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Sächsische Elbzeitung Sächsische Schweiz und Wissen", Nr. 188 . - . .. uni-rb-liung-d-tt»,--. x,gg Lgtzgn im Bild der Frau". Illustrierte Sonntagsbeilage " —«usiverrung, Betriebsstörung usw. berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitunz Uich>crscheinen «inzelner Nummern infolge tzStzcrcr wewatr, . , . Bad Sckandau, Sonnabend, den 1Z. 6ugust 1927 71. ^akrgang Tageblatt für die Lntbittt die amtlichen Bekanntmachungen für den Stadtrat da^ »ernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 - Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau ZMLIWMWMZ Ständige Wockenbeilsgen: Tageszeitung für die Landgemcinoen Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenncr», dors. Krippen, Lichtenhain, Mittclndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwit;, Prossen, Rathmannsdorf, Reinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Wallersdorf, Wcndischfähre. sowie für das Ecsamtgebiet der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Nohrlapper Anzeigenpreis (in RM.): Die 7gespaltene 88 mm breite Petitzcilc 20 Pfg., für aus wärtige Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Neklamezeilc 80 Pfg. Tabellarischer Saß nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Die „Autonomie" des Memellandes Flip eilige Lese?. * Ilum Vcrsassunastagc sandte» mehrere src"Hc SE'iots- obcrbänptcr, darunter Präsident Coolidge, an den Reich», praß- deuten Glückwunschtelegramme. * Die Ausstellung »Das junge DcMschtand" wurde in Berl», iii Anwesenheit des Reichskanzlers Dr. Marx crossuct. * An Arland bat der Beschluß der Republikanischer: Bartet, dem ^iönig den Treueid zu leisten und die Sitze im Parlament cinzunehmcu, eine Regierungskrise hcrbcigcfuhrt. * Das griechische Koalilionskabinctt ist durch dc» Austritt der royalistischcu Kabiucltsmilglicdcr gesprengt worden (Ku den Neuwahlen des memelländischeu Landtages am 30. August.) Bon vr. Reinhold Zenz-Königsberg. Der litauische Staat hat sich nach der Annexion des Memelgcbictcs im Jahre 1923 der Botschafterkonfcren; gegen über verpflichtet, die im Memclstatut festgelcaten selbftberr- lichen Rechte des Gebietes zu wahre». Der Völkerbund, der über die Ausführung des Statutes zu wachen hätte, kümmene sich aber jahrelang nicht um litauische Vertragsbrüche, bis sich endlich Deutschland im Frühling dieses Jahres der memel- ländischen Beschwerden annahm nnd ans der Jumtagimg in Gens die Stellungnahme des Völkerbundes erzwinge» wollte. Als die Litanei sahen, daß cs ernst wurde, gab ihr Minister präsident Voldemaras das feierliche Versprechen ab, dic memelländischen Beschwerden abzustellen und die Selbständig keit des Memellandcs in vollem Umfang wieder herzustellcn. Das einzige, was Voldemaras von diesem Versprechen eingelöst hat, ist die Anberaumung der Neuwahlen zum memelländischen Landtag auf den 30. August dieses Jahres, das heißt, auf den spätesten Termin, den er seinem Verspre chen gemäß wählen konnte. Daß die Wahlen soweit hinaus- aeschoben wurden, genügt schon, um den schlechten Willen Litauens zu beweisen, denn auf diese Weise soll es vermieden werden, daß die neuen Verstöße gegen das Antonomiestatut, die zur Wahlverfälschung begangen werden, schon auf der Scp- tembertagung des Völkerbundes zur Sprache kommen. Wenn soeben von neuen Verstößen die Rede war, so sei zunächst daraus hingewiesen, daß der normale Zustand, den Voldemaras wieder Herstellen wollte, in keiner Weise vorhan den ist. Auch heute noch steht das Mcmelgcbiet völlig unge- setzmäßia unter Kriegsrecht und Pcessezensur, die bei dem letzten Umsturz in Litauen, am 17. Dezember 