Volltext Seite (XML)
Adorfer Grenzvote Dies Blatt enthält die ammchen Bekanntmachungen der Amtshauptmannjchaft Oelsmtz, drs Amtsgerichte, der Amts, anwaltschaft und des Stadtratk^s zu Adorf. Diese Jeitung erscheint an jedem Wochentage nachmittag mit dem Latum de» folgende» Tage». Sonnabend» liegt die 8seitige Sloman-Beilage „Neue I Lnstriertr» bei. Femprecher Nr, 14 Verantwortlicher Schriftleiter und Verleger Otto Meyer in Adorf. Postscheck-Kw. Leipzig 37309 Ur L64. Sonntag, den 3, August 1S24.IaHra- 8S Unter dem Pferdebestande des Herrn Hugo Kirchhof in Adorf *ist die Räude amtlich festgestellt worden. Adorf, den 30. Juli 1924. Der Stadtrat. Montag, den 4. August 24, mittags 12 Uhr sollen in Bad Brambach bei ^rechter Fabrikstraße di» Mr WimmM W- Mb MIMkli, 1 MMk KMA M --"'di«-»« »" Was albt es Aeues? — Uebrr die Verfehlungsfrvge wurde in London eine Tilgung erzielt. Der amerikanische Staatssekretär Hughes ist von Brüssel nach Berlin abgereist. Privaten Meldungen ans Washington ist Botschafter Wiedfeld von seinem Amte zurück- «treten. Macdonald droht mit der Auflösung des Paria, werden sMte irische Grenzregulierung nicht genehmigt Un w' .Die "eue griechische Regierung Sophnlis erhielt Vertrauensvotum mit 181 gegen 141 Stimmen. §er Kampf um den Rhein - Deutschlands Schicksal. L»°,?iehr 1200 Kilometer mißt der Rhein von der die « is Mündung. Die reichsten Kohlengruben, Erzlager liegen in seinem Bereich. Frucht- und Schönheit sind über seine Userlande aus- ^Wen, gls der wichtigste Handelsstrom Europas ist sch.Mt seinem Engeren Stromgebiet zu einem Wirt- mckl °wplex geworden, der auf Erden seinesgleichen Aber der Kampf, der zu Beginn der geschicht- Uvd um den Besitz des Rheines entbrannt ist kein ^ute noch des endgültigen Austrages harrt, ist den ^Eit um Bodenschätze, sondern ein Ringen um Äm selbst. ES ist ein Kampf zwischen Ost und den * Besitz des Stromes verleiht von jeher jedem Üb^'-den oder Westen kommenden Eroberer die Macht ie Lanze Zone Mitteleuropas und somit die Bor- in der Welt, während der rechts des Rheines ^trvnis ar an seinen Ufern hausende Bewohner des Alandes bedarf, um frei und unabhängig zu leben. wurde der Kampf um den Rhein der im Westen aufgekommenen französischen Nation zur po- Leidenschaft, den in der drangvollen Mitte d!«s""den Deutschen zum geschichtlichen Schicksal. Bon Erfahrungstatsache gibt «ns die Kriegsgeschichte r Jahrtausende nur allzu beredte blutige Kunde. Hst Ende dieser zweitausend Jahre verschmelzen derbem Verlust des Weltkrieges durch Deutschland um Deutschlands Bestand und der Kampf um zum erstenmal zu einem einzigen, unteil- hMis. elementaren Ganzen, und auf tragische Weise sich für Deutschland die Einheit des Strom- Mte ,, nachdem Frankreich Herr der westlichen Rhein- . der Brückenköpfe geworden war, in der im- greifenden Besetzung des rechten Rheinufers, hilfh^amtal wurde wieder wie schon früher zum ^lj^lchgebiet gegen Osten und Norden und die „na- ^lrick Grenze" war aus der politischen Kinderfibel Die Ohnmacht Englands, der Vorrang ^ti^Elchs In Europa ist einzig und allein durch die Frankreichs an den Rhein geschaffen worden, ßegx'u dieser Beherrschung des Rheins wohnt die ? Frankreichs, des großen, geschichtlichen, von " gekommenen Eroberers des deutschen Stromes, k Er^Mchland ist in der fürchterlichsten Weise dar- Nr^lehrt worden, daß für Germanien aller Kampf ^e "Kampf um den Rhein ist und daß dem Deutschen streuende Weltpolitik frommt, kein materielles keine staatliche Ausgestaltung, keine soziale Ä beschicken ist, wenn er sich vom Rheine F'Nz ^7. sich von ihm abbringen läßt. Der Kampf Ar- Bismarcks Kamps, und die Toten, die am MchA in der Ukraine, an der Struma, in der d«der" Wüste, an den finnischen Seen, am Isouzo, ^m ^'wbre, der Maas, der Aisne und der Marn« -Ner>, >üld, liegen, wie ihre Väter und ihre Alt- "h Mf den Stätten ihrer Sturmsiege sigeutiick d Kampf um den Rhein hingestreckt. im» Gedanken Hermann Stegemanns, des tdjx U ersten Geschichtsschreibers des Weltkrieg«», wiedergegeben haben. Nachdem das großen Krieges in seinem vierbSndftM tstls'E bor unseren Äugen hat vorüberziehn. !