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«Frschei»t: «Aich stüh 7 llhv I»ser«te ««rdni «»genommen: N,L»e>»d»v,«on». bi, Mttta,» 1» Uhr: Martenstra-e 1>. Myrig. in dies. Blatte ß»dru eine erfolgreich« Verbreitung. Voflag«: 18,000 «rrwAi» EE8titUtVtuE Vierteljilhrlicht« bei ourntgeldlicherki«» frruug iu't Ha«». Durch die «Snigl. vierteljilhrlichrrNgr. Siurrlue Nummer» 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Droblsch. Mr»ck »d VtDMHm» der Herautgeber: Litpsch Ntlchardt. — Berantwottlicher Redacteur: Julius Res Hardt« Inseratenpreise: Für deu Rau« einer gespaltenen Zelle: 1 Ngr. Unter „Singe- saudt" di« Zeile S Ngr. Dresdr» den 8 Juli. — Dem Vernehmen nach sind im Aufträge II. MM. drS König» und der Königin von Sachsen an die Lazareth- Commission und die Diaroniflen-Anstalt namhafte Summen zur Unterstützung der Verwundeten verabfolgt worden. — Wir hörten gestern, daß I. M. die Königin Amalie mit dm königl. Prinzessinnen und dm prinzlichen Kindern sich auf der königl Villa bei Regmsburg befindet, woselbst die ho hen Herrschaften die Freude gehabt haben, von unserer Königs tochter der Herzogin Sophie in Bayern empfangen zu werden. — Der bisherige k. großbrittanische Gesandte am diesseitigen Hofe hat vorgestern Dresden verlassen. — — Am vergangenen Donnerstag ist der kais. franz. Ge sandte am königl. sächs. Hofe von Prag in Dresden wieder ein- getroffen. — — Der hiesige kais. russ. Gesandte der dem König von Sachsen in das Lager nachgefolgt war, soll von dort abgereist sein und sich von Prag auS direct nach Petersburg begeben haben. — — Nach Anordnung des Commandos sollen die aus Schlesien eintreffenden Militärzüge, wenn sie nur Verwundete bringen, auf dem schlesischen Bahnhose, wenn sie aber nur Gefangene bringen, auf dem Leipziger Bahnhofe expedirt wer den. Die Mehrzahl der Militairzüge besteht jedoch aus ge mischten Zügm, und diese werden vorzugsweise auf dem Leip ziger Bahnhofe abgefertigt. Voraussichtlich wi.d der Durchzug der in der Schlacht vor KönigSgrätz gefangenen und verwunde ten Oesterreicher und der dort verwundeten Preußm noch heute fortdauern, nachdem bereits vorgestern und gestern lange Züge durchpassirten. Derartige Verwundete nennt man in der Kriegssprache „Leichtverwundete", — wie mögen aber dann die Schwerverwundeten auSsehen, wenn man Einzelne dieser Leicht verwundeten ansieht? Die Züge verspäten sich gewöhnlich um eine oder mehrere Stunden; endlich, wenn ihre Ankunft avi- strt ist, werden die NestaurationSlocalitäten vom Publikum ge räumt und alle AuS- und Eingänge militairisch besetzt. Eine derartige Maßregel, so hart sie Manchem scheinen mag, ist un bedingt nothwendig. Abgesehen von. mllitairischen Gründen, um daS etwaige Entfernen einzelner Gefangenm zu verhüten, ist der Per. im des Bahnhofs sofort nach Ankunft des Zuges von chuenden wie Dimste Empfangenden überschwemmt. Hier ^pen sich die von langer Bahnfahrt ermüdeten Soldaten den Güterwagen, um die steifen Glieder in Bewegung zu , dort eilm die Mitglieder des Verpslegamtes mit mäch- i Kesseln voll Suppe, mit Wagen voll Brod, mit Krügen res, die Hungrigen und Durstigen zu erquicken. Die Kran- tröger-Compagnie marschirt auf, hinter ihr stehen Siechkörbe d Tragbahren. Offiziere eilen von Waggon zu Waggon mit r Frage: liegt hier ein Schwerverwundeter? Gewöhnlich atworten die um den Armen herumliegendcn Wafscngenossen ür denselben, der nun sorgfältig aus die Bahre gehoben und m den vor dem Bahnhofe haltenden Krankentransportwagen getragen und ins Lazareth gefahren wird. Manche andere Wunde wird sofort untersucht und dann verbunden. Wie ver schieden äußert sich da der Schmerz. Der Eine stöhnt und wimmert bei jeder Bewegung, der Andere blickt stumpf resignirt darein, ein Dritter raucht ruhig seine Pfeife dabei, — entsetz licher