1926, einfach auch auf das Memelgebiet übertragen wurden. Ist unter Kriegsrecht und Pressezensur überhaupt schon kein unbeein flußter Wahlgang möglich, so erst recht nicht, wenn sie von Litauern ausgeübt werdon. Es war der litauische Kriegs- kommandant, der es durchsetzte, daß der ihm unbequeme erste memelländische Landtag aufgelöst wurde. Er arbeitet mit dem ungesctzmäßigen Landesdlrektorium zusammen, dem der Landtag das Vertrauen versagt hatte, weil er mir ans Großlitauern besteht, und läßt von diesem Landesdirektorium aus politischen Gründen Massenverabschiedungen von deut schen Lehrern vornehmen. Alls einen Protest der beiden bür gerlichen Parteien gegen die Zerrüttung der memelländischeu Schulverhältnisse, bei der auf Voldemaras' Genfer Verspre chungen hingewiesen war, gab das Direktorium die bezeich- nende Antwort: „Von eine»! Versprechen Voldemaras' in Genf ist dem Direktorium nichts bekannt." Dem Kriegskommandanten scheint von diesem Versprechen .edjllfalls nichts bekannt zu sein. Obgleich der Ministerpräsi dent in Gens feierlich versicherte, die Rechte der juristischen und natürlichen Personen würden in vollem Maße gewahrt, gehen die Eingriffe des Kricgskommandanten in die persön liche Freiheit des Einzelnen so weit, daß er einen harmlosen Uhrmacher verhaften ließ, weil ein ihm befreundeter Landrat vergessen hatte, die erstandene Uhr aufzuziehen, und daher glaubte betrogen worden zn sein. Einer der Hauptpunkte der memellcmdischen Beschwerden, die allgestellt werden sollten, war die um Weihnachten erfolgte Ausweisung der drei reichs- bentschcn Redakteure in, Memelgebiete, für die kein Ersatz zu schassen ist. Die Ausweisung wurde damals suspendiert, ist aber bis hente noch nicht aufgehoben. Als dieser Tage einer Beser Herre» an einer Pressefahrt in Deutschland teilnehmen wollte, wurde ihm erklärt, daß er auf eine Erlaubnis zur Einreise nicht rechnen könne.. Den gleichen Bescheid erhielt 0ie Gattin eines anderen Redakteurs, die am Begräbnis ihrer Mntter in Deutschland teilnehmen wollte. Diese Beispiele genügen zur Erläuterung, wie der Kriegskommandant im Wahlkampfe Vorgehen wird. Schon heute sind alle Maßnahmen getroffen, nm ans alle cMe z» verhindern, daß der neue Landtag wiederum 27 de>lt,che Abgeordnete gegenüber 2 Großlitauern zählen wird. me Wahllisten mußten auch Personen ausgenommen wer den. die »ach dem Memelltatiit nicht als memelländische Bür- ler zu zählen sind. Um aber das Wahlergebnis noch tn letzter Ltuiide falschen zu können, hat der grvßlitanische Vorsitzende der Wahikreiskommission als Vorsitzende der Stimmbezirks- komnnssion 200 Swcklitancr eingesetzt, unter denen sich außer solchen die kciu Wort deutsch verstehen, auch Analphabeten besinde'n die, nebenbei bemerkt, in Litauen nicht selten sind, ^a die Stunmbezirkskvmmissivnen darüber zu beschließe» ba- ben in melcher Sprache das Wahlprotvkvll zu führe» ist, werde» wohl die meiste» Protokolle litauisch geführt werden, dessen die Mcmelländer nicht mächtig sind. Selbst die Um- gangssprache der im Memelgebiet eingeborenen Litauer, die alle die deulsche Sprache beherrschen nnd 1925 bei der ersten Landlagswahl mit der Stimmabgabe sür deutsche Listen ihre ijngehörigkeit zum dentschcn Kulturkreis bewußt betont ha- ben, ist gnlndverschieden von der titanischen Schriftsprache. Wo der Kriegskommandailt nicht unmittelbar eingreifen kann, arbeitet für ihn der Zensor. Er hat cs sogar fertig ge bracht, daß die Erklärungen, die Voldemaras in Genf gegeben Halle, von der memelländischen Presse nicht gebracht werden dnrslen. Hente, mitten im Wahlkampfe ist es der dentschcn Pressc im Mcmelgcbiet noch nicht gestattet, Lügen