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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.03.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191403225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140322
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140322
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-22
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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>ßc 20. cknvstr .,Biöl. schule Sonntags - Ausgabe für Lelpzla uns Vorort« Sora» unfrr« krSarr VbAUASpreif o. uos SprSitror« LmoltägUck» tu» Hou» ««bracht, «»aotllch 1.U M„ v»«rt«Uührllch Z.7S M. 0«> Srr ch«ftt>aft»st»U«, ans«ra Zttlal«» unü fluogadrsteUrn adgrhoUr monatlich lM.,vtirttliShrUchZ M. vurch Sl« Post: lnnerhald veutschlaaü» un» Srr brutsch«« stoloal«o «ooatllch 1^» M.. vl«rt«ljührllch *.L0 M.. auos»li«gUch postd«strUg«lS. Da» Lrtpzig«rkag«blatt erscheint Werktag» »mal, Sona- u. Zrtrrtag»lmol. So Leipzig, Seo Nachbarorten unü Sen Vrten mlt eigenen Zlllolen wtrS St« stb«nSau»gad« noch am std«nS S«» rrscheinen» tu» hau» gelirsert. DerUner Nrüaktionr Sn ü«n Z«U«n 17. Zernsprech.stnschluA: MoadU Nr. »»7. AurdelsSeiLung ^rntsblott des Rates und des polrzeuuntes der Stadt Leipzig «»Sakttoa »ab S«schSst»steU«r 1ohanni»gass« Nr. S. » Z«ruspr«ch»stnschtug Nr. ISS«, 1»»»» unü US»«. ISS. Jahrgang für 2as«rat« an» Lrlpzig unü Umg«bong St» /LNArigenprei^e. Ispaitts«p«»ltz«»l«rsps.,»>«n«ttam«,«tt.,m., von auowart« ZS Pf., Nrklamen l.r» M., Kl«in« stnzeigen üi,p«tttzetl« no» S0pf.d.wtrS,rh»l.Nab..Sns«rat« oon SrhorSrn lm amtlichenLell Sie Petit- zeit» SS Pf. Sefchüftoantrigea mit plahvorschrift im Preise erhSbt. Nadatt nach Laris. Seilagen:ivrsamtaufl.SM.Sa»Laus«n-auoschl.Postgebühr. stnz«ig«n-stnnahm»: Zodannlogast««. b«i sämtlichen Ziliaien S«» Leipzig« Lagedlall«» unü allen stnnoncen-«»p«-it>oara S«» Sa- unü ftuoloaSr». »«schSftostrU« für Serltn u.»l« pr.0ranS«aborg! Direktion Walter Zli«g«l, Vrrlln «. iS, MargarrthenstraK« ». Z«rasprech-flnschluA: Lühow »»71. Laute .12.11 ..lllav. »nie. >2138. Nr. 147. Vas wichtigste. chunke ße 15. ,ße 22, Zerren. Zb, 1. n tttstS- atz 11. «en- r Da« 18/2o. 1418s 7443. 3097. 3606. L. ewdci. 1591. Wg 7614. V !e»»re Lott.- r.26. tr.19. ktion. tr. 4. ser, !er". Tr/! r.55. str.3. rhl2. iv.28. r.17. 9009 l in »stern den folge nnte. llann ttlich c ar» aheit der r in chutz- , fiel ! ihn nach , in einer von itadt. ,statt i das Die igeld betr. * Der Nationalliberale Landes- verein für das Königreich Sachsen tritt am heutigen Sonntag in Plauen zu einer Tagung zusammen. * Der Reichstag verabschiedete am Sonn abend Len Rest des Etats von Südwestafrika und beschäftigte sich dann mit Petitionen. * Bom 30. März an werden in Bayern neue Po st Wertzeichen ausgegeben. sS. Nachr. v. T.) * Zn London haben wegen der Ulster krisis Besprechungen der Minister mit dem Könige stattgefunden. (S. Pol. Hebers.) * Zn Durazzo wurde vom König von Albanien der neue österreichische Ge sandte mit den Mitgliedern der Gesandtschaft in Sonderandienz empfangen. (S. Ausland.) Umschau. Leipzig, 21. März. Hr Dem Reichstage werden Vorwürfe gemacht, weil die Haushaltsvorlage wiederum nicht rechtzeitig verabschiedet werden kann und zu einem Notetatsgesetz gegriffen werden muß. Es ist ja sehr schön, dass jetzt über die einzelnen Schutzgebiete so ausgiebig verhandelt wird, aber wie viel Zeit würde gewonnen, wenn sich die Parteien wenigstens dahin einigten, nicht das im Hause zu wiederholen, was nicht wiederholt zu werden braucht. Für Südwestafrika ist die Viehzucht außerordentlich wichtig — wir wissen es. Muß es jeder Redner nochmals sagen? Südwestafrika ist wasserarm — wir wissen es. Kein Redner unterläßt es, uns von neuem