Anblick, entsetzlicher Krieg I Inzwischen entwickeln sich ein zelne friedlichere Bilder. Die Offiziere begeben sich in den Wartesalon, um einen kalten Imbiß und ein Glaö Wein zu sich zu nehmen. Einzelne Soldaten fallen uns auf durch ihre Uniform und Haltung. Da sind insbesondere die braun:n Söhne der Pußta, ungarische Husaren. Lose den schnürenbesctz- »ten Dolman umgehangen, der zugleich den durch einen Säbel hieb verwundeten Arm wärmend schützt, blicken sie ernst auf da» Treiben um sich. Denken sie an ihre Heimath, wo sie in dm Karpathen den Adler schossen, von dem die Feder auf ihrer Mütze steckt? Denken sie an ihre Lieben oder an das Ungar roß, das sie verloren? Ingrimmig drehen sie den langen Schnurbart, der, stark gewichst, in förmliche Spitzen auöläuft. Neben ihnen hockt ein neugierig blickender Erenzler. Verschla genheit steht ihm auf der Stirn geschrieben, es ist etwas Zi geunerhaftes in seinem ganzm Wesen. Weiterhin die sonnen verbrannten, öfters ungeschlachten Gestalten der Böhmen, die gleichgültig dreinschauen, die kurzgedrungenen Mähren, die schlanken st'yrischen Jäger mit ihren wallenden Hahnenfeder büschen, wohlgenährte preußische Füsiliere von allen Regimen tern, der gcmüthliche Wimer und Oberösterreicher, welcher freundschastlichst dem preußischen Waffengefährten Nachricht von Details der KönigLgrätzer Schlacht gnbt Wenn man auch Uebertreibungm abzieht, wie sie allemal verkommen, so muß doch jene Schlacht eine der blutigsten der Neuzeit gewesen sein. KönigSgrätz ist, was die Ströme dcS vergossenen Blutes an« langt, das böhmische Solferino gewordm. Wir geben selbstver ständlich keine der Verlustschätzungm jener Schlacht wieder, aber wmn man hört, daß nur auf dem Wege über Dresden, also abgesehm von den Wegen über Görlitz und Breslau, nicht Hunderte, sondern Tausende von blos Leichtverwundeten kom men, kann man sich einen Begriff von dm Opfern jmer Schlacht machen. Die Oesterreicher haben mit kartätschen, die Sachsen mit Granaten und Shrapnels geschossen, die Preußm brachten namentlich durch ihre Zündnadelgewehre solche Verluste bei. — Auf dem Militärzüge, welcher mit 1016 Mann am Freitag Mittag hier durchging, befand m sich nur 3 Sachsen, auf dem Freitag-Nachtzuge unter 500 Mann gegen 20 Sachsen. Ein Theil derselben war schon unterwegs in ihre Heimath ent lassen worden. Sämmtliche Sachsen kamen noch von Gitschin, die Preußm und Oesterreicher, worunter 50 Offiziere, von Kö- nigsgrätz. Unter dm verwundeten Sachsen, die weiter nach Nordm gingen, warm die Soldaten Gustav Böhme vom 4. Bat-, Gebhardt vom 14. Bst. 1. Comp., Ernst John vom I. Jäger-Bat. 2. Comp., Karl Rudolph vom 3 Reiter-Regiment. Endlich tönte das Hor»signal zum Einsteigen, fort brauste der Zug, die preußischen Etappen-Offiziere und die ungemein thä- tigcn Mitglieder des Verpflegungsamtes ziehen sich zu kurzer Ruhe zurück, denn nach wenigen Stunden wiederholen sich die Scenen auf's Neue. — In Nachstehendem geben wir ein annähernd vollstän diges Verzeichniß derjenigen Orden, welche europäische Souve räne ausschließlich zur Belohnung militärischer Kriegstapferkeit gestiftet haben. Rußland besitzt den Order: des heiligen Georg, gestiftet von Catharina I>. 1769, Oesterreich den Marie There- sim-Orden, gestiftet von der Kaiserin Marie Theresie, in Er innerung des Sieges von Kollin am 18. Juni 1757, Preußen hat den Orden ?our le morile, gestiftet vom König Friedrich ll. 1740, außerdem das eiserne Kreuz, gestiftet vom König Friedrich Wilhelm 1813, endlich wird auch der. rothe Adler- Orden mit dm Schwerdtern für militärische Auszeichnungen im Felde verliehen. Sachsen besitzt in dem zu Huberlusburg vom König Churfürst Friedrich August II. am 7. Oktober 1736 errichteten Sct. Heinrichs-Orden, ein Ehrenzeichen für Bravour im Felde. In Würtemberg stiftete König Friedrich 1. 