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Wkitz-AitW Nr. 135. 62. Jchrgang. Dienstag, dm 24. November 1896. Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Mtt achtseitigrm »^llustrirten UnlerhaltnngSblatt". Mit land« und hauSwirthschastlicher MonatSbeilagr. „Weißeritz-geitmig" «schetzrt wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatltch 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All- Postan- fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Umtshlmptmamschaft, das Königliche Amtsgericht Md den Ztadtrath zu Dippoldiswalde. Inserate, welch« bei da bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr? wirk same Verbreitung, finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mtt entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Freitag feierte der Männer- Gesangverein im RathhauSsaale sein 85. Stiftungs fest getreu dem Lutherschen Wahlspruch: „Wer nicht liebt rc." durch Tafel, Ball und eingestreule GesangS- ausführung. Dabei ward Herrn Rathskellerpachter Müller zum ersten Male Gelegenheit, eine reichbesetzte Tafel mtt Speisen und Getränken auf das zufrieden- stellendste zu bewtrthen. Infolgedessen entwickelte sich bald die heiterste Gemüthlichkeil, die sich kundgab in manchem schönen Trinkspruch, dessen Reihe der Vor stand, Herr Bezirkssekretär Ludwig, mit einem herz lichen Wunsche für das Blühen und Gedeihen des Vereins eröffnete. Eine poetische Verherrlichung des fchönen Geschlechts durch Herrn Baumeister Schmidt, sowie ein Tafellied, in dem Herr Lehrer Unger ver schiedene Liederanfänge verflochten hatte, bildeten den Glanzpunkt der sangesbrüderlichen Ergüsse. Nachdem Herr Gelbgießermeister Dittrich den Ehrenmitgliedern anerkennende Worte gewidmet hatte, machte der Vor stand bekannt, daß von Stund an zu denselben Herr Stellmachermeister Klemm als neues Ehrenmitglied -hinzuzuzählen sei, worauf Herr Lehrer Buckel noch dem Senior des Vereins, Herrn Aktuar Kindermann, der dem Verein 52 Jahre lang angehört, ein GlaS weihte. -Auf ein Hoch auf die Liedermeister, die Herren Lehrer Schmidt und Mehnert, nahm ersterer Gelegenheit, dem Verein für die ihm dargereichte Wanduhr bestens zu danken. In harmonischster Stimmung verliefen die übrigen Stunden des Festes. — Im Verein junger Landwirthe hielt am Sonntag Herr Kceissekretär vr. o. Lillrow einen Vor- itrag über Fruchtfolgen und Meliorationen. Nach Vor führung der G-ichichte der Fruchtfolge und Hervor- -hebung ihrer Bedeutung und ihres Nutzens gab der selbe manchen beherzigenswerthen, praktischen Wink für Anwendung derselben und der dazu paffenden Düngung. So hielt er es für gerathener, die Jauche nicht den Wiesen, sondern den Feldern zu Gute kommen zu lassen, jene aber mit Kainit und ThomaSschlacke zu düngen. Bei Besprechung über Meliorationen empfahl der Vortragende aufs Angelegentlichste die Inanspruch nahme des Kommissars vom landwirthschaftlichen Kreis verein, welcher unentgeltlich Pläne zu Drainagen, Held- und Flurkarten, sowie Baupläne besonders von Llällen und Düngerstätten liefere. — Heute Dienstag, den 24. d. M., hält Herr "Photograph O. Lonke aus Höck ndorf im Saale des goldenen Stern einen populär-astronomischen Vortrag, ip welchem derselbe mittels des SciopticonS photogra- Phische Aufnahmen von der Sonne, vom Monde und Bey Sternen in Größe von 2'/, w vorführen wird. Unter Anderem wird der Vortragende auch eine Ex kursion nach und auf dem Monde unternehmen. An- erkennende Berichte aus anderen Orten berechtigen uns, mnsere Leser aus diesen hochinteressanten Vortrag auf- «lerksam zu machen und sie zum Besuche desselben an zuregen. — Wenig Wochen über ein Jahr ist es, daß unser Elektrizitätswerk, mit dessen Funktionirung man im Ganzen wohl zufrieden sein kann, von der ausführen den Firma Pöge in Chemnitz seitens der Stadt über nommen wurde, und schon arbeitet man eifrig an der Erweiterung desselben. Gilt eS doch, die von der Zwickauer Maschinenfabrik zu liefernde