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v«»»gSvr«i», ! Astgab« 4 MU » Beilage» vierteljährlich B»LV 4«. Dresden und ganz Deutschland frei Hau» »,S» ln o-slerrelch 4,4» L I ««Saab« » nur mit Feierabend vierteljährlich I,8V F». In Dresden und am» Deutschland frei Hau» ».»iS 4t; U, Oesterreich 4 V7 L. — ikinzel.Nummer 1V 4 I Wochentag» erscheint die Netlung regelmätzlg ln de» erslea I NachuilltagSslunden: bt« SonnabenLimmmer rrschetat später. I Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Vie illustrierte Zeit und Sonntagsbeilage Feierabend «naahme »oa »eschLltSmizrlae» bi» Iv Uhr, don FLmille» anzetgen bt» II NH-. Pret» stir die Petit-Spalizetle iN» 4, im ReklameteU «« 4. Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher »us- aeaebeoe Anzeigen könne» wir dt« Berantwortlichleil svr die Richtig,eil > ' ' "" n».St geschriebene, sowie durch , 'Innen wir dt« Lerantwortliä de» Leite» nicht übernehmen. " ' "" bi» 11 Uhr vormittag». dteRedaMoul bei.» betzusagen, s Redaktionr-Edrechstunde: 1« Nr. 224 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden«A. 16, Holbeknstrahe 46 Sonnabend den 27. September 1913 Ultramontane Paritätsschmerzea Im „Dresdner Anzeiger" vom 18. September befindet sich ein Artikel „Neue ultramontane Paritätsschinerzen", der nicht unwidersprochen bleiben darf. Eine Mille von Arbeiten lieh uns die Antwort bis heute verschieben. Wir haben früher schon einmal dem Anzeiger gegenüber betont, daß wir einen Begriff „ultcamontan" nicht keimen. Für die auf strenggläubigem Boden stehenden Katholiken ist die Bezeichnung „ultramontan" stets eine Beleidigung, die ein anständiges Blatt nicht drucken soll. Wir kennen auch niemanden, der „ultramontan" im Sinne der nichtkatholischen Presse sein will. Daher gebrauche der Anzeiger ruhig die Bezeichnung katholisch, denn um eine rein katholische For derung handelt es sich hier. Der „Dresdner Anzeiger" vergibt sich nichts, wenn er falsche Bezeichnungen wegläßt, im Gegenteil, er zeigt, daß er auch dem Gegner gegenüber den Anstand zu wahren sich bestrebt, don er für sich von anderen in Anspruch nimmt. Also bitte nicht mehr ultra- montran, sondern katholisch. Es gibt nur eine Art Katho liken, das sind diejenigen, welche auf dem Boden der katholischen Lehre stehen und die von der Kirche vorge schriebenen Pflichteil erfüllen. Diese Katholiken verlangen Parität — d. h. Gleichberechtigung und Gleichberücksich tigung im Staate, in der Gemeinde und im öffentlichen Leben. Es ist ein handgreiflicher Unsinn, wenn der „Dresdner Anzeiger" von dem Verlangen einer „zahlen mäßigen Gleichheit" spricht. Eine solche verlangt kein Mensch. Was wir Katholiken wünschen bezw. verlangen, ist, daß bei Stellenbesetznngen, Aemterverteilung nsw. nie mand wegen seiner Konfession znrückgcsetzt wird. Der Katholik findet es auffallend, daß namentlich in den hohen Staatsämtern nur Nichtkatholiken zu finden sind. Man komme da nicht mit der Phrase von den nichtvorhandenen Anwärtern. Die Katholiken stellen ein sehr starkes Kon tingent zu den Akademikern. Ob das im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil steht, darauf kommt es nicht an. Lausende von Katholiken studieren, treten in den Staats dienst, aber in die hohen und höchsten Stellen kommt nur selten ein Katholik. Das muß doch einen Grund haben! Der „Dresdner Anzeiger" wird doch nicht etwa behaupten wollen, die Protestanten seien allein befähigt, solche Aemter zu bekleiden, denn die Katholiken seien insgesamt Dumm- köpfe! Wir und mit uns die gesamte Zentrnmspresse be- hanpten, daß die Katholiken diese Stellen nicht bekommen, eben weil sie Katholiken sind. Es ist eine beweislose Be hauptung, wenn das Blatt erklärt, „daß der Katholizis