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reiöerger Fit^iger und Tageblatt Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. GerichtsLmter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. Dien-tag, den 14. März 1871. Erscheint jeden Wochentag Ab. K U. für den and. Tag. Inserate werden bi« V, 11 U. für nächste Nr. angen. Pr«t« »ierteljihrl. 20 Ngr. Inserate werten die gespaltet Zeile oder deren Raum »it 8 Pf. terechnet. wenn eS Deutschland den Rhein, Köln, Mainz genommen hat, dann will eS mit unS ewigen Frieden in aller Brüderlichkeit schließen. In derselben Sitzung wurde so nebenbei die Absetzung Loui- NapoleonS improvisirt. Der Mann von WilhelmShöhe wehrt sich gegen diesen Beschluß, weil er sich noch so lange als rechtmäßiger Kaiser der Franzosen betrachtet, bis ein PlebiScit ander- darüber bestimmt hat. Auch eine narrenhaste Eitelkeit. Ferner hat mau in Bordeaux beschlossen, die Regierung der nationalen Vertheidigung in Anklagezustand zu versetzen, um alle ihre Handlungen zu untersuchen. Zu diesem Zwecke setzte man eine Commission von 15 Mitgliedern nieder. Eine andere Beschäftigung der Versamm« lung bildete bisher die Frage, wohin man die Sitzungen verlegen solle. AuS Bordeaux wollen die Deputaten so schnell wie möglich fort, aber nur nicht nach Paris, wo eS sehr ungeheuer auSsteht. Die Commission schlägt Foutaineblau vor, die Regierung möchte aber Versailles de» Vorzug geben. Die Entscheidung fiel schließlich sür Versailles aus, wo am 20. März auch die erste Sitzung statt« finden wird. Zu alledem beginnen die Anzeichen der inner» KrifiS, die Frankreich kaum erspart werden dürste. Die Deputaten der äußersten Linken, Gambetta, Victor Hugo, Rochefort u. s. w. habe« mit Protest gegen den Friedensschluß die Mandate niedergelegt; -i- Freiberg, 13. März. Man hört sehr häufig ein Bedauern darüber äußern, daß der Einzug der deutschen Truppen in Paris nur ein theilweiser gewesen ist. ES giebt nun einmal Leute, die auch bei Kriegs- und Staats actionen einen theatralischen Abschluß, wie ihn der Dichter nach dem Geschmack deS Publikums herzustellen vermag, als eine Hauptsache ansehen. Für den nur etwas weiter blickenden Politiker dürfte eS aber leicht zu übersehen sein, daß in dieser ganzen Angelegenheit nicht mehr die Kraft des Kriegsgottes im Wesentlichen sanctionirt hat, sondern daß die Friedensgötter, die den günstigen Moment sür ihre Wirksamkeit nicht versäumen wollten, hier ganz besonders mit gewirkt haben. Mit andern Worten: bei dem Pariser Einzuge kam es nicht auf die militärische Willenskraft an, sondern auf die be rechnende Wahrnehmung der Situation, um einen hohen SiaatS- zweck zu erreichen, der nicht mehr durch Anwendung weiterer Waffen gewalt gefördert werden sollte. Also lediglich die Politik war Ur sache unseres modificirten Einzugs in Paris. Wenn wir aber mit dem Resultate dieser Politik, die uns einen schnellen und reichspen denden Frieden eingetragen hat, zufrieden sind, so dürfen wir auch die dazu angewendeten Mittel um so weniger tadeln, als wir nicht zu beurtheilen im Stande sind, ob wir ohne Anwendung dieser Politik einen ebenso schnellen und guten Frieden erlangt haben würde» — einen Frieden, der wahrlich eines Opfers an theatra lischer,Staffage werth war. Nur der Umstand, daß mit der Rati- ficattoA des Vertrags die Occupatio» der Hauptstadt aushüren sollte, brachte die beschleunigte Beschlußfassung in Bordeaux zu Wege. M»t dem Frieden selbst können wir recht sehr zufrieden sein. Außer der riesigen Summe von 5 Milliarden Francs Kriegsent schädigung brachte er unS noch folgende GebietStheile: DaS bisherige französische Departement des Oberrheins, durch die deutsche Verwaltung in folgende Kreise eingetheilt: 1) Colmar mit 83,052 Einwohnern; 2) RappoldSweiler mit 69,357 Einwohnern ; 3)Geb- weiler mit 63,745 Einwohnern; 4) Thann mit 70,268 Einwohnern; 5) Mühlhausen mit 180,000 Einwohnern; 6) Altkirch mit 55,345 Einwohnern. Im ganzen Gebiete dieses 501,767 Einwohner um fassenden Bezirks wird deutsch gesprochen, da der französische Kreis Belfort mit 55,268 Einwohnern bei Frankreich bleibt. 