nnd Ver- hetznngen der litanischen Presse richtig zu stellen. Ter litau- ische Gouverneur in Memel versprach zwar auf einen Protest der bürgerlichen Parteien hin. die unterschiedliche Behänd- I lnng der Presse zn beseitigen, aber die memclländischc Presse I durfte nicht einmal den Protest veröffentlichen, geschweige den», daß sich die Verhältnisse geändert hätten. Noch heute muß jede Zensurlücke durch cmdereu Text oder Inserate un kenntlich gemacht werden. Geschieht dies nicht, so wird der verantwortliche Redakteur verhaftet, was bereits einmal geschehen ist. Wie unter solchen Umständen die Wahleit am 30. August den unverfälschten Willen der memelländischen Bevölkerung zum Ausdruck briugeu sollen, ist unerfindlich. Tic Hoffnung, daß im letzten Angenblick ein Wandel cintritt, besteht nicht, weil Voldemaras, jclbst wenn er wollte, nicht die Macht dazu hat, seinen Willen dnrchznsetzen. Tentschland, das sich seiner vergewaltigten Stammesgenvssen aus der letzten Völkerbunds- lagnng annahm, hat daher die moralische Pflicht, heute schon mit allem Nachdruck darauf hiuznweisen, daß Litauen sein Versprechen nicht gehalten hat, daß die Verhältnisse im Me- melgebi^ schlimmer sind als zuvor und daß von einer Wahl freiheit sür den kommenden Landtag nicht die Rede sein kann. So wird es sich dann vielleicht erreichen lassen, daß die Memelfrage schon wieder ans der Scplcmbcrtagmm des Völ kerbundes znr Sprache gelangt, damit Litauen nicht bis zum Frühjahr freie Hand bleibt, seine gewaltsamen Entbeut- lchnugsmethoden im Memelgebiet durchznsührcn. „Das junge DeutfGSnnd" Eröffnung der ZnngdenWtUw- AMellung. Im S ch l o ß B c l l c v u c zu Berlin. Die ncucrrichtctc Festhalte im Park des Schlosses Bellevue sah Freitag in ihren Räumen die Eröffnung der Ausstellung „Das junge Deutschland". Unter den Ehren- gästen sah man zahlreiche Vertreter der Reichs-, Staats, und Gemeindebehörden und sonstige hervorragende Per- sönlichkcitcn, so Reichskanzler Marx, Rcichsinncn- Minister von Ken dell, Reichsminister a. D. Külz, Ministerpräsident Deist von Anhalt, Dr. Deit mer, Weihbischof von Berlin. Der Vorsitzende des Ncichsansschusses der deutschen Jugendverbändc, Ollen- hauer, wies in seinen Eingangsworten auf den Zweck der Ausstellung hin. Die Ausstcllnng soll nicht nur für den Gedanken der Freizeit der Jugend werben, sondern darüber hinans.dic Leistung der deutschen Jngcnd im Nahmen der allgemeinen Volksentwicklung anfzcigcn. Mit einem Gelöbnis, das; das „Volk von morgen" an der Herbeiführung wahrer Volksgemeinschaft Mit arbeiten wolle, schloß Ollcnhaucr seine Rede. Reichskanzler Dr. Marx erklärte im Auftrag des Reichspräsidenten, daß dieser durch sein dringendes Urlaubsbedürsnis zn seinem größten Bedauern verhindert sei, die Ausstellung selbst zn eröffnen. Der Reichskanzler knüpfte dann an die Vcr- fassungsfcier an und fnhr darauf fort: Seit Jahren sehen wir mit Freuden, wie die Kraft der deutschen Jugend sich erneuert, wie ein neuer Geist in ihr erwacht, der nach kultureller Geltung strebt, ein I Geist der Gerechtigkeit und Gcmctnschschast, der zusammcn- führt und zusammcnhält. Ter deutschen Jugend die StaatS- und Wirtschaftsordnung zu bereiten, die dem jungen Volle Recht, Freiheit nnd Wohlfahrt gibt, ist der Führer des Reichs schwerste und höchste Pflicht. Möge die Ausstellung dem hohen Ziele dienen, ein Stück wissenschaftlicher und praktischer Arbeit für die Jugend zu leisten, möge sic ein Auftakt sein zu gemein samer Arbeit der Jugend aller VolkSlrcisc. Nun erklärte der Reichskanzler die Ausstellung für eröffnet und es folgte ein allgemeiner Rundgang durch die Ausstellungsräume. Dabei nahm