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Schweres Schlaywetterunslück m Hindenburg Neun Bergleute getötet Hindenbnrg» 12. Mat. «m Montagmittag ereignete sich ans der „Sonkordia"-Grube in Hindenbnrg, wahrscheinlich durch GebirgSschlag» eine schwere Explosion, bei der zwöls verglente verschüttet wnrbea. Die Mitteilung des OberbergamteS über die Katastrophe besagt: Durch den Durchschlag, der heute vormittag ans der Concordiagrübe erfolgte, wurden einige Arbeiter verschüttet bz«. abgeschnitteu. Zu ihrer Bergung bildet« sich eine RettungSkolonue »nter Führung eines Steigers. Etwa zehn Rinnt«« «ach de« GebirgSschlag erfolgte eine Schlagwetterexplosion, durch die nun auch die Nettuugskolonne in Mitleidenschast gezogen wurde. Die Bergungsarbeiten gestalteten sich außerordentlich schwierig, da das Sebirg« sehr unruhig war. St« waren «« Uhr «ach, mittags beendet. Der ExploslonSherd liegt in der Schlag. «etterabteUnu« Andrcasslüz Ul. Die Todesopfer find ein SteigenHeNvirtrsier, ei« Schlosser, drei >«» «chlLger. drei Füller »nd ei« Hüuer. Das Gr-beben in Persien Fast 3060 Tote Tehe ran. 12. Mai. Die Erdstöße in der Gegend von TSbriS lasten an Stürke «nd HSusigkeit nach. Die Zahl der Toten in Salmas und Umgebung betrüg» fast 8600. Zwischen Salmas und Urmia hat sich ein gewaltiger Spalt von über drei Kilometer Breite gebildet. Ans dem Erdinnern ergießt sich «uS mehrere« Kanüle« schwarzes Master in de« Urmiasee. El« «Mt Erdrutsch ln Niemnbmg Die Wasser strömen in Schacht H vraktwoleinng naaoror SorUoor SvdrUtloltong Berlin, 12. Mat. Während es am Sonntag noch den An schein hatte, als ob die Lage in Vienenburg sich gebessert hätte und man hoffen durste, daß wenigstens der Schacht III gegen das aus der Grube I herandrängendc Wasser geschützt werden könnte, hat sich heute nachmittag die Lage vollkommen geändert. Die Grubenleitung ließ während des TageS unausgesetzt Messungen vornehmen, um festzusteUen, ob bas in Schacht I eingebrochene Wasser sich endgültig gestaut habe oder ob ein Zufluß neuer Wassermengen zu konstatieren sei. Während der Mittags stunden des heutigen Tages machten sich Veränderungen tm »wetten Schacht geltend, die sehr besorgniserregend waren und dazu führten, daß man in aller Eil« begonnen hat, die Zechen an lagen III weiter abzuriegeln, um zu verhindern, baß auch dieser Teil der Grube ersäuft werde, da zwischen Schacht ll und III eine offene Verbindung besteht, durch die eingedrungcnes Wasser ln kurzer Zeit den Schacht vernichten könnte. Gegen l2 Uhr mittags meldeten die Techniker, die in Schacht I mit dem Messen des Wasser spiegels beschäftigt waren, daß a«S der Tiefe Luftblasen aufstiegen und sich im Wasser eine gurgelnde Bewegung bemerkbar mache. Eine Stunde später begann die Flut in Schacht l plötzlich zu sinken, und aus Schacht II kam die Meldung, baß dort das SimhlbMS Blutbad chinesischer Räuber Ha »kau, 12. Mai. Ein« Räuberbande von 3000 bis 4000 Mann hat die Stadt Jungjang, ««weit der Grenze zwischen Hönau und Hupeh, überfallen, 15 0 0 0 Bewohner niedergemetzelt und SVV Geiseln mitgeschleppt, die sie nur gegen Lösegeld freilassen wollen. Während der letzten Tage haben diese Räuber bereits mehrere Dörfer der Um» gegend geplündert und in Brand