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WS Schvay-nLeeg-e WWM B«daa»lwa< limgeor-ensivdt imd .»««« »M.K BEklNA W Vürlnrr, AN», Sa^hirU. »«V8efchüft»st«ller Ao«, Fernruf Sanmel-Nr, LL41, Drahtanschrfftr ^DolkHfwund Auesachsi v*schon»N«ll«»r Lvßntd (Amt Aue) 2940. SLneeder« S10 uns Schwarzenberg SU v» «1, ft, »- « mm dnU, VMI»«ktz,U« Imil Vr-W«, 4 Der Völkerbund ln Verlegenheit. Man sollte bald einen anderen Namen für den Völker- bund erfinden. Denn ein Bund, d. h. eine gusammenfassung von gleichberechtigten Staaten mit gleichen Zielen, ist das im Nachkriegsirrwahn geschaffene Gebilde schon längst nicht mehr, ist es vielleicht nie gewesen. Denn schließlich war die Genfer Gründung ja von vornherein als «ine Einrichtung gedacht, durch die die schwächeren Staaten von den stärkeren auf kaltem Wege vergewaltigt werden sollten. Gin kleiner Teil der deutschen Presse, zu dem, wie immer, wenn es sich um etwas vernünftiges handelte, der „E. V.* gehörte, hatte sich von jeher scharf gegen die Stresemannpolitik gewendet, die durch den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund ihre „Krönung* finden sollte und sand. Und er hat nicht aufgchört, das Volk Über den eigentlichen Sinn des Instrumentes von Genf aufzu- klären, bis endlich Adolf Hitler der „Gesellschaft der Nationen* den Schleier vom Gesicht« riß und Deutschlands Austritt vollzog. Der Vorgang, Ler sich gestern abend in dem Sitzungssaal des Bundes in Genf abspielte, kann eigentlich nur arme Irre überraschen. Er zeigt» die Ohnmacht des RaW Ler Völket und gab zugleich ein Bild seiner wirklichen Tendenz, die sich in nicht» geändert hat. Darüber hinaus beweisen die salbungs- posten Worte, die ausgerechpet ein Litwinow für die schwachen Völker fand, daß die Heuchelei nach wie vor dort ihre Pflege statte hat, wo im Interesse der Menschlichkeit nur Wahrheit und Wahrhaftigkeit regieren sollten. Hat der jüdische Herr über die russische Außenpolitik in dem Augenblick, als er das Recht der Notwehr als alleinige Voraussetzung für einen militärischen Waffengang erklärte, vielleicht gerade nicht an die MassenansaMmlungen von Truppen an gewissen Grenzen des Sowjetstaates gedacht, und war es ihm z. B. entfallen, daß sich schwächere Nachbarn der roten Republik gegen den Ueber- fall einer Herrn Litwinow recht gut bekannten Macht rüsten? Gerade jetzt kommen aus einem nordischen Lande Nachrichten, nach denen man dort die Gefahr eines, sagen wir, plötzlichen Krieges erkannt hat und zur Aufrüstung schreitet. i ' W > Das Drama von Genf ist, wie es scheint, auf einem Höhe- purckt angelangt. Der Optimismus, der noch gestern mittag in der französischen und in einem Teil der englischen Presse Platz gegriffen hatte, ist plötzlich hinweggefes' , In den Lon- doner Redaktionsstuben werden di« Stimmen wieder laut, die irgendwelchen Zwangsmaßnahmen das Wort reden. Die foan- zöstschen Blätter aber sind völlig ratlos. Ihnen geht der ge schichtliche Treppenwitz nahe, daß ein Franzose vor dem Genfer Forum die Sache Abessiniens gegen Italien an dem selben Tage führt, an dem auf dem „Schlachtfeld* der Eham- pagne dem römischen Generalstabschef der höchste Orden der Republik umgehängt wird » Für üns Deutsche liegt es nahe, in diesem Augenblick auf die Worte des italienischen Vertreters in Genf/ des Darons Aloisi, besonders hinzuweisen, nach denen ein Vertragsbrüchiger Staat nicht die Mitgliedschaft des Völkerbundes besitzen könne. Nun, Italien gehört zu den Signatarmächtrn des Memelgebietes, wo täglich da» Völkerrecht vergewaltigt wird.