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Dresdner Journal : 14.03.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186003148
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600314
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600314
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-03
- Tag 1860-03-14
-
Monat
1860-03
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 14.03.1860
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«1 Milnvvch, doi It- Mirj- r: rr "MD NrksiinkrAmrnlll «rschrl«»: 7'^bllel«, mit Ko»»»dm« s«r 8ono nock , Kdevs, kür äeo kal-«o I«Q Verantwortlichcr Redakteur: I. G. Hartmann. L860. rnfrrnUnnnnntz»« ««»iirl«: LstpitU: k». L»t»v»r«rri», 6owmi»ioo>l, ck«, vr«»4o«r Zc>urn»I»; «b»wä»»«Iklt: lt. tlv»««»; KItoo«: K Voal.»»; K«eUe>: O»oerv»'»eb« tiuedk., ünr«»u; L. 8v»r.oee«; Kr»»Ic1iu-r ». N.: ^t«o»»'»eb< 8uckli»uälui>^; HI»: Kool.i' ?»rt»: v. Qö^»»»»l.» (28, ea« ä«, don» eok»o»); ?r»U: t». L»»i.ie»'» öuckd»ockli»o^. Hrr»>o,rtzrr Kiiiü^I. L»p«ckiti»o <l»» vr«»4i»«e ckoneeuO», ve«,ä«o, Nm-isustr»»«« ttr. 7 D Amtlicher Theil. Dresde», 13. MLrj. Se. Königlich« Hoheit her ' Prinz -ustav von Wasa ist gestern Abrad lL7 Uhr nach Darmstadt abgrrrist. D«-tze», 27. Februar. Sc. KöaigÜch« Majestät hab«« zu gestatten geruht, daß der 0r. mech. Carl Alwin Dachsst ru Liadeaan bet Leipzig die ihm auf Anlaß sctaer früher« Verwendung als Militairarjt im kaiserlich »«omanischen Dienste verliehenen kaiserlich ottomauischen und königlich englischen silbernen Sri»«-Medaillen in hiesige« Landen trag«. Nichtamtlicher Theil. Nebersich t. Lele-raphische Nachrichten. geitNNASscha». (Eonstitutionnrl. — Au» dem engl. Blauduche über die Abtretung Savoyens. — Time».) Ta«<tkschtchte. Wien: -eine Geldsammlung für das Arndt-Denkmal gestattet. — Prag: Die Verhaftung de» Director- der Creditanstalt. Anschluß der Juden stadt. Reue Eisenbahnconcession. — Venedig: Rück kehrende MilitSrflüchtige. Beamtenentlassungen. — Berlin: Kammerverhandlunaen. Hohe Gäste. — Lindau: Die Herzogin von Parma. Freiwillige für Rem. — Stuttgart: Hausfriedensbruch. — Kas sel: Kammerverhandlungen. — Braunschweig: Uhlich in Schöppenstedt. — Paris; Antwort des Papste-. Verwarnung deS ,,Stelle". Austritt eines Dcpulirten. — Madrid: KriegSstimmuna. Bessere» Wetter. — London: Die Freiwilligen - Offiziere bei Hofe. ParlamenlSverhandlungen. — Flensburg: Von der StLndevcrsammlung. Dresdner Nachrichten. Provinzlaluachrichtrv. (Bauhen. Löbau. Kamenz. Taucha.) Vermischtes Eivgrsaudtet. Statistik und »vlttwirthschaft. Keuiüetav. Tagtükaleuder^ Inserate. Börsen- Nachrichten Lelegraphische Nachrichten. Lyndon, Mvntna, 12. Mär,, Nacht». In der heutigen Sitzung de» Unterhauses sagte Lord John Russell die Vorlegung der die neapolitanischen Lugelegeuheite« betreffenden Lorrespondeuz zu. Werter erklärte derselbe, daß England die freie LumpenavSfuhr für Belgien, Holland und Deutsch land erwirken wolle. DiSraeli wünschte die Di»- cusflon über Kinglake » Antrag (gegen die Annexion Savoyen») auf »en Ist. März zu verschieben und die Reformbilldebatte zu vertagen. Lord John Russell antwortet verneinend. Kinglake macht da» Ministerium für die Verzögerung der DiScuffion über seinen Antrag verantwortlich, zumal er er fahre», da- Abgesandte Savoyen» auf dem Punkte ständen, nach Pari» abzugehen, um dem Kaiser Napoleon zu baldigen. Pakington versicherte, daß die Motion Kinglake » kein Mißtrauensvotum argen da» Ministerium beabsichtige. Hierauf