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Nummer 181—34.Iaftro Dienstag, 1». IuU 1S3S v«rlaa„U Dresden. — «nzelflenpreile: dl« ispalt » mH breite Zell« S Psg. — sü« Familienanzeigen und Slellengeluch» i Psg. — Für Platzvogchrisle« «önnen wir kein« Eewiih- teistech 2m Falle von höherer Gewalt, Verbot, etnlretenoer Betrieb«« störungen Hal der Bezieher oder Inlerent lein« Anipriich«« salls die Zeitung in beschränktem Umsange, oerspälet «See nicht erscheint — Eisiillungsorl Dresden — — — — — SachlWe VolMWUM Erscheint 0 mal wSchentlich. vtonatllcher Bezugspreis L,70 NM, Einzelnummer 10 Psg., »U Sonnabend', sowie Sonntag, und Festtagnummer A> Pf» Redaktion: Dresden-A., Polterstrab« 17, Fernrus M711 n. rwir Eeschöstsstell«, Druck und Berlag: Germania Buchdrucker«! und Verlag Th. und S. Winkel, Poliersttah« 17, Fernruf rioir, Postscheck! Nr. Ivrs, Bank! Stadtbank Dresden Nr. St 787 Ireier-VesprechuWeniiberAbeWm? Cnglisch-franz.-iialienische Zusammenkunft Ist Ruffollni damit einverstanden? London, 15. IuN. Der diplomatische Korrespondent des Daily Tele graph meldet, der Besuch des britischenBotschaf- ters in Paris Sir George Clerk bei Laval am Sonn abend sei auf besondere Weisung aus London hin erfolgt. Die britische Regierung wiinsche dringend, eine eng lisch-französisch-italienische Besprechung am friihestmöglichen Datum zustande zu bringen. Wahrschein lich wiirde die Initiative am einfachsten von Laval ergriffen werden, falls er bereit wäre, die Verantwortung zu übernehmen. Einiges deute darauf hin, daß Musso lini mit einer solchen Zusammenkunft einverstanden wäre, falls Gewißheit bestände, bah die zu erörternden Fragen eine aussichtsvolle Grundlage böten. Zu dem ebenfalls am Sonnabend erfolgten Besuch de» amerikanischen Botschafters in Pari» bei Laval bemerkt der Pariser Times-Korrespondent, der Besuch scheine auf zunehmende Besorgnis Amerikas hinzudeuten. Der Times-Korrespondent in Nom berichtet, was Italien eigentlich im einzelnen von Abessinien verlange, bleibe der Oeffentlichlreit noch immer vorenthalten. An gesichts der Erklärungen Hoares werde seht in Nom an genommen, das; kein Versuch unternommen werden solle, Italien vor der Welt zur Rechenschaft zu ziehen. Da man in Nom glaube, daß eine Aenderung in der britischen Auf fassung und Politik eingetreten sei, stehe die italienische Nation in ihrer Gesamtheit noch entschlossener als zuvor hinter Mussolini. Es wäre auf jeden Fall verkehrt zu glauben, das; das italienische Volk irgendwelchen Befehlen Mussolinis nicht folgen wiirde oder das; die grossen mili tärischen Vorbereitungen Italiens nur ein riesiger und kostspieliger Bluff seien. Habsburger Frage in der südsiavischen »reffe Ein« neue Mahnung der Belgrader „Politika". Nach Abschtus; der Bukarester Konteren-, zwischen dem P r i n z r e g e n I e n Paul und dein König Earol nimmt die südslavifche Presse in der Beurteilung der Habsburger Frage eine noch entschlossenere Haltung ein. Die Poliiika veröffentlicht am Montag wiederum einen Artikel, der sich mit dieser Frage beschäftigt. Es sei zwar, so hecht es eine innere Angelegenheit Oesterreichs, in einer Zeit der Wirtschaftskrise Millionenwerte den Habsburgern zu überantworten, aber über den Rahmen einer innerösterreichischen Angelegenheit gehe cs denn doch hinaus, das; die österreichische Gesetzgebung die Un abhängigkeit Oesterreichs in Frage stelle. Man wolle jedoch vorläufig alle Pläue der Habsburger beiseite lassen und sich aus die eine aktuelle Frage konzeutriereu: Wird das Ausland die Folgen einer evtl. Restauration der Habsbu ;er ebenso gleichgültig hinnehmen, wie es anscheinend die Wiener Ver suche, in Mitteleuropa Sturm zu säen, hinnehmeu? Es sei dies umso wichtiger zu missen, weil eine Wiedereinsetzung der Habsburger zwangsläufig und unausweichlich eine grundle gend e N e u o r i e n t i e r u n g i u d c r n l l g e m e i n e „ m It tel e u r o p ä i s ch e n Politik nach sich ziehen mühte. Die Drohung mit einer vollständigen Aenderung der Au- henpolitik, die hier zum ersten Male in klarer Weise ausge, sprachen wird, hat in politischen Kreisen Belgrads größtes Auft sehen erregt. Lteberfchwemmungskatastrophe in China Leber 200» Tote, 