-Sollte es nicht die besondere Pflicht haben, diesen Grundsatz auch auf Litauen an- zuwenden, das unseres Wissens immer noch Mitglied des Völkerbundes ist? Ho Addi» Abeba, 5. Sept. Die Regierung hat bisher noch nicht zu der Erklärung der Standart Oel über den Rücktritt vom Kon-essionsvertrag Stellung genommen. Addi» Abeba, 8. Sept. Der Herausgeber der Amharischer» Zeitung „Stimme Ethiypiens* wurde auf Befehl des Kaiser- verhaftet, da er Mussolini und Italien in beleidigender Form angegriffen habe. Gleichzeitig ordnet« der Kaiser an, hyß die abessmisch« PrMe Italien weder an-reifen noch beschimpfen oder unwahre Meldungen veröffentlichen dürfe. Die Ratssitzung fliegt auf. Senf, 8. Sept. Bei Beginn der heutigen Äbendfitzüng des Bvlkerbundsrater zur Entgegennahme einer abessinischen Erklärung zu der italienischen Denkschrift erteilt«) der. Rats- Präsident, der Spanier Ruiz Güinazu, sofort dem Vertreter Abessinien», Professor Itzt, das Wort. In diesem Augenblick erhob sich der italienische Vertreter, Baron Aloisi, von seinem Platz am Rat»tisch und verließ de« Sitzungssaal. Ein Mitglied der italienischen Abordnung, das daranf hi« seinen Platz «innahm, wurde «ach einige» Min«, ten, während der Vertreter Abessinien» noch sprach, an» dem Saal gerufen, so daß der Platz Italien» leer blieb. Professor Itzt sprach von einem italienische« Verblüf- fungsmamöver, Italien wolle Abessinien in Acht und BaNn erklären, um dadurch von der Einhaltung seiner eigenen Ver pflichtungen freizukommen. Es handele nach dem franzö- fischen Sprichwort: „Wer seinen Hnad ertränken will, sagt, er hab« di« Tollwut*. Die Beschimpfungen, die Italien gegen Abessinien vorbringe, erinnert«» daran, daß Italien in letz ter Zeit alle seine europäisch«» Nachbar» «acheiuancher *»s da» gröblichste beschimpft hab«. Durch die umfangreichen militärisch«« Vorbereitungen habe Italien eine «n«tttt»ärr KriegMfabn htzMfbpsHooren. Wenn Italien Ausdehnung und neue Absatzgebiete brauche, warum trage es dann diesen Anspruch nicht offen, vor? Abessinietr fei jederzeit, bereit, zur DurchfWmng von Reformen und zur wirtschaftlich«» Entwicklung des Lanhes den uneigennützigen Rät - des Völ- kerbunhes zu befolgen. i Itzt forderte vom DolkerbUndsrat : 1. gemäß Artikel 1- der Satzung des Völkerbund« die not wendige» Maßnahme« zu ergreife«, um die Unabhängig- leit und Unversehrtheit Abessiniens angesichts der italie nischen Lruppenzusammenzlehungen zu schütze«, 2. das in Artikel 15 Absatz 8 vorgesehene Verfahre» (Sank tionen) anzuwenden. > . Die Zeit der Vertagungen sek jetzt vorbei. Angesichts der aufs äußerste gestiegenen Gefahr, die ein.Völkerbunds- Mitglied bedrohe, müsse sofort gehandelt werden. Ein Aus- schuß müsse sofort eingesetzt werden und noch während der gegenwärtigen Tagung des Rates Bericht erstatten.. -Abessi nien sei mit jedem Vermittlungsverfahre» einverstanden, da» de« Ausbruch des Krieges aufhalten könnte. Es verlange lediglich eine gerechte