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Billigste Tageszeitung im Erzgevuu^ Berantumrttichrr Redakteur: Er«ft A««ee, Aue Erzgebirge - Redaktion u. Expedition: Au», Marktstraße. Tageblatt für die Stadt Aue and «»scheint ' täglich Nachmittags, außer an Sonn- u. Aeierlagen. — Preis pro Monat frei ins Hau« 20 Pfg., abgeholt 15 Pfg. — Mil der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspirgrl Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. Nr. 64 Dienstag, den 20. März 1900. ttmgedimg. Inserat» neeinfpältige Petitzeile 1« Pf«., «u.filch/ «8*/, Rabatt. — Bei größeres Jüferater ». mehrmaliger Aufnahme wird entsproa ent höherer Rabatt gewährt. AlleIqstflusfalten und Landbriesträger pehmen Bestellungen an. IS. JahMng. Haushaltplan Aue Nachdem der Haushaltplan für das Jahr 1900 im Druck erschienen ist, kann derselbe gegen Erstattung der Druckkosten von 50 Pfg. in unserer Stadtrasse abge holt werden. Aue, den 16. März 1900. Der Rat der Stadt. Dr. Kretzschmar, Bürgerm. Enigl. Deirtsetze* 169.Sitzung vom 16. März Tagesordnung: Fortsetzung der 3. Lesung der lex Heinze. Zunächst wird über den Antrag auf Debatte schlutz (über Kunst- und Theaterparagraphen) abge stimmt, welcher gestern wegen der Beschlußunsähigkeit des Hauses unerledigt bleiben mußte. Abg. Singer (Soz.) beantragt namentliche Abstimmung. Diese er- giebt Annahme des Schlnßantrages mit 186 gegen 82 Stimmen. 8 184 wird in einfacher Abstimmung angenommen. Bei Z 184a (Kunstparagraph) erfolgt zunächst die Annahme des Kompromißantrages Gras Bernstorfs- Lauenburg und Gen. in einfacher Abstim- mung. Die vom Abg. Singer (Soz.) beantragte na mentliche Abstimmung über den 8 184a wird vom Präsidenten abgelehnt. 8 184b wird sodann mit 166 gegen 124 Stimmen angenommen. Zu 8 184c, der in völliger Uebereinstimmung mit dem bestehenden Gesetz und lediglich in etwas anderer redaktioneller Fassung Aergernis erregende Mitthei lungen aus ' nicht-öffentlichen Gerichtssitzungen oder aus bezüglichen amtlichen Schriftstücken unter Strafe stellt, nimmt Abg. Stadthagen (Soz.) das Wort, uw in längerer Rede sich gegen die Aufrechthaltung dieser Strafbestimmungen auszusprechen. . Redner bittet dringend um Ablehnung des 8 184c. Nach einigen Bemerkungen des Abg. Heine (Soz) wird ein Schluß antrag der Majoritätsparteien angen immer». Ueber 8 184e muß auf Antrag des Abg. Singer wieder namentlich abgestimmt werden. 8 184e wird mit 1S6 gegen 73 Stimmen, bei 2 Stimmenenthaltungen, aus rechterhalten. Morgen 11 Uhr: Fortsetzung der heutigen Be ratung. Schluß 7 Uhr. An*-e* pstttiseheir Welt. Deutschland. * Die Versuche, ein Kompromiß betreffs deS Fleischbeschaugesetzes herbeizusühren, sind vorläufig ge. scheitert. * In Württemberg ist wie in Preußen eine Be wegung zu Gunsten einer Warenhaussteuer im Gange. Die Steuerkommisston des Landtages lehnte jedoch einen dahingehenden Antrag ab. Der Minister deS Innern v. Pischnek und der Finanzminister v Zeyer hatten ihre lebhaften Bedenken hervorgehoben und empfohlen, die Erfahrungen abzuwarten, die man in Preußen mit^ dieser Steuer machen werde. * Die Meldung der Münch. N. N. betreffend die Bagdadbahn, die Errichtung einer deutschen Kohlen station auf El Kueit usw. wird non zuständiger Seite als falsch bezeichnet. Ausland. * Wien, 16. März. Einer Meldung aus Rom zu folge circuliren daselbst politische Gerüchte, daß die Dreibundmächte Vereinbarungen wegen freundschaft licher Vermittelung im Transoaalkriege getroffen hätten. De* LL*leS iir * Das englische KriegSamt hat Mittwoch Abend eine Verlustliste herausgegeben, welche ganz neue Ziffern bringt. Sie zählt auf: Offiziere tot, im Kampf gefallen 194, Offiziere verwundet 601, Offiziere gefangen ISO, Mannschaften tot 1847, Mannschaften verwundet 8755, Offiziere und Leute Krankheiten er legen 955, Mannschaften gefangen 3372, Gesamtver luste: 