das Wort Reichsinnenminister von Keudell, der u. a. sagte: Dem, was der Herr Reichskanzler voryin gesagt hat, möchte ich einige persönliche Gedanken hinzn- fügcn, die sich aufdrängcn, wenn man sich mit den Pro blemen der Jugendbewegung befaßt. Unwillkürlich hat man das Empfinden, daß die Jugend vor 30, 10 Jahren viel harmloser, naiver und vielleicht auch freudvoller war. Die heutige Jugend ist viel weiter, die Arbeit unserer Jugendbewegung viel positiver in; Vergleich zu den Zeiten, die wir Alteren durchlebt haben. Zweifellos spielt in diefer Struktur der Jugcndbcwcguug die Not nnd Qual unseres gesamte» Volkes mit, die wir durchlebt haben und die ihren stärksten Ausdruck in der für Pres sionen empfänglichen Jugend gefunden hat." Die Rede des Neichsinncnmimsters klang aus in der Aufforderung zur Duldung und Toleranz unter Wahrung aller natio nalen Interessen. Zu Beginn der Feier nnd bei ihrem Beschluß sangen Studenten vierstimmige Sätze alter Musik. Während des Verlaufs der Ausstellung sotten Aufführungen und fest- licüe Veranstaltungen der Jugendverbändc vor sich gehen. Heute kein Start der Ozeanflieger Begleitung der Flieger bis Irland geplant Der Freitag war der letzte Tag der Vorbereitungen für den Ozeanslug. Die Maschinen sind nunmehr, nach, dem sie noch einmal gründlich überholt wurden, wieder zusammengesetzt und machen die letzten Probeflüge, um neben der allgemeinen Prüfung namentlich das Funk, gerat auszuprobieren. Übrigens sind die in den letztem Tagen von anderer Seite verbreiteten Nachrichten, daß dw Flugzeuge auch Sender an Bord führen, falsch: sie fuhren vielmehr nur Empfangsgerät mit. Heute Sonnabend werde» sich wohl die Flieaer vor allen Dingen ausruhcn. In Kreisen der Leitung der Junkers-Werke rechnet man für Sonnabend abend mit dem Start, wenn nicht außergewöhnliche Verschiebungen der Wetterlage eintretcn. Der Start soll aber noch bei Tageslicht erfolgen. Nach dem Aufstieg eines der beiden rz-lngzeuge wird zunächst ein lichtloses Flugzeug starten, und zwar die größte Junkers-Maschine, die 15 Passa- g ere faßt. Vor allein aber soll diese Maschine, die dann bis zum Aufstieg des zweiten Flugzeuges in der Luft kreist, die „Europa" und die „Bremen" bis nach Irland begleiten, um den Besatzungen der beiden Ozeanmaschlnen während dieses ersten Teiles des langen -eluacs die Arbeit der Orienticruna wäbrond der Nacht vis zum Morgengrauen abznuchmcu. Deshalb wird das lichtlose Flugzeug mit großen Scheinwerfern ausgerüstet, die den Ozeanmaschinen den Weg weisen. Auf diese Weise soll die Kraft der Ozeanflieger zunächst geschont werden, da die Schwierigkeiten des Fluges ohne- hin so groß sind, daß sie ihre Nerven bis zum letzten brauchen werden. Auch die lichtlose Maschine hat kein Sendegerät an Bord. Die Route des erste« Teiles des Fluges geht über Magdeburg, Ha nu ober, Amsterda m. Wie sie über den Ozean verläuft, hängt von den Wetterverhält- nissen ab. Der amerikanische Botschafter Schurman emp. fing den Ozeanflieger Könnecke nnd dessen Begleiter, Gras Solms. Der Botschafter erknndlgte sich mit großem Inter- esse nach den von Könnecke getroffenen Vorbereitungen für den Flug und erklärte, er beabsichtige, dem Start des Flugzeuges von Berlin beizuwohneu, um den Fliegern persönlich Lebewohl zu sagen und seine besten Wünsche für ein Gelingen des Fluges auszusprechen. Könnecke wird aber voraussichtlich später über den Ozean fliegen als seine Dessauer Kollegen. Die „Miß Columbi a" wartet in Paris nur noch auf günstige Wettervoraussagen, die den Flug über den Ozean erlauben. Drouhin hat indessen erklärt, daß er nicht die Absicht habe, in Philadelphia zn landen, wie Levins