Reserve-Com pound - ZmillingLdampfmaschine mit Condensator zu nominell 60 und maximal SO Pserdekräften, sowie den in Crimmitschau hergestellten Cornwall-Dampfkessel zu 65 qm Heizfläche, welcher in den nächsten Tagen hier Eintreffen wird, noch vor Eintritt der strengen Kälte unter Dach zu bringen. Sogar Abends bet elektrischer Beleuchtung wird an der Fertigstellung der Bauten und Fundamente gearbeitet. Der nun infolgedessen hie und da in der Bürgerschaft auftauchenden Frage : „Hört denn die ewige vauerei nicht endlich wieder einmal aus?" aber ist entgegenzuhalten, daß sowohl seitens der umsichtigen Leitung des Elektrizitätswerkes, sowie der städtischen Kollegien erst nach reiflichster Prüfung die Erweiterung beantragt resp. genehmigt worden ist. Und bedenkt man, wie durch geringe Defekte, durch den Bruch eines Lagers, eine Reparatur sich nöthtg macht, die das Werk Tage lang zum Still stände zwingen würde, so sieht wohl Jedermann die Nothwendigkeit einer Reseroeanlage von selbst ein. Daß aber bisher eine größere Störung im Betriebe nicht vorkam, ist an erster Stelle der gewissenhaften Verwaltung des Werkes und der sorgfältigen Bedie nung der Maschine zu verdanken. Für die Abnahme von Kraft zum Motorbetrieb, sowie für die Straßen beleuchtung machen sich allerdings für diesen Winter insofern kleine Beschränkungen nöthig, daß während deS Ladens der Batterien eine Stromabgabe unzulä fig ist und daß eine Erweiterung der Straßenbeleuchtung vorläufig nicht eintreten kann. Die Verwaltung ist aber bemüht, auch hierin Wandel zu schaffen, indem nach Ausstellung einer hierzu nöthigen Maschine eS möglich zu machen ist, daß auch während des Ladens der Akkumulatoren und während der Beleuchtung noch Strom abgegeben werden kann. Die Hauptsache aber, das Werk rentabel zu gestalten, liegt an der Bürger schaft selbst. Allgemeine Bethetltgung an der Benutzung der elektrischen Kraft zum Zwecke der Beleuchtung, als des Motorbetriebs ist erforderlich. Namentlich dem Handwerker sei eS an's Herz gelegt. Wie fatal doch ist es für denselben, wenn er Aufträge wegen Mangels an Arbeitskräften ost lange Zeit unerledigt lassen muß, ja derselben ganz verlustig geht, wo er sich doch die ihm hier gebotene Kraft so billig und bequem zu Nutze machen kann! Durch obige Uebelstände wird dann allerdings das Handwerk von der Großindustrie immer weiter geschädigt, dadurch verliert es seinen goldenen Boden! Der Gedanke, hier helfend einzugreifen, war es auch, der die städtischen Kollegien seiner Zeit zum großen Theile mit bewog, der Errichtung eines Elek trizitätswerkes beizustimmen. Bis jetzt zählt das Werk 72 Abnehmer mit über 1000 Flammen und 20 Pferde kräften Motorbetrieb, und keiner der Betheiligten hegt den Wunsch, wieder in die alten Verhältnisse einzu treten. Hoffentlich tragen auch diese Zeilen mit dazu bei, daß sich Mancher bewogen fühlt, alsbald um An schluß nachzusuchen. — Herr Bezirksschulinspektor Richter wird seinen hiesigen Wirkungskreis am 1. Februar 1897 verlassen, um die Verwaltung der kgl. Schulinspektion in Chemnitz zu übernehmen. — Am vergangenen Sonnabend fiel auS dem ersten Stock eines Hauses der Herrengaffe ein etwa 2 Jahre altes Kind mit sammt einem Doppelfenster auf die Straße herab. DaS flach fallende Fenster milderte aber den Fall und so kam das Kind glück licherweise ohne nennenSwerthe Verletzung davon. — In der Nacht vom 26. zum 27. November, zum Anschluß an den Donnerstag Abend 11.40 von Dresden abgehenden Personenzug verkehrt auf der Linie Hainsberg-Kipsdorf ein Theatersonderzug. Im Altstädter Hoftheater wird an diesem Abend die Oper: „Die Stumme von Portici" und im Neustädter zum ersten Male: „Der Sohn des Kalifen* gegeben. In beiden Theatern ist der Anfang '/,8 Uhr. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich deS Brande« beim Gutsbesitzer Petersohn in Ulberndorf, am 6. Okt. dieses JahreS, hat die König!. BrandverstcherungS- Kammer den Spritzen der Gemeinden Elend und Obercarsdorf Prämien nach Höhe von 20 Mk. und 25 Mk. bewilligt. — Bestehender Vorschrift gemäß find am 1. Dez. jeden JahreS die Namen und Wohnorte der als ge prüfte Hufbeschlagmeister Diplomirten, sowie derjenigen Schmiede, die auf Grund der vor der landständtschen Kommission in der Oberlausitz bestandenen Prämien» Prüfungen eine Prämie erhalten haben, in den Amts blättern öffentlich bekannt zu machen. Sollten sich daher Hufschmiede der vorstehend gedachten beiden Kategorien während des vorausgegangenen JahreS im amtshauptmannschaftlichen Bezirke niedergelassen haben, so wird von denselben unter Einsendung de-Diplom-rc. über ihre Niederlassung alsbald an die König!. AmtS- hauptmannschaft Anzeige zu erstatten sein. BorlaS. Als sich am Donnerstag früh in der 7. Stunde der 19jährige Maurer Kohl von hier auf seine Arbeitsstätte nach Ruppendorf begeben wollte, erhielt er aus der hiesigen Gemeindewaldung einen Schrotschuß und erlitt hierdurch Verletzungen im Gesicht, dem rechten Arm und den Händen. Den zcitherigen Erörterungen zufolge ist darauf zu schließen, daß dieser Schuß von einem, auf dem Anstand ge standenen und mit einem Jagdstock versehenen Jäger abgegeben worden ist, während die Absicht eines etwa geplanten Verbrechens als ausgeschlossen zu betrachten sein dürfte. Hermsdorf im Erzgeb. Im gutbesetzten Saale unseres Gasthofes zum Erbgericht concertierte am Donnerstag Abend dis Stadtkapelle aus Dippoldis walde unter bewährter Leitung ihres geschätzten Direk tors, Herrn A. Jahn. Die einzelnen Programm nummern wurden mit gutem Verständniß und rechter Sorgfalt zum Vortrag gebracht und machten die hiesigen Darbietungen der Kapelle dem Herrn Direktor alle Ehre. Ejn flotter Ball hielt die Concertbesucher noch einige Stunden in recht gemüthlicher Stimmung beisammen. Hoffentlich ist es uns-in nicht gar zu ferner Zeit vergönnt, die Kapelle wieder einmal hier zu hören. Altenberg. Die hiesige Kantoreigesellschaft beabsichtigt, am l. Adventssonntage die Feier ihre» 300jährlgen Bestehens festlich zu begehen, und zwar ist ein Kirchenzug sämmllicher Behörden, Schulen, Ver eine u. s. w. mit anschließendem FestgotteSdienste ge plant. Dresden. In der nunmehr ihrem Ende entgegen gehenden diesjährigen Bauperiode wurden die Er neuerungsbauten am König!. Schloß an der nörd lichen Front fortgesetzt und die geradlinigen Dach flächen rechts und links vom Thurm mit Ziegelbaüten bekrönt. Die unteren Wandflächen wurden mtt Eand- steinplatten überkleidet und der Thurm bis zur Spitze hinaus gründlich reparirt. ES erübrigt noch, den letzten nach dem Georgenthor zu gelegenen Gebäudetheil Mit Giebeln zu schmücken. Soviel bekannt ist, soll der jetzige hölzerne Verbindungsgang zwischen dem Schloß und der katholischen Hoskirche durch einen solchen au« Stein ersetzt werden. — Das Gebäude, in dem bisher die Amtsstellen des Finanzministeriums untergebracht waren, steht seit Wochen vollständig leer da. Die Bureau einrichtungen kamen unter den Hammer und erzielten, da die Regale, Tische, Pulte rc. die unwiderleglichsten Zeichen eines sehr vorgerückten Alters zeigten, kaum Brennholzpreise. Da auch die Oefen aus den meisten der Räume entfernt sind, darf man schließen, daß mit dem Abbruch des alten Finanzhauses, das, nebenbei gesagt, aus fünf kleineren Gebäuden im Laufe der Zeit zusammengesetzt worden war, in nicht allzuferner Zeit begonnen werden dürste. — Auf der Tagesordnung für die 34. Gesammt- sitzung deS Landeskulturralhs am 26., 27., und erforderlichenfalls 28. November d. I. im Sitzungs saals der 1. Ständekammer stehen folgende Punkte: I. Für den 26. November, Nachmittags 3 Uhr: 1. Feststellung des Ergebnisses der Neuwahlen (Bericht erstatter: Rittergutsbesitzer vr. v. Frege-Weltzten-Abt- naundorf); 2. Ergänzung durch Znwahl von 4 ordent lichen Mitgliedern als Vertreter für Volkswirthschast, Forstwirthschast, landwirthschaftliche Lehranstalten und landwirthschaftliche Versuchsanstalten; 3. Erledigung