zu versichern, daß Südwestafrika wirklich arm an Wasser ist. Die Regierung betreibt die Erschlie ßung voy Wasserquellen — wir wissen es; sie hat sich im Budgetansschuß soundsooft darüber ausgesprochen. Macht aber nichts, jeder Redner sagt, die Erschließung sei notwendig, und den Maßnahmen sei Erfolg zu wünschen. Aber ge wiß ist ihnen Erfolg zu wünschen. Muß es denn dutzendmal gesagt werden? Warum beschränkt man sich nicht auf die Tinge, über die zu streiten der Mühe wert ist? Wenn immer von neuem auf die Diamantenförderung und die Bahn bauten, die Farmerverhältnisse eingegangen wird, so verstehen wir das, weil es da Mei nungsverschiedenheiten gibt. So war es natür lich auch am Platze, wen» im Haushaltsaus- schusse beim Etat von Kamerun über die Enteignung derDnala-Neger Auskunft ver langt und gegeben wurde. Ter Reichstag muß sich klar darüber werden, ob er den Eingeborenen ein Petitionsrecht einräumcn will, denn die Fälle, daß schwarze und braune Leute etwas vom Reichstage hören und auf den Gedanken kommen, ihn um Hilfe anzurufen, werden sich mit der Zeit mehren. Wenn das ohne Wissen der kolonialen Behörden geschieht, können Verwicklungen entstehen, die schwer beizulegen sind. Es ist übrigens nicht so, als ob der Reichstag nichts mehr oder zu wenig zu tun hätte. Eine ganze Anzahl Gesetzentwürfe, wo zu noch das Weltrechtsgesetz kommt, war ten auf ihre Erledigung, und wenn nach Ostern der Militäretat auf die Tagesordnung kommt, so wird wohl die laue Märzstimmung durch eine schärfere Frühlingslnft vertrieben sein. Zwar heißt es, daß, abgesehen von der stets „geladenen" Sozialdemokratie, auf keiner Seite 8es Hauses starke Kampfgclüste vorhanden seien; aber das gilt wohl nicht ganz von der Rech nen. Man fühlt sich gehobener als je und sieht in dem Ausfall der letzten Nachwahlen ein günstiges Wetterzeichen. Als besonders beweis kräftig gilt die Wahl in Borna- Pegau, wo die Nationalliberalen bei der Hauptwahl einen empfindlichen Stimmenrückgang Erleben mußten. Die Wahl leitung wie ihr Kandidat haben sofort die bür gerlichen Wähler aufgefordert, nunmehr einmütig in der Stichwahl für Herrn v. Liebcrt einzu treten, um den hartumstrittcnen Wahlkreis nicht der ^Sozialdemokratie verfallen zu lassen. Wenn Herr v. Liebert siegen soll, dürfen in der Tat nkcht viele Wähler verärgert zu Hanse bleiben. Der Wahlkreis mit seiner starken ländlichen und kleinbürgerlichen Bevölkerung hat von einer so zialdemokratischen Vertretung durchaus nichts zu erwarten, weder von dieser Partei, die in dem Wahlkampfe mit den abgegriffensten Schlagern arbeitete, noch von der Person des Kandidaten. Ob es richtig ist, wieder von einem „Ruck nach rechts" zu raten, steht dahin, aber richtig ist allerdings, daß in diesen Zeitläuften, der Kon servatismus so im allgemeinen aus geblähte Segel rechnen kann. Man versteht es deshalb auch, wenn immer von neuem der baldige Rück- tritt des Herrn v. Bethmann angekündigt wird. Man hofft, was man wünscht. Und doch ist Herr v. Betlfmann zweifellos bemüht, nach rechts hin soviel Lieb's und Gut's zu tun Sonntag, üen 22. März. 1914. als er nur vermag. Das zeigt auch die Ankündi gung der überraschenden Berufung des preußi schen Ministers v. Dallwitz auf deu Statt halterposten in den Reichslanden. Noch wird die Tatsache bezweifelt, noch können sich die poli tischen Kreise, die für Elsaß-Lothriugen eine Zeit der ruhigen Verständigung und Anpassung wünschen, grade diesen Mann nicht als Spitze der Regierung vorstellen; noch nimmt man nach allem, was man von Herrn v. Bethmann im Reichstage Vernünftiges" aussprechen hörte, an, daß er nicht gewillt sei, sich auf eine Politik der gewagten Experimente eiuzulassen. Wie sehr, meint man muß ihm daran liegen, die noch so