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Vorabend-Blatt §4. Jahrgang. AK 2SS DormerTlag, 2». Juli 1S2-. Bezugs-Gebühr !k«.."^7NL!VS!!L Lra»t«»I»r«! »ochelch««' U»»Ipr»ch»k»Saimn»I«i«m»r »»41. rd» wr DachIg»tprLch«: »VN. ... -- ,. Di» I IpalNa» 37 »m b««, 3,tl, 2 ». «ul ga«Ui»»an»»i-»n, An,e>g-n.PreiI-.U,^^A^^^^«W-°/j^E! Sach druck nur «tl deuNichrr Vu»ll»navgad« <.Dr«»dn»r Sachr.-» pUIM. -- Iliwrrlan^» Schriftftilck« ««den nicht «Mdewadrt. chchrVleitun- und L-upt-etchiVait^l« Marieuprad« »4 40. Druck n. Deria- «»» lltepich 4 ütetchaed« in Drrede». VoMchrck-Äonk Lei»»«» o«esoe»ß-veirui»« bb»I»»nti«u»»1rL0« ro rr II vsrllnsr vurssu: R»llpt»trckS» SS, etzamnltrar Steaks SS Husflwi'uns aller bsnkmSKisen Sesekätts. /^ufds^skruns von Wertpapieren rnseks 2ins- selisin-kinlüsuns. :: v«5,,n vv^' ^7n-ü""e!^s«^a» SS« Hn- uncl Verkauf in- unct auslänctiseker Werte. Das Ergebnis Ueber die Zusammenkunft Lloyd tsscvrgcS mit Mille- rand in Boulogne meldet der Sonderberichterstatter der Sgence Havas: WaS die von der Sowjet-Regierung verlangte inter nationale Konferenz betrifft, so wird die britlscku: lltcgteruug im Einverständnis mit der französischen Tfchitscherin antworten, Latz die Konferenz nur dann zusammentrelen rönne, wenn die Bolschewisten im Gegensätze zu ihrer bis herigen Haltung damit einverstanden sind, daß Polens Schicksal dabei erörtert wird. Wenn die Mos- kauer Regierung diesen Vorschlag annimmt, wird Mille- randd über die weitere Behandlung der Angelegenheit be fragt werden und die Bedingungen stellen, die er für not wendig erachtet, um die Sowjet-Ne gierung anzu- «rkennen. Alle analisizicrtcn Vertreter Russlands und der Randstaateu sollen au der .Konferenz teilnchmen. Lloyd George hat sich der sranzölischen Ansicht angcschtossen und alle Verhandlungen mit den Bolschewisten unterbrochen. Polen kann daher hoffen, nicht in un mittelbaren Verhandlungen mit Rußland erdrückt zu werden. Eine weitere wichtige Entscheidung wurde in der Frag: d«S JnkrastsetzenS des finanziellen Teiles des Ueberein kommens von Spa über die Kohlcnlieferungen Deutsch lands ans die Anregung Marsals hin getroffen. Die Wiedergutmachungskommission wird beauftragt wer de«, di« Ausführung des Uebereinkommens i« jeder Hinsicht zu sichern, sowohl was die Kohlen- lieferungen als auch was die von den in Betracht kommen den Alliierten zu gewährenden Vorschüsse anlangt. Deuftch- lanü soll am 1. September 1920 der WiedcrgutmachungS- kommission Schabscheine im Werte von 6 0 Mil lionen Goldmark mit dem Verfalltage des l. Mai 1921 und einem jährlichen Ztnöfußc von 6 Prozent übergeben. Nach dem 1. September 1920 und je nach den erfolgten von Boulogne. Kohlenltefcrnngen wird Deutschland ähnliche Schatzscheine nach Maßgabe der Vorschüße übergeben. Die Vorschüsse werden natürlich den Lieferungen angepaßt werden. Die Wiedergutmachungskommission kann sich die diesen Schatz- scheincn entsprechenden Beträge durch Bertauf oder Flüssig machung mit oder ohne Indossement an die interessierten alliierten Mächte beschaffen. Um den Betrag der zu ge währenden Vorschüsse rascher festzustellen, kann die Kom mission provisorisch die Quoten der monatlich an Deutsch land zu gewährenden Vorschüsse unter Vorbehalt späterer Wertung aus 40 Goldmark jür die Tonne sestsetzcn. Aus diese Art würde sich der französische Schatz von den Deutsch land auf Grund des Uebereinkommens zu gewährenden Vorschüssen durch eine einsache Bankoperation auf die Ware frei machen. Die französischen Kreise sind von dieser Lösung sehr befriedigt, die