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Dresdner Nachrichten : 25.05.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187305252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730525
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730525
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-05
- Tag 1873-05-25
-
Monat
1873-05
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 25.05.1873
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Marienstraße 13. Ado»- i,emcnl«»re>« mcrielMe- liih «>/, «gr-, durch di« «oft SL Ngr. 0t»jkln» Nummer» I Ngr. Aullage: SIMS irremgi. Mir die Riiiigabc eilige» sondier Mannscrtpie nioii i lich die iiiednclio» »ichl vcrvtndltch. Inserliien-Aniindme a»S> Wiele: Iloilklvn-'ilün urul Vnuil'r in Ha»,dura. Ber lin. Wie», ilcivjig. Basel, Breslau. Maulfurt a. M. — liuil. Uri««» >i> Berlin, Leidria. Wie». Hauidurss, gni»l!urt a. M.. Milu- li,cu — Vaud» L i.'o. in Araulsurt a. M. — kr, N»Ui »i illiemnitz. — Ult ra« l,ltl!tis. liullisr L 6o. in Pari». Druck und Eigenthum der Herausgeber: Ltepfch ör Netchardt in Dresden. Verantwort!. Rebacteur: Julius Neichar-t. S«Itrite»«t»n, liralre I» anaenvmmeltz 1>t, Ab. a »ur. «onniog» »t« Mittags w Ulir. I« Reuiladl: groi-.c jtiosler« «all- S bi» Abd. L Mir. , Der Raum ei»— -iir»-* (»attiaenV-- N°chI>iiia,Ut > neli der Jnseroie d>«^ nicht gegeben. Auswärtige Annoncen« Lusträgc uo» uns unde. rannlcn girmen u. Per sonen inseriren wir nur gegen Pränumerando. Zalilung durch Bries- marken oder Posteiiijah- lung. !> Silben kosten i>., Ngr. Auswärtige können die Zahlung auch aus eine Dresdners)!!,arr anweile». Die axp. Nr. 1t', Achtzehnter Jahrgang. Mltredacteur: 0r. Lu,U llrt«rk.v. Für daö Feuilleton: Luckvl« Nurtin»»». Dresden, Lonntag, 25 Mai 187K. Politisches. Zur Festfahrt nach Bremen und Wilhelmshaven ist der Reichs tag sofort beschlußfähig gewesen; Fest und Fahrt sind in der liebens würdigsten Stimmung unternommen und durchgeführt worden und glänzend verlausen. Den» Bundesrath und Reichstag sind solche sonnenhelle Blicke in schwerer Berufsarbeit wohl zu gönnen. Wer die diütenlosen Tage auf seinem Platze redend saß, der kennt Euch, holde Augenblicke, da eine frische Seeluft um die Rase weht, als so herr lich, daß er selbst ohne Weib sich spornstreichs aufmacht, das große weite Meer und die Anfänge der deutschen Flotte zu sehen. Seien wir ehrlich und sagen wirs offen: es war eine Vergnügungs-, eine Erholungstour, um die jeder Theilnehmcr zu beneiden ist. Es wird zwar viel davon gefabelt, daß es sich darum gehandelt habe, dem Reichstage Einblick in die militärischen und maritimen Etablissements zu Wilhelmshaven zu gewähren; aber wie sollen die Landratten, aus denen zum größten Theil unsere Landesvertretung besteht, im Fluge und in der Festesfreude sich ein gediegenes Urlheil über ihren Werth z>nd ihre Einzelheiten beschaffen können? Wenn irgend ein prak tischer Zweck mit dem AuSfluge verbunden wurde, so war eS der, ven Süddeutschen, die entfernt vom Meere, der Entwicklung der oeutschen Flotte nicht sehr geneigt sind, ein Bild der anstrebenden deutschen Seewehr zu geben und den Reichstag überhaupt geneigter zu machen, die Millionen für den Flottengründungsplan später zu genehmigen. Mögen unsere Reichstagsboten, erfrischt durch die frohen Bilder der norddeutschen Seeküste, zur ernsten Arbeit mit erhöhten Kräften zurückkehren! Es ist wieder davon die Rede, daß Fürst Bismarck's Hüftgelenk vom bösen Rheumatismus hcimgesucht werde. Er soll abermals ärztlichen Rath haben nachsuchen müssen und ihm das Verlassen von Berlin und Einkehr und Ruhe auf seiner Besitzung Varzin