er klärte der Tchatzkanzler, daß, da rin Mißtrauens votum nicht beabsichtigt werde, Lord John Russell morgen die auf die savoyische Frage bezüglichen Papiere vortege« und die erforderlichen Mitthei- lunge» machen werde, um eine DiScusfion herbei- »»führen. DiSraeli machte aufmerksam, daß King lake» Antrag zwei Seiten habe: einmal betreffe derselbe die Frag« der Annexion Savoyen» au Frankreich und sodann da» Benehmen de» Mini sterium» in dieser Angelegenheit. Lord Palmerston hält die Diskussion über Kinglake » Antrag für znläffig, fall» ei« MiStrauensvotum damit beab sichtigt »erde, audernfall» aber für unzulässig, »eil die Allianz mit Frankreich dadurch geschwächt werden könne. Lord John Russell theilt noch mit, daß Lord Eowley in Pari» angefragt habe, in welcher Weise die französische Regierung bei der savoyische« Frage die Großmächte zu cousultirrn gedenkek Die Antwort werbe erwartet. Hierauf fand die Abstimmung in der Papier- zollfraae statt; für Abschaffung de» Zolle» ergaben sich 245, dagegen 1V2 Stimmen. Dresden, 13. März. Dir gestern mitgelheilte Cavour' sche Depesche über -ie savoyische Angelegenheit hat einen eigenthümlichen Zwischenfall veranlaßt. In dem Texte der „Opinione" heißt eS: die sardinische Regierung werde den Werth einer Kundgebung anerkennen, „welche in einer gesetzliche« Weise und den Vorschriften des Parlaments gemäß er folgen würde". Dieser Passus fehlt in dem vom „Mo niteur" veröffentlichten Texte vollständig. Wie rS in Korrespondenzen Berliner Blätter auS Paris heißt, hatte derselbe zu Gegenbemerkungen Veranlassung gegeben, in folge deren der Ritter Nigra sich vom Grafen Cavour habe ermächtigen lassen, den Satz zu streichen; danach wäre die vom „Moniteur" veröffentlichte Version die definitive und maßgebende. In welcher Weise nun die Abstimmung in Savoyen werde ins Werk gesetzt werden, darüber werden unS die nächsten Tage Aufschluß bringen. Nach dem gestern erwähnten Artikel des „Constitu- tionnel" hat eS den Anschein, als wenn gar keine Be fragung des Volkes in Savoyen der Einverleibung Vor angehen werde. Dieser Artikel deS „Eonst." wird über haupt von der Presse als rin sicheres Zeichen dafür be- trachtet, daß Frankreich, indem eS Savoyen und Nizza erhält, den Dingen in Mittelitalien ihren Lauf läßt und sich vor Europa und namentlich vor Oesterreich mit der Er klärung salvirt, eS sei das Benehmen Piemonts nicht nach seinem Sinne gewesen, aber man vermög« doch auch nicht gegen den Willen des italienischen Volkes eiuzu-1 schreiten. Der „Eonst." erklärte deatlich, Frankreich werde eventuell gegen die Annexion ToScana» nicht protestircn. Wir haben in Nr. 58 d. Bl. die Mittheilungen über den Inhalt des die Corresponden; wegen Abtretung Savoyens und Nizzas enthaltenden Blaubuchs an der Stelle abgebrochen, wo Lord Eowley in einer vom 5. Februar datirten Depesche an Lord John Russell über die osficirlle Antwort berichtet, die ihm Hr. Thouvenel end lich nach seinen vielen Abfragen am 4. Februar von einem Blatte Papier herab vorgclesen hatte. Der In halt dieser Antwort war folgender: „E« fr! allerdinq« wahr, daß unter den mözl eben Arrange ment«, die von ter französischen und sardinischen Regierung zu der Zeit erbrtcrk wurden, wo e« sich al« wahrscheinlich dorstellle, daß die eine an der Seite der andern gegen Oesterreich Krieg zu führe» hab.» würde, auch die für gewisie Fälle in Aufsicht ge nommene Abtretung Savooen« und der Grafschaft Nizza an Frank reich zur Sprache kam. Diese