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Mterhaltungs- und Intelligenz-Blatt. —— — ' ' - ' - " - 32. Stück. xxin. Jahrg. Sonnabends, den 8. August 1835. Vermischtes. Die Linie der Eisenbahss zwischen Leipzig und Dresden ist bereits bis Wurzen abgesteckt. Man glaubt aber in Dresden, daß der Ausführung noch Manches in den Weg kommen werde, hauptsächlich bei der Abtretung des Grundeigenthums, über welches die Bahn gehen soll. Advokaten sollen bereits der abgesteckten Lime entlang gereis't seyn und ihre Dienste den betheiligten Grunkstückbesitzern gegen Geld und gute Worte angeboten haben. Die Winkeladvokaten hauptsächlich sollen schon manches Gläschen auf Conto zu sich nehmen. Am 13ten Juli, Abends gegen sechs Uhr, zog sich über dem Dorfe Helfta bei Eisleben ein dem Anscheine nach kleines Gewitter zusammen. Nachdem einige unbedeutende Donnerschlage gehört worden waren, erfolgte ganz unerwartet ein so furchtbarer Knall , wie die ältesten Leute sich dessen kaum zu erinnern wissen. Während vielleicht jeder Einwoh ner sich der Befürchtung hingegeben, daß es im Lrte eingeschlagen habe, hörte man schon den Schreckensruf: die Kirche brennt. In der That sah man auch einige Dampfwolken sich über die SpHe des Thurms erheben, der Blitz hatte nicht gezündet, aber selbst die nahen Häuser erschüttert. Die Uhr in der oberen Durchsicht ist verschönt, der Hammer aber fortgeschleudert und nicht wieder gefunden worden. Nachdem der Kranz des Thurmes ganz auseinander getneben, von Schiefern entblößt, das Holzwerk im Innern des Kranzes aus allcn seinen Verbindungen und Fugen gerissen worden,-ist der Blitz am Ubrdraht herabgefahrcn, hat den sehr starken eisernen Glockenstuhl zerstückt und zersplittert, eine Glocke heruntergeworfen, die andere aus ihrer natürlichen Lage gebracht, die starke Mauer des Thurms zerrissen und von der Kirchmauer getrennt und sich endlich einen Weg durch beide Mauern ins Freie gemacht. Mit einem Schlage war daS Gewitter vorbei. Am 19. Juli schlug bei einem furchtbaren Dow» nerwetter, das über Straßburg wegzog, der Blitz zweimal ein, das erste Mal in ein Tabaksmagazm, das zweitemal in den alten ehrwürdigen Münster, wo er einen unberechbaren Schaden anrkchtete. Der Strahl fuhr durch die Krone herab , riß hie und da einen Stein oder ein Stück Treppe mit fort, schmolz das Blei, zerschlug das Zifferblatt der Uhr, stürzte einen ungeheuren steinernen Tisch um und zertrümmerte ihn, sowie einen 8 Schuh langen Theil des steinernen Geländers auf der Platte. Die Krone hat am meisten gelitten; sie ist auf vier Pfeiler gestützt, welche auf großen Steinblöcken ruhen. Einer dieser Blöcke wurde herausgeriffen und heruntergeschleudert, und der Pfeiler selbst in Schichten zerspaltet. Die ganze Krone senkt sich schon und nur schleunige Hülfe kann den Zusam mensturz verhindern. Von den umliegenden Häu sern wurden mehre Dächer durch die herabfallenden Steinmassen zerstört, und die Bewohner, da eS eben stark regnete, aus ihren Stuben herausge schwemmt. Der berechbare Schaden wird vorläufig auf 50000 Franken geschätzt. Schon einmal drohte diesem ehrwürdigen Denkmal deutschen Fleißes und deutscher Ausdauer Böses, aber nicht vom Blitz, sondern wahnsinnigen Demagogen, die zur Zeit der französischen Republik ihn abtragen wollten, weil er dem Systeme der Gleichheit wiederstreite. Bei Trier wurden am 5. d. 27 Stück Rindvieh auf der Werde vom Blitz erschlagen. ' In einem Dorf in Altpreußen entstand neulich eine Feuersbrunst^ die Kirche und 4 Wohn-» Hauser in Asche legte. Der Brandstifter wurde so gleich entdeckt — es war ein Storch. Man hatte