Wort zur Rotivirung derselben. Er entwickelte die Vorgänge, welche zur Stellung der Interpellation geführt hatten, berührte die Versagung der Audienz, welche die beiden Patres im Aus- sirtigen Amte nachgesuchl hatten, und suchte ün Uebrigen da Nachweis zu führen, daß die Nichtzulassung der katholischen Missionen in den Schutzgebieten durch nichts begründet sei. DaS Jesuitengesetz habe für die Schutzgebiete keine Geltung, denn auch der RegierungS-Kommissär von Kusserow habe m der Budgetkommission den Art. 6 der Kongoakte zitirt, nach welchem die Freiheit Oller Kulte gewährleistet sei. Daß dieser Artikel verletzt wurde, habe den bisher bei den Katholiken vorhandenen Sympathien für die Kolonialbewegung einen schweren Stoß versetzt. Andere Staaten sehen einen Vortheil in der Niederlassung christlicher Missionäre. Wenn man daS Jksnitengesctz einfach auf die Kolonien übertragen wolle, dann konnte man ebenso gut auch das Sozialistengesetz übertragen, an dieser abenteuerlichen Perspektive sei das Verfehlte deS Vor gehens der Negierung klar ersichtlich. Der Einwand, daß man durch Zulassung der Missionen beider Konfessionen die armen Bilden verwirre, sei ebenfalls unzutreffend. Fürst Bismarck antwortete auf Nr. 1 der Interpellation einfach mit Ja. Daß deutsche Kolonien „Ausland" seien, wie der Vorredner meine, könne das Raisonnement der Jesuiten lein, nicht das eines deutschen Ministers. Von der Reichs- erekutwe könne man doch nicht annehmen, daß sie im Auslande einem Reichsgesetze zuwiderhandele. Die Gefahr für das Reich liege nicht in dem Katholizismus jener Missionen, sondern in deren internationalem Charakter. Deutschland habe keinen Ueber- lchuß an Nationalgesühl; die Revanche-Artikel in den franzö sischen Blättern seien von deutschen Renegaten geschrieben; ähnlich seien Diejenigen, die sich als enragirte Polen ausspielen, meist Deutsche. Auf die zweite Frage antworte er dagegen mit einem entschiedenen Nein; denn einem anderen Vorgehen würden die katholischen Könige von Baiern und Sachsen nie mals zugestimmt haben. Der Redner ging nunmehr auf die Entstehung der vorliegenden Frage näher ein. Wenn auch das Sozialistengesetz nicht einfach übertragen werden solle, im Sinne desselben soll gewiß dort Verfahren werden, sobald es die unter de« weißen oder schwarzen Arbeitern herrschenden oder entstehenden Tendenzen nöthig machen sollten. Selbst wenn das Jesuitengesetz nicht existirte, würde er es für angemessen halten, französische Jesuiten dort nicht zuzulafsen. Die ganze Frage sei keine konfessionelle, sondern eine internationale. In den Herren Weik und Stoffel sei besonders ihr Charakter als Franzosen bedenklich. In Kifsingen habe er erst ein Schreiben des Paters Weik, dann einen Bericht des Gou- vernems von Kamerun erhallen, der sich zwar sehr günstig über diesen Herrn auSsprach, aber schon unter dem Rubrum .Einrichtung einer französischen Missions-Gesellschaft." Am 8. August sandte das auswärtige Amt eine Anfrage an das Kultusministerium über den Charakter der „Gesellschaft vom heiligen Geist" und erhielt die Antwort, sie sei begründet von dem bekehrten Sohn eines Rabbiners und besonders Elsässer und Lothringer — also Revanchepolitiker — seien ihre Mitglieder. Die Sache wurde also ohne Voreingenommenheit geprüft. „Deutschland", so fuhr der Kanzler fort, „wird immer nach zu sehr von Franzosen aller Parteien bedroht, das be weisen die Vorfälle in Spanien. Wir