gesteckt. Ekvlosiin ln einer reerlabrlk in Amerika Nenyorl, 12. Mat. In einer Teersabrik in Elizabeth (New Jersey» hat sich eine schwere Explosion ereignet. Etwa 10 0 0 0 Naphthabehälter stehen in Flammen. Die anliegende Raffinerie der Standard Oil ist in großer Gefahr, ebenso mehrere andere Fabriken. Di« ungeheure Qualm- entwtcklung erschwert di« Löscharbeiten außerordentlich. Aeuergefecht in Chikaso Neuqork, 12. Mat. In Chikago kam es i« einem Wohnhaus »« einem wütenden Schnellfenergsfecht zwischen Polizei »ttd Schwerverbrechern, tu dessen «erlauf drei Personen getötet wurden. — Di« Polizei hatte erfahre», daß ein« Berbrechergesellschast an einem kranken Manne einen Srpressnngsversuch plante und hatte die Wohnung deS Mannes besetzt. Als die Verbrecher die WohnungStür ge öffnet hatten, sahen sie sich den Maschinengewehren und Nevolverlünsen der Polizei gegenüber. Aus deren Anruf „Hände hoch" erösfneten die Verbrecher kurzerhand das Feuer. Zwei von ihnen wurden getötet. Auch der Moh- nuugsinhaber wurde von verirrten Kugeln tödlich getroffen. Wasser in schnellem Steigen begriffen sei. Tatsächlich hatte sich das Wasser tm Schacht ll innerhalb von noch nicht zwei Stunden um 15 Meter gehoben, während tm Schacht l der Wasserstand entsprechend gefallen war. Nach Ansicht der Bergingenieure hat zwischen den beiden Schächten tm Laufe des heutigen Vormittags ein neuer Erdrutsch statt gefunden, bei dem die Wasscrmassen aus Schacht l einen mäch tigen Durchgang zu Schacht II gefunden haben, da der Aus gleich in beiden Anlagen sich innerhalb sehr kurzer Zeit voll- zogen hat. Man befürchtet mit Recht, daß bet einer neuen Erdbewegung nunmehr auch Schacht AI überflutet werden wirb, wenn es nicht gelingen sollte, durch Mauern die Verbindungsgänge zu schließen. Diese Arbeit ist jedoch sehr schwierig und gefährlich, da niemand weiß, ob die neuen unterirdischen Reservoire ihren Inhalt in die beiden jetzt zum Teil ersoffenen Schächte ergießen werden. Daß die unterirdische Bewegung schon abgeschlossen ist, er scheint sehr fraglich angesichts der Tatsache, daß in halber Höhe des Kraters, der sich in der vorigen Woche gebildet hatte, jetzt ein neuer Erdrutsch stattgefunden hat, durch den eine Wasserader im Berge freigelegt wurde, die sich nun in den riesigen Trichter ergießt und ihn in kurzer Zeit gefüllt haben dürfte. Auch auf dem Verschiebebahnhof Bienenburg ist eine neue Erdsenkung von fünf Metern entstanden, so daß der Ver kehr, der bereits wieder ausgenommen war, schleunigst wieder eingestellt werden mußte. Anklage gegen De. Göbbels vrabtwalcknng unooror vorllnor SvbrUtlaltnng Berlin» 12. Mat. Die Staatsanwaltschaft Hl hat An klage gegen den RcichStagsabgeorbneten Dr. Göbbels wegen Beleidigung des Reichspräsidenten erhoben. Der Reichstag hat die Genehmigung zur Strafverfolgung erteilt. Es handelt sich um den Artikel „Lebt Hinbenburg noch?" und die Zeichnung „Und der Netter sicht zu!", veröffentlicht in Nr. 65 des nationalsozialistischen Blattes „Angriff" vom SS. Dezember 1029. Ae «nsiagelchrist tm sselfteiner Bemtemn-e- Altona, 12. Mat. In dem Holsteiner Bombenprozeß ist jetzt von dem Oberstaatsanwalt in Altona die Anklaaöschrtft zugestellt worden. Sie richtet sich nur gegen 23 von den ur- sprünglich 