Lösung und eine vollständige Regelung der Angelegenheit. Es sei gegen jede Vertagung. Es han dele sich jetzt darum, zu wissen, ob ein Staat bei der Be drohung durch einen mächtigen Nachbarn mit einem wirk samen Schutz rechnen könne. , . Darnach sprach der russische Volkskommissar Litwinow. Er betonte die Sympathie und Achtung, die die Sowjetunion für eines , der im Streit befindlichen Länder (Italien) seit 10 Jahren hege. Er erklärte sich aber außerstande, der Haltung des Vertreters Italiens zuzustimmen. Italien wolle, daß sich der Rat an dem italienisch-abessinischen Konflikt desinter essiere. Es handele sich um die Drohung mit einem Angriff, die nicht bestritten, sondern vom italienischen Vertreter selbst bestätigt werde. Ein derartiger Angriff würde eine flag rante Verletzung, ja eine vollständige Zerreißung der Völker- bundssätzung darstellen und für die Zukunft einen gefähr- lichen Präzedenzfall bilden. Jeder Krieg sei die Frücht eines vorausgegangenen Krieges und erzeuge neu« Kriege in der Zukunft. Der Grundsatz von der Unteilbarkeit des Friedens sehe sich erfreulicherweise immer mehr durch. Es sei auch nicht angängig, eine militärische Operation mit den inneren Zuständen eine» Landes zu begründen. E« gebe für milk- tärisch« Vorgehen keine andere Rechtfertigung als Notwehr. Litwinow forderte den Völkerbund schließlich auf, keine Be mühungen zu unterlassen, um einen bewaffneten Konflikt zu vermeiden. < D«r Ratspräsident schloß darauf die Sitzung mit der An- kündig»«-, daß er in der nächsten Sitzung, deren Zeitpunkt offen gelassen wurde, dem Rat Vorschläge über dä» weitere Verfahren machen werde. < < , : London, 6. Sept. Nach «««ter hat dl« abessinisch« Agkruaa »eh« schweizer Offiziere, meist Artillkri«s°Hv-r- ständig«, in ihr« Di«»str genommen. A«ß«rb«m seien 4 fta«. höfisch« Offiziere a«gWft»«ft, ab« der Zweck ihrer Sendung s«t.««teft«t»t. ' Nr. 208. Freitag, den 6. SeptemberlSZS. Zuspitzung -er GegensStze aus -er Ralslagimg. Die ilattenische Adordnnng verlShl -ie Sitzung. Sie deich! aber die Drücke« zum Völkerbund «och «ich! eb. Die Forderungen Abessiniens. Iahrg. 88. Reue Dalssitzung Henie nachmittag. Senf, S. S«pt. Für heute Nachmittag 17 Uhr ist «ine neue Ratssitzungeinbernfe» mord««. Ihr Zustandekommen hängt aber davon ab, »S in dm» gegenwärtig lassende« Be sprechungen über die Sinsetzuug «i»er» Berichterstatter«^ schaffe» ei«e Eisig««- erzielt wird. Die Schwierigkeit«» b«. ziehe» sich «icht auf di« g»sa««e»setzvng de» A«-sch»ff«», sondern auch auf de« Auftrag, de« er «rhalte« soll. Man hat bisher de« italienische« Wünschen insoweit «achgegebe«, als England «nd Frankreich de« Ausfchuß nicht angehöre« solle«, Dadurch sind aber bei de» andere« Ratsmitglieder«, die z«r T«il«ahm< aufgefordert worden find, Bedenke« politischer »«d juristischer Art entstaude«. Für de« Völkerbund hat die Ein- setz««- eine» Ausschusse» aber nach wie vor dl« Bedeutung, daß damit die öffentliche Behandlung de» italienffch-abesfini. schen Streiffalle» vnrlänfig abgeschlossen «ad Zett für die Fortsetzung de, Verhandln»-«« der drei Mächte gewrmaen wird. Wie es zum Krach kam. Der Verlauf der Ratssitzung war das Ergebnis von Un stimmigkeiten, die sich im letzten Augenblick wegen der Zu sammensetzung