8) Das bisherige französische Departement des Niederrheins und die von dem Vogesen-Departement abgetrennten Kantone Schirmeck und court (Richingen), Abingen, Seig le Chatillon, Schirmes, Clafs^ SaaleS und von da an daS Bogesengebirge entlang bi- Giromagnh, dann über Brunn und Münsterol nach Reschlitz. Zum französisch« Sprachgebiet gehören der Stadt- und Landkreis Metz und di« süd liche Hälfte des Arrondissements Salzburg, im Ganzen etwa 160,000 Seelen. DaS ganze neue Reichsland umfaßt somit aus 274 IHM. 1,632,505 Einwohner, mit welchen die Bevölkerungszahl de- deut schen Reiches auf rund 40 Millionen Seelen steigt. Wie gesagt, unter dem Druck der Occupatio» von Pari- beeilte sich die Nationalversammlung in Bordeaux, diesen Frieden-vertrag anzunehmen. Freilich ging eS dabei ohne Stürme nicht ab. Der jetzt vorliegende stenographische Bericht darüber läßt ein« neu« Einblick in die- verwilderte, überdünkelte Franzosenthum thuu, vor dem man in Hinsicht der Zukunft erschrecken muß. Wie lauge wird eS da noch dauern, ehe der verderbte Geist dieser Ratio» sich zu läutern beginnt, wenn das unabwendbare, so schwere Unglück die verächtliche, komödienhafte Frechheit der Gedanken und der Sprache so wenig zu mäßigen vermochte. Wir erinnern hier nur an eia» einzige Stelle in der Victor Hugo'schen Rede, welche lautet: „Frank reich wird Elsaß und Lothringen wieder nehmen. Ist die- Alle-? Neinl ES wird Trier, Mainz, Koblenz, Köln, da ganze linke Rheinufer wieder nehmen. LS wird au-- rufen: Deutschland, da bin ich! Sind wir Feinde? Neinl Ich bin Deine Schwester! Die Völker bilden nur Lin Volk, eine ein zige Republik, vereinigt durch die Brüderlichkeit. Seien wir die vereinigten Staaten von Europa, die universelle Freiheit, der uni verselle Friedel Und dann möge Frankreich zu Deutschland sagen: wir sind Freunde. Ich werde niemals vergessen, daß Du mich voll meinem Kaiser befreit hast; ich werde Dich dafür von dem Deinen befreien." (Bewegung.) Echt französisch und recht erbaulich für unsere deutschen Friedensprediger während deS Krieges ist diese Rede. Wenn Frankreich wieder oben auf ist, alle Völker beherrscht, Saales, welche dem Kreise MolSheim zugetheilt sind. Dieser ganz und gar deutsch sprechende Regierungsbezirk umfaßt folgende Kreise: 1) Stadtkreis Straßburg, 84,167 Einwohner; 2) Landkreis Straß burg, 75,015 Einwohner; 3) Erstem, 66,340 Einwohner; 4) Hage nau, 75,389 Einwohner; 5) MolSheim, 78,279 Einwohner; 6) Schlett- stadt, 79,028 Einwohner; 7) Weißenburg, 63,737 Einwohner; 8) Zabern, 88,652 Einwohner, zusammen 610,607 Seelen. (!) Deutsch- Lothringen, aus Theilen der bisherigen Departements der Mosel und der Meurthe bestehend. ES gehören dazu folgende Kreise: 1) Stadtkreis Metz, 54,817 Einwohner; 2) Landkreis Metz, 77,842 Einwohner; 3) Diedenhofen, (Thionville) 72,125 Einwohner: 4) Saargemünd, 66,092 Einwohner; 5) Salzburg, 61,521 Einwohner; 6) Saarburg, 71,018 Einwohner; 7) Forbach, 65,730 Einwohner; _ 8) Falkenberg, 50,986 Einwohner; zusammen 520,131 Seelen, ihnen haben sich die Abgeordneten deS Elsaß und Lothringens an- Dieser Bezirk umfaßt das Mosel-Departement ga^ mit Ausnahme geschloffen. Pari- selbst ist sehr Übel auf die Natioual-Bersamm- de- Arrondissements Brieg und vom Meurthe -Departement die lung und überhaupt auf die Provinz« zu sprechen. Aurelle de Arrondissements Chateau-SalinS (Salzburg) und Saarburg. Paladine, der Obercommandant der Pariser National-Garde, wir» Die neue deutsche Grenze beginnt demnach eine Stunde süd- entschieden feindselig von dem hauptstädtischen Gesindel angesehen, lich von dem luxemburgischen Städtchen Esch und zieht sich westlich welche- sich auf dem Montmartre eine Festung improvisirt und an folgenden Orten entlang, die noch auf deutsche- Gebiet sal« dort verschanzt hat. So darf man nach Befinden wohl gewärtig len: Oettingen, Haging« (Hahange), Moyeuvre, Maiziere-, Aman- fein, daß die ersten Bürgerkämpfe in Pari- selbst zum Au-bruch villerS, Gravelotte, MarS la Tour, Gorze, Corny, Lorry, Louvignh, komm«. Kaillh, Delme, Manhoue, Moncel, Arracourt, la Harde, Recht- Unse re brav« Trupp« hab« mmrdeym dm M