«s« Er es jetzt in einem neuen Buch: „Der Uktggl Um den Rhein" (Deutsche Verlagsc-npait, «tN Berlin, Leipzig 1924) in seine weltgeschtcht- ^cst^usammenhänge. Das Stromgebiet des Rhein« w dieser universalhistorischen Darstellung sm Nahmen dse großen Politik und im Wandel der Krng». yeschichie als das Gebiet, von dem seit Cäsars Zeiten die Herrschaft in Europa ausging. So gesehen, erhallen die Einzelheiten des Kampfes um den Rhein in zwan zig Jahrhunderten, die sich hier in Stegemanns leben« diger Darstellung vor unseren Augen abrollen, ihre höhere Einordnung in ein unaustilgbares weltgeschicht liches Gesetz, das bestehen bleiben wird, solange eS ein Frankreich und ein Deutschland als selbständige staatliche Gebilde gibt. Die große Lehre aus dieser Darstellung für Deutschland ist, daß es nur solange Herr seiner Geschicke bleibt, als es Herr der beiden Rheinufer ist, und daß die Fremden, ihm immer wieder den Fuß auf den Nacken setzen werden, wenn es in irgendeiner Form den Rhein auch nur als Grenz, anerkennt. Einigung in der Verfehlungsfrage. Die Arbeit des ersten Ausschusses. Der erste Ausschuß der Londoner Konferenz, der sich mit der Verfehlungsfrage zu beschäftigen hat, kam in seiner zweiten Sitzung am Donnerstag zu einer vollkommenen Einigung auf Grund jenes Teils der französischen Formel, der ihm zur Beratung vorlag. Die nunmehr endgültig von dem Ausschuß festgestellte Formel hat nach dem „Petit Parisien" folgende Fas sung erhalten: „Es ist Aufgabe der Reparationskammissia», über sämtliche Anträge zur Feststellung von Berfchlnngen gegen irgend eine der Verpflichtungen zu entscheiden, die in dem vorliegenden Versailler Vertrage wie er am 1N. Aanuar 1920 in Kraft getreten ist und später durch den Par. 22 Anhang 2 ergänzt wurde und im Sachverständigenplan vom 9. April 1924 vorgesehen sind. Wenn die Entscheidung der Reparations-Kommis sion, mag sie nun den Antrag ablehnen oder annch- men, mit Mehrheit znstandc kommt, so kann jedes Mit glied, das sich an der Abstimmung beteiligte, inner halb von acht Tagen nach der gefaßten Entscheidung gegen diese von einem aus drei Mitgliedern beste hende» Schiedsgericht Berufung einlcgen. Tie Ent scheidung »cs Schiedsgerichts ist ohne Appell. Die Richter des Schiedsgerichtes werden ans fünf Fahre einstimmig von der Reparationskommission gewählt oder, wenn keine Einstimmigkeit zustande kommt, von dem Präsidenten des Haager Schiedsgerichtshofes er nannt. Der Vorsitzende des Schiedsgerichtes wird ein Burger der Vereinigten Staaten sein. Die Personen können entsprechend der ursprünglichen Ernennung »ann wieder ersetzt werden." Frankreichs „Zugeständnis". Verewigung der Ruhrbcsctzung. In London war man am Donnerstag abend wieder eiwas optimistischer, weil die Arbeiten des ersten Aus schusses so glatt vonstatten gegangen waren. Schwie riger gestalteten sich allerdings die Arbeiten des drit ten Ausschusses, der bis weit in die Nacht hinein tagte. Uin 1 Uhr nachts stand noch immer die Rege lung von zwei Fragen aus, erstens über die An wendung eines Schiedsgerichtes auf die Entscheidungen des Uebertragungsausschusses, ob nämlich seine Zu sammensetzung vielleicht eine Abänderung erfahren könnte, zweitens über sämtliche Konflikte, die im Zu sammenhang mit der Ausübung des Sachverständigen berichtes entstehen könnten. Soweit sich der französische Plan auf Sachliefe, rungen bezieht, hat ihn der dritte Ausschuß angenom men. Der Beschluß verpflichtet die deutsche Regie rung, auf allen Widerstand bei der Durchführung der Sachlieserungen zu verzichten und außerdem für ge wisse Arten von Lieferungen eine Garantie zu über nehmen. Dt'c Ausschuß beschloß ferner, ein Organi- sationskomitee für die Durchführung der Sachliesc- rnngen einzusetzen, das sich aus einer gleichen An zahl deutscher und alliierter Mitglieder sowie einem neutralen Mitglied zusammensetzen soll. Da auch im weiteren Verlauf der Nachtsitzung keine Einigung erzielt werden konnte, nahm der dritte Ausschuß am Freitag vormittag die Beratungen wie der auf. Wenn auch die Beschlüsse des ersten AusschusseL über