müssen mit den Ver hältnissen rechnen, deshalb ist auch in den Kolonien große Vorsicht geboten. Bei einem Konflikt in denselben würden wahrscheinlich jene Missionäre sich mir ihrem ganzen Einfluß auf Seiten der Franzosen stellen. Auch Frankreich läßt in seinen Kolonien nur französische Missionäre zu. England findet es ganz natürlich, aus den jetzt von uns besetzten Kolonien seine Missionäre zurückzuziehen. Ebensowenig werden die Franzosen englische Baptisten-Missionäre aufzunehmen bereit sein. Für die zu Bekehrenden ist es nicht Vortheilhaft, wenn bei den Missionen mehr als eine Konfession vertreten ist, dann kommt es leicht zu einer Konkurrenz der einzelnen Religionen, die keiner von beiden dienlich ist." Der Redner verlas darauf ein Aktenstück, wonach die Regierung zu einer Konferenz der Missionsgesellschaften auf Wunsch derselben einen Vertreter gesandt habe, und schloß dann mit folgenden Worten: „Ich möchte empfehlen, üb er lassen Sie die Pro tektorrolle der katholischen Kirche doch mehr den Bundes fürsten katholischer Konfession. Sind Sie in Sorge, daß der Kulturkampf einschlafrn könnte, so warten Sie doch lieber den Moment ab, der günstiger zum Vorgehen ist, als dieser yon der „Germania" erzeugte Zwischen fall." Auf Antrag des Abg. Windthorst beschloß der Reichstag die Besprechung der Interpellation. Abg. Windt horst sagte: „Wenn der Reichskanzler von der „Germania" spricht, so freut mich das — wenn er die Redaktion tadelt, so bemerke ich, daß sie besser ist, als die der „Nordd. Allg. Ztg." (Heiterkeit im Zentrum), ich bedauere nur, daß sie mit unter in den Ton der „Nordd. Allg. Ztg." verfällt (große Heiterkeit), sie hat vom Meister gelernt. — Der Hinweis auf die Sachsen und Baiern war wohl nur Ironie — ich über lasse die Vertretung unserer Interessen lieber schon ihm, als den katholischen Bundesrathsmitgliedern. (Große Heiterkeit.) Der verehrte Herr hat immer noch Reminiszenzen an sein Gerechtigkeitsgefühl. Bei der Kongoakte zeigte er sich als Diplomat großen Stils —- anders heute. Daß die beiden Missionäre Franzosen sind, ist noch nicht bewiesen; wenn sie französisch schreiben, so will das nichts besagen, daS thun unsere deutschen Diplomaten auch, ohne Franzosen zu sein. (Knnihe.) Die Rede des Reichskanzlers lief darauf hinaus: nur evangelische Missionen! Ich schätze auch die evangelische Mission, aber ihre Erfolge sind gering, eS fehlt ihr das ge nügende Personenmaterial." Der Redner hob dann hervor, daß Frankreich seine Kolonialerfolge den Jrsuitenmissionen verdanke; dasselbe gelte für England, bezüglich Indiens. Nach Artikel 6 der Kongoalte werde freie Rcligionsübung und freie Thätigkeit aller Misionüre in den afrikanischen Gebieten ge währleistet. Alle gegen die Jesuiten gerichteten Vor würfe seien ungerecht; der Reichskanzler werde dieselben schließlich gegen die Umsturzbeftrebungen der Sozialdemokraten zurückrufcn müssen. Seme (des Redners) Partei sei der Ko lonialpolitik durchaus nicht feindlich gewesen, er selbst habe seiner Zeit nur vor zu raschen Schritten gewarnt. Fürst Bismarck antwortete: „Es handle sich um die Frage, ob man in de» deutschen Schutzgebieten katholisch- jesuitische Missionsschulen zulassen solle; der Abg. Windthorst habe dies Überganges. Die Kolonialpolitik anlangend, sei für dieselbe weder die Autorität Windthorst's noch diejenige Virchow's allein maßgebend. Die Jesuiten werde Deutschland sich nie