43 Angeschuldigten und klagt auch die beiden Land- volkführcr Heim wegen Mittäterschaft und HamkenS wegen unterlassener Anzeige an. Die Anklageschrift umfaßt etwa 75 Druckseiten. Mit Rücksicht auf den Umfang und auf die von der Staatsanwaltschaft für die Anklageschrift be anspruchte Zeit hat die Bertetdtgung den Antrag gestellt, den Angeschuldtgtcn eine Frist von drei Wochen zur Er klärung aus die Anklage zu gewähren. Mit der Haupt» Verhandlung wird danach nicht vor Ende Juni oder Anfang Juli zu rechnen sein. Selbstmord des Letter» der Essener Wetterwarte Essen, 12. Mai. Der langjährige Leiter der Essener Wetter warte. Dr. Eckhardt, hat durch Ertrinken in der Ruhr seinem Leben ein Ende gemacht. Die Leiche wurde bisher noch nicht geborgen. Die Beweggründe, die Dr. Eckhardt in den Tod getrieben haben, stehen noch nicht sest. Seine wirt schaftlichen und Famtlienverhältnisse waren durchaus ge- ördnete. Kleidungsstücke und Brieftasche Dr. Eckhardts wur» den nachmittags aus einer Ruhrwtese bet Kettwig ge sunden: Im Mantel befand sich ein Abschiedsbries an seme Frau. Bekannte Dr. Eckhardts führen den Selbstmord auf Krankheit zurück. Fünfsachcr Mord und Selbstmord. InSykorib. unweit der Burg Karlstein sBöhmenj, hat der Bahnarbeiter Seiner seine Frau und seine nter Kinder vergiftet. . Der Fel-Herr wt-e« Willen Dte Geschichte der ersten KrtegSmonate, insbesondere dt« Wendung des Krtegsglücks in der Marneschlacht, hat schon viele Federn in Bewegung gesetzt. Ueber dte Tatsachen find wir dadurch längst unterrichtet: ihre Ausbeutung ist aber ein noch immer umstrittenes Problem. Nun kommt ein Bei trag von besonders berufener Sette in dem kürzlich erschienenen Werk: „Der Feldherr wider Willen", Operative Studien über den Weltkrieg von W. Grüne r,Generalleutnant a. D. und Retchswehrmtntster. Der Verlag E. G. Mittler L Sohn, Berlin, hat das 250 Seiten starke Buch mit sehr klaren, übersichtlichen Skizzen nach Hnndzeichnungen von Generalmajor a. D. Klatsch len geschmückt. Dieses Werk verdient, nach seinem wertvollen Inhalt sowie nach der Per sönlichkeit des Verfassers, eine über den üblichen Rahmen einer Buchbesprechung hinauSgehende eingehendere Würdi gung. Das Buch bildet die Fortsetzung einer früheren Studie: „Das Testament des Grafen Schlteffen." „Auch in den neuen Studien tritt durch den Gegensatz zu seinem Nachfolger dte ragende Geistesgröße des Grafen Schlteffen immer wieder in den Vordergrund." Der „Feldherr wider Willen" ist General oberst v. Moltke. Graf Schlteffen hatte „seinem Nachfolger den Weg gewiesen zum siegreichen Bestehen des Kampfes Deutschlands gegen eine gewaltige Ueberlegenheit der Zahl. Der jüngere Moltke ist von diesem Wege abgeirrt. Unsere Stu dien können daher nicht den Ruhm des Feldherrn künden, auch nicht di« Tragik des ntebergeworsentzn Helden." Der Verfasser widmet sein Buch dem Ruhm des deutschen Heere» von 1914. — Eine Erinnerung steigt mir auf. ES war am 80. Dezem ber 1905. Im Btbliothekssaale des Großen Generalstabes in Berlin nahm Graf Schlteffen von uns, dte wir die Ehre und das Glück hatten, unter ihm arbeiten zu dürfen, Abschied. Er schied von der Stelle, die nach seinen Worten „vor 40 Jahren noch nichts war, dte aber seit dem 8. Juli 1866 die