Fälle jedoch seien nicht elngetre« ten, als der Friede geschloffen wurde- Der Kaiser habe geglaubt, daß, wenn die Wechselfälle des Kriege« Sardinien «in« so große Gebiettvergrößerung gegeben hätten, daß dadurch da« relative Verhältnis der militärischen Siärke beider Länder verändert wor den wär«, er mit Recht solche GebietSzugeständniffe von Sardinien hätte verlangen können, daß vermöge derse den d es«« Machkver- hälkniß da« alle geblieben wäre; so lang» ober der einzig» Zu wach«, den Sardinien erhalten, in der Lombardei bestanden habe, fei der Ansicht de« Kaisers nach kein hinreichender Grund vor handen gewesen, von Sardinien die Aufopferung irgend eine« Th.il.« seine« alten Gebiete« zu verlangen, und deshalb habe Graf Wallwiki bie von mir erwähnte Erklärung abgegeben. Die Präliminarien von Villafranca und später der Züricher Frud« ließen di« Gebietteinkheilung Italien«, mit Ausnahme d«r Lcm- bardei, so, wir sie vor dem Krieg« gewesen war- Dir verschie denen Staat-n sollten einen Bund von rein defensivem Vharakter bilden. Dir franztsisch» Regwiung v.rlgagt nicht« Bifferr«, al« die Verwirklichung diese« Ptane«, und dann wir« tem Grund vorhanden sein, di« Frag« von irgend welchen Gebirttabtrelungen a« Frankreich aufzuweifen. Ader die ganze Lage der D>ng« bat einen vollständigen Umschwung erlitten, und Ihrer Majestät Re gierung Hot seiest Vorsch äge gemacht, welch« zu einem von zwei Ergebniffen führen müssen Entweder spricht sich da« Bolt der Mitte.italienischen Staaten für «in miitelilalieNische« Königreich ai>«, »der e« verlangt, Sardinien «inverlr bt zu werden. In jenem Falle wiid die fiauzLsisch« Regierung in Erwägung, daß die Lbsung den Sharakter der zu Zürich getroffenen Verabredun gen tragen würde, e« nicht für ndthig hallen, auf di« mehr un mittelbare Tichceheit der französischen «>enz, «hr Augenmerk zu richten. Doch könnte sie nicht in di« Bildung einlt Königreiche« von mehr al« lv.vvv.0v0 Seilen im Süden Surcpa« willigen, ohne Vorfichtemaßregeln für di» zukünftig« Sichkihrir Frantrrich« zu ergreifen. Di«« würb« si« nicht au« Vtrgiöß«rurg« - odrr Er oberungssucht tbun, sondern bla« al« nothwendige Vorsichktmaß- r«gel- Während ober di« französische Regierung Bürgschaften für die Sicherheit Frankreich« fordert, hat sie nicht Li« Absicht, jene Bürgschaften zu verletzen oder anzulasten, welche Europa al« nöthia für seine eigene Sicherheit erachtet hat. Die Einver leibung Savoven« würde mithin kein Bruch der für die Neutra lität der Bezirke Shabloi« und Faurigno ringegangrnen Verbind lichkeiten sein. Ja, der Ansicht dec französischen Regierung nach würde r« gllt sein- wenn diese Bezirke auf die Dauer mit d»r Schweiz vereinigt würden " Lord Eowley berichtet nun weiter: „Ich bemerkte sofort H»rrn Thouvenel, er habe die ganze Sache vom französischen Gesicht«punkke au« dargestellt, und fühlte mich daher verpflichtet, ihn an die Ansicht der Regierung Ihrer Ma jestät zu erinnern, daß e« «ine Frage sei, weiche, wenn sie über haupt je angeregt werde, von allen Großmächten Europa« erwogen werden müsse. Auch fragte ich ihn, ob er diese Ansicht theile. Herr Thouvenel sagte, er könne auf eine so wichtige Frage nicht antworten, ohne dir Befehle de« Kaiser« entgegenzunebmrn, doch wolle er mir ohne Bedenken erklären, welchen Roth er Sr. Ma jestät «rtheilen werde, nämlich daß, wenn Ihrer Majestät Regie rung bereit sei, rivzuräumrn, die Einverleibung ter mitrelitaliem- fchln Staaken in Sardinien könne nicht ohne