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Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der nunmehr zu Ende ge gangene Mai hat sich durch eine so fruchtbare Wit terung ausgezeichnet, wie wir das seit Jahren an ihm nicht gewohnt sind. Namentlich auch die Sonn tage waren begünstigt, so daß Alle, welche die Woche über an die Arbeitsstätte gebunden sind, an ihnen in Gottes schöner Natur sich erholen konnten. Die gestrige Himmelfahrt hatte ebenfalls zahlreiche Besucher in unser freundliches Thal gelockt und waren die Züge sehr gut besetzt. Der alte Satz, daß es an jedem Himmel fahrtstage regne, wurde selhstverständlich nicht Lügen gestraft, doch hielt der Guß glücklicherweise nicht lange an und löschte überhaupt nur den Strabenstaub. — Der hiesige Gesangverein brachte seine alljährliche Himmelfahrtspartie diesmal nach Schloß Weesenstein zur Ausführung. — Von dem Direktorium des Hänichener Stein kohlenbau-Vereins geht uns folgende Zuschrift mit der Bitte um Ausnahme zu: Der Bericht in Ihrer Zeitung, Nr. 63 vom 27. d. Ms., über die Anträge der unter uns stehenden Bergleute und über die von uns ge troffene Entscheidung ist falsch. Die Antragsteller sind nicht so unbescheiden gewesen, ein Schichtlohn von 3 Mark zu beantragen; es ist dieses ihnen somit auch nicht ge währt. Den Antragstellern ist eine Erhöhung der Ge dingesätze versprochen. Dieses Versprechen wird ge halten werden; aber daß das daraus entspringende Lohn von 3 Mark aufwärts steigen müsse, davon steht nichts in der Zusage. Der Zeitpunkt der Lohnveränderungen beginnt am I. Juni d. I. und nicht am I. Juli. Jene Angaben Ihres Berichterstatters sind geeignet, unter unseren Bergleuten falsche Hoffnungen zu erwecken. Vom 1. Juni ab werden abgefertigt: die zur Postbeförderung benutzten Privat-Personenfuhrwerke zwischen Bienenmühle und Frauenstein, aus Frauen stein um 5,e» Nachm., aus Bienenmühle um 7,10 Nachm.; zwischen Bienenmühle und Sayda (Erzgeb.), aus Sayda um 4,i» Vorm., 9,,s Vorm. und 6,i7 Nachm., aus Bienenmühle um 8,i» Vorm., 3,o Nachm. und 10,»» Nachm. — Das in Sachsen unentbehrlich gewordene Kurs buch von Robert Fritzsche ist rechtzeitig mit den neuen, ab 1. Juni gütigen Sommersahrplänen der Eisen bahnen und Dampfschiffe erschienen und zu dem Preise von 40 Pfennigen in allen Buchhandlungen, an Fahr kartenverkaufsstellen rc. zu haben. Die neue Ausgabe zeigt mehrfache praktische Veränderungen und Ver mehrungen des Inhalts, so z. B. zwei neue Eisen bahnkarten, welche die Seitenzahlen in rothem Drucke zeigen und daher die schnellere Auffindung der Reise route im Aursbuche erleichtern, ferner die Abfahrts und Ankunftszeiten der wichtigsten Anschlüsse in Berlin, namentlich der mit dem Norden, in übersichtlichster Weise zusammengestellt, sowie ein Verzeichniß von in Berlin aufliegenden festen Rundreise- und Saison- billets nach dem Norden, welche durch Anschlußbillets auch für Reisende aus Sachsen zugänglich sind. Neu ist ferner ein Verzeichniß von Stationen mit mehreren Bahnhöfen und deren Entfernungen unter einander und giebt der gesammte Inhalt des Fahrplanbuches Zeugniß davon, daß der Herausgeber es in der That versteht, den sich stetig steigernden Ansprüchen des reisenden Publikums immer gerecht zu werden. S Glashütte. Unser geachteter Arzt, Herr vr. moä. Flade, der auch in der weitern Umgebung einen guten Namen, des. als Chirurg, hat, ist von seiner mehrwöchentlichen schweren Krankheit wieder soweit genesen, daß er seine ärztliche Thätigkeit wieder auf zunehmen gedenkt. Den Bewohnern unserer Stadt, wie auch der Umgebung dürfte diese Nachricht höchst willkommen sein. Glashütte. Für den Grunderwerb zum Bau der Müglitzthalbahn haben letzthin die Einschätzungs arbeiten durch den ökonomischen Sachverständigen, und „Welßerih. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Psg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern jv Psg. — All- Postan fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei de» bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile S0 Psg. zwar zunächst in der Flur Dohna, begonnen. Es steht hiernach zu erwarten, daß die Expropriations-Ver handlungen für diese Bahn noch im Laufe des Sommers zum Abschluß gelangen werden. "O Sobrigau. Vor Kurzem stieß Herr Gutsbe sitzer Wagner aus Sobrigau beim Beackern eine- am Grundbergwege (Weg von Sobrigau nach der Hummel mühle) gelegenen Feldes auf ungewöhnlich große, 15 bis 20 em unter der Ackeroberfläche liegende Steine. Als man sich anschickte, dieselben auszugraben, be merkte man auf dem einen der Steine ein 60 em langes und 36 om breites erhabenes Kreuz. Der Stein selbst ist an den Kanten abgerundet. Der andere Stein, von dem ersteren durch größere Ausdehnung und Unregelmäßigkeit unterschieden, lag in einer Ent fernung von 30 em zu diesem völlig parallel und zeigte fast gar keine Bearbeitung, enthielt aber auf seiner Oberseite ein eingemeißeltes Kreuz. Die Kreuze sind ein untrügliches Zeichen dafür, daß diese Steine einst als Grabsteine gelegt worden sind. Ihrer Art nach sind die beiden Steine Pläner-Sandstein, und da her sind sie wohl zweifelsohne aus dem etwa 100 m vom Fundorte entfernten Plänerbruch des Herrn Wagner genommen. Ihrer bedeutenden Schwere halber konnten die Steine nur durch mehrere Pferde vom Lagerorte entfernt werden. Am andern Tage nahm Herr vr. Theile-Lockwitz an den Steinen die genausten Messungen vor und fand dabei Folgendes: Di« Länge des Steines mit dem erhabenen Kreuze beträgt 1,7» om, die obere Breite 64 om, die untere 60 om und die Dicke 20 bis 25 om. Der unregelmäßige Stein dagegen ist 1,sr om lang, oben 70 om, unten 17 om breit und 27 om dick. Bereitwilligst ließ sodann Herr Gutsbe sitzer W. durch seine Leute Nachgrabungen vornehmen. Nachdem die Arbeiter V» m tief unter den Steinen auf kleine in dem Lehm eingebettete Ziegelstückchen, welche infolge der starken Verwitterung bei leisem Druck zerfielen, und noch einige om tiefer auf tief schwarze, ebenfalls stark verwitterte Holzkohlenstückchen, an denen man genau die Holzfaser-Struktur erkannte, gestoßen waren, fanden sie endlich unter jedem der Steine in einer Tiefe von 1'/» m die erwünschten Knochenüberreste. Dieselben waren freilich so morsch, daß sie nur stückweise auf Lehm aufgeklebt erhalten werden konnten. Nichtsdestoweniger erkannte man aus der Stärke der Knochen des einen Skeletts, daß dieses von einem Manne herrühren mußte, während die Weite des Beckens des anderen Skeletts auf die Abstammung von einem weiblichen Individuum schließen ließ. Nach beendeter Untersuchung übergab man die Knochen wie der dem Grabesdunkel. Die Steine jedoch wird man an der Grabesstätte als bleibendes Denkmal errichten. Noch sei hinzugefügt, daß außer den Knochen auch ein urnenartiges Gefäß mit Asche gefunden wurde. Lungkwitz. AmHimmelfahrstage beging der hiesige Turnverein die Einweihung seiner Turnhalle, wo zu an die benachbarten Brudervereine Einladung en er gangen waren. Am Vorabend fand eine gesellige Ver einigung statt. Herr Lehrer Däßler - Kreischa hatte hierzu den Vortrag übernommen. An der Hand des Turner-Wahlspruchs: „frisch, fromm, fröhlich, frei!" wies Redner die Bedeutung des Turnens für die Sittlichkeit nach. Die eigentliche Feier bestand in einem Schauturnen und in einem darauf folgenden Ball, welcher in der heitersten Weise verlies. Kreischa. Nach mehreren Versammlungen der Gemeindevertretungen, Gutsvorstehern, der Vorstände der Gesangvereine, des Militär-, Turn- und land- wirthschaftlichen Vereins und der Feuerwehr ist das Programm für die Wettinfeier in hiesiger Parochie festgestellt worden. Eröffnet wird die Feier durch einen Festzug, an welchem auch die oberen Klassen der Schul kinder thetlnehmen. Derselbe nimmt seine