empfohlen worden sein. Erst gegen den Herbst hin dürfte Bismarck eine längere Eur gegen das Uebel gebrauchen. Der letzte Satz hebt eigentlich die ersten wieder auf, denn wenn das Hüftgelenk schmerzt, so ivartet man mit der Cur nicht bis zum blättcrfärbendcn Herbste. Da Bismarck neulich erklärte, seine Gesundheit hänge wesentlich von der weiteren erfolgreichen Entwickelung seiner Politik ab, so läge der Schluß nahe, daß Bismarck jetzt auf manchen Widerstand stößt, den er nicht sofort bewältigen kann. Mag nun aber die Krankheit eine wirklich vor handene oder eine blos diplomatische sein — auch in der Ruhe von Varzin wird die Thatkraft und der starke Geist Bismarck's der wach senden Größe des Vaterlandes nicht fehlen, er wird namentlich dem immer giftiger sich geberdenden Haffe der Clerikalen entgegenwirken. Von der Stärke des Haffes der Römlinge gegen Bismarck giebt eine Thatsache Zeugniß, die bei der soeben in Oberschlesien erfolgten Wahl des Grafen Stollberg-Brustavl in den Reichstag enthüllt wurde. Dieser Graf gehört den Römlingen mit Leib und Seele an und schlug nach bestem Wahlkampfe die vereinigten Liberalen, Fortschrittler, Eonservativen und Regierungsmänner, obwohl ihm authentisch nach gewiesen wurde, daß er früher folgende cynische Aeußerung gethan hatte: „Wenn Bismarck gehängt werden sollte, so ziehe ich mit am Strick." Wenn sich ein Graf, Mitglied einer erlauchten Familie, nicht für entehrt hält, wenn er Henkersdienste verrichtet — mag das Opfer auch ein Staatsmann ersten Ranges sein — dann ist es leicht, sich zu vergegenwärtigen, welcher Krater von Gift und Galle in den Herzen der jesuitischen Priester gegen den Mann kocht, der die Speere schärft, den ultramontanen Drachen in Deutschland zu tödtcn. „Wir treten in eine historische Woche", mit diesem Ausspruche kcnnzcichnete der literarische Adjutant von Thiers, Barthelemy-Saint Hilaire die ernsten Tage, die für Frankreich angebrochen sind. Selbst für einen Mann wie Thiers, der in parlamentarischen Kämpfen groß geworden, der muthig und kampflustig ist, so lange kein Blei und leine Pflastersteine mit ins Spiel kommen, der schlagfertig auf der Tribüne und unerschöpflich an Auskunftsmitteln ist, sind die gestern Sonnabend angebrochenen Debatten in Versailles ein Gegenstand schwerster Besorgnisse. Wohl ragt er, der körperlich untermilitär mäßige, durch geistige Bedeutung als Staatsmann baumlang über die Dcputirten empor, die ihn ersetzen wollen, was fragen aber dar nach die Leute, die ihn zu verdrängen als erste Pflicht ansehcn? Thiers wollte gestern das Wort ergreifen; dann muß, nach der Geschäftsordnung, sofort die Sitzung aufgehoben werden. Die Monarchisten wollen sich aber der Vertagung der Sitzung auf Mon tag ividersetzen und am Sonnabend noch eine zweite Sitzung halten, um ihren erhofften Sieg sofort zu erfechten. Wir wollen keine Propheten spielen; die Nachrichten über die Aussichten von Thiers widersprechen sich geradezu. Einige berechnen für Thiers eine Ma jorität von 30 Stimmen, andere weisen darauf hin, daß er jetzt sehr angegriffen sei und kaum mit seiner sonstigen Energie in die Debatten werde eingreifen können. Diese werden an Ueberraschungen und Aufregungen reich sein. Sollten sie, was Manche glauben, damit enden, daß Thiers das jetzige Ministerium entläßt und eins, ganz aus dem eonservativen Eentrum gebildet, annimmt? Locales und Sächsisches. — Der Hausmann in dem Jahna'schen Freihofe zu Meißen, Thomas, hat die silbeme Medaille vom Albrechtsorden erhalten. — Die Kur Sr. M. des Königs in Ems scheint gut anzu schlagen. Der König macht nicht nur seine täglichen Promenaden zum