neue Verfa'sung der Reichslande, die doch sein eigenes Werk ist, von Erschütterungen oder gar einer Wiedcrauflösuug zu bewahren. Von Herrn v. Dallwitz ist es nicht sicher, daß er diese Ver fassung mit freundlichen Augen ansieht. Von unserer auswärtigen Politik ist wenig die Rede. Herr v. Bethmann hat bis auf weiteres die Genugtuung, daß die Erklärung der „Nordd. Allgem. Ztg." über den Wert der russischen Freundschaft anscheinend gute Dienste tat. Es wird ihm überhaupt eine Genugtuung sein, alle Nachbarstaaten reichlich mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt zu wissen. Für- Oesterreich freilich ist diese Beschäftigung nicht derart, daß wir Grund hätten, uns an dem Gang der Dinge zu freuen. Ganz und gar nicht. Das durch die wilde Obstruktion der Tschechen lahmgelegte R c i ch s p a r l a m e n t ist vertagt worden, und wieder regiert der Not paragraph 14, mit dessen Hilfe nun die Erhöhung der Retrutcnaushebuug bewerkstelligt werden wird. Es geht eine dumpfe und schwüle Stim mung durch das deutsch-österreichische Volk, eine Trost- uud Hoffnungslosigkeit, die kaum noch ein anderes Gefühl aüfkommen läßt. Auch England ist plötzlich wieder auf die Gebrechen am eigenen Leibe hingewiesen worden. Die Homerule-Gesetzgebung wirkt, wie das ihre Gegner seit Jahr und Tag behauptet haben, tatsächlich zersetzend. Die merkwürdigen Nevolutionsspielerejen der Leute, von Ulster sind anfangs belacht worden; allein alles Be gütigen war vergebens; es ist ihnen mit der Auflehnung gegen Regierung und Parlament bit ter ernst. Ihr Führer Edward C a r s o n hat das Unterhaus verlassen, und Herr Asquith wird wie das ganze englische Völk die nächsten Ta^ge voll Unruhe die Nachrichten aus Belfast er warten^ wo Carson wie ein königlicher Rebell empfangen wurde. Ulster ist der Inhalt alter Zeitungen. Ulster die Sorge der englischen Na tion. Selbst die Reden Churchills überfeine großen Flottenforderungen sind in diesem Lärm bereits verhallt und die so zuversichtlichen Aus führungen des Leiters der auswärtigen Politik Grey über das aute Einvernehmen mit allen Mächten und den Segen der Grupvenbildungen in Gestalt der Bünd'nisse und Gegenbündnifse haben nur ganz vorübergehend die Genugtuung erregt, die sie bezweckten. Was wird drüben in Ulster? Das allein ist die Tagesfrage Eng lands. Frankreich hat wieder seine Sensation, seinen Skandal, sein Debacle, sein Panama, auf deutsch: seinen Krach. Die Revolverschüssc, womit Frau Caillaux den Feind ihres Mannes nie derstreckte, waren nur das Zeichen zum Beginn des großen politischen Dramas, das die nächsten Tage und Wochen das französische Volk, vor allem die politischen Kreise in Atem halten wird. Der Held des Stückes ist Caillaux, obwohl er als Finanzminister und überhaupt als Politiker durch die Tat seiner Frau erledigt wurde. Wenig stens insofern bleibt er die Hauptperson, als such vorläufig die Parteien scheiden in Freunde und Gegner. Und diese Scheidung fällt fast zusammen mit der Stellung dieser Freunde und Gegner zur — Einkommensteuer. Denn wieviel Feindschaften sich Caillaür als Mann von großem Ehrgeiz, als Politiker mit starken Ellenbogen zuge ogen haben mag —, verhaßt wurde er erst, als er endlich drauf und dran war, die letzten Widerstände gegen diese Besitzsteuer zu brechen. Ein schlechter Trost für ihn, daß der von der Kammer be rufene Untersuchungsausschuß nicht nur den Anklagen nachgehen wird, die der Mann des „Figaro" gegen ihn allein vorbrachte, son dern Stoff die Fülle vorfinden wird. Schon ist der Marineminister Monis wegen der dunklen Rochette-Angelegenheit als nächstes Opfer dahingegangen. Das ist ja das Bezeich nende für den zerrütteten Zustand der gesamten Verhältnisse Frankreichs, daß jeder Reinigungs prozeß