Einwilligung aller europäischen Großmächte vollzogen werden, d.r Kaiser sich dem selben Gesetze fügen werd«, wenn man e« auf Savoven anwend«. Da« Prine p sei in beiden Fällen dasselbe und könne nicht in dem «inen angewandt werden, wenn e« nicht auch für den andern gel ten solle. ES gebe noch eine andere Frag», bemerkte ich, welche ich zu stellen wünsche, nämlich, ob man für gewisse einkrekende Fälle rmr gewaltsame Einverleibung Savoven« in Frankreich be absichtig«, ohne sich um den König von Sardinien und da« sa- vcvtsche Volk zu kümmern. Her« Thouvenel st-Ute rasch und ahn« Zaudern jede derartige Absicht in Abrede." Nr. 32 der Aktenstücke enthält in Form einer De pesche Lord John Ruffell's an Lord Eowley die englische Antwort auf Hrn. Thouvenel'» Depesche vom 5. Frbr. Sic sagt, daß, obgleich das Projekt der Einverleibung SavcyenS in Frankreich manchmal Eowley gegenüber erwähnt wurde, es doch in Widerspruch mit der Sprache der Pro klamationen des Kaisers der Franzosen vor dem italieni schen Kriege und während desselben stehe, und daß diese Einverleibung erst sehr spät in dem Lichte eine- wahr scheinlichen Abkommens erschienen sei. Ihrer Majestät Regierung vcimöge nicht zu begreifen, wie die Sicherheit eines so reichen, bevölkerten und kriegerischen Lande-, wie Frankreich, durch das Vorhandensein eines jrnseit der Alpen gelegenen Staate» von 11,000,000 Seelen gefähr det werden könne. Man sage, die Gefahr komme nicht von Sardinien allein, sondern von Sardinien al- Mit glied eines Bunde-. Aber die Gefahr für Frank reich, wen» ja eine solche vorhanden, würde nicht in dem kleinen Unterschiede der Bevölkerung Sardiniens bestehen, sondern in der Stärke, wie groß sie auch immer sein möchte, der andern Mächte, die sich auf eine solche Art gegen Frankreich vereinigt hätten. Da aber der Kaiser die europäischen Großmächte wegen die ses Projektes, wenn er eS ernstlich hegte, zu Rathe ziehen würde, und er nie daran gedacht habe, entweder dem Wil len des Königs von Sardinien oder dem des Volkes von Savoyen und Nizza Zwang anzuthun, müßten weitere Eorrespondenzen einer zukünftigen Gelegenheit Vorbehalten sein.—I» einer später» Depesche Lord Cowley's an Lord John Russell wird gesagt, Herr Thouvenel habe nochmals die Versicherung deS Kaisers wiederholt, daß er Savoyen nicht gegen den Willen der Savoyarden selbst und ohne zuvor die europäischen Großmächte zu Rathe gezogen zu Halen, rinverleiben wolle. Die Correspondcnz bricht ziem lich jäh ab mit einer aus Paris vom 12. Febr. datirten Depesche Lord Cowley's an Lord John Russell, worin ge meldet wird, Lord Eowley habe Herrn Thouvenel die Depeschen vorgclesen. „Herr Thouvenel drückte nicht den Wunsch auS, daß ich ihm Abschriften hinterlassen möge. Er sagte, Ew. Herrlichkeit Argumente, obgleich stark, seien zu beantworten; doch kann ich nicht sagen, ob eS Er. Ercellenz Absicht ist, die Depeschen zu beantworten oder nicht." Lord I. Ruffell hat am 9. März demParlamrntdieForl srtzung der „Correspondenz betreffs der Angelegen Heiken Italiens" vorgelegt. Sie füllt rin Dlaubuch von 64 Seiten, und ein Leitartikel der „Times" sagt darüber: „Dir letzte Depesche dieser neuen Sammlung datirt vom 24. Februar und schildert die gegenwärtige Lage der italienischen Angelegenheit nach den Larin ent haltenen Worten Lord Eowlcy'S an Lord John Russell folgendermaßen: „Hr. Thouvenel äußerte sich gestrrn gc gen mich dahin, daß, mögen die von Ihrer Majestät Re gierung gemachten Vorschläge zur Regelung