Brunnen, sondern hat auch zu Wagen einen Ausflug nach Nicderlahnstein unternommen, um sich des herrlichen Punktes, wo die Lahn in den prächtigen Rhein strömt, zu freuen. Der gleichfalls als Kurgast in Ems weilende Herzog Bernhard Erich Freund von Meiningen (Vater des jetzt regierenden, mit einer Schauspielerin verheiratheten Herzogs) verkehrt häufig mit unserm König. — Der Minister des Innern, v. Nostitz-Wallwitz, hat die Leitung der Geschäfte wieder übernommen. — Zum Verwaltungsdirector der kaiserlichen deutschen Werft ist jetzt ein sächsischer Offizier, Major Freiherr v. Seckendorf, angcstellt worden, der erste Fall dieser Art. (C. Z.) — Ueber die Werke sächsischer Industrieller auf der Wiener Weltausstellung äußert sich in seinen fortlaufenden Berichten das „Franks. Journ." unter Anderem: Erwähnenswerth ist die Aus stellung von Waagen mit stark verkürzten Waagbalken, Winkel maßen neuer Eonstruction u. s. w. Hierbei ist die alte achtungs- werthe Firma von Stöhrcr (Mechaniker und Optiker) in Dresden nicht zurückgeblieben, auch Hugenbach in Leipzig ist mit chcmisch- physikalischen Apparaten anwesend. Vortreffliche Uhren stellten aus der deutsche Altmeister-Uhrmacher Tiede in Berlin und sein berühm ter College Lange aus Glashütte in Sachsen. Die deutsche Glas industrie ist ziemlich fertig mit ihrer Ausstellung von Glasen und Krystallen. Im Zusammenhang damit verdient vor Allem Friedrich Siemens in Dresden genannt zu werden, der den ganzen Hütten prozeß in allen seinen einzelnen Hauptabschnitten darstcllt und schöne farblose wie farbige Gläser, darunter Kryolith-Glas, ausgestellt hat. Vorzügliche Krystallerzeugnisse sind von Villeroy und Boch aus Dresden eingesandt. — Meteorologische Notizen und Andeutung des Witterungsganges. Aus zu Dresden notirten Beobachtungen (1828 bis 18 71) ergeben sich in Betreff der Himmelsbewölkung für Monat Mai folgende mittlere Größen: Völlig heiter: 4 Tage, theilweise und zeitweilig bedeckter Himmel: 23 Tage, völlig bedeckter Hiinmel (oder mindestens neun Zehntel Bedeckung): 4Tage, 1 Nebcl- tag und k 6 Tage, an welchen es mehr oder ivcniger regnet. Im Jahre 1808 waren 16 Maitage mit heiterem Himmel, dagegen war in den Jahren 1835, 1851, 1856 und 1366 kein Maitag mit völlig klarem Himmel. Völlig bedeckt war der Himmel an 13 Maitagen im Jahre 1801. In den meisten Jahren ist kein Mai-Nebeltag notirt, aber 1839 waren 13 Nebeltage im Mai. Die Zahl der Regentage ist meistens nahe der mittleren Größe (16), nur wenige bedeutende Abweichungen davon fanden statt, z. B. 1837 mit 25, 1839 mit 24, 1856 mit 23, und andererseits 1833 mit 6 und 1842 mit 9 Regentagen im Monat Mai. — In dieser Woche wird zunächst die Windrichtung weiter nach Norden fortschreiten und veränderliches Wetter verursachen, dann wird, bei dem gegenwärtig in Osten hohen Stand der Barometer, Ostwind eintreten und Klär ung des Himmels bewirken. Lsromotrius. — Gewerbeverein, am 23. Mai. Im gesck'ästlickstn Theile der Sitzung berichtet Herr Vorstand Walter über Ein richtungen unv Zwecke des „Znvalidendank". Der Verein be zweckt. wie bekannt, Invaliden lohnende Arbeit oder sichere An stellung zu geben: ec aievt unter andern eine eigene Zeitung i crauS (Nach der Arbeit), die von Jnvalidm geschrieren und re- dlgitt wird. Durch da» «nnonccn-Bureau werden Annoncen in alle Zeitungen zu denselben Preisen wie in deren Expeditionen besorgt; die Zeitungen geben dem Vereine einen kleinen Rabatt, der ebenfalls zUm Besten der Invaliden verwandt wird. Herr Walter empfiehlt dies Bureau (In Dresden Hauptstraße I») zur fleißigen Benutzung. Im Haupivortrage sprach Herr Photo graph Schütze