gleich zu einer Entladung aller Leiden- schäften führt. Der Sozialist JaurSs, der als Obmann die Untersuchung führt, hat eS der Republik zum Ruhme angerechnet, daß sie die Austragung solcher Prozesse nicht nur wie ein notwendiges Uebel ertrage, sondern sie benutze, uni neue Kraft und Tüchtigkeit zu entfalten. Schön gesagt. So aber ist e.S doch sticht, daß etwa diese wiederkehrenden Säuberungen zu vergleichen wären mit dem Scheuerlappen fanatismus einer braven Hausfrau, der regel mäßig seine Genugtuung erleben muß. Eher paßt ein anderer Vergleich: der Schwamm ist im Hause. Die Monarchisten wissen einfachen Rat: Niederreißen! Sic vergessen, daß es auch unter der Monarchie wahrhaftig nicht an den schlimmsten Verderbuiserscheinungen fehlte. An denr napoleonischen Hofe trieb sich manch aben teuerliche Gestalt herum, die im ersten Wind zug wie ein zermürbter Vogelbalg zerfallen wäre, wenn sie nicht von der kaiserlichen Huld behütet gewesen wäre. Ob Republik oder Mon archie — das politische Leben Frankreichs war immer — wie konnte es anders sein ? — genau so beweglich, wie das französische Wesen an sich ist. Es brachte vorzügliche Männer hervor, man denke z. B. an den vortrefflichen Thiers, an Waddington, Ferrh, Waldeck-Roussean und andere, die selbstlos dem Vaterlande dienten; aber nur zu oft hat der Ehrgeiz gerade die Fähigsten auf die steile Bahn getrieben, auf der das Untcrscheiduugsvermögen für Recht und Un recht zu schwinden beginnt. 25 Jahre Reichsmarineamt. Von Geh. Admiralitätsrat Paul Koch. Kaiser Wilhelm II. hatte kaum die Zügel der Re gierung ergriffen, als auch schon erkennbar ward, wie er gesonnen war, seiner Marine eine erhöhte Für sorge zuzuwenden. Zuerst trat dies in der Schaffung einer veränderten organisatorischen Grundlage für die oberste Znstanz in die Erscheinung. Schon ganz kurz nach dem Regierungsantritt wurde der Chef der Admiralität, General von Loprioi, von seiner Stellung entbunden und statt dessen der Vize admiral Graf von Monts zum Kommandierenden ! Admiral und gleichzeitig zum stellvertretenden Chef f der Admiralität ernannt. Während die eigentliche l Organisation der Marine auf Grund des Reglements i vom Juni 1854 unverändert feststand, hatte die oberste ' Spitze inzwischen mannigfache Wandlungen erfahren, f Zuerst eine Abteilung des Kriegsministeriums, war l sie im November 1853 als eine dem Staatsministe- j rium unterstellte Admiralität selbständig geworden. Zm Jahre 1859 fand innerhalb dieser Behörde eine Trennung der Kommandobefugnisse und der Verwal tung statt, uich diese wurde 1861 unter förmlicher Auf. lösung der Admiralität dem Kriegsminister v. Roon als Marineminister nebenamtlich übertragen, während der Ceneralinspetteur der Marine die obersten Kcmmandobefugnisse wahrnahm. .Das.Mariyeministerium waltete seines Amtes unter mannigfachen' Reibungen mit dem Ober kommando bis nach dem Französischen Krieg; dann wurde er durch Kaiserliche Order am 31. Dezember 1871 wiederum in eine Admiralität umgewandelt, deren Chef, d:r Generalleutnant v. 2 tos ch, in seiner Person die obersten Kommando- und Verwaltungs befugnisse von neuem vereinigte. Es muß eigentlich wundernehmen, daß diese Be hörde nahezu 18 Jahre lang hatte bestehen können, deren Chef zugleich als Oberbefehlshaber Sr. Maj. dem Kaiser verantwortlich und als Verwaltungschef zur Rücksichtnahme auf das Parlament, auf den Etat und auf gesetzliche und verwaltungstechnische Bestim mungen genötigt war. Nur den immerhin noch kleinen Verhältnissen, dem großen Ee'chick der beiden Chefs der Admiralität und letzten Endes dem ge ringen Interesse der öffentlichen Meinung in den Angelegenheiten der Marine war es zu danken, wenn d':e"Dinge bis zuletzt glatt gingen, und wenn auch