15 847, mit den Kranken dürfte der Gesamtver- lüft der Engländer bereits aus 20 000 zu veranschla gen sein. * Bethulie, 15. März. Am 13. erklärte Krüger den Oranje-Freistaat als zur Südafrikanischen Republik gehörig. * Bloemfontein, 15. März. In Erwiderung aus die Proclamation des Feldmarschalls Lord ltobertS haben sich bisher 400 Freistaat-Boeren ergeben. Der Gouverneur Pretymann erließ eine Proclamation, in welcher er die Farmer aufforderk, ihre Produkte auf den Markt zu bringen, um sie der Heeresverwaltung anzubieten. Außerdem Hat er Vörsörge gektvffen, daß der bürgerliche Markt nach wie vor abgeyakten werde. Die große Mehrheit der Freistaat-Boetett' kehrt in ihre Wohnungen zurück. * London, 16. März. AUS Vanzyl ick' Kvpland wird vom Donnerstag AbeNd gemeldet: Die Infan terie des Generals EleniefikS überschritt heute früh morgens den Oratijefluß in Booten und setzte sich auf dem Norduser fest: Die Buren waren auf den jen seitigen Hügeln verschanzt, wurden abet überrascht und hinderten den Uebergaüg nicht. GS wird jetzt eine Schiffbrücke gebaut, um die Geschütze hinüber zuschaffen, ein baldiger gewaltsamer Vorstoß ist sicher. * London, 17. März. Eine Depescht Lütd Roberts an das Kriegsamt aus Bloemfontein vom 16. März besagt: General Pole Earew ist in Sptingfteld einge troffen, so daß Bloemfontein jetzt thatsächtich in Ver bindung mit Kapstadt steht. Die Proklamation hat bereits eine ausgezeichnete Wirkung. 100 Burghers haben die Absicht ausgesprochen, ihre Waffen auszu liefern und zu ihren ftariüen zurückzukehren. D e * in i fetz t e Deutschland. 8 Berlin, 16. März. Die Verhandlungen zwi schen den streikenden Tischlern uno den Arbeitgebern haben dahingeführt, daß heute eine Sitzung des Ei- nigungSamteS für Beilegung des Streike- stalfin den soll. 8 Berlin, 17. März. W>e dein „Berliner TM." gemeldet wird, verunglückten in Grube Altscherb.-n bei Niedberg 3 Bergleute durch giftige Gase. Emer von ihnen ist bereits gestorben. 8 Cassel» 17. März. Ein mysteriöser Mord wurde hier zufällig entdeckt. In einer benachbarten Feid- markung wurde in einem Ltrohhaufen heute die Leich? eines Unbekannten ausgefunden, dessen Schädel zer trümmert war. 4 Burschen wurden als der Blutthat verdächtig festgenommen. D Am Donnerstag Nachmittag entgleiste ein Ar beiterzug der der Friedenshütte bei Kneuttingen in Lothringen gehörigen Ptioatbahn. Zwei Arbeiter, die unter die Maschine geraten waren, waren sofort tot, drei starben auf dem Transport, fünf sind teils schwer, teils leicht verletzt. ' 8 Auf dem HöffnungSschacht bei EtStebM wurden Auf falschem Wege. Roman von Oswald Reicher. 1t „Mit Vergnügen," erwiderte der Direktor, entzückt von seinem Erfolg. „Haben Sie mir noch etwas aufzutragen, mein liebes Kind? Soll ich zu Villardt gehen? Sie müs sen Diamanten haben, wenn Sie bei Hofe erscheinen. Ich werde die Hälfte seines Vorräte» gegen eine reiche Ent- fchädigimg von ihm entleihen. Sie müssen alle überstrah len, meine Teure." „Ich werde keine Juwelen tragen, Herr Graf." „K«ne Juwelen, Olga! Ich kannte noch keine große Sängerin, die nickt in Diamanten wahnsinnig vernarrt war. Sie werden doch wahrhaftig nicht im Ernst behaup ten wollen, daß Sie gleichgiltig gegen Diamanten sind?" „Nicht, wenn sft mein Cigeütum sind," erwiderte Olga mit ei,«em schwachen Lächeln, „aber ich trage niemals ge liehene." „Da» Mädchen ist eine Närrin," murmelte der Graf, al» er wieder auf der Straße war, „aber welche» Ta lent! E» giebt in ganz Italien, in ganz Europa keine solche Stimme wieder. Ich muß sie dazu bewegen, die Meden zu studieren. Sie liebt dieBühNenicht. Pahl Wa» hat ihre Neigung und ihre Abneigung mit deck Erfolg zu thun. Da» Konservatorium zu Mailand darf den Ruhm, die größte Sängerin der Welt ausgebildet zu haben, eitler kindischeü Laune zu Liebe nicht verlieren." . „Welch »ine wundervolle