mus seit langer Zeit ans den Gebieten der höheren, ins besondere akademischen und wissenschaftlichen Bildung, der Literatur und Künste zahlenmäßig wie nach innerer Be- dentung ins Hintertreffen geraten ist". Weder Vermnndns noch ein sonstiger Schriftsteller haben eine solche Behaup tung aufgestellt. Sie haben lediglich erklärt, daß der An teil der Katholiken an der höheren Bildung nicht dem An teil an der Bevölkerung entspricht. Aber sie haben auch alle behauptet, daß die Katholiken Anwärter ans bessere Stellen übergenug haben, nur werden diese nicht berück sichtigt. Es kommt nicht darauf an, ob wir 26 oder 80 Prozent zu den gelehrten Bernsen stellen, sondern cs kommt nur darauf an festznstellen, warum sind trotz der 26 oder 30 Prozent in den höheren Stellen so selten Katholiken zu finden. Da kommen wir auf den springenden Punkt. Im nichtkatholischen Lager hat sich grundlos der Gedanke fest gesetzt, daß der Katholik dumm ist, daß ec rückständig ist, daher kommt seine systematische Zurücksetzung. Was hier für gilt, gilt auch für die Belletristik. Der Nichkatholik liest nun einmal nichts von einem Katholiken. Er nimmt keine katholische Zeitung in die Hand, keine katholische Zeit schrift ntid erst recht kein von einein Katholiken geschriebenes Buch. Die nichtkatholischen Zeitungen empfehlen erst gar- nicht Bücher aus katholischen Verlagen. Der Verfasser ist Katholik, also ist das Buch nichts wert, so lautet die These. Nun mag zugegeben werden, daß ein hochcpochemachendes Werk in letzter Zeit von einem Katholiken nicht er schienen ist, aber in einer Bibliothek befinden sich noch nicht lauter hochepochemachende Werke. Wenn die Stadt Herne eine Bücherei hat, in der sich 2726 Bände befinden, so darf doch ruhig behauptet werden, daß darunter eine ganze Masse Durchschnittsware sich be- findet, viele gute und manch mindere Sachen. Sind aber unter diesen 2725 Bänden nur 110 bis 120 von katholischen Schriftstellern, so fällt das ans. Kein Mensch und kein Blatt verlangt nun, daß ausgezählt werden muß, soviel Prozent Katholiken sind in der Stadt, also müssen auch soviel Bücher von katholischen Schriftstellern vorhanden sein. Nein, man verschiebe den Streitpunkt nicht. Es wird verlangt, daß ein Buch nicht deshalb ausgeschlossen wird, weil es von einem katholischen Schriftsteller oder Verleger stammt, sondern es soll ausgenommen werden, weil es gut ist. Wir könnten den: „Dresdner Anzeiger" hier gleich 1000 Bücher katholischer Schriftsteller anfzählen, die sehr gut sind und den meisten Werken nichtkatholischer Schrift steller mindestens ebenbürtig zur Seite stehen. Dabei handelt es sich nicht um Tendenzschriften, sondern um Bücher, die jeder lesen kann. Es müsseil doch nicht lauter Bücher mit laxer Moral sein. Es schadet auch einem nicht- srommen Gemüt nichts, wenn es ein Buch liest, in den: die Ehe als etwas Heiliges hingcstellt, der Ehebruch, der Selbstmord und das Verbrechen verdammt wird. In einer Bibliothek soll allen Geschmäckern Rechnung getragen wer den, daher nnser Verlangen nach Parität und alles andere ist Nnsinn. San Franzisco Der Bürgermeister von San Franzisco James Ralph hat an den Berliner Oberbürgermeister ein Telegramm ge- schickt, in welchem er dringend bat, Herr Mermuth möchte bei den Bemühungen mithelfen, das Ausstellungsnnter- nehmen bei seinen Mitbürgern und Nachbarn „in das rich- tige Licht zu setzen". Herr Wermuth hat mit folgender Depesche geantwortet: „Die Stadt Berlin dankt der Stadt San Franzisco herzlichst für das freundliche Begrüßungstele gramm und beglückwünscht sie zu dem Unternehmen der Weltausstellung im Jahre 1916. Die Stadt Berlin selbst hat keinen Einfluß aus die Beschlüsse der Industrie inbezug auf die Beschickung