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Unterhaltung^ und Intelligenz-Blatt. 7. Stück. Sonnabends, den 16. Februar 1828. XV1 Jahrg. Vermischtes. Dieser Fingerzeig kommt aus England, und deutet auf ganz Europa. Das Parlament ist so eben am 29. Jan. von dem neuen Ministe rium , an dessen Spitze der Herzog von Welling ton steht, eröffnet worden. In der Thronrede zeigt sich offen die gänzliche Umwälzung, welche seit einigen Wochen in den Grundsätzen und der Politik Englands vorgegangen ist und auf ganz Europa Einfluß haben muß. Der König nennt den Großsultan seinen alten Verbündeten, beklagt äußerst die unerwartete Schlacht bei Navarin; die Minister nennen diesen Sieg einen unglücklichen und ungeschickten, rühmen das gute Betragen des Sultans dabei, erklären die Pforte für noth wendig für das Gleichgewicht Europas; hoffen, daß eine bestimmte Allianz zwischen der Türkei und England geschlossen und der englische Einfluß in Konstantinopel wieder allmächtig werde, und selbst durch die Rede des Königs die freundschaft lichen Verhältnisse mit den Türken würden wieder hergestellt werden. — Nun ist nur zu erwarten, wie Rußland und Frankreich sich erklären werden. Der 12. Februar sollte in Wien mit ausgezeich netem Glanze gefeiert werden, es ist der 00. Ge burtstag des Kaisers, und zugleich dm Aberglau ben zu Nichte machen : daß kein Kaiser von Oest reich 60 Jahr alt werden könne. Man spricht davon, daß Mannheim wieder zu einer Festung bestimmt seyn soll. Endlich wird's heller in den türkischen Angele genheiten! Man weiß jetzt mit voller Gewißheit, daß neue, sehr wuchtige Depeschen durch einen Eilboten über Wien an den russischen Gesandten nach Triest abgeschickt worden sind; bloß was die Depeschen enthalten, weiß man noch nicht. Es soll den Türken, die alle Schuld auf die Vor eiligkeit der Gesandten schieben, eine neue letzte Fnst gesetzt worden seyn.— Die Dresdner franzö sische Zeitung beweist klar — und stützt sich oa- bel besonders' auf das neue englische Ministerium und den Fürsten von Metternich — daß es kei nen Krieg geben werde. Nur schade, daß der Großsultan die Dresdner Zeitung sehr spät erhält. Nach der Berl. Zeitung ist das dicßjahrige Kar neval in Altenburg sehr glanzend, besonders durch den lebhaften Antheil, den der Hof an den Lust barkeiten nimmt. In der Neujahrsnacht war im Schlosse ein Maskenball von 900 Masken, und Alles äußerst vergnügt. Eine englische Fregatte hat Befehl erhalten, sich bereit zu halten, den Marquis von Loule mit seiner Gemahlin aus Portugal nach England zu bringen. Der berühmte Walter Scott will eine Samm lung von Predigten herausgeben. In Oestreich ist ein Obcrlieutenant von Balaßa, der eine gründliche Methode erfunden hat, stärige Pferde zu behandeln und die wilden Pferde ohne Zwang zu beschlagen, Zur Belohnung zum Ritt meister befördert wordm, und erhält Lebenslang eine Zulage von ZOO Gulden. Die Jesuiten - Anstalt zu Freiburg in der Schweiz, deren Raum auf ZOO Zöglinge berech net ist, hat jetzt deren nicht mehr als 22. Das Lyceum in Wittenberg ist in ein Gymna sium verwandelt, und ein Rector, ein Prorector, ein Eonrector, ein Subrector und ein Subconrec tor ernannt worden. Das hannöversche Ministerium hat verordnet, daß die friesländer Candidaten 25 Jahre alt seyn müssen, ehe sie ein Predigtamt erhalten können. In dem Schullehrer-Seminarium zu Weimar wird jetzt auch Anweisung zum Unterricht der