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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. ^283. Diese« Blatt erscheint mit Ausnahme de« Sonntag- täglich Abends und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Mittwoch, den2S. October. Preis für das Vierteljahr 1^ Thalrr. Insertions-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. 1851. Tagesgeschichte. 0 Dresden, 28. Oktober. Die handelspolitischen Be- rathungen zu Frankfurt sind, wie wir aus guter Quelle vernehmen, neuerlich bis zum Eintreffen d,S österreichischen Abgeordneten, Ministerialrath Vr. Hock, auSgesetzt worden, welchem man Ende dieser Woche entgegensieht. Von dieser Pause hat auch der königl. sächstscherseitS zu diesen Con- ferenzen abg,sendete Geh. Rath vr. Weinlig Veranlaffung zu einem Besucht in Dresden genommen; derselbe wird jedoch zu den, Anfang nächster Woche in Frankfurt wieder beginnenden Berathungen dahin zurückkehren. — Die un längst von den „H. N." gebrachte Nachricht, der k. k. österreichisch, Präsidialgrsandte Graf Thun habe in Verfolg deS Bundesbeschlusses wegen Austritt der preußischen Ost provinzen aus dem Bunde bei der Bundesversammlung beantragt, daß künftig zur Aufnahme neuer Mitglieder in den Bund nur eine Majorität von zwei Drittel Stimmen nölhig sein solle, hat bereits von anderer Seite her Wider legung erfahren; wir können diese letztere als vollkommen begründet bezeichnen. WaS übrigens die von einem andern Journale behauptete Angabe anlangt, als sei jener Bunde«- beschluß durch eine Erklärung Preußens, daß eS widrigen falls factisch mit diesen Provinzen auS dem Bunde treten würde, herbeigeführt, so müssen wir auf Grund zuver lässigster Nachrichten versichern, daß ein, solche Erklärung bei den Verhandlungen Im Schovße der Bundesversamm lung selbst nicht erfolgt ist. Wien, 25. October. Se. Maj. der Kaiser haben mit telst allerhöchster Entschließung cl. 6. Krakau am 12. Okto ber (Vergl. Nr. 282), folgende Bestimmungen zu genehmigen geruht: 1) Die Linieninfanterie-, Grenz- und Jägerbataillone deS 4., 5., 7. und 8. Armeecorps, dann der Brigaden Sztan- kovicS, Kudriaffrky, Paumgartten und Schmerling, bleiben auf ihrem bisherigen Stande, jene aller übrigen CvrpS wer den auf hundert Gemeine pro Eompagnie herabgesetzt. Die vierten Bataillone der deutschen Werbbezirksregimenter, mit Ausnahme de« in Mainz befindlichen, bleiben auf dem Stande von sech-zig Gemeinen pro Compagnie; wo dies aber zur Bestreitung de« Lnoadienstet «äre, wird die Abhilfe durch Translocation der mobilen Bataillone getroffen werden. Sämmüiche vierte Bataillone der italienischen und ungarischen Linieninfanterieregimenter sind gleichfalls auf sechszig Gemeine pr. Compagnie hcrabzusetzrn. 2) Bei den gedachtermaßen nicht auSgenommenen Armeecorp« werden die Gefreiten der Linien- und Grenzregimenter auf acht — die Patrouillenführer der Jäger hingegen auf zwölf—pr. Com pagnie festgesetzt. 3) Jene Linien- und Grenzinfanterie- bataillone, welche ihren Locostand von 180 — und jene Jägerbataillone, welche ihren Locostand von 160 Gemeinen nunmehr restringiren müssen, haben auch einen Zimmer mann pr. Compagnie zu beurlauben. 4) Der Stand der Unterpionniere bet den in Italien diSlocirten acht Pionnier- compagnien wird von 120 auf 70 herabgesetzt; sonst bleibt der Stand bei allen Pionniercompagnien wie bisher. 5) Bei sämmtlichen Landwehrbataillonen sind die dritten Divisionen ganz aufzulösen, — die übrigen vier Compagnien aber in der Art in Cadres zu setzen, daß die Offiziere, Unteroffiziere, dann die Offiziersdiener auf den completen Kriegsstand bei behalt,n werden und in der Verpflegung bleiben, die Ge freiten, Tambours, Hornisten, Zimmerleute und Gemeinen aber beurlaubt werden. Von den aufgelösten dritten Land- wehrdivisionen entfallen die Offiziere als überzählig; Unter offiziere und Gemeine aber sind in die übrigen vier Com pagnien einzutheilen und vorläufig zu beurlauben. Jene Landwehrbataillone, bei denen seit 