der Ausstellung. Sie wird aber die Frage einer Beschickung durch die deutschen Städte dem deutschen Städtetag in seiner nächsten Sitzung unterbreiten. Ihr Telegramm ist zu diesem Zweck der Geschäftsstelle des Deutschen Städtetages übermittelt worden." Herr Wermuth hat, wie man sieht, sich sehr zurückhaltend geäußert, und wenn man zwischen den Zeilen zu lesen versteht, so kann man ruhig in dieser Antwort eine Absage erblicken. Aller- dingS sind die dem Deutschen Städtetag angegliederten Kommunalverwaltungen dahin übereingekommen, nicht durch Sondermeinungsäußerungen herauszutreten, sondern die Frage erst gemeinsam auf einer für Mitte November an beraumten Vorstandssitzung zu erörtern. Das Resultat dieser Beratungen kann heute kaum mehr zweifelhaft sein, zumal auch der Verband südwestdeutscher Industrieller auf Grund einer Rundfrage bei seinen Mitgliedern beschlossen hat, von einer Beschickung der Weltausstellung abzusehen. Wer die schikanöse Handhabung der amerikanischen Zollbe stimmungen und die sehr extreme amerikanische Schutzzoll- Politik kennt, wird sich über diese ablehnende Haltung nicht wundern können. Trotzdem setzt Herr Ballin, der General- dtrektor der Hamburg-Amerika-Linie, seine Bemühungen für eine umfangreiche Beteiligung der deutschen Industrie in der Weltausstellung in San Franzisco mit unvermindertem Eifer fort. Wenn man auch glauben darf, daß Herr Ballin bei seinen Propagandarufen für das amerikanische Unter- nehmen von rein sachlichen Motiven geleitet ist, so beginnt inan doch gerade an den interessierten Stellen daran zu zweifeln, ob nicht die wenig oportune Politik des sich seines Einflusses wohl bewußten Generaldirektors, nachdem sie sich nun doch einmal als unhaltbar herausgestellt hat. durch das pedantische, man möchte fast sagen eigensinnige Fest- halten an ihrem Standpunkt in ein anderes Licht gesetzt werden muß. Wenn Herr Ballin sagt, die am Absätze interessierten deutschen Industrien würden sich an der Aus- ! stellung beteiligen, so hat er sich zwar sehr allgemein und vorsichtig ausgedrückt, aber doch wohl nicht vorsichtig genug. Denn nach der Sachlage, wie sie nun einmal steht, weiß man nicht, auS welcher Kompetenz heraus Herr Ballin die Berechtigung nahm, von einer generellen Beteiligung der interessierten deutschen Industrie zu sprechen. Es liegt doch auf der Hand, daß jene Industrien, welche sich ans reiflich überlegten Erwägungen an der Weltausstellung nicht be teiligen wollen, an dem Absatz nach Amerika deswegen nicht weniger interessiert sind, weil sie eine Förderung dieses Absatzes von der Ausstellung sich eben nicht versprechen können. Nach der Ansicht eines großen oder besser gesagt I Fernsprecher 1366 12. Jahrg des größten Teiles unserer deutschen Industrie würde eine Beteiligung an der Ausstellung bei der Skrupellosigkeit, mit welcher die Amerikaner solche Gelegenheiten zur Kopierung der ausgestellten Erzeugnisse zu benützen Pflegen, den AuS- stellern nicht Vorteile, sondern nur Nachteile bringen. Wenn die Amerikaner wenigstens die dringendsten Wünsche der deutschen Industrie auf zollpolitischem und zolltechnischem Gebiete, wie hinsichtlich des Schutzes der ausgestellten Waren erfüllen würden, so wäre selbstverständlich gegen eine Beteiligung im Interesse des internationalen Wett- bewerbes nichts einzuwenden. Die deutsche Industrie braucht diesen Wettbewerb sicherlich nicht zu fürchten, aber es wäre doch etwas mehr wie Gutmütigkeit, wenn sie sich dem Herrn Ballin zuliebe ihrer vitalsten Interessen begeben würde. Deutsches Reich Dresden, den 27. September 1913 f Dem Postiuspektor Kirchhofs in Berlin wurde das Ritterkreuz 2. Klasse des sächsischen Albrechtsordens und dem Postverwalter Rink in