die Verfehlunasfraae nnv das Scküedsaoricktsver- sayren unstreitig ein gewisses Zugeständnis Frank- rei^s bedeuten, so darf man dabei doch nicht verges sen, daß Frankreich dafür die Fortdauer der Ruhr- besetzung auf zwei Jahre fordert, eine Frage, mit der sich keiner der Ausschüsse beschäftigt hat, weil sie gar nicht zur Zuständigkeit der Konferenz gehört. Frank reich hat seine Forderungen als ein unteilbares Gan zes bezeichnet. Es will also nur dann auf eigenmächtige neue Sanktionen verzichten, wenn man ihm seine alte, die Ruhrbesetzung, noch auf zwei Jahre beläßt. Und obendrein soll auch noch die Kölner Zone über die Be stimmungen des Versailler Vertrages hinaus besetzt bleiben. Von praktischer Bedeutung wird das fran zösische „Zugeständnis" also im günstigsten Falle erst nack zwei Jahren. Die Forderungen einerseits-Deutsch» lanoS, andererseits aber auch der Bankiers, liefen letz ten Endes darauf hinaus, eine Wiederbesetzung des Ruhrgebietes durch Frankreich zu verhüten. Die Vor aussetzung war dabei natürlich die vorherige Räu mung. Es wäre doch eine Kur nach Dr. Eisenbart, wenn man den Streit um künftige Sanktionen dadurch aus der Welt schaffen wollte, daß man die bestehendem verewigt. Denn, ob Frankreich nach zwei Jahrerp wirklich aus dem Ruhrgebiet herausgehen würde, mutz nach den bisherigen Erfahrungen doch als recht fraglich erscheinen. Die französischen Machthaber — Herriotz wird dann ganz sicher nicht mehr Ministerpräsident; sein — würden wohl immer wieder Vorwände fin den, um die übernommenen Pflichten nicht zu erfüllen, genau so, wie sie sich auch jetzt schon dauernd den; Bestimmungen des Versailler Vertrages entziehen.- Vorerst darf man allerdings bezweifeln, ob die Ban kiers mit einer „Einigung" einverstanden sind, wie man sie jetzt in London anstrebt. Daß für Deutsch land eine zweijährige Ruhrbesetzung und eine völlig« Umbiegung des Dawes-Gutachtens unannehmbar find, bedarf wohl kaum der Erwähnung. * , Die Frage der Kölner Zone. Die Londoner französischen Korrespondenten mel den, daß zwischen der französischen Delegation und dem War Office Besprechungen im Gange sind, die darauf abzielen, die Aufrechterhaltung eines engli schen Truppenkörpers im besetzten Gebiet nach Räu mung der Kölner Zone bis zum endgültigen Abzug der französisch-belgischen Besatzungstruppen durchzusetzen. Nach dem „Petit Parisien" beabsichtigt das War Of fice, nach Räumung des Kölner Brückenkopfes noch ein Armeekorps am Rhein zu stationieren. Der Londoner Berichterstatter des „vnotidien" geht noch weiter. Er behauptet, daß Macdonald be reits zngestimmt habe, daß die englischen Truppen in Köln verbleiben sollen, solange die französisch-bel gischen Truppen die Ruhr nicht geräumt haben. Ter Berichterstatter fügt Hinz«, er müsse aus politische» Gründe» mit genaueren Angaben über die in der privaten Unterhaltung zwischen Herriot und Mac- »onald getroffenen Vereinbarungen znrückhalten. Es bleibt abzuwartcn, ob hier nicht vielleicht nur der Wunsch der Vater des Gedankens ist, da man einstweilen doch wohl noch nicht annehmen darf, datz Macdonald einen Bruch des Versailler Vertrages plant. Mum und Kohlensyndirat. Die Hoffnung auf London. Ueber die letzten Micum-Verhandlungen wird noch berichtet: Bei den Verhandlungen über die Micum- Verträge spielte wiederum die Frage einer Entschä digung an die Zechen für die gelieferte Reparations kohle die erste Rolle. Auf französischer Seite wünschte man eine Verlängerung der Juni-Abmachungen, da nach dort vertretener Auffassung die Reparationsfrage in absehbarer Frist überhaupt ihre Erledigung finden wird. Die Zechen haben sich an die Regierung gewandt, um Vorschüsse für die Augustlieserungen zu erhalten, nachdem die Reichsregierung Anfang Juli schon ein mal um diesen Vorschuß angegangen war, sich aber ablehnend verhalten hatte, was dann die Kündigung des Abkommens durch den Sechser-Ausschuß zur Folge hatte. Bezüglich der Frage der Umbildung des Syn dikats ist ebenfalls in Aussicht genommen worden, den Syndikatsvertrag für ein bis zwei Monate pro visorisch auf der bisherigen Grundlage zu verlängern.