Italien» voll ständig angenommen oder abgelehnt werden, Ihrer Ma jestät Regierung durch die Aufstellung derselben an und für sich der italienischen Sache einen Ungeheuern Dienst geleistet habe, da die kaiserliche Regierung auf diese Weise in den Stand gesetzt worden, sich in Erklärungen gegen über der österreichischen Regierung einzulassen, und sich auf loyale ehrenvolle Art von Engagement» frei zu machen, deren Erfüllung nnmöglich geworden war." Die» rst so mit die neueste Phase nach authentischen Mitthcilungen. Wir unsrerseits wollen Nachweisen, durch welchen diplo matischen Proccß — er füllt 64 Seiten — diestÄ Re sultat erzielt worden ist. Am 15. Januar hatte Lord John Russell in einer an Lord Eowley gerichteten De pesche darauf aufmerksam gemacht, daß keine Hoffnung auf einen Congreß vorhanden und daß die Krisis für eine einheitliche Politik der englischen und französischen Regierung günstig sei, und auf dieses hin macht er seine 4 berühmten Vorschläge, die in mehr oder minder ge- nauer Form bekannt und erörtert worden sind. Sie wur den durch Lord Eowley dem Herrn Thouvenel vorgelegt. Am 27. uli. konnte Lord Eowley melden, daß der französische. Minister die ersten drei Vorschläge annehme, bezüglich de» vierten aber sich in seiner Ehre verpflichtet halte, vorerst mit Oesterreich über den Frieden von Villafranca zu einer Verständigung zu gelangen, und den Mächten, die zu dem jetzt abbestellten Eongresse geladen waren, Erklärungen abzugeben. Am 30. Januar empfing Lord John Ruffell eine Versicherung vom österreichische» Hofe, „daß das kaiserliche Cabinet nicht die Absicht habe, sich in die Angelegenheiten der italienischen Staate» mit be waffneter Hand einzumischen." Andererseits wird in die sem Blaubuche mitgetheilt, daß österreichische Offiziere, deren Namen angeführt werden, und binnen 14 Tagen 383 Mann österreichischer Truppen von Triest nach An cona gingen, um in der päpstlichen Armee Dienste zu nehmen ; aber was den regelrechten Krieg anbelangt, lau tet das Versprechen deS österreichischen Ministers ganz entschieden dahin, daß, war immer in den nächsten 10 oder 5 Jahren geschehen möge, Oesterreich gegenwärtig nicht die Absicht habe, seine Grenzen zu überschreiten. Und darauf hin erklärt Frankreich, es sei seiner in Villa franca ringegangenen Verbindlichkeiten durch Verhältnisse, die deren Erfüllung unmöglich gemacht hätten, entbun den worden. Diese Aktenstücke bieten uns einen ziem lich guten Schlüssel zu diesem diplomatischen Labyrinthe. Aber wie sollen wir dann den Rath verstehen, den der Kaiser der Franzosen erst vor kurzem dem König von Sardinien gegeben hat? Sollen wir annchmcn, daß der Kaiser damit seinen Eifer für die, Oesterreich gegenüber ringegangenen Verbindlichkeiten blos recht augenfällig an den Tag legen wollte, damit wenn erst die Weigerung Cavour's, sich jenem Rathe zu fügen, bekannt würde, der Beweis der Unmöglichkeit recht vollständig sei? Dadurch wäre allerdings manches Räthselhaste aufgeklärt. ES würden dadurch die vielfachen Vorschläge, die immerwäh renden Verzögerungen und die wechselnden Rathschläg« des Kaisers der Franzosen erklärt; auch Eaveur'S kühne Feuilleton. kl -7*7- Der Geisterbeschwörer Dunglas Home. Man wird sich erinnern, welche» bedeutende Auf sehen vor wenigen Jahren die Versammlungen de» Geister beschwörers Home in Paris erregten. Es handelte sich dabet bekanntlich um außergewöhnliche Erscheinungen, bei deren Zustandekommen der Mensch übernatürlichen Mächten