zurückwünschen. Alle Anführungen Windthorst's über die Jesuiten müsse er bestreiten. Vorläufig seien dieselben lediglich eine Verbindung geschickter Leute zum Zwecke der Weltherr schaft. Hinsichtlich seiner Aeußcrung über die Reichsseinde verweise er auf die Welfen und Polen; das seien doch keine Reichssreunde; jeder Mißerfolg des Reiches werde hier be mängelt. Er erinnere ferner an die bei den Schwierigkeiten mit Spanien, Frankreich w. von der ultramoutauen Presse ein genommene Haltung. Seine Stellung bei der Kongo-Konferenz sei eine andere gewesen als den deutschen Schutzgebieten gegen über; bei jener habe cs sich um ganz unbestimmte Gebiete, in letzteren um Schutzgebiete gehandelt, auf welche die deutschen Gesetzt anwendbar seien. Ec habe stets das Prinzip vertreten: keine Kolonien im französischen Sinne mit Garnisonen und dergleichen einzurichten, sondern nur die Interessen der Kauf leute zu schützen. Gegen die von dem Abg. Windthorst den Verbündeten Regierungen vorgeworfene Einseitigkeit müsse er sich nochmals entschieden verwahren; durchaus nicht alle Orden seien aus Deutschland vertrieben, sondern nur solche, welche die internationalen kirchlichen Rücksichten über die nationalen Interessen stellten und das Deutsche Reich be kämpfen. Abg. Windt Horst deduzirt hierauf aus dm Aus führungen des Reichskanzlers, daß außer der evangelischen Mission alle Konfessionen ausgeschlossen seien, denn man wolle nur in Deutschland Geborene und Erzogene zulassen, und letzteres sei unmöglich geworden durch die Maigesctze, welche die Orden so gut wie abgeschafft haben. „Wir gehen mit den Freisinnigen," fuhr der Redner fort, „weil diese uns am ehesten helfen im Kulturkämpfe. Das Zentrum geht seinen Weg unbeirrt weiter, der Appell des Kanzlers an die Wähler ist fruchtlos, der Thurm steht und wird stehen. So lange cs einen Nationalliberalen giebt, giebt cs auch ein Zentrum. (Heiterkeit.) Ich bin in keinem Punkte weniger deutsch, als der Reichskanzler. Unsere Slnschauungen find verschieden, der verehrte Herr hat mehr Erfolge, weil er mehr Soldatm und mehr Geld hat — ich habe weniger Erfolge, dmn ich habe keine Soldatm und gar kein Geld! (Stürmische Heiterkeit.) Wäre nicht endlich Zeit, unS wiederzugebeu, was die Könige Preußens uns gewährt und was die Aera Bismarck unS geraubt. Wir wollen abwarten, ob die Politik Friedrich Wilhelm'S IV. wirklich schlechter war, als die Politik Bismarck's. (Unruhe rechts. Ruf: Von Olmütz nach Sedan!) DaS Vaterland ist groß genug, um Allen Duldung zu geben. Die deutsche Nation wird die Freiheit sich nicht rauben lassen." (Beifall im Zentrum.) Fürst Bismarck erklärte, cs sei unwahr, daß nur die evangelische Konfession zugelassen werde in dm Schutzgebieten, die katholische sei ebenso berechtigt. Der Vorredner habe ge meint, die Katholiken müßten auf die französischen Jesuiten zurückgreisen; das laufe doch auch aus nichts Anderes hinaus, als die Jesuiten wieder nach Deutschland zurückzurufen. Es gebe aber doch noch genug katholische Kräfte in Deutschland, welche besser thätm, im Missionsdienste zu wirken, als sich immer gegen die Regierung zu erheben. Man möge die Mit arbeiter der „Germania" nach Kamerun schicken (Stürmische Heiterkeit); wenn die Katholiken den Frieden wollen, möchten sie nicht immer dm Reichstag und dm Landtag mit der Kulturkampsdebatte beginnen. Er sei in Vielem versöhnend mtgegmgekommeu, aber er habe gefunden, daß eS nie