über die .. W i e n e r W e l ta u S st e t t u n g ". Sic trägt den Stempel des Großartigen. Die Ausstellungen von London und Paris werden bet Weitem übertroffen; Wien kann stolz daraus sein; Oesterreichs Industrie wirk unabsehbare Vor teile daraus ziehen. Zur Zeit ist die Ausstellung noch nicht fertig, d. h. cö ist bei Weitem noch nicht alles AuSzustellende ausgestellt. Zn de» letzten Tagen vor und nach der Eröffnung bezeichnet Herr Schütze die Passage durch die ausgcstapciteu Kisten und Kasten als geradezu lebcnsgesähtlich. Seit damals ist nun allerdings Manches aufgeräumt und ausgestellt, aber noch immer lagern bedeutende Vorräte abseits, noch sind einzelne Räume gänzlich abgciperrt, aus Ncbenplätzen die Gebäude un vollendet. Der AuSstcllungSplatz ist derselbe, wo 1866 unser sächsisches Militär lagerte. Aber damals und jetzt! welch' ein Eontrasl! Ein Donauarm ist hindurch geleitet; prächtige Alleen sind aus dem Walde entstanden; regelrechte Straße mit Restau rationen besetzt, führen hindurch. Ucbcr die Donau führen Kettenbrücken, über welche die Wagen der Pferdebahnen (mehr fach liegen drei Gleise nebeneinander» hinwcgjagen. Die An sichten der Gebäude sind zum großen Tbcil auö illustririen Blättern bekannt. Die Rotunda, in die man zuerst eintritt, hat ungefähr die Länge der schmalen Seite des AltmarktcS, ist aus Eisen erbaut, mit Zink überdacht. Von dem Eisen ist jedoch nichts zu sehen, alle Wände sind >»it Stein verkleidet. Hohe Säulen- gängc führen hindurch; drei Galerien lohnen daö Besteigen. Die ausgestellte» Gegenstände sind von alle» Seiten gut beleuchtet. Garten- und Lusthäuser sind zahlreich vorhanden. Bciuchcno- wcrtb ist daö Etablissement der „Bürgerlichen Pilsner Bier brauerei", wosclbst-inan ein zwar kleines. aber gutes Glas Bier zu 28 Piennlgen trinken kann. Staunen erregend ist auch das Etablissement der „Neuen freien Presse", die ihre AusstellungS- zcitung aus dem Platze retlgirt. druckt und ausgicbt. Sebens- wcrth sind ferner die „Schwedische Armeeauöstellung", der Preis richterpalast, der Kaiserpavillon, der Pavillon des KlndcS (Alles waö aus die Erziehung dcS KlndcS Einfluß übt, seine Bedüri- nisse rc.. ist hier vereinigt). Oesterreich spielt bedeutend auf; eö bat riesige Räume in Anspruch genommen. Dutzende von Bau lichkeitcn liege» außerdem noch vor dem Auge des Besuchers; GlasvavillonS wechseln mit orientalischen Gebäuden. Unter diesen ragt der Palast deSVicckönigö von Eavptcn hervor, der 26-Mil lionen (Thaler oder Gulden konnte Referent nicht verstehen» ge kostet hat. Die Ausstellung der Japanesen erregt Staunen. Japan bat sich auch hier einen Ehrenplatz erworben. Dort bauen Japanesen dem Beschauer ihre Wohnungen vor: (sie sägen »Alles verkehrt, nach sich zu, mit FuchSschwanzsägcn. deren Zähne de» unfern gegenüber ebenfalls verkehrt stehen; sie zlebcn den Hobel nach sich zu — aber Alles aus das Eleganteste und Accurateste»; dort bauen sie Brücken aus Bambusrohr, daö noch halb grün am Platze lagert, dort haben sie kostbare Hölzer, dort heilige Ge wänder ausgestellt. Die Kunsthalle, ei» Allst der Kunst aller Rationen mit großartigem Portal, hat die Länge deö hiesige» Oraugcriegcbäudcs, war aber, als Herr Schütze die Ausstellung besuchte, noch nickst erschlossen. Die Ausstellungsmöbel, Schränke von Ebenholz, Mahagoni, mit prachtvolle» Schnltzerclen und Goldarbeiten verziert, in denen sich die einzelnen Industriezweige präsentsten, mögen oft Tausende von Thaler» gekostet habe». — Frankreich hat Großartiges in seiner Ausstellung geleistet. Ein Aussteller hat Kupfer- und Mcsslngarbclte» in Gestalt einer Burg ausgestellt, die Kanonen sind Kupserwalze»; daö Ganze prächtig, staunenerregcnd. Auch Deutschland Ist gut vertreten, obgleich nach den Mittbcllungcn csties hiesigen Kaufmanns mit dem Platze etwas stiefmütterlich bedacht. Nord- und Süd-Amerika, Brasilien, England, Spanien und Portugal, Belgien und Holland, Egypten, Rumänien. Ebiua, Japan haben ihre besonderen'Räume. Imposant ist die Maschinenhalle; mächtige Krahne, um die rie sige» Gegenstände zu bewegen, Loromobileu, gegen die der Mensch sich Zwerg diustt, sind vorhanden. 