al» Vermittler, als „Medium" dienen sollte. Einige Zeit nach dem wenig glanzvollen Verschwinden Home'» erschien von einem Grafen L., welcher alle irgend wie brdentrndrrn Erscheinungen kennen zu lernen Ge legenheit gehabt hatte, «ine kleine Broschüre, die, zunächst nicht für die größere Oeffentlichkeit geschrieben, von dem Verfasser selbst nur in wenige, auserwählte Kreise ein geführt wurde. Ein Pariser Arzt (A. Dechambre) hatte das Glück, in den Besitz diese- SchriftchenS zu gelangen, und ist undankbar oder dankbar genug, in dem Feuilleton eines mrdicinischrn Wochenblattes den wesentlichen In halt zu veröffentlichen. Wir gianben, daß die Erprri- mrnte, welche in den ersten Salon- der französischen Hauptstadt, in Kreisen, wo man auch eine gewisie Aristo kratie der Intelligenz zu suche« pflegt, von Herrn Home unter vielseitiger Theilnahme zu wiederholten Male» vor genommen wurden, auch für den Leserkreis dieser Zeitung einige» Interesse bieten werden, um so mehr, da da» Büchlein nicht nur erzählt, welche Erscheinungen zur Beobachtung kamen,, sondern auch einige Andeutungen giebt, wie sie iy» Leben traten. Im Voraus müssen wir bemerken, daß der Verfasser der Broschüre für seine Person bei der Mehrzahl der Phänomene die Uebrr- natürlichkeit derselben anerkennt, indem er an eine per sönliche und direkte Mitwirkung übernatürlicher Geister glaubt; nichtsdestoweniger wundert er sich, daß dir Geister sich mit solchen Kindereien und gewöhnlichen Streichen befassen, wie mit dem Fortrücken von Tischen, dem Be wegen von Vorhängen, dem Anschlägen der Tasten eines ClavierS oder mit bedeutungslosen, lächerlichen Auf schlüssen über das andere Leben. Er sucht deshalb das Uebrrnatürliche möglichst zu beschränken und kosmische Kräfte, wie den Magnetismus, dafür in Rechnung zu bringen. Dunglas Home ist nicht, wie man gewöhnlich glaubt, Amerikaner, sondern Schotte und betrachtet die ihm eigne Gabe als ein Familienerbstück. Seine Geister haben übrigens eine große Aehnllchkeit mit jenen als Elfen (Live-«) bekannten Geistern, die in dem Aber glauben und den Dichtungen Schottlands und der nörd lichen Länder eine so bedeutende Rolle spielen. (Die alten Dichter nennen sie „lko erov lliat never re-»".) Graf ik. erzählt in seinem Buche u. A. Folgendes: „Während Home und seine Gehilfen (ooupöralour«) um den Tisch saßen, sah man einen schweren bronzenen Arm leuchter den Kamin verlassen, den ihn vom Tische tren nenden Raum horizontal durchwandeln und sich im Gleichgewicht auf der Schulter des „Mediums" nieder lassen. Frtilein v. E., welche fürchtete, daß der Leuchter hrrabfirle und Jemanden verletzte, ergriff ihn rasch und stellte ihn auf den Tisch. Bei Lieser Sitzung war auch der Herzog von M. zugegen; der Herr vom Hause wollte Diesem eine Aufmerksamkeit erweisen und bat das „Me dium", ihm da» Aceord« on zu bringen. M. sagte daraus ganz leise: „Nein, nein! Richt zu ihm, sondern zu mir! Wenn eS zu mir kommt, geheimnißvolle Macht, werde ich an Dich glauben!" Kaum war dieser Gedanke aus gesprochen, als das Instrument, ohne anzuhalten, bis vor den Herzog kam, sich auf dessen Knien nirdcrließ und sofort zu spielen begann. Richt genug; — in dem selben Augenblicke hörte M. in dem Salon ein Ge räusch, al» ob ein starker Hagel auf Möbeln und Spiegel niederschlüge. „Es war," sagte er, „als ob die Klopf geister «le» oi-pri^ srappeurdi) sich über mich lustig machen oder ihren Triumph über meine Ungläubigkeit feiern wollten." — Ein anderes Mal verlangte