200000 Obdachlose — Seuchenaefahr lnfolae großer Sitze Schanghai, 15, Juli. Zu den schon in den letzten Tagen eingetrossenen Nnglücksmeldungen über die Hochwasserkata strophe in allen Teilen Chinas gehen neue Hiobs botschaften ein. Danach sind im Gebiete des in den Tung- fee mündenden Li-Flusses über 2ÜV Deichbrüche erfolgt, die eine verheerende Ueberschwemmung des Landes zur Folg« haben. Mehr als 20 vv Ertrunkene werden bisher gemeldet, doch dürfte die Zahl bei weitem höher sein, lieber 2V0VVV Menschen sind obdachlos gewor den. Mehr als 30000 Hektar Land sind über schwemmt. Die Behörden Hankaus haben alle verfüg baren Arbeitskräfte aufgeboten, um die stellenweise rissig gewordenen Tschangkung-Deiche, von deren Widerstand das Schicksal Hankaus abhängt, zu sichern. Neber 10000 Soldaten und mehrere Tausend Arbeiter führen Tag und Nacht bei unglaublichen Temperaturen die schweren Ar beiten durch. Schon jetzt beginnt sich in der Stadt Lebens- mlttelknappheit bemerkbar zu machen. Andauernd nie dergehende Regenfälle bringen Ueberschwemmungsgefahr für das Land um den Luan-Flutz in der Hopei-Provinz. Der Mukden-Bahnverkehr östlich Tientsin—Peiping ist unterbrochen. Die grotze Sommerhitze, die über ganz China einge setzt hat — die Städte melden weit über 40 Grad — führt zu Besorgnissen Uber eine Seuchengesahr, die mög licherweise die überschwemmten Gebiete treffen könnte. Eine Aelchsanstalt für Lustschuh in Berlin Berlin, 15. Juli. DI« bisherige preußische Luftschutz- und Luftpolizeischule in Berlin ist in die Verwaltung des Reichsluftsahrtminiftcriums übernommen worden und hat gleichzeitig die Bezeichnung Reichsanstalt für Luftschutz erhaiten. Die Neichsan- stalt für Luftschutz untersteht unmittelbar dem Reichsluftsahrt- ministerium. Der Rcichoanftalt obliegt wie bisher die theore tische und praktische Schulung des Fuhrerpersonals des Sicher- Heils- und Hilfsdienstes sowie anderer durch Amt oder Beruf mit Luftschubsragen befaßten Persönlichkeiten. Die Reichsan- stalt wird ferner, wie in einem Erlaß des Luftfahrtministers mitgeteilt wird, in ihrer Prüf- und Versuchsableilung im Zu sammenwirken mit den in Frage kommenden Stellen die auf dem Gebiete des Luftschutzes entwickelten technischen Einrich tungen prüfen, begutachten und weiter entwickeln. Aur noch rein litauisches Bemeldtrektorium Rücktritt Buttgereits Memel, 15. Juli. Ter Landesbirektor Heinrich Auttgcrcit hat am Sonnabend dem Präsidenten des Direktorius Bruvelaitis sein Amt zur Ber« lugung gestellt. Zur Begründung sührt« er neben Gesundl-eits- riicksichten an. daß die Landwirtschaft des Memelgebietes vor dem vollständigen Zusammenbruch stehe, da sie keinen Absatz habe. Er könne deshalb sein Mitwirken in der memeiiändischen Negierung nicht mehr verantworten. Nunmehr seht sich das Memellanddirektorium nur noch aus Anhängern der großlitauischen Richtung Bruvelaitis zusammen, den» die lx'iden anderen Direktoren Grigat und Anysas ge hören den litauischen Parteien bczw. den litauischen Schützen an Wien, 15. Juli. Bundeskanzler Dr. Schuschnigg hat aus der Fahrt nach seinem Urlaubsort in der »Iahe von Edelsberg bei Linz am Sonn abend einen schweren Krastwagcnunfall erlitten. Der Wagen des Bundeskanzlers stieß gegen einen Baum. Der Bundes kanzler wurde aus dem Magen geschleudert, blieb unverletzt, erlitt aber einen Nervenschock. Die Gattin des Bundeskanzlers, Frau Herma Schuschnigg, wurde tödlich verletzt, der Sohn leicht. Von den Begleitpersonen trug der Fahrer lebensgefähr liche Verletzungen davon, ein Kriminalbeamter wurde leicht ver letzt. Die Berunglückten wurden dem Krankenhaus in Linz zu geführt. Das Kraslwagenunglück ereignete sich Sonnabend gegen 11 Uhr. Bei dem Wagen handelt es sich um einen geschlossenen achtzylindrigen Austro-Daimler-Wagen. Frau Dr. Schuschnigg war auf der Stelle tot. Der Bundeskanzler hatte das Glück, daß eine Wagentür aussprang und er aus eine Wiese neben der Straße geschleudert wurde. Bundeskanzler Schuschnigg hat sofort nach Erhalt der Nachricht vom Tode seiner Frau den Wunsch geäußert, sogleich zu der Leicls« seiner Frau gefahren zu werden. Er fuhr dann nach Ebelsberg bei Linz und verweilte etwa eine Viertelstunde an der