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SchönlmM CmMnU und Waldenburger Anzeiger Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 5« Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Mittwoch, de» 14. April 188«. Steckbrief. Gegen den Handarbeiter Eduard Richter aus Remse, welche flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt. Es wird ersucht, Richtern zu verhaften und in das Amtsgerichtsgefängniß zu Waldenburg abzuliefern. Waldenbuig, den 8. April 1880. Der Königliche Amtsanwalt. Melzer. "Waldenburg, 13. April 1880. Zum Frieden im Kulturkampf. Ueber diejenigen Anträge seitens des Reichskanz lers welche die verfassungsmäßige Lösung des zwischen ihm und den Beschlüssen des Bundesraths ausgebrochenen Conflictesherbeizusühren geeignet sind, verlautet noch nichts; wir können uns deshalb heute einem Gegenstände zuwenden, der ebenfalls seiner Lösung näher gebracht worden ist, wir meinen den Culturkumpf. Der Papst hatte bekanntlich an Erzbischof Paulus Melchers von Köln ein Schreiben gerichtet, worin er den deutschen Bischöfen freistellte, die Ernennung der Geistlichen der Negierung anzuzeigen. Darauf hin ist ein jetzt veröffentlichter Ministerialbeschluß unterm 17. März verfaßt und durch die Wiener Botschaft dem Kardinal Jacobini mitgetheilt worden, welcher lautet: „Die preußische Regierung erblickt in dem päpst lichen Breve vom 24. Februar um so bereitwilliger eiu neues Zeichen friedlicher Gesinnung, wovon der päpstliche Stuhl beseelt, als diese Gesinnung damit zum ersten Mal auch nach Außen hin einen erkenn baren concreten Ausdruck gefunden. Jndeß kann die Regierung, so lange Zweifel über deren Con- gruenz mit den bezüglichen staatsgesetzlichen Vor schriften bestehen, sowie wegen des in ihr zu Tage tretenden Mangels einer die bestimmte Erfüllung der gesetzlichen Anzeigepflicht sichernden Anordnung, nur theoretischen Werth beimefsen. Demgemäß hofft die Regierung, erwarten zu dürfen, daß der erneu ten Erklärung über die versöhnlichen Absichten des Papstes auch praktische Folge gegeben wird. Sobald die Regierung einen sichtlichen in Thatsachen ausge drückten Beweis hierfür in den Händen hat, wird sie sich bemühen, von der Landesvertretung die Vollmachten zu gewinnen, welche ihr bei der An wendung und Handhabung der einschlagenden Ge setzgebung freiere Hand gewähren und damit die Möglichkeit bieten, solche Vorschriften und Anord nungen, welche von der römischen Kirche als Här ten empfunden werden, zu mildern oder zu besei tigen und so ein dem Verhalten der katholischen Geistlichkeit entsprechendes Entgegenkommen auch seitens des Staats zu bethät'gen." Die ersten Besprechungen des Reichskanzlers mit dem Nuntius Masella vor zwei Jahren in Kissingen haben nach der „Norddeutschen", dem Leiborgan Bismarcks, auf dem Gedanken beruht, daß beide Theile durch thatsächliche Concessionen auf dem Gebiete des praktischen Lebens eine Annäherung versuchen. Als solche Concessionen sind damals bezeichnet worden römischerseits die Anerkennung der Anzeigepflicht bei Anstellung der Geist- preußischerseits die Wiederherstellung n^plomatis^ Verkehrs. Programm ist beim Beginn der Kissinger der Genehmigung beider Theile sicher ? . ki/Ä"tzli.che Tod des Staatssekretärs Franchi geändert, doch ist derselbe Vor schlag m en Verhandlungen mit dem Nuntius Jacobini wiederholt gemacht werden. Erfüllt demnach dre Kurie die von Preußen gestellte Bedingung voll und ganz, so wird auch die preu- Mche Negierung die diplomatischen Beziehungen zum päpstlichen Stuhle wieder anknüpfen, einzelne Härten der Maigesetze mildern und so dem Frieden auf dem Gebiete des Kulturkampfes den Weg bahnen. "Waldenburg, 13. April 1880. Politische Rimdschan. Deutsches Reich. Die Prinzessin Victoria von Schleswig-Holstein- Sonderburg-Augustenburg, Braut des Prinzen Wilhelm, des ältesten Sohnes des Kronprinzen von Deutschland und Preußen, stammt mütterlicher seits im vierten Gliede von bürgerlichen Ahnen ab. Die Mutter der hohen Braut, die Herzogin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, war die Tochter der Gräfin Danneskjold Samsoe, deren Mutter, an den dänischen Admiral Kaas verheirathet, war die Tochter des Sören Matthiesen, der Glöck ner an der Trinitatiskirche in Kopenhagen war. Nächsten Donnerstag, den 15. d., soll im Reichs tage die dritte Berathung der Militärnovelle und darauf die zweite Berathung des Socialistenge- setzes stattfinden. Die Commission zur Vorberathung des Wucher gesetzentwurfs hat sich constituirt und den Abg. Reichensperger-Olpe