möglich sein werde, daS Zentrum zufriedenzustellen, wenn man nicht direkt die Einheit des Reiches gefährden wolle. Lasse man die Jesuiten zu, so handle man gegen die Interessen des Landes. Die jesuitische Mission sei daher nicht zuzugestehen, wohl aber die deutsche katholische Mission, weil man von dieser deutsch-nationale Gesinnung voraussetzen könne. Wmu man französische Jesuiten zurückweise, könnten doch die deut schen Katholiken nicht schwer gekränkt werden. „Der Vor redner hat dann von der Regierung deS Königs Friedrich Wilhelm'S IV. gesprochen und mit der Regierung Sr. Majestät des Kaisers verglichen und diese sich erlaubt, mit ihr in einen tadclndm Vergleich zu bringen. Er hat für die Regierung Sr. Majestät des Kaisers die Regierung des Fürsten Bis marck substituirt. Ja, meine Herren, daS ist eine schwere Be leidigung meiner Königstrcue, meiner ehrlichen Anhänglichkeit an Se. Majestät. Ich habe mich nie als etwas Anderes ge fühlt, als der Diener meines Herrn zn sein. (Beifall.) Ich bin ein treuer Dimer des vorigen Königs gewesen, und bin ein treuer Diener des jetzigen, und dafür zeugt doch, daß ich ungeachtet meines körperlichen Elends hier stehe und aushalte, so lange meine Knochen zusammenhalten. Aber von einer Regierung des Fürsten Bismarck zu sprechen, welche schwere Beleidigung Sr. Majestät liegt darin! (Sehr richtig!) Ich hoffe, er wird dies erkmnm und sein Wort zurücknehmen." Abg. v. Maltzahn-Gültz wicS darauf hin, daß die ver bündeten Regierungen lein Versprechen betreffs der Zulassung katholischer Missionen ün deutschen Schutzgebiet abgegeben hätten. Von einer engherzigen Gesinnung der evangelischen Missionäre gegenüber den katholischen sei nie etwas bekannt gewesen. Ebmso sei es im Allgemeinen bezüglich der Stellung der evangelischen gegenüber dm katholischen. Sobald die Katholiken den richtigen Willen zeigtm, sei der Kulturkampf zu Ende. Abg. Windthorst erwiederte, auch er sei für die Beseitigung des Kulturkampfes, derselbe werde aber seitens der Regierung geschürt. Die Katholiken seien in Wirklichkeit praktisch von der Mission ausgeschlossen, wenn auch nicht theo retisch. Wenn er von der Regierung gesprochen im Vergleich zu Friedrich Wilhelm IV., so sei das durchaus erlaubt, man könne indirekt sehr wohl von der Regierung eines Ministers sprechen. Der Bundeskommissar v. Kusserow habe seiner Zeit das bestimmte Versprechen gegeben, daß die katholische Mission in den deutschen Schutzgebieten erlaubt sein sollte. Fürst Bismarck bezeichnete die Erklärung eines Kommissärs nur dann für verbindlich, wenn er Namens der BundeSregierungm spreche, das sei in seiner Rede nicht der Fall gewesen. Seine Beschwerde über den Ausdruck „Negierung Bismarck's" beziehe sich darauf, daß es so klang, als ob er allein der regierende Mann im Staate sei, doch sei gewiß Niemand je ein so demüthiger Diener seines Herrn gewesm, als er. Wenn man ihn einem früheren Monarchen entgegenftelle, halte er das für unwürdig. (Lebhafter Beifall rechts.) Abg. Rintelen wieder holte noch einmal die Gründe, kraft deren daS Zentrum die Ausschließung der Jesuiten von der Mission für unzulässig halte. Abg. Windthorst machte die persönliche Bemerkung, er habe rein sachlich von seinem konstitutionellen Standpunkte aus gesprochen. Trotzdem aber sei von Seite des Reichs kanzlers der Ausdruck „unwürdig" gefallen, er hoffe, daß dieser Ausdruck nicht auf seine Person angewandt sei, sonst