1848 Mannschaft in Zu wachs kam, die nicht auS den nach dem Landwehrsysteme für die Landwehr, sondern aut den zum aktiven Dienste in der Armee bestimmten Classen der Bevölkerung herrühren, somit zur achtjährigen artivsn Dienstleistung verpflichtet sind, Haden die Anzahl dieser Leute dem hohen Kriegsministerium anzuzeigen. ü) Dagegen werden bei den neuerrichteten Li- nieninfanterieregimentern Nr. 5, 6, 46 und 50 die Cadres der dritten und vierten Bataillone sogleich, die Gemeinen derselben aber bei der nächsten Rekrutirung ausgestellt, wo nach die dermal bestehenden Reservedivisionen einzugehen haben.—Der durch das eben mitgetheilte kaiserl. Reskript über die Redurirung der Armee in Ersparung kommende Betrag beträgt bei 15 Millionen Gulden, und wird bedeu tend erhöht, wenn auch die dadurch in supernumcrären Stand getretenen Chargen seiner Zeit außer Verpflegung kommen. Berlin, 25. Oktober. (O.P.A A.) Wie wir hören, ist Herr v. Reumont zum diesseitigen Gesandten am toska nischen Hofe ernannt worden und wird derselbe sich binnen kurzem nach Florenz begeben. Wernigerode, 24. Oktober. Die regierende Frau Gräfin Eberhardine zu Stolberg-Wernigerode, geb. Freiin v. d. Reck ist hier nach kurzem Krankenlager am Nervenfieber im 67. Jahre ihres Alters zur ewigen Ruhe eingegangen. München, 25. Oktober. (N. M. Z.) In der heutigen Sitzung trat die Kammer der Abgeordneten über die Rechnungsnachweise der königl. Generalbergwerks- und Sa linenadministration beim Bergwesen pro 1847/49, über die Rechnungsnachweise der Bergwerke des PfalzkreiseS pro 184//49 betreffend, über daö Hauptreferat deS Herrn Ab geordneten Rebenack, die Staatseinnahmen und Ausgaben in den Jahren 1847/49 betreffend, in Berathung. Die Ausschußanträge wurden unter Verwerfung eines von Herrn Fürsten v. Wallerstein gestellten Antrags, den letzter» Ge genstand nochmals in den zweiten Ausschuß zurückzuwcisen, um die in den Specialreferaten anerkannten, von der Kam mer noch nicht genehmigten Budgetüberschreitungen einer genauen Prüfung zu unterstellen, sämnulich angenommen. Stuttgart, 24. October. (O.P.A.A.) Heute war eine größere Deputation von Webermeistern aus verschiedenen Gegenden deS Landes hier im Ministerium des Innern, um die Abänderung desjenigen Artikels der Gewerbeord nung zu beantragen, welcher ihr Gewerbe ganz ohne allen ! Schutz läßt, und wodurch der Ruin so vieler fleißigen Meister herbeigeführt wird. Sie wollen wieder eine Zunft bilden wie früher. 25. Oktober. (A. Z.) Die Kammer derAbgeord- neten hat heute das von der Regierung verlangte Steuer provisorium bis letzten Februar 1852, wie es von der Finanz kommission beantragt war, ohne Diskussion genehmigt. Oldenburg, 13. Oktober. (Bl. f. St. u. L.) Sicherm Vernehmen nach beabsichtigt die Sraatsregicrung nun auch, dem berufenen Landtag gegenüber sich lediglich darauf zu beschränken, die unbedingte Nothwendigkeit einer thunlichst zu beschleunigenden Revision darzulegen, und damit den Antrag zu verbinden, einen Zusatz zum Staatsgrundgesetz dahin zu beschließen, daß dasselbe einer Revision unterzogen und über die Abänderungen von einem Landtage durch ab solute Stimmenmehrheit beschlossen werden solle. Da auch für Oldenburg die Revision nach den Bundesbeschlüssen vom 23. August d. I. nicht mehr Gegenstand einer freien Wahl ist, so wird, wenn wir über die Absicht des Mini steriums, waS wir nicht bezweifeln, recht unterrichtet sind, dasselbe die Ueberzeuqung leiten, daß der Zweck bei Anwen dung deS Artikels 242 des Staatsgrundgesetzes nicht zu er reichen sei, und dieser Artikel zunächst auf verfassungsmäßigem Wege geändert werden müsse. Der auf den jetzt berufenen Landtag folgende würde dann, wenn der fragliche Zusatz zum Staatsgrundgesetz angenommen wird, über die Revision selbst weiter zu beschließen haben. Pyrmont. (P. W ) Der Landtag ist am 18. d. M., nachdem sämmtliche Vorlagen rr. erledigt, vertagt worden. Ratzeburg, 25. Oktober. (H C.) Der vor einigen Ta gen hier eingetroffene