unerfreuliche Ereignisse keine weiteren Kreise zogen. Dem Grafen v. Monts war es nickt bcschieden, die durch seine Ernennung anqrdeutete Wandlung noch mitzuerleben und durchzuführen, denn er wurde im Januar 1889 nach schwerer Krankheit aus dieser Zeit lichkeit abberufen. So war es denn auch noch kein Seeoffizier, der in den parlamentarischen Erörterun gen über den neuen Organisationsplan die Verhand lung führte, sondern Fürst Bismarck selbst mußte den Nachweis erbringen, daß es sich hier nicht um „uferlose Pläne", sondern lediglich darum handelte, wie bei der Armee eine Art von Korpskommando neben die dem Kriegsministerium gleichartige oberste Verwältungsinstanz zu stellen. Durch Order vom 30. März 1889 wurde die im Etat genehmigte neue Organisation durchgeführt. Es sollte nunmehr der vom Kaiser ernannte Kommandie rende Admiral das Oberkommando nach Allerhöchsten Anordnungen führen, während die Verwaltungs instanz dem Staatssekretär des Rcichsmarineamtes übertragen wurde, d-r, nach Maßgabe des Stell vertretungsgesetzes selbständig, formell dem Reichs kanzler unterstellt blieb. Gleichzeitig wurde für die versönlicken Angelegenheiten der Seeoffiziere und die Vermittlung der Anteilnahme Seiner Majestät an den Vorgängen innerhalb d:r Flotte ein besonderes Marinekabinett nach Analogie des Militärkabinetts geschaffen. Auch dem ersten Staatssekretär des Reichsmarine- amtes, dem Konteradmiral Hansen, war keine lange Amtsdauer beschicken, ein auf langen See reisen erworbenes schweres Herzleiden nötigte ihn, schon nach Jahresfrist seine Verabschiedung zu er bitten. An seine Stelle trat Konteradmiral Holl- mann, der sieben Jahre später durch den jetzt noch im Amt befindlichen dritten Staatssekretär, den nun mehrigen Großadmiral v. Tirpitz, ersetzt ward. Es ist hier nicht der Ort, die mannigfachen Ueber. qangsschwierigkeiten zu erläutern, denen das Zu sammenarbeiten des Oberkommando, mit dem Marineamt ausgesetzt war. Diese kamen am besten dadurch zum Ausdruck, daß sich bei der Armee das Verhältnis der persönlichen zu den sachlichen Aus gaben im allgemeinen wie 1 zu 2 stellt, während bei der Marine die Ausgaben für das Schifssmaterial, die Werften und Jndiensthaltungen fast das Sieben fache der Aufwendungen für persönliche Zwecke er- f fordern. Es konnte nicht ausbleiben, daß das Ober kommando seinen Einfluß auch auf die materielle Entwicklung, insbesondere bezüglich L«er militärischer Eigenschaften der Schiffs auszudehnen bestrebt war. während der Staatssekretär hier Rücksichten zu : nehmen hatte, die der nur militärisch verantwortliche i Kommandierende Admiral nicht nach Maßgabe ihres finanziellen und polnischen Schwergewichts einzu schätzen genötigt war. Es forderte mehrjährige Er fahrung, bis für beide Teile die maßgebenden in der Natur der Sache begründeten Nichtungslinien voll erkannt wurden, und erst dem Staatssekretär v. Tirpitz war es bcschieden, die Allerhöchste Genehmigung zu. einer nochmaligen am 14. März 1899 durch.geführten Neuregelung zu erbitten, bei der unter Erhaltung des Rcichsmarincamts in seinen bisherigen Aufgaben Se. Maj. de: Kaiser selbst das Oberkommando über nahm. das in seinen verschiedenen Bestandteilen den Chefs der Flotte, den Marinestationschefs und den Chefs des Admiralstabes übertragen wurde, auf den die wichtigsten Aufgaben des bisherigen Ober kommandos übergingen. Seit 16 Jahren ist die Tätigkeit des Reichsmarinc- amtes gekennzeichnet durch die Ausführung des Flottengesetzes; diese bei allen Parteien des Parla mentes und in den weitesten Schichten der Bevölke rung in ihrer Bedeutung und inneren Berechtigung anerkannte Grundlage unserer Wehrmacht zur See hat dieser auch bei den fremden Mächten die Be wertung verschafft, daß sie als Werkzeug