des Fünferausschusse» ergeben hatten. Ihm sollten England, Frankreich und drei weitere Mächte ange hören. Der italienische Vertreter forderte aber, daß Italien gleichfalls in den Ausschuß gewählt werden solle, da es ähn lich wie England und Frankreich an der abessinischen Frage interessiert sei. Im änderen Fälle sei es vorzuziehen, einen Ausschuß von völlig uninteressierten Staaten einzusetzen. Diese italienisch« Forderung ljef darauf hinaüq, die beiden westlichen Großmächte als befangen zu erkläre». Im Völkerbündssekretariat ist man bemüht, diesem Zwischenfall sowie dem Weggang des italienischen Vertreters aus . der Ratssitzung eine untergeordnete Bedeutung beizu legen. : -. Das wettere Verhallen Italiens im Völkerbunbsrat. Rom, 5. Sept. Hier wird erklärt, die Geste des italie- nischen Vertreters in der Ratssitzung könne, so sensationell sie auch wirken möge, kaum überraschen. Aloisi habe bereits am.Mittwoch zu verstehen gegeben, daß für Italien eine Er- örterung seines Streitfalles unter gleichberechtigter Teil nahme Abessiniens nicht möglich sei. Danach könne die Geste weder als ein Theatercoup noch etwa gar bereits als,ein end- gültiger Bruch Italiens mit dem Völkerbund betrachtet wer den. Der italienische Vertreter, der zur Entgegennahme der Bemerkungen und etwaigen Ratschläge andrer Ratsmitglie der der Sitzung als Beobachter beigewohnt habe, werde auch weiterhin daran teilnehmen, auch, in Anwesenheit eines abes- sinischen Vertreters, werde aber jedesmal den Rätstisch ver- lassen, wenn der abessinische Vertreter sich an der Aussprache beteilige. „Dle Vage ist sehr ernst!" Sage« Pariser und Londoner Zeitungen. Paris,-. Sept. Die in Senf stärk gestiegene Spannung wird von der Press« mit groß«« Wdauern besprochen. Mit Mißfallen «Kd vermerkt, daß gerade ein französischer Univer. fitiUsvrofeffor al» Rechtsberater de» Regn» in Senf hestige Kritik an der italienischen Politik und sogar an der Herr, schastsfor« in Italien geübt habe. Hava» beurteilt de« Verlauf der zweiten Berhandlungs- tage» de» VöN«rbn«d»ra1e» in Senf pessimistisch. Während sich a« Mittwoch die Verhandlungen in dem regelmäßigen «nd in Senf übliche« Rahmen abtzespielt hätten, sei es am Donnerstag abend zu «ine« plötzliche« u«d ««erwarteten Zwischenfall ge- kom««n, der die wettere Eutwickl««- der An-sprache über den italienisch-abessinischen Strtttfall z««iad«st erschwere« «erd«. Di« Tatsache, doß Aloisi, i« sei» Hotel znrückgekehtt, sofort ein Ferngespräch mit Mussolini geführt habe, um ihm Bericht Über den Zwischenfall z« erstatte«, zekge de» Sräd der Spannung. Wa» werde morgen di« Folge sein? Die Lag« sei sehr ernst geworotn, wenn auch «och «icht dramatisch. Sie habe schm» zu Unterredungen zwischen Laval «nd einigen Rat«. Mitglieder«, besonder» «kt de« polnische« Vertreter Beck u»d de« spaaische« Vertreter Madartaga sowie «it de« Vertreter Italttn-'Aro» Aloisi, geführt. Ma« habet« de« «reisen »er franzöfisch«« Ab,rd«««g ttotz alle« Hofft»««-, de« Zwi. schensäll regel« zu können, ohne de« Anstrengungen de» »öl- kerbundsrate» in seine« Versuch, eine friedliche Lösung de» Streite» zu finden, z» schade«. ' »,«do»/«. Sept. Die »lütter betone« deä Ernst der»»-«. „Time»' stellt fest, doß det »ivrrsta«d gegen di«