Blume!" risfManfretzVerdt, als sein -««und Lane die Rose, welche Graf Asti soeben bejthm znräckgelaffen batte, tn ein Gla» Wasser stellte. -Wie zart sind diese Blätter, wie beschckden. Gte muß «u» den Gärten der Erzherzogin kommen. „Mä^ich." „Möglich!" wiederholte der jnnae Italien«. Sie kein Herz? kein Blut in Ihren Adern? Bei Cupido und seinen Pfeilen, wen« ein schöne» Mäl^ ch«n mir solch' anmutstnnig, Gab« geschickt Hütt», wär» ich schon bi» über die Ohren in die Holde verliebt. Na türlich werden Sie der Daine Ihren Besuch machen, um Ihren Dank abzustatien. Ich werde Sie vorstellen." „Vielleicht, wenn mein Arm wieder geheilt sein wird." „Ihr Arm geheilt!" wiederholte der Marquis. „Wenn mich etwa» an Ihnen ärgert, ist es Ihre verteufelte Kälte! Der Arm geheilt! Aber Mensch, begreifen Sie denn nichts daß e» ein unschätzbarer Vorteil für Sie ist, im Inter esse der Dame verwundet worden zu sein. Der Dankbars keit ihre» Herzen» sind Sie gewiß, und wie nahe ist diese der Liebe verwandt." „Bor einem wärmeren Gefühl für mich schützt sie meine zigeunerhafte Gesichtsfarbe," bemerkte Lane bitter. „Sie sind in der Tbat für einen Engländer auffallend dunkel, aber wa» hat die Gesichtsfarbe mit den Launen de» Herzen» zu thun? Desdemona verliebte sich in de» Mohren Othello." Die Thür de» Zimmer» wurde plötzlich ohne alle Um stände aufgerissen und der Polizeihauptmann Ritter von Schnatt trat unangemeldet ein. Lane ahnte, was den streck gen Herrn zu ihm führte, sah sich aber jede Möglichkeit zut Flucht abgeschnitten, da der Korridor mit Bewaffneten an gefüllt war. „Herr Lane," sagte der Polizeihauptmann, „ich habt den Befehl, Sie zu verhaften." Manfred war wie versteinert. „Da» ist die Hand mei ner Tante," murmelte er endlich. „Mick zu verhaften?" wiederholte der Maler. „Wel chen Verbrechen» beschuldigt inan mich?" „Sie hatten ein Duell mit dem Grafen Pollini." „Ich war der Sekundant diese» Herrn," bemerkte der junge Italiener, seine Hand auf de» Engländer» Schulter legend, „und bin wohl in dein Verhaftungsbefehl «inge schlossen?" „Rein, He« Marquis," erwiderte der Beamte, sich höf lich verneigend. »Und wohin soll ich gebracht werden?" fragt« Larw, „In» Äefäygni», mein He«." „Herr Ritier vön Schnatt," sagte Manfred, „ich weiß, daß Sie em MaU» von Ehre und Zartgefühl sind. Die Anklage gegen meitieü Freund ist Vicht ernst gemeint. Wer hörw jemals, daß ein Kavalier um eines Duells willen verhaftet wurde. Mei» Vetter Pollini uiid ich haben we nigsten» ei» Dützend" ausgefochten, ohne von den Behör den deswegen belästigt zu werde» Handelte e» sich hier um ein politische» Vergehen, so würde ich nicht wagen, den leisesten Einwand zu erheben, auch jetzt beabsichtige ich dergleichen nicht, ich ersuche Sie nur, mir eine kurze Privatuntettedung mit Herrn Lane zu gestatten." Die Bitte wurde gewährt und die beiden jungen Leute auf einige Augenblicke allein gelassen. „Nur eine Frage," flüsterte der Italiener. „Haben Sie sich in irgend eine politische Jntrigue verwickelt, seit Sie in Mailand sind?" „Nein, auch nicht entfernt." „Dann wird e» mir gelingen, Sie In wenigen Tagen frei zu bekommen." > „Teurer Manfred, stürzen Sie sich meinetwegen nicht In vielleicht folgenschwere Unannehmlichkeiten." „Für west- sollte tch diese wagen, wenn nickt für einen Freund? Würden Sie mich in ähnlicher Lage in» Stich lassen?" „Gewiß nicht" »Seien Sie guten Mate», Ihre Hast wird nicht lange währen/ * * Manfred Verdi hatte sich nicht getäuscht, al» er in sei ner Tante die Urheberti» der Verhaftung Lane» vernn». tete. Die Herzogin von Pollini wat ein« Oesterreicherin von Geburt, und stolz auf ihren hohen Adel und den Ein- fluß, den sie aus die Btrekönigin besaß, deren erste Pa- tastdame fle lange Zeit geweseit n»ar. Die^Gleichheit der Charaktere und der Neigungen hatte sie Mit ihrer Gebiete- rt» aus» innigst« »«buiiden. 6S.1S