1800 den Militär-Verdienst.Orden. In Bayern besieht seit 1803 durch König Maximilian Joseph I. der Militär-Mox-Josephs Orden. Für Baden hat 1807 der Großherzog Carl Friedrich den Carl- Friedrichs-Orden errichtet. Churhessen endlich hat zu Beloh nung der Militärverdienste außer dem am 5. Mai 1769 vom Landgrafen Friedrich 11. gestiftete Orden pour Ir» Vertu miU- Isire, auch noch den durch den Churfürst Wilhelm I. 1814 gestifteten Ordm des eisernen Helmes — Als Curiosum verdient mitgetheilt zu werden, daß jetzt Werthbriefe von Wien nach Berlin den Weg über Jnsbruck. München, Heidelberg, Mannheim, Ncukirchm, Trier und Cöln gehm. — Ein Vorgang, der Nachahmung verdient, wird uns aus Laubegast berichtet. Der verdiente erste Lehrer der dorti gen Schule, Herr Richter, hat unter specieller Aussicht seiner Gattin die Laubegaster und Tolkewitzer Schulmädchen Charpie zupfen und Lcinwandbinden anfertigen lasten. Viele Dutzend ver letzteren, ein ganzer Tragkorb voll Charpie wurden gestern an die städtische Sammelstelle abgeliesert. — Der Verein hiesiger Nohproductenhändler beabsichtigt die Errichtung eines Consumgeschäfl in Nohproducten — Bei der jüngst stattgehabtm Neuwahl eines Vorsitzen» dm des Aeltestenraths der hiesigen deutsch-katholischm Gemeinde ist zu diesem Amte an die Stelle des zeitherigm Vorsitzenden Herrn Knöftl Herr August Biedermann allhicr gewählt worden. — Nachrichten aus Wien zu Folge sind die sächsischen Cadetten- und Artillerieschüler der Ehre des Besuchs Sr. Ma jestät des Kaisers Franz Joseph theilhaftig gewesen, welcher, um denselben eine Freude zu bereiten, anbefohlen, daß sämmt- lichen jungen Leuten Billets zu einer Theatervorstellung zuge stellt würden. — Seit vorgestern Abend bis gestern Mittag sind 5 Züge mit Verwundeten hier eingetroffen. Auf den beiden ersten be fanden sich ca. 1600 Mann, auf den letzteren einige Hundert weniger. — — In dem Kampfe bei Gitschin, der bis in die Nacht gedauert und mit dem Rückzuge der Oesterreicher und Sachsen geendigt hat, soll nach dm Erzählungen von verwundeten säch sischen Jägern der Fall vorgekommm sein, daß dieses Bataillon in der Dämmerung Fcu r von Preußen und Oesterreicher« zu gleicher Zeit erhalten hat. Die Letztem haben die Jäger wegen ihrer dunkeln Uniform wahrscheinlich für Feinde gehalten und sollen ihr Feuer auf dieselben nicht eher eingestellt haben, cls bis die Jäger durch Wehm mit Taschentüchern nr Käppis sich als Freunde zu erkennm gegeben halten. Da während dieses beklagenSwerthen Intermezzos die Action mit dem Feind ihren Fortgang gehabt hat, so dürfte dadurch vielleicht jme von schle sischen Zeitungen bei der Wiedergabe von Prioalmittheilungm über den Verlaus ien-a „.—a ... aus diesm in andere namentlich Berliner Blätter übergegangen» Nachricht, daß die Sachsen in jenem Kampfe die Wuth de» preußischen Soldatm dadurch vornehmlich hervorgerufm hätten, daß sie jenm gewinkt und Zeichen, als wmn sie die Waffen strecken wollten, gegeben, dann aber wieder auf sie gefeuert hät ten, ihre einfache Aufklärung erhalten. (L. N.) — Der „D. A. Z." wird aus Dresdm geschrieben: „Roch in dieser Woche dürfte eine Action gegen die Festung König» stein beginnm, deren Commandant, General von Nostiz, sowohl jede Capitulation als Neutralitätserklärung abgelehnt hat uiü> sogar dabei beharrt, Lazarethschiffe und Eisenbahnzüge mit Ver wundeten nicht an der Festung vorbeipassirm lassen zu wollen. Die Landescommission hat in dieser Angelegenheit nicht inder» veniren können, weil der Commandant unter dem direetm Be fehl des Königs steht. Die Festung hat bisher für uneinnehm bar gegolten. In den Napoleonischen Feldzügm ist sie wegen ihre^damaligm geringen strategischen Wichtigkeit meist unbeachtet ge blieben. Heute ist sie insofem wenigstens von Bedeutung, als