Bahre. Daraus kehrte er in das Krankenhaus nach Linz zurück. Wie das österreichisäre Telegraphen-Korrespondenz-Biiro meldet, hat der Sicherheitsdireklor von Oberösterreich, Graf Rcvertera, der Gattin des Bundeskanzlers einen lies empfun denen Nachruf gewidmet, in dem er mit Nachdruck scststellte, daß ein fremdes Verschulden an dem tragischen Unglück nicht vorliegt. Auf Veranlassung des Bundespräsidenten Miklas hat der Außenminister Berger-Waldenegg versucht, sofort nach Bekannt werden des Unfalls einen Ministerrat zusammenzul'erusen, doch weilte ein großer Teil der Regicrungsmitglieder nicht in Wien. Btzekanzler Fürst Starhemberg wurde telegraphisch aus Italien, wo er zurzeit auf Urlaub weilte, nach Wien zurück berufen. In einer Sitzung der In Wien anwesenden Mitglieder der Bundesregierung am Sonnabend erstattete Finanzminister Bu- resch in lkwegten Warten W-richt über die Ereignisse. Landes hauptmann Dr. Gieißner wurde beauftragt, dem Bundes kanzler die Teilnahme der Bundesregierung zu überbringen und an der Bahr« seiner Gattin «inen Kranz ni«- derzulegcn. Kohlenstaub-Aploslon jn einer Berliner Brauerei Teile einer Giebelwand cingestürzt. Aus dem Gelände der Schultheiß-Brauerei in Berlin- Schöneberg kam es am Montag aus dem Kohlelagerplatz, ver mutlich durch Selbstentzündung, zu einer Kohlen staubexplosion, durch die ein Teil der Giebelwand der nach der Straße zu gelegenen Gebäudefront stark in Mitleiden schaft gezogen wurde. Die Feuerwehr konnte den Brand bald zum Erlöschen bringen. Inzwischen stürzte krachend ein Teil der Giebelwand in einem Umsang von etwa 50 am zusammen. Da aber zum Glück umfangreiche Absperrungsmaßnahmen ge troffen waren, sind Personen nicht zu Schaden gekommen. Im Lause der Löschnrbciten erlitt ein Maschinenmeister der Brau erei leichtere Brandwunden. des österreichischen Vnndeslainlers Wie nunmehr bekannt wird, hat sich das Befinden des Bundeskanzlers Schuschnigg soweit gebesscU. daß er in den verschiedenen staatlichen Angelegenheiten selbst Anordnungen tresscn kann. Nachdem am Sonntagvormittag in Linz für die verun glückte Gattin des Bundeskanzlers, Dr Schuschnigg, mehrere T ra u c rg o t t e sd i e n st e, an denen auch Bundespräsident Miklas tcilgenommen hatte, abgehalten morden waren, er folgte die Ucberfiihrung der Leiche nach Wien. Auf dem Wiener Bahnhof hatte sich die gesamte Bundesregie rung unter Führung des Vizekanzlers Fürst Starhemberg ein gesunden. Als erster entstieg dem Zuge Bundeskanzler Dr. Schuschnigg, dem Vizekanzler Starhemberg erneut das Mitgefühl der österreichischen Bevölkerung zum Ausdruck brachte. Auf dem Bahnhof fand sodann eine stille Einseg nung statt. Darauf wurde der Sarg in einem Galaleichen wagen durch ein dichtes Svalier der Vaterländischen Verbände Wiens zur Pfarrkirche nach Hietzing übergesührt. Hinter dein Sarge schritten nächst dem Bundeskanzler und seiner Familie die Mitglieder der Regierung. Auf dem ganzen Wege stand die Menge dicht gedrängt und grüßte den Trauerzug entblößten Hauptes. Die Beisetzung der sterblichen Ueberreste von Frau Schuschnigg findet am Dienstag >5 Uhr statt. In Wien haben sämtliche öffentlichen Gebäude sowie auch zahlreiche Privathäuser Trauerfahnen gehißt. Die Verletzungen des Sohnes, die durch Glassplittcr verursacht worden sind, find zwar nicht gefährlich, aber doch schwerer, als man zunächst angenommen halte. Das Befinden des schwerverletzten Ehauf- feurs hat sich etwas gebessert. In einer durch den Rundfunk verbreiteten Mitteilung wird nochmals festgestellt, daß alle Erhebungen ergeben haben, daß dem Unfall des Bundeskanzlers keinerlei Versch u . den zugrunde liegt, sonder» eine Verkettung von unglücklichen Umständen zu der Katastrophe geführt hat. Nach den Erklä- runoen eines Fachmannes aus dem Gefolge des Bundeskanzlers ist das Unglück aus einen Defekt an der Steuerung des Wa gens zurückzuführeu. Der deutsch Gesandte von Papen. der Sonnabend mit tag nach Berlin abgeflogen ist. Hal noch kurz vor dem Start des Flugzeuges die Nachricht von dem schweren Unfall erhalten und vom Flugplatz aus ein Beilcidslele-ramm an den Bundes kanzler gerichtet. Schuschniggs 1* Gattin nach Wien überführt Der folgenschwere Krastwagemmfall