zum Vorsitzenven und den Grafen Wilhelm v. Bismarck zum Schriftführer ge wählt. Letzterer hat bekanntlich sein erstes Aufleuch ten am parlamentarischen Horizont durch eine Rede über die Gemeingefäbrlichkeit des Wuchers eingeweiht. Der Bundesrath hat am 12. d. auf Antrag Baierns die Berathung des Gesetzentwurfs, be treffend die Reichsstempelabgaben, wieder aus genommen, ebenso wird der Entwurf nach den Beschlüssen der ersten Berathung mit der Maßgabe, daß auch Quittungen über Auszahlungen aus Post anweisungen stempelpflichtig sind, berathen. Die Verlängerung der Erklärung vom 31. December 1879 über den Abschluß des deutsch österreichischen Handelsvertrages bis 30. Juni 1881 ist am 11. d. durch den Botschafter Szechenyi und den Vertreter des auswärtigen Amtes in Ber lin unterzeichnet worden. Um dem Wucher in der Armee die Spitze abzubrechen, wird binnen Kurzem, wie die „Kreuz- Ztg." mittheilt, eine Offizier-Spar- und Vorschuß kasse für die deutsche Armee und Marine unter dem Namen „Minerva" ins Leben treten. Die Statuten sind bereits fertig gestellt und zur Prüfung vorgelegt. Der König von Würtemberg ist nach einer Meldung des „Staatsanzeigers" an der Grippe (Schnupfenfieber) erkrankt. Frankreich. Der Kardinal Nina hat der französischen Regie rung einen Protest des heiligen Stuhles gegen dir Decrete vom 29. März übermittelt. Indessen beabsichtigt die Regierung Maßregeln zu ergreifen, um den in katholischen Journalen veröffentlichten Kundgebungen der Bischöfe Einhalt zu thun und ist es wahrscheinlich, daß ein ministerielles Schreiben den Bischöfen die Vorschriften des Concordates in Erinnerung bringt und den festen Entschluß der Negierung betont, den GesetzenAchtung zu verschaffen. Belgien. Der Kriegsminister Liagre befürwortete in der Kammer die Errichtung neuer Befestigungen und Brückenköpfe im Thale der Maas, weil, wie er be merkte, bei der Eventualität eines französisch-deutschen Krieges der Angreifer ein großes strategisches Inter esse daran hätte, die Maas zu überschreiten, um den Niederrhein, beziehungsweise Nordfrankreich an zugreifen. Die Kosten der projectirten Arbeiten wer den auf 14 Mill. Francs veranschlagt. Spanien. Der spanische Ministerrath hat sich gegen eine Umwandlung der wider den Attentäter Otero er kannten Todesstrafe ausgesprochen. Rußland. Der Kaiser stattete Sonntag Nachmittag 3 Uhr dem Reichskanzler Fürsten Gortschakoff einen Be such ab und ließ darauf den beiden Söhnen dessel ben die telegraphische Aufforderung -ugehen, sich zu ihrem Vater zu begeben. Gegen 5 Uhr war in dem Zustande des Kranken größere Ruhe cingetreten, auch hatte derselbe einige Nahrung zu sich ge nommen. Nach einem am 12. d. vormittags ausgegebenen Bulletin verbrachte der Reichskanzler Fürst Gort schakoff die Nacht vorher ruhig, aber schlaf los. Der Kopf ist frei, die Schwäche mehrt sich; die Herzthätigkeit hat nachgelassen. Der Tod dürfte demnach bald zu erwarten sein. Die Mohamedanerinnen in Rußland sollen durch ein Gesetz das Recht erhalten, wenn sie sich taufen lassen, ihre Gatten zu verlassen und eine neue christliche Ehe einzugehen. Rumänien. Die offizielle „Monitorul" veröffentlicht das Finanzgesetz für 1880. Die Einnahmen betragen 117,545,944 die Ausgaben 117,245,944 Fr. Unter den Einnahmen befinden sich zu emittirende 7,232,544 Fr. Bankbillets; unter den Ausgaben das Kriegs budget mit 24,788,879 Fr. Die Deputirtenkammer nahm das Budget mit 59 gegen 2 Stimmen an. Griechenland. Die Königin Olga ist glücklich von einer Tochter (der 3. von 6 Kindern) entbunden worden. Aus dem Sachsenlande. — Die kgl. sächs. Regierung hat die Erlaubniß gegeben, daß die im Grünen Gewölbe zu Dresden deponirten berühmten Perlenschätze auf der jetzt arrangirt werdenden internationalen Fischereiaus stellung in Berlin zur Ansicht ausgestellt werden. — In Dresden löste sich am Hause Wilsdruffer straße Nr. 39 die ganze Simslänge ab, zerquetschte vollständig einen mit Kohlenschaufeln beschäftigten Arbeiter, dessen Frau gleichfalls schwer verletzt in das Krankenhaus geschafft wurde. Das Trottoir ist total zerborsten. — Das Laboratorium des „Vereins gegen Ver fälschung der Lebensmittel" in Chemnitz hat im Monat März rc. Untersuchungen vorgenommen. Von den letzteren entfallen nach dem Tagebl. 30 auf die Untersuchung von Milch, die in 22 Fällen den gestellten Anforderungen entsprechend, und zwar davon wieder in 12 Fällen als ganz vorzüglich, in 10 Fällen als genügend befunden wurde, während in vier Fällen theilweise Entrahmung, in 4 anderen