'An den Maschinen sind mannichiache Neuerungen zu gewahren; so war z.B. das Sckstc- üerventil der Locomoliven durch ein Springvcutil ersetzt, eine Verbesserung, die jedenfalls bald Eingang finden wird. Inter essant war auch eine Anlage sür Bahnhoiöweichcn, deren Modell in 'Messing vorhanden. Ein Beamter dirigirt aus hochgelegenem 'Raume das Ganze, ein Signal corrigirt soiort vorkommende Fehler. Gewi»» eine Segnung sür alle Länder, die Eisenbahnen besitzen, sailtz sich das Projekt auSiührbar erweist. — Nähmaschinen sind massig vorhanden, die Donau-Tampssckstffsahrt ist durch groß artige SchiffSmaschluen vertreten. Doch weiter! Sin den Aus stellungsräumen der österreichischen StaatSbahnen vorüber, an einer Wcinkoslhalle (ob hier Wein gekostet ober ob man erfährt, waö er kostet, wußte der Vortragende nicht anzugebcn» vorüber, »ach der Kärnthner Bicrhalle lichöne Kellnerinnen, das Glas 28 Pfennige» dann nach dem Ausstellungsräume des Fürsten Schwarzenberg. Alles, was Bezug bat aus Fischerei, Bergbau, laut- und sorslwirthschaftliche Erzeugnisse, ist hier vertrete». — Sachsen glänzt im Ausstellungsräume sür deutschen Unterricht; alle Lehrmittel von der Volksschule bis zur Universität sind vor handen. — Italien kann sich wunderharerBildhaucrarbeiten rüh men. — Zu bemerken ist aus dem Ausstellungsraum außer vielem Anderen, noch eine Riescnsontaine «Becken von der Größe teS Gewerbchanösaaics» und die riesige Dampstrompete, deren starker Ton, im Umkreise von 16 englischen Meilen hörbar, alltäglich den Schluß der Ausstellung verkündet. — So kampsen hier die Völker den großartigsten Kampf; Siege werte» hier errungen werden, die unblutig und doch groß, herrlich und folgenschwer sein werden. — Ein Ertrazug wird wegen der Unmöglichkeit, sür so viele LogiS zu finden, vom Gewcrbcvcrcin nickst genommen werden, um so mehr, ta die verschiedenen Bahnen ohnehin Preis- Ermäßigungen bis zu 46 pEt. eintreten lasse». Herr Schütze räth den einzelnen Mitgliedern, AbcutS 8 Uhr von hier ab und zwar über Jungbunttau aus der neuen Nordwcsibahn (neue Wa gen, neue Gleise» und nickst über Prag zu fahren; Man kommt dann Morgens in Wien an, daö Hin-und Hcrbillet 2. Elaste kostet I l Thlr. iä Sgr. und gilt 2» Tage. Pläne von Wien können von Mitglieder» billig vomRedner bezogen werden. Vom kaiserlichen Wcsibalmhoi, aus dem man aulommt, räih er niäst mit der Pierdcciscitbahn (da kein Handgepäck» zu fahren, sondern nach einem nahcgelcgenen Platze zu bcreitstchcnden Stcllwagen zu wandern »Tiensimänncr verlangen für Wege ohne Gepäck 10 Gr., mit Gepäck 1 Fl.) mit dem Gciundenen nach Hietzings?» zu fah ren, dort in einem hübschen Gastbau e dem Wirthe oder Zähl kellner daS Gepäck zur 'Aufbewahrung übergeben und nun vor Allem eine Wohnung zu suchen. In diesem Tbeile der Stadt mangelt eö gar nicht daran i Neubau, Marlahilserstraße sind bestens zu empfehlen»; Wohnungönoih wird in Wien nie eintreten. Von den UImcr Schiffen (siebe JUUstrirte Zeitung, Gartenlaube» bat Redner nichts gesehen, sie wurden nicht als besonders vorzüglich geschildert. Nachdem man in dieser Gegend Wiens Wohnung gefunden, kann