des Friedens auch dem stärksten Gegner Achtung abnötigt. Der Rückblick auf dieses für die Geschichte der Marine wie mr die politische Stellung unseres Vaterlandes gleich bedeutsame Werk läßt die „25 Jahre Marine amt" als eine Epoche erscheinen, auf die nicht nur die Angehörigen des Amtes, sondern mit ihnen die Marine als Ganzes und in gleicher Weise unser ge samtes Vaterland mit freudigem Stolze zurückblicken dürfen. ?olitiseke Uebersietü Vie Ernennung -es neuen Statthalters -er Neichslan-e ist zu der Stunde, da wir dieses schrieben, noch nicht bekanntgegeben. Die „Voss. Ztg.'^ will sogar wissen, daß die Entscheidung bis nach der Rückkehr des Kaisers von der Korfureise hinaus geschoben sei. DaS möchten wir für nicht zu treffend halten, vielmehr wird es wohl so wer den, wie der „Berl. Lok-, Alnz." mitteilt, daß die Ernennung des Herrn von Dallwitz un mittelbar bevorsteht. Diese Auffassung wurde uns auch aus Bundesratskreisen, die mit den Reichslanden in Verbindung stehen, bestätigt, und man fügt dort hinzu, daß man von Herrn von Dallwitz' vornehmlich das Eine erhoffe, daß er für Liebeswerbungen von nationalistischer Seite und von der der Notabeln unzugänglich fein wird. Bezeichnend ist auch, daß die „Deutsche Tageszeitung", die in dieser Richtung einige Ver bindungen haben dürfte, die Ernennung des Herrn von Dallwitz sehr wahrscheinlich nennt und ihn und das Reichsland bereits zu der Wahl beglückwünscht. Nach einer Meldung des „Berl. Lok. Anz." soll zum Nachfolger des scheidenden Ministers des Innern Herr v o n Wind heim, der der zeitige Oberpräsident von Ostpreußen, erwählt sein.' Herr von Windheim ist ein Parteikonser vativer erster Ausprägung und hat sich in die sem Sinne, nämlich durchaus als Parteimann, auch in Ostpreußen betätigt. Auch bei dieser Gelegenheit fällt das seltsame Natnrspicl auf, daß alle starken staatsmännischen Begabungen offenbar auf die Kreise des preußischen Klein adels beschränkt zu sein scheinen. Deutsche un- an-ere Sol-atenstiefel. Nach Berichten, die innerhalb einzelner Heeresverwaltungen über die Eriahrungen aus den letzten beiden Balkan kriegen zu sammengestellt und uns zugänglich gemacht wor den sind, betrug die Fe l d z u g s d a u e r eines Paars Soldatenmarschstiefcl höchstens zwei Monate. Tie griechische Armee, die in ihren Reihen viel Freiwillige zählte, von denen ein großer Teil eigenes Schuhmerk trug, hat sogar noch schlechtere Erfahrungen gemacht, da dort die Durchschnittsleistung des Stiesels mit nur vier bis fünf Wochen angegeben wird. Unser deutsches Schuhzeug dagegen bietet für Haltbarkeit selbst bei größter Ab nutzung eine viel wcitergehendc (gewähr. Es werden ausschließlich die besten Materialien verwendet. Fiskalische Rücksichten treten grund sätzlich in den Hintergrund. Entscheidend ist le diglich die Rücksicht auf Kriegstüchtigkeit. Außer dem erfolgt die Herstellung des gesamten Schuh zeuges für unser Heer wegen der besonderen Wichtigkeit nur in staatlichen Werkstätten (Beklei- dungsümtcrn) und unter dauernder strengster Auflicht. Ter Ersatz im Kriege regelt sich nach dem tatsächlichen Verbrauch, nicht etwa nach einer reglementarischen Tragezeit, die nur als Anhalt für vorbereitende Mobilmachungsmaß nahmen dient. ES ist aber mit Sicherheit anzu nehmen, daß unser Schuhzeug die dafür in der Bekleidungsordnung I vorgesehene Tauerzcit von sechs Monaten auch aushält. Deutsche Verluste in Mexiko. K.p. Die Deutschen, die unter Porfirlo Diaz in Nordmexiko erfolgreich ihren Geschäften nachgehcn konnten, haben mit ganz geringen Aus- nahmen jetzt das Land verlassen und war ten jenseits des Rio Grande die Entwicklung der Dinge ab. Auch der Kaiserliche Konsul Otto
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