den von den französischen Ver tretern Hergebrachten Wünschen entspricht. « Bonlogue, 28. Juli. Lloyd George und die britischen Delegierten sind gestern abend um 614 Uhr an Bord eines Torpedobootes nach England znrückgckehrt. Rom, 28. Juli. Zur Begegnung von Lloyd George und Millerand in Boulogne hebt die „Tribuna" hervor, daß Italien bei dieser Besprechung nicht vertreten sei, und erklärt diese Tatsache damit, daß zwischen Lloyd George »uid Ssorza hinsichtlich der Haltung gegenüber Rußland bereits Uebereinstimmung herrsche. Teilnahme -er Ran-siaaieu an der Londoner Konferenz. London, 27. Juli. Es verlautet, daß gleichzeitig mit der Abscndung der Note an Rußland eine Einladung an die Randstaatcn ivegen ihrer Teilnahme an der Londoner Konferenz gerichtet worden ist. (W. T. B.t London. 27. Juli. Im Unterhaus« criiäne Bonar Law. die englische Regierung unterhalte jetzt keine Beziehungen zu General W ränge l. Die Bol schewisten haben sich endlich bereit erklärt, am nächsten Freitag mit den Wassenstillstandsverhandlungcn zu be ginnen. tW. T. BF Forl-auer -er Fein- eligkeileri. Stockholm, 28. Juli. Entgegen englischen und franzö sischen Nachrichten lasten die Mitteilungen des amtlichen russischen Rosta-Bureans über die Annahme des polnischen Waffenstillstandsersuchcns nicht den Schluß zu. daß die Sowsctregierunq den Truppen den Befehl zur Ein stellung der Feindseligkeiten gegeben oder ihre Zurücknahme angeordnet habe. Sie erklärt die grundsätz liche Zustimmung, die Verhandlungen über einen Waffen- stillstand mit Polen aufzunehmen. und ist bereit, die Vor schläge der polnischen Unterhändler am 30. Juli entgegen zunehmen. Als Berhandlungsort soll Baranomitschi m Fra e kommen. Warschau, 28. Juli. Qbwohl Moskau bereits durch Funkspruch hier wißen ließ, daß es zu Waffenstillstands- Verhandlungen bereit sei, weiß man noch immer nicht, ob derartige Verhandlungen begon nen haben, oder welche Bedingungen Mos- kau gestellt hat. Der hiesige Außenminister ließ gestern nachmittag wissen, daß er bisher niemand zu Verhandlungen mit der sowjetrusstschen Heeresleitung ent sandt habe. Ob das heißen soll, daß überhaupt noch keiner lei Waffenstillsiandsvcrhandlungen begonnen Hütten, oder aber, 'daß das Außenministerium an solchen Verhandlungen nicht tcilnimmt, ist ans der amtlickscn Erklärung nicht zu ersehen. Später aber wurde die von angeblich maßgeben der Stelle stammenLe Meldung kolportiert. Moskau habe hier misten lassen, daß es bereit sei, dahingehende Verhand lungen erst am Freitag dieser Woche zu beginnen, was angesichts der seit gestern wieder begonnenen scharfen bolschewistischen Operationen, namentlich auf dem südlichen Kriegsschauplätze, als für Polen recht un günstig bezeichnet werden muß. Nach aus Lemberg ein laufenden Meldungen ist Brodu nach schweren mehr tägigen Kämpfen von den bolschewistischen Trup pen erobert worden, die an einigen Stellen bereits in Breite von 18 Kilometern in polnisch-galizischcS Gebiet eingedrungen sind. Kopenhagen, 27. Juli. Wie ans Warschau tele graphiert wird, meldet der polnische Heeresbericht u. a.: Westlich des Zelwta-Flusses ziehen sich die Polen unter dem Drucke dcS Feindes zurück. In der Gegend von Berestetschko müssen die Polen gleichfalls weichen. Ihre Lage ist dort sehr schwierig. Im Abschnitte von Krzemie- nee—WoleSzysk ist die polnische Front vor den feindlichen Angriffen zurttckgegangen. (W. T. BF Aufstände l« Posen? Meseritz. 