Hummelshain das sächsische AlbrechtS- kreuz verliehen. — Kronprinzenreise. Wie ein Berliner Blatt bestimmt erfahren will, soll im Frühjahr eine Reise des deutschen Kronprinzen nach den Kolonien stattfinden. ES heißt, der Kronprinz werde über Aegypten zunächst nach Ostafrika reisen und dann über die Kapkolonie und Südwest-Asrika auf der Rückreise einen kurzen Abstecher nach Kamerun machen. Die Kronprinzessin wird an der Reise nicht teilnehmen. Der Kronprinz soll beabsichtigen, in den Kolonien Jagdausflüge zu machen. — Der BundeSrat hat beschlossen, in diesem Jahre Fünfmarkstücke im Werte von 20 Millionen Mk. ausprägen zu lassen. Bei der Reichsbank soll sich eine vermehrte Nach frage nach diesen Münzen herausgestellt haben. — Für den Ausbau deS deutschen Flugwesens für Heer und Marine fordert der neue Reichsetat 22 Millionen Mk. — Eine Reichstagsfahrt «ach Deutsch-Ostafrika. Nach der „Voss. Ztg." soll eine Fahrt von Neichstagsabgeord- neten nach Deutsch-Ostafrika vorbereitet werden. Dort findet bekanntlich im August nächsten Jahres eine große Ausstellung in Daressalem statt. Der geschästsfnhrende Vor stand in der Ausstellung soll an den Reichstag eine Ein ladung zu einer Studienreise dorthin gerichtet haben. Die „Voss. Ztg." teilt einige Stellen ans diesem Einladungs schreiben mit. — Tcr neue Rcichsctat 1914 ist nunmehr im Reichs- schahamt ausgestellt: die Beratungen mit den einzelnen Ressorts setzen sofort ein: os müssen erhebliche Abstriche gemacht werden, um den Etat ins Gleichgewicht zu bringen. — Tic Erhöhung der Vctcrancnbcihilscn, die am !. Ok tober in Kraft tritt, erfordert einen Mehrbedarf von 8 Millionen Mark im Jahre. Die Veteranenbeihilfen wer den jetzt 76 Prozent aller Kriegsteilnehmer gewährt, näm lich rund 260 000. An Veteranenbeihilfen sind seit 1896 bis jetzt 2 2 0 Millionen Mark gezahlt worden, dazu kom men noch besondere Aufwendungen für solche Veteranen, die ini Kriege verwundet und seitdem in ihrer Erwerbs tätigkeit beeinträchtigt waren. — In dem bekannten Erfurter Ansrnhrprozcsi hat der kommandierende General des 1t. Armeekorps gegen das Ur teil des Oberkriegsgerichts Revision beim Neichsmititär- gericht angemeldet. — Ter 2l. „Zeppelin". Wie anS Friedrichshafen berichtet wird, wurde ans der Lnftschisfbanwerft mit dem Ban eines neuen, deS 2l. Luftschiffes begonnen. Der Er- satzban für das nntrrgegangene Luftschiff „L 1" wird mög lichst beschleunigt werden. — Ermittlungen der Neichsregieruug über den ameri kanischen Tabaktrust. Wie die „Krenzzeitnng" (Nr. 462) erfährt, hat der Staatssekretär des Innern ans das Schrei ben des Hansabnndes, in dem ans die Bewegung in der deutschen Zigarettonindnstrie gegen den amerikanischen F>oak- trnst hingewiesen und eine Engnete angeregt wurde, er widert, daß die Bewegung seitens der Behörden schon seit langem mit Aufmerksamkeit verfolgt wird, und daß bereits vor mehreren Monaten mit den beteiligten Ressorts wegen Einleitung einer im Neiehsamt des Inneren abznhaltenden Engnete über diese Frage in Verbindung getreten worden ist. Der Zeitpunkt der Verhandlungen, die ähntich wie bei der Kartellengnete in kontradiktorischem Verfahren statifinden werden, steht noch nicht fest. — Die Herren Nrtionallibcralcn unter sich. Das in Berlin neugegründete nationalliberale Blatt „Deutsch:r Ku rier" hatte sich kürzlich mit dem Staatsarbeiterrscht beschäf tigt und dabet gesagt, die breitere O:fsentlichknt werde sich dafür vielleicht schnell interessieren, wmn man ihr sage, daß die preußischen Eisenbahner in der letzten Zeit jährlich rund 800 Millionen Bstriebsüberschüsse herausgewirlschastet hätten. Dem gegenüber bemerkt die „Altnationallibcrole NeichSkorrespondenz": Diese Beweisführung sei an sich de-