Graf v. Reventlow-Criminil ist gestern Morgen wieder abgereist. Regierungsgeschäfte, nicht Verhandlungen mit den Notabeln, scheinen der Zweck seines Hierseins gewesen zu sein. Kiel, 22. Oktober. (I. W.) Dem Vernehmen nach ist der frühere DepartementSchef Francke nach Koburg abge- gangen, um dort den Posten eines Regierungspräsidenten anzunehmen. * Hamburg, 27. October. Eine „provisorische Verord nung, die Ehen zwischen Christen und Juden be treffend, beliebt durch Rath- und Bürgerschluß vom 25. Sep tember 1851, auf Befehl eines hochedlen Raths der freien Hansestadt Hamburg publicirt den 24. October 1851" er klärt in §. 1 das bestehende Verbot der Ehe zwischen Chri sten und Juden in Hamburg und dessen privativem Ge biete für aufgehoben, verfügt ferner, daß die Eclaubniß zur Eingehung einer solchen Ehe bei der Wedde nachgesucht, und nach den Vorschriften deS bestehenden Eherechts und der sonstigen, die Eingehung von Ehen betreffenden gesetz lichen Verfügungen ertheilt wird, daß statt der in andern Fällen erforderlichen kirchlichen Proklamation eine Bekannt machung der Wedde in einem öffentlichen Blatte nach Maß gabe der deshalb bestehenden Vorschriften, die Eingehung der Ehe selbst aber durch Erklärung der Betheiligten vor dem Weddeherrn und durch dessen Bestätigung erfolgt, und stellt eine dergestalt eingegangene Ehe hinsichtlich ihrer Rechts giltigkeit und aller ihrer rechtlichen Folgen einer durch kirch liche Einsegnung vollzogenen Ehe gleich. Der eine Christin heirathende Israelit muß jedeSmal vor seiner Verheirathung daS Bürger- oder Landbürgerrecht oder die Schutzverwandt schaft gewinnen. Die Bestimmung, in welcher Religion die Kinder zu erziehen sind, bleibt der Ucbereinkunfl der Eltern überlassen; doch ist, zur Vermeidung künftiger Un gewißheit darüber, bei Eingehung der Ehe der Wedde eine Anzeige davon zu machen und zu Protokoll zu nehmen. Von dieser Bestimmung darf, bis die Kinder das Alter er reicht haben, wo sie selbst darüber entscheiden können, nur durch Uebereinkunft beider Ehegatten abgewichen werden. Frankfurt,25. Oktober.(Fr.J.) Erzherzog Stephan von Oesterreich verweilt seit einigen Tagen in unserer Stadt. — (Kass. Z.) Die über die Ausräumung der PaulS- kirche umlaufenden Zeitungsnachrichten sind ganz unbe gründet. Es ist weder ein Theil der Kirche, noch das Ganze ausgeräumt. Die ganze Einrichtung ist noch heute in der Paulükirche dieselbe, wie zu den Zeiten des Parlaments; auch befindet sich die Bibliothek der Nationalversammlung noch an Ort und Stelle in derselben. ** Paris, 24. Oktober. Nach Nachrichten aus Kon stantine hatten sich in der letzten Zeit in der Umgegend von Ouargla unter dem Oberbefehle eines Sheriffs Zu sammenrottungen gebildet, die die Ruhe aller Stämme des Südens bedrohten. Der General de Salles, Commandant der Provinz Konstantine, beschloß, die Insurrektion in ihrem Entstehen zu ersticken. In den letzten Tagen schickte ec deshalb 400 afrikanische Reiter nach Tuggurth, wo der Sheriff seinen ersten Angriff versuchen wollte. Tuggurth wird von einem Sheik regiert, der die französische Herr schaft anerkennt und mehrere Beweise seiner Anhänglichkeit an Frankreich gegeben hat. Die durch den General de Salles abgesandten 400 Reiter verließen ihre Quartiere am Missisfippipanorama. Prinz und Prinzeß Colibri. Schon früher hat un- eine Misfisflppibarstellung, welche auch zur Melodie de« Pianoforte vorüberfloß, recht wasserreiche Abende bereitet, die aber doch einen interessanten Einblick in jene gewalt sam tultivirten übermercantilischen Gegenden mit ihren mono tonen Prairiesteppen, langweilig formlosen Hügeln und großartig geschmacklosen Städten gewährte, bei denen der Dampf der Spcculaiion aus einem ganzen Wald von Schornsteinen empor wirbelt. Man hatte Ursache, diese« Getriebe deS UankeeS, welches wir unermüdliche gefühllose Kammräder ineinandergreift, zu be wundern, aber der Grund, diese« poesielose Fabrikleben zu bedauern, da e« leivrr nicht