28. Juli. Nach verschiedenen hier eingetrof fenen Meldungen sind in Posen Aufstände auSge- brocheu. Man spricht von einer Revolution. Die polnischen Posten an der deutsch-polnischen Grenze si»d gezogen. Deutsche Flüchtlinge berichten gleichfalls . ufständen sowie, daß polnisches Militär zur Nieder ung dieser Aufstände nach Pose« zurückgezogen war« zurück« von Ar Ueber -ie Organisation -er roten Kampf truppen in Mittel-eulschlaa- erfahrcn wir von durchaus zuverlässiger Quelle folgendes: In der Provinz Sachsen besteht zunächst in Magdeburg die Gruppe Mark mit 270 Mann, in Staßfurt, Dessau, Bernburg und im Bezirk Calbc sind je zwei Kom pagnien von je 150 Mann, im Bezirk Süd harz fünf Kompagnie» mit je ISO, in Halt« acht Kompagnien mit zusammen 20l>0 Mann, die den Stamm für Bataillone bilden. Im Mansselder Gebirgskreis befinden sich ungefähr 8000 Mann mit MM Gewehren und 150 bts SM Maschinengewehren. Rote Verbände sind aufgestellt oder in Aufstellung begriffen in Golpa, Bittcrfeld. Jeßnitz, WcißcnfelS und Zeitz. Dort sind etwa 750 Gewehre, 25 Maschinengewehre und etwa «5 000 Patronen vorhanden. Ueber die Stärke der roten Stammtruppen in Hohen mölsen. Etsleben, Ltebcnwerda und Mühlberg sind keine näheren Angaben vorhanden. Die Bewaffnung besteht aus nach dem Kapp-Putsch nicht abgelicferten Waffen. -. h. auS etwa 28Ü Maschinengewehren. 12800 Ge wehren und einem Minenwerfcr. Außerdem verfügt man hier noch bestimmt über etwa 6000 Gewehre, 14 Maschinengewehre und 4 Geschütze. Im Freistaat Sachsen ist die Organisation folgende: Äm stärksten ist die rote Kamp"ruppe in Leip zig mit 24 Kompagnien von je 100 bis 250 Ddann. zu sammen etwa 8000 Mann. Sie haben reichlich Gewehre. Maschinengewehre, MInenmerser, Munition und Last autos. Seit dem 9. Mai konnten einwandfrei 22 Feld- dienstübungcn in allen Wafsenarten beobachtet werd.ckl; die letzte am 14. Juli. Die Ncbungen fanden meist mit. ab und zu auch ohne Waffen in Gruppen. Zügen und Kom- pagniestärke statt. Ueberall waren Kompagnieführer mit Stab vorhanden. Radfahrerabteilungeu mit Pistolen und Armbinden wurden beobachtet. DeSglctchen sind Sant- tätskolonnen vorhanden. — In Pirna und Um- gebung bestehen ungesetzliche Wehren von unbekannter Stärke mit ausgezeichneter Bewaffnung. In Dresden nnd Umgebung beträgt die Stärke der roten Truppen ctna 1000 Mann. An Waffen besitzen sic mindestens 8000 Ge wehre und 20 Maschinengewehre. Sie halten die Hebun gen, seitdem der Heller gesperrt ist. in nächster Umgivnng Dresdens ab: die letzte am 18. Jnlt. — In der Lausitz wurde «ine rote Kampftruppe nur in Zittau festgest.llt, die letzte Uebung am 24. Juni beobachtet. In Ehemnttz besteht das System der Straßenvertrauensleute der K. P. D.. daS etner organisierten Sampftruppe völlig qleicht. Ueber Stärke und Bewaffnung ist hier nichts näheres bekannt. Hebungen tonnten festgestellt werben. Im Zwtckauer und tm Plauener Bezirk bestehen derartige Organisationen noch nicht, bock, wird an deren Ausstellung gearbeitet. Bel allen diesen Feststellungen handelt eS sich nur um Stammtruppen sie bilden den Kern für Reserven» «»er Heren Stärke nichts OeDan-.'es dtkännt ich, ^ ^ Der Weg -er russischen Revolution. Gegenüber der Behauptung des ReichsministerS des Auswärtigen Dr. Simons über die ausbauenden Kräfte des Bolschewismus dürften folgende Ausführungen non Interesse sein, die wir im „Deutschen T-iensr" über die !at- sächlichen Verhältnisse in Sowjet-Rußland lesen: „Es wirkt niederschmetternd, wenn man sich die Ver wüstungen in dürren .Fahlen vor Augen führt, die die russische Revolution bis jetzt im Wirtschaftsleben ihres Landes angerichtet hat. Ein Totengerippe ist es, das