er, diesmal aber ganz laut, daß die auf einem Tische stehende Klingel zu ihm kommen solle; sofort sah er dieselbe auf seinen Knien ankommen. Al» er sie ergriffen, fühlte er, daß n an sie ihm aus den Händen reißen wollte; er vergleicht die Wirkungen des unsichtbaren Agens dem stoßweisen Zerren eines jungen Hundes, der un» einen festgchaltenen Gegenstand wegzunrhmen sucht. — Einen noch stärker», höchst unangenehmen Eindruck machte folgende Thatsache auf den Herzog: Er hatte den Geist aufgefordert, auf irgend welche Frage mit drei deutlichen Schlägen zu antworten. Sofort wurden die drei Schläge gethan, jedoch nicht auf dem Tische oder einem andern Möbel, sondern unter seiner Fußsohle. Ein Marmortisch stieß mit Gewalt an den Stuhl einer Dame und zerbrach die Lehne; die Dame rückte zu, um dem Tische den Durchgang zu gestatten. Hierauf kam dieser ganz nahe aus Frau v. F., welche ihn ver geblich zurückzuschiebcn versuchte, obschon der'Tisch auf Rädern stand und der Parketboden ganz glatt war. Zwei andere Damen kamen der Frau vom Hause zu Hilfe, um sie von der unbequemen Nachbarschaft zu befreien, aber vermochten eben so wenig auSzurichten; endlich ge lang eS einem „galanten Eavalier", mit Anwendung aller seiner Kraft den Tisch, welcher auf unbegreifliche Weise an dem Fußboden festgelöthct zu sein schien, auf seinen Platz zurückzuschieben. (Schluß folgt.) Kuustliteratur. „Die Renaissance. Muster buch nach monumentalen Schöpfungen für Architekten und Kunsigrwerke. Unter Mitwirkung namhafter Archi- tekten herauSgegeben von Friedrich Arnold, Architekt und Lehrer an der k. Akademie der bildenden Künste in Dresden. Verlag von T. O. Weigel in Leipzig." — Für die Berechtigung eines solchen Musterbuches für die Re naissance genügt e- im Allgemeinen, auf die praktische Bedeutung hinzuwciscn, welche die Renaissance der E„t Wickelung unsrer Culturverhältnisse und den Anforder ungen des modernen Lebens gegenüber in sich schließt. Die bedeutende Lebenskraft und die große Verwendbar keit der Renaissance ist factisch anerkannt; es ist That sache j daß die Bau- und DecorationSwcise, welche wir mit diesem Namen bezeichnen, in ihrem nationalen und individuellen Entwickelung-gange eine außerordentlich reiche und prächtige Formenspracht bildet, deren Momente der jetzigen Generation allgemein verständlich sind, sowie im Wesentlichen auch noch dieselben Factoren bestehen, welche die Renaissance bedingten und vermöge ihrer vielseitigen Entwickelungsfähigkeit ihren graziösen und phantasievollen Bildungen weitgreifcnde Geltung ver schafften. Dazu kommt, daß die Kunsthandwerke aller Art in ibr so reich, so schön und kräftig geblüht haben, daß sie sich an Intensität und künstlerischen Intentionen neben die großen Leistungen deS Mittelalters stellen dürfen. Die Gefahr der Abwege ist damit nicht ver kleinert. Sie zeigt sich eben mehr oder weniger bei jedem Baustyle, wenn an Stelle de» echten, schöpferischen Ideal» und deS gebildeten Verständnisses die blose Nach beterin oder das Spiel einer zügellosen Phantasie tritt. Ein geschwundenes Ideal kann nicht mehr in» Leben zurückdemonstrirt werden, aber unser geistiges Vcrständ- niß für die Schönheit architektonischer Formen können wir an den Denkmalen der Elassicität wecken und heran bilden, um unter der Leitung eine» geläuterten Ge schmackS nach der architektonischen Eulturform für die Gegenwart zu suchen. Wie die Kunstschöpfnngen jeder
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