ehrenvollste der Welt ist". Und Gras Schlteffen, der noch in voller geistiger und körperlicher Frische war, obwohl er „dte Grenze, dte dem menschlichen Leben normalmäßtg gesetzt ist, bereits um fast drei Jahre überschritten hatte", sagte dte in haltsschweren Worte: „Alle unsere Feinde sind überzeugt» daß der deutsche Generalstab das Vermächtnis des Mannes von Sedan geborgen hat und sich tm sicheren Besitz des Ge heimnisses des Steges befindet." Schlteffen mahnte, „sich der großen Ehre, aber auch der großen Verpflichtungen stets be wußt zu bleiben, sich das Geheimnis des Sieges zu eigen zu machen". — Gegen den Willen Schlieffens war General v. Moltke Oberquarttermeister geworden. Eine tiefe geistig« Kluft trennte Schlteffen und Moltke. — In der Einleitung zu seinem Buche gibt der Verfasser zunächst eine Charakteristik des „jüngeren Moltke": „Der vornehme, aufrechte, liebenswerte Mann fiel in sich zusam men, wenn eine auch nur kleine Erschütterung über seine Seele bahinging. Kein loderndes Feuer des Willens schoß aus seinem Innern empor, wenn die Dinge anders liefen, als er erwartet hatte. Der Grundzug seiner Natur war lei dend, duldend, ablehnend gegen eigene Willensäußerung. Man würde seiner Persönlichkeit unrecht tun. wenn man nicht anerkennen wollte, daß seine geistige Begabung auf be trächtlicher Höhe stand. Doch waren ihm die Schwingen zum höchsten Fluge beschnitten. Die Kühnheit des Gedankens schreckte ihn ebenso wie der Ausbruch des Willens." — In der Schicksalsstunde des deutschen Volkes war Moltke, dem der Flug des Genius versagt war. bestimmt, die deutschen Truppen gegen den Feind zu führen. Zum Feldherrn wird man aber durch göttliche Vorsehung geboren und vorauS- bcstimmt. Moltke ward der „Feldherr wider Willen". Men schen dürfen nicht darüber richten, daß ihm der grandiose Wille zum Siege gegen feindliche Uebermacht fehlte. „Ein qualvolles Martyrium war dte Butze dafür, daß er wider seine innere Stimme sich die Feldherrnrolle zugemutet hatte." Der Verfasser behandelt zunächst die Lage bei der beut- schen Obersten Heeresleitung vom 27. Aug. 1914 und das Er- gebnis der Grenzschlachten. Er meint, daß die deutsche Heeres leitung trotz des Erfolges nach den Grenzschlachten in einer gewissen operativen Unfreiheit lebte, und daß weder General v. Moltke noch seine strategischen Ratgeber „den Blick ins Freie" hatten. Ueberzeugend wirb der Fehler der „Extra tour in Lothringen" bargelegt. Im Geiste führt uns der Verfasser in daS Hauptquartier der 6. Armee nach Dieuze und gibt eine Beurteilung der operativen und taktischen Lage. Getadelt wird, daß die beutfche Heeresleitung unter dem Eindruck de» Steges nach den Grenzkchlachten versäumte, eine Umgruppierung und Neugliederung der Armeen vorzu nehmen. Der Verfasser kritisiert aber nicht bloß, sondern macht hierzu beachtenswerte Vorschläge. Nach einer Be urteilung der Lage beim Feinde, der Bedeutung des FesiungSbreieckS LangreS—Dijon—Besanqon und der Maß nahmen der S. und 7. Armee zum „Durchbruch über die Mosel" wirb der Kampf der 4. Armee um dte MaaSlinte ge schildert. Grüner meint, daß Meztdre» den Schlüsselpunkt für die Maasverteibtgung unterhalb Verdun bildete und daß daher der Deulsche nicht auf der Front zwischen Seda»