da warnend die Hand empvrhebt und sich mahnend a» drc ganze Menschheit wendet. Wir haben erst vor wenigen Tagen einen mit den einschlägigen Verhältnissen sehr gut vertrauten Dcutschrussen gesprochen, der angesichts der nachfolgenden statistischen Angaben über das Wirtschafte leben in Sowjctrußland erklärte, nur das gesamte freie Kapital aller Nationen der Erde rönne imstande sein, das wieder aufzubauen. waS durch die Revolution »nd die Nätcwirtsckiast in wenig Jabren in Rußland zerschlagen morden sei. Tiefes Material hat erst vor kurzem wieder den Gegenstand sehr wichtiger Verhandlungen in .Kopen hagen gebildet und ist seitens maßgebender russischer Per sönlichkeiten bestätigt worden. Wir lassen einen Auszug hier folgen: 1. Landwirtschaft nnd E r n S h r u n g s v er st ä l t n i s s e. Die Anbaufläche für Getreide betrug vor dem Kriege 86 Millionen Desjatiuen. Sie mar im Fahre 1916 bei den Bauern um 6 Prvz., bei den Gutsbesitzer» um 16 Proz. zurückgegangen. Im Jahre 1919 bekrieg sic nur noch 11 Millionen Desjatinen, d. h. 80 Proz. der Anbau fläche im Frieden. — Mit Zuckerrüben waren bestellt im Jahre 1914: 550 000 Desj., 1917 : 260l»»l Desj. und 1918: 150 OM Desj.: der Rückgang betrug 72,7 Proz. — Die Flachsernte betrug vor dem Kriege etwa 20 Millionen Pud pro Jahr: 1918 wurden nur noch 4.'4 Millionen Pud geerntet und im Jahre 1919 ist laut Bericht des Ober kommissars Rykow auf dem Kongreß für Volkswirtschaft am 22. Januar 1920 eine weitere starke Verringerung eiw- getreten. Die Lebensmittelpreise betrugen in Moskau für ein russisches Pfund (4M Gramm,: 1914 Feb. 1920 Rubel Rubel Roggenbrot 0,08 250 Weißbrot 0,06 400 Sanüzucker 0,18 I 1«», Raffinadznckcr 0,16 ! 500 Butter 0.15 2 100 Kartoffeln 0,02 65 Rindfleisch 0.12 125 Schweinefleisch 0.16 l>«0 Pferdefleisch — 815 Schinken Buchwcizengrntzc 0,22 1 000 0.08 815 Hirse 0.08 81.5 Hafergrütze — 270 Salz OH! 8M Quark 0,05 875 >'klbe Rüben — 10 Käse 0,35 1 000 Eier. 10 Stück 0,40 815 Milch, 1 Ämvschin — 170 Roggenmchl, 1 Pud 1.20 mono Weizenmehl, 1 Pud 2.10 !8,M0 Tee 2,6' t 000 Kaffee, roh 0.16 1 IM Speck ^27 1 IM Honig , 800 Aepfcl» 10 Stück 6Z6 I 700 Brennholz. 1 Fad. 8, - 18 MO Zündhölzer OM 100 Zigaretten, 25 Stück 0,15 169 Stiefel, Hobe, Paar 6.- 22 500 Gummischuhe, l Paar 2,80 6 5M Waschseife. 1 Ps. 0.08 4M Zwirn, 1 Rolle NM IM Wollene Handschuhe 0.85 650 Stearinkerze, 1 Stück 0.0t 250 Rufs. ToilcttcN'Scifc 0,20 5M 1 Schreibmaschine 275,— 45 000 Salz scheint fast gar nicht mehr vort-anden zu ,ei». Die Entwertung des Geldes ist besonders in den letzten Monaten rapide fortgeschritten, denn cs kostet pro Pfund: Roggenbrot Butter Kartoffel Jucker Lalz Sept. 1919 Rnbel 160.- 900. - 18,— 280,— 550,— Febr. 1930 Rubel 250.— 2400,— 65,— UM.— 800,-. Nach übereinstimmenden Mitteilungen von Reichs deutschen, die im letzten Halbjahr aus Moskau >rach Deutschland zurückgekehrt sind, hat eine Familie, bestehend aus Mann, Frau und zwei Kindern, für ihren Lebens unterhalt monatlich etwa 100000 bis 1500t», Rubel notwendig. Die Wertlosigkeit des Geldes ist so ungeheuer lich. daß die Sowjctregierung nunmehr Geldscheine vou 6000 bis 10 OM Rubel das Stück drucken lassen muß. 2. Verkehrswesen. Nach „Ekon. Schisn" betrug 1918 die Zahl der betriebsfähigen Lokomotiven 8955 gegen 22 402 im Vorjahre. Ueber den Verfall -cs Eisenbahn wesens berichtete Anfang 1919 „Sewernaja Konnnna": Vor dem Kriege: 570 OM Waggons, 30 OM Lokomotiven, Ende 1918: 26S000 Waggons. 8 909 Lokomotiven. Aber auch von diesen waren noch 47 Proz. u «brauch» E'itÄ?SowtetrnßK»*