Marionetten, sondern Menschen führen, wir man an ihrer ungehrnern Gefräßigkeit bei derTischglocke sehen kann, war noch bedeutender und rief den verdrießlichen Europäern die Erkenntniß ihre« Segen« schmunzelnd inS Herz zurück. Jener frühere Mississippi ist dem Vernehmen nach in den Flammen de« Kroll'schen Local« au-getrocknet und verbrannt. Dieser Mississippi hat vor jene» vorau«, d'aß er besser gezeichnet und gemalt ist und ganz so gut »uSfieh«, al« ob man eine Reihen folge von Stahlstichen im vergrößerten Maßstabe colorirt hätte. Besonder- bietet der Himmel die bekannten Vonrefflichkeiten de» Stahlstiches. l Prinz und Prinzessin CMbst sind zwar klein, aber Däum linge find noch kleiner. Der Echevalier vou Broully besaß einen solchen, nich, größer M di« ein,« großen Manne«, wie un« achtbar« -hronisten erzählen, die Hand eine- großen Manne- Feuilleton. ist nie länger als elf Zoll: „Nur die eines kleinen ManneS, eines Verwachsenen aus dem Schlosse re« RitierS, war länger," wie die Historie erzählt. „AIS der Chevalier einst Salat aß, gab eS Spaß, denn wie er mit der Gabel zu tief stach, erhob sich auf dem Grunde der Schüssel rin Geschrei und ein Mensch richtete sich zwischen den grünen Blättern, voll Essig und Oel, empor. Es war Monsieur Klikaun der Zwerg. Oft verbarg ihn der gestrenge Herr unter der Krempe seines mächtigen Baretts, uni sich nachher von ihm sagen zu lassen, waS die Diener und Vasallen hinter seinem Rücken für Gesichter schnitten. Besonders aber bediente man sich soihanen Zwerges auf der Hamsterjagd, die der Chevalier von Broully sehr liebte. Monsieur Klikaun mußte, bi- an die Zähne gerüstet, in die Hamsterbaue kriechen und daS Raubthier rückwärts beim Schwanz« hervorziehen. Wenn er mit ihm im Freien war, gab eS ergötzliche Balgereien, biS der Ritter den Hamster mit seiner Hellebarde erlegte. Bei dieser Jagd fand übrigens der Däumling seinen Tod. Ein alter listiger Hamster hielt ihn in seinem Baur fest, zerbiß die Ringe seines Panzers und noch ehe man dem Schreienden zu Hilfe eilen konnte, war er erwürgt. Er wurde in einer schön geschnitzten KokuSnnß begraben nnd man gab ihm seine Teller nnd Schüsseln mit, die sehr sauber au« Nuß- nnd Ansterschalen gesruigt. Sein Shrendegen bestand an« einer Stopfnadel der Marqnise von Broully, woran ein Griff von dem weißen Elfenbeinknochen eines Laubfrosches gedrechselt war. Und obbemeldete srierliche Be stattung fand bei Nancy 1682 statt." So weit die Erzählung der Urkunde; wer sie aber über trieben findet nnd daran verzweifelt, einen so kleinen Kltkann zu finden, mag mit den beiden ColibriS und ihren komischen Vor stellungen zufrieden sein, dessen Humor gleichfalls ein Zwerg, und zwar ein viel kleinerer als die Darsteller ist. Prinz Colibri mißt etwa zwei Finger breit mehr als die Höhe eines gewöhnlichen Eßtisches, die Prinzeß aber ist um einen halben Kopf größer. 1. Lehrgeld, oder: Meister Konrad'S Erfahrungen im Jungen-, Ge>ellen- und Meist,rstande. Von M. O. Horn. Essen bei Bädeker. 1851*). Horn hat sich bekannt und beliebt gemacht durch mannich-- sach« im verständlichsten VolkSlone erzählte Geschichten, die immer eine hausbackene, aber tüchtige Moral hinter sich hatten. ES fehlte ihnen jederzeit ein tief poetischer Zauber, eine feine dichterische Natur, aber sie waren voll stofflicher Erfindung und mit unter haltender Lebendigkeit dargestellt. Vorzugsweise zeigte sich der Verfasser der Spinnstube im Besitze sämmtlicher Sprichwörter, welche innerhalb deS ganzen RheingebieteS im Munde deS gemeinen ManneS flüssig waren. Diese Force führte ganz be sonders jene Schwäche herbei, daß gebildete Menschen immer auf der frugalen literarischen Hausmannskost, welche Horn seine» LantSleuten vorsetzte, die großen und kleinen Fettaugen der Tendenz obenaufschwimmen sahen. Dieser Anblick störte ein wenig, der Autor aber behauptete, wer die Tendenz unbefangen mit hinunterschlucke, dem heile sie Herz und Magen zusammen *) Dresden, Arnrld'sche Buchhandlung.