man kür 2 Gr. täglich nach dem AuSstellungS- platze fahren. Ein tüchtiges Frühstück ist anzriratben, bevor man eintritt; daö Entree beträgt l Fl.; Abonnementsbillets für eine Wock'e kosten 5 Fl. — Vormittags 10 Ulst wird die Ausstellung eröffnet, am ersten Tage wandere man flüchtig hindurch, erst dann besuche man einzelne Räume und Industriezweige. Nachmittags 5 Uhr kann man im — Hotel Tauber zwar etwas theuer, aber gut essen; wobl thut man jedenfalls, sich die Preise der Speisekarte zu notircn. Dieselben sind nicht so grausen Haft, wie cS anSposaunt wird; mit 5 bis 6 Fl. täglich kann man leben, der Arbeiterwohl schon für 2—3 Fl. Logis kosten 1—2 Fl.; 2 Personen 3 FI., natürlich nach Beschaffenheit auch mehr. Es ist gut kein LogiS ungesehen zu mietbcu. Von Hotels sind außer dem er wähnten zu cmpsehlen: Goldenes Lamm, Stadt Edinburgh, Stadt Triest, Goldenes Kreuz, Blaue Weintraube. Wer Ganseleber- Pastetcn dort essen will, muß einen vollen Geldbeutel mitnehmen. Eine Wiener Zeitung brachte das Scherzbild: Alaun und Frau nackt; ein Knabe fragt, was daS bedeute: Adam und Eva, sie haben — tinirt. — Redner weist aus das viele SebenSwertbe der Kaiscrstadt hin! Museum sür Kunst und Industrie, Stadtpark, Bildergalerie, Kaiserliches 'Arsenal, Historiichco Waffenmuseum; und räth zum Schluß zu einer baldigen, wie überhaupt zu einer Reise nach Wien. Nickst sobald wieder werde eine Stadt deut scher Zunge eine Weltausstellung sehen: man reise! — aiisteckende Krankheiten könnte» sich in Folge des riesigen Fremdenverkehrs entwickeln: man reise bald! — Soweit die Mittheilungen des Herrn Schütze, die freilich in der Anordnung der einzelnen Punkte Manches zu wünschen übrig ließen. Der Vorrtag fand den reich sten Beifall. G. W. E. Schmidt. — Die jüngste Feiertagsfrequenz der Pferdebahn überstieg 9600 Personen. Der neue Fahrplan bringt die Aendcrung, daß früh schon i z6 von Blasewitz, ^7 Uhr von Dresden gefahren wird — eine schätzbare Bereicherung für die vielen Arbeiter, welche allmorgenttich die Bahn benützen. Der Wegfall der doppelten Preise von Abends 9 Uhr ab ist noch nicht eingetreten. Anknüpfend an unsere diesbezügliche Notiz, thcilt uns die Direction das inte ressante Factum mit, daß die Stunde Abends von 9—10 Uhr die doppelte Einnahme Nachweise, welche in der höchsten Tagesstunde nur erreicht werde. Trotzdem betrachten wir den Wegfall der Er höhung künftig als wünschenswerth und fänden eine allgemeine Preiserhöhung von 2 auf 2^/z Ngr. — mit Ausnahme der Abon nenten — zweckmäßiger. Das Unternehmen, dem Verluste nicht zugemuthet werden dürfen, wäre dadurch entschädigt und der Abend verkehr wäre im Sommer minder theuer, wie er es jetzt ist. — Das neue Dampfboot „Pillnitz" hat vorgestern seine erste Versuchsfahrt gemacht und sich vorzüglich bewährt. — Abermals ist ander Waldparkstrccke eine Laterne beschädigt worden. Wir verweisen auf die Belohnung des rührigen Blase- witzerGcmeindevorstandes, der bis zu 50 Thaler Demjenigen zusichert, der die schamlosen Zerstörer zur Verantwortung lie fern hilft. — Gegenüber Wachwitz wird die Elbe jetzt ausgebaggert und soll an dieser Stelle der Albcrts-Park einen Ausschiffungsplatz erhalten. — Gar häufig hört inan klagen, daß Seiten der Fabrikanten so wenig gethan werde, um ihreArbcitcr geistig und sittlich zu heben. Nicht selten sind dieseKlagcn berechtigt und mancher Großindustrielle glaubt sich seinerVerpflichtungen gegen sein Personal enthoben, wenn er ihm am Sonnabend dm Lohn ausgezahtt hat. Nicht Alle denken aber so. Das Gefühl, daß es auch noch andere Pflichten giebt,
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