Ausstellung an der Lungkwitzer Schule, bewegt sich durch Lungk witz und Kreischa, um sich im Garten des Blascheschen Gasthofes aufzulösen. Nachdem Herr vr. Platzmann- Saida die Festrede gehalten, werden von den 3 Ge sangvereinen Massen- und Einzelaesänge gesungen und vomTurnverein und der Feuerwehr einige Hebungen vorgeführt. Abends folgt Feuerwerk und Ball. - Poffendorf. Der am Dienstag und Mittwoch eintretende langersehnte Regen brachte unfern Fluren, welche infolge der heftigen Oststürme in vergangener Woche gänzlich erschöpft waren, die nöthige Erquick ung. Neubelebt und erfrischt stehen die Feldfrüchte wieder da, auch können nun die Landwirthe das Be stecken der Felder mit Kraut und Rüben vornehmen. Ist der Himmel uns ferner gnädig, so dürfen wir dieses Jahr auf eine recht ergiebige Ernte rechnen, leider kann dies aber von den Anfangs zu großen Hoffnungen berechtigten Baumfrüchten nicht gesagt «erden, insbesondere ist die Freude auf eine diesjährige reiche Kirschernte getrübt worden. Auch sind die Bäume, besonders die Obstbäume, theilweise ihres grünen Schmuckes, der Blätter, von dem freßbegierigen lästigen Ungeziefer beraubt worden und kann man hier und da ganz kahle Aeste beobachten, obgleich die jetzt für ihre Jungen nach Nahrung suchende Vogelwelt tüchtig unter dem Ungeziefer aufräumt. — Für die Wettinfeier ist hier zwar noch kein bestimmtes Programm aufgestellt, doch werden schon jetzt Vorbereitungen zu einer würdigen Feier des Festes getroffen. Vorläufig wollen wir bemerken, dafi ein Kirchenzug, ausgeführt von den Bergarbeitern, in Aus sicht genommen ist. . Dresden. Auf einen vom Festzugsausschuffe ge stellten Antrag sind seitens der kgl. Generaldirektion der Staatseisenbahnen wesentliche Vergünstigungen den Theilnehmern am Wettiner Huldigungszuge zu gesichert worden. Die Generaldirektion der Staats bahnen gewährt nämlich solchen Korporationen, In nungen, Vereinen und studentischen Verbindungen, welche beim Fackelzuge oder beim Huldigungszuge oder bei der Spalierbildung mitwirken, die Vergünstigung, daß sie Rückfahrtskarten von Dresden zum halben Fahrpreise mit einer auf 6 Tage verlängerten Giltig keit erhalten. Die Anmeldung bei der Billetexpedition ist bis zum 15. Juni durch den Vorstand der betr. Korporation u. s. w. zu bewirken. Die ermäßigten Nückfahrts karten sind zur Hinfahrt nach und zur Rück fahrt von Dresden auch für Schnell-, Expreß- und Kourierzüge gegen Zahlung des tarifmäßigen Zuschlags benutzbar. Für alle Gegenstände, welche bei dem Huldigungszuge Verwendung finden sollen, wird eine Frachtermäßigung von 50 Prozent gewährt. — Der Plan für die Erbauung einer 5. Elb- brücke in der Nähe der Prießnitzmündung (eine 4. Abdrücke, welche zunächst in Angriff genommen werden wird, soll vom sogenannten Gondelhafen unterhalb des königlichen Belvedere der Brühl'schen Terrasse nach dem ehemaligen militärfiskalischen Areal in der Neu stadt geführt werden) ist nunmehr soweit gediehen, daß der Ertheilung der Genehmigung seitens des königl. Ministeriums des Innern nichts mehr im Wege steht, nachdem zwischen dem Sladtrathe und der Diakonissen anstalt ein Abkommen über die Abtretung des für die Brückenzufahrtsstraße in Neustadt erforderlichen Landes zu Stande gekommen ist. — Die Verkehrsstörungen auf den Eisenbahn linien bei Großenhain, die durch einen Wolkenbruch in der Nacht zum 2S. Mai verursacht wurden, find, was die Leipzig-Riesaer anlangt, wieder behoben, wenn zunächst auch nur ein Gleis fahrbar ist. Bei dieser Strecke waren nur die Gleise stark unterwaschen. Be deutend schlimmer steht es noch auf der Strecke Wein böhla-Großenhain aus. Diese Strecke wird, wie zu befürchten steht, auf Wochen unsahrbar sein, und trotz der größten Anstrengungen der Bahnorgane wohl kaum bis zu dem Pfingstfest« betriebsfähig gestaltet werden können. Der 12 Meter hohe Bahndamm über den