sie die bequeme Fahrt auf der Elbe und der Böhmischen Bahn hindert. Sowohl ältere sächsische Offiziere als auch die hier anwesmden preußischen Genieoffiziere sprechen sich indeß ein stimmig dahin aus, daß bei den heutigen Fortschritten der Ar tillerie, trotzdem daß die gegmüberliegendm Felsm, der Quirl und Lilienstein, von der Garnison abgeholzt wordm sind und daher vom Königstein aus bestrichen werden können, ein dauern der Widerstand nicht möglich sei, vielmehr die Festung sehr rasch zur Capitulation gezwungm werden dürste. — Wie uns vielfach versichert wordm und wir selbst durch eigene Anschauung gesehen haben, befinden sich unter dm von Berlin gekommmen Schanzarbeitern viel brave Leute und achtbare Familienväter. Nur dem Drang der Noth gehorchend, sahen sie sich gezwungen, zur Schaufel zu greifen und auswärts Arbeit zu suchen, die ihnen vor der Hand in der Heimath mangelte. Wenn in unseren» gestrigen Blatt hinsichtlich der freien Zeitverwendung Etlicher dieser Arbeiter anstatt Spazie- ^ rengehen sich die hier übliche und selbst vielfach in fashionablmV Kreisen harmlos angewendete Redensart: „Bummeln" einge schlichen, so ist dies ohne Arg geschehen, »vas Allen einleuchtend sein wird, -welche mit diesem hier nie beleidigend zu deutenden Provinzialausdruck vertraut sind. — Dem Vernehmen nach werden die königlich sächsischen Postämter nächstens die Garantie für Geldsendungen re. nach den Preußischen Staaten wieder übernehmen. — Beim Abhauen einer Birke hinter dem Eliaskirchhof hat gestern ein Arbeiter einen anderen aus Unvorsichtigkeit mit dem Bule in das eine Bein gehauen und ihm dadurch eine schwere Verletzung beigebracht. — — Das Dresdner Journal hat vor einigen Tagen di< Namen mehrerer sächsischer Offiziere veröffentlicht, die bis zum 30. vorigm Monats auf dem Kriegsschauplätze gefallen und mehr oder minder schwer verwundet worden sind. Hieran war die Bemerkung angeschlosscn, daß in Summa so und so viel Hunoert Soldaten geblieben, verwundet worden seien, besiehend- lich vermißt würden. Niemand wird wohl glauben, daß damit der berechtigte Wunsch aller Sachsen, recht bald eine vollstän dige Liste der gebliebenen, verwundeten oder vermißten LandeS- kinder in die Hände zu bekommen, erfüllt worden sei. Abge sehen davon, daß die Liste nur die Namen der Offiziere bringt, d e der Krieg hinweggerafft oder zu Krüppeln geschaffen hat, und der „gerneine Mann" ein gleiches Anrecht auf Beseitig» ung der Ungewißheit hat, was aus seinen Angehörigen gewor den, die freilich nur als Soldatm oder U ierosfiziere mit ge- sochien haben, !o begreift vie gemachte Liste überdies auch nur ^ die S erbe- und Verwundungsfälle bis zum 30. Juni, lieber die voraussichtlich starken Verluste, die die königlich sächsische Armee bei der bekannten späteren Schlacht gehabt, verlautet noch nicht das Geringste! Möge seiten des sächsischen Kriegs ministeriums eine Form authentischer Mittheilung gebraucht werden, w-lche cs auch sei. Die peinliche Ungewißheit der zu rückgebliebenen Frauen und Angehöri.,ex der nach Böhmen ausgezogencn sächsischen Krieger über ihrer Männer und Ver wandten Tod oder Leben möchte so bald wie irgend möglich § befriedigt »verden. — Der allen Dresdnern wohlbekannte Musikdirektor Laade, welcher vorzüglich auf den» Belvedere der Terrasse eon» certirte, befindet sich jetzt in St. Petersburg, wo er mit einem Orchester von 35 Mann im sogenannten „Adeligen Verein" wöchentlich Concerte veranstaltet, die sich großen Beifalls er freuen. Schon einige Male wurde diesm musikalischen Auffüh rungen die Anwesmhcit der Großfürstin Helene nebst ihre« Hofstaat zu Theil. — AuS Chemnitz, 6. Juli, berichtet daS „Dr Journ."r Gestern Abend ist das weitere Erscheinen der hiesigm beiden Blätter: „Chemn. Tageblatt" und „Chemn. Nachrichten" un tersagt worden.