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SllMliMM Tageblatt Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn «nd Amtsblatt för den Sta-trath r« Waldeabm-. Dienstag, den 23. August .« 1S5 Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichteusteiu-Calluberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, BrLunSdsrf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 189S. Kaufmann Otto Förster, in Langenchur!« darf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Kanftnann Rob. Härtig, Mandelgaffe; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten —— Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn« und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster« L V * tWMSLA WKideMMr Anzeiger Anserate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. VK v Expedition: Waldenburg, Obergaffe 2918. —— WMeruugSbericht, ausgenommen am 22. August, nach«. 4 Uhr. Usrsmeterstaud 761 MM. reductrt auf den Meeresspiegel. Thermometerftaud -s- 29° 0. (Morgens 8 Uhr -s- 19,r°.) Feuchtigkeitsgehalt der Lust nach Lambrechts Polymeter 39°/°. Thaupuukt -s- 15 Grad. Wiudrichtuug: Nordost. Daher WttteruugSauSfichte« für den 23. August: Halb bis ganz heiteres Wetter mit Gewitterneigung. Das russische Roggenausfuhrvcrbot aufge hoben. *Waldeulmrg, 22. August 1892. l Seit dem Scptennatsstrette vom Jahre 1887, der i ganz Deutschland bewegte unv nach der Auflösung des ß Reichstages, welcher die Genehmigung der SeptennatS« H Vorlage verweigerte, eine Wahlbewegung schuf, wie sie das neue deutsche Reich bis dahin noch nicht gesehen, find mehr denn fünf Jahre vergangen. Es find in der Zwischenzeit zu wiederholten Malen Verstärkungen der Reichsarmee von der Reichsregierung beantragt worden, und stets hat es sehr ausführliche Erörterungen hierüber gegeben, aber nicht ein einziges Mal war doch der Gegensatz ein so scharf ausgeprägter, wie im Jahre 1887. Vielleicht lag dies mit daran, daß für die letzten Militärforderungen eine bestimmte Mehrheit im Reichstage ieststand: zuerst konnte die Militärver waltung mit jener Mehrheit rechnen, welche die Reich«, tagswahlen vom Anfänge 1887 geschaffen, die söge- nannte Kartell-Mehrheit, aber auch nachdem dieselbe durch die RetchstagSneuwahlen von 1890, die ersten, welche sich auf fünf Jahre erstreckten, beseitigt worden ! war, blieb eine Mehrheit für die Regterungsforderungen / vorhanden, da die Eentrumspartet zu Gunsten derselben > etntrat. Die letzten Armee-Vermehrungen haben die Septennatsfrage, d. h. die Feststellung der Friedens- stärke der Reichsarmee für die Dauer von sieben Jah ren, ganz und gar unberührt gelassen; es ist dabei geblieben, daß die beschlossene Friedensstärke der deut- - schen Armee auf sieben Jahre vom Jahre 1887 ab, ? also bis zum Anfang des Jahres 1894, gelten soll, j Von dann ab ist die Frage: Wie stark soll die Retchsarmee sein?, wieder eine offene, und mit der Beantwortung dieser Frage sollte sich eben die in der Ausarbeitung begriffene neue Milttärvorlage beschäf- ; ttgen, deren Inhalt und deren Kosten in letzter Zeit ' so viel von sich reden gemacht haben, ohne daß doch weiteren Kreisen ein Einblick in das sehr geheim ge- - halten» Gesetzeswerk vergönnt gewesen wäre. Es steht bis zur Stunde noch nicht einmal mit voller Bestimmt- heit fest, wann die Neuregelung des Militärwesens im Reichstage erfolgen soll. Die heute bestehende Feststellung der Friedensstärke gilt bis zum Jahre 1894, wie oben schon gesagt. Der Gedanke, die Friedensstärke der Armee dauernd festzustellen, hat eine bestimmte Mehrheit nicht im Reichstage; die weitaus große Anzahl der Abgeordneten neigt vielmehr der Ansicht zu, daß in dieser Sache, in Micher es alljährlich auf zahlreiche Millionen ankommt, i Vorsicht geboten sei und der Reichstag sein Mitbe- ! stimmungSrecht sich nicht entgehen lassen dürfe. Daneben ; kann aber auch kein Zweifel darüber bestehen, daß keine ! Mehrheit des Reichstages vergessen darf und vergessen wird, daß das Reichsheer auch des Reiches Schutz ist, daß keine Schwächung desselben möglich ist, die von unheimlichen Folgen begleitet sein könnte. Auf der anderen Sette muß aber auch des Volkes Stärke im richtigen Einvernehmen stehen zur Heeresstärke; ein armes Volk kann kein starkes Heer erhalten, und ein Heer darf nicht solche Summen für sich beanspruchen, daß der Nationalwohlstand darunter leidet. Doch ohne einen Appell an den Patriotismus kann nun einmal nicht an die Berathung einer neuen Armeevorlage heran getreten werden. Wann wird an dieselbe herangetreten werden? Ge ¬ sagt ist schon, daß wetteren Kreisen heute noch ntcht einmal der Inhalt des neuen Gesetzes bekannt ist, noch viel weniger aber, wann der Reichstag sich damit zu befassen haben wird. Man darf hierbei nicht Allem glauben, was die Runde durch die Zeitungen macht. Es fehlt im deutschen Parlament heute der sachver ständigste Beurtheiler aller militärischen Dinge, der Generalfeldmarschall Graf Moltke, es fehlt Fürst Bis marck, und es weiß die heutige Reichsregierung, wie der Reichstag, daß die Militärlasten schon groß und die Finanzlage des Reiches längst eine knappe ist. ES sagt also der einfache Verstand auf Grund eines kurzen Rechenexempels, daß nicht mehr gefordert werden kann und darf, als zu tragen möglich ist. Weder der Reichsregierung, noch dem Reichstage kann aber daran gelegen sein, daß die Erörterung über das, was da kommen soll, länger hinausgeschoben wird, als nöthig. Solche Dinge, wie die hier in Rede stehenden, sind in ein paar Wochen nicht erledigt, und hart vor dem Er löschen des heutigen Septennatsgesetzes mit der Bera thung des Nachfolgergesetzes beginnen zu wollen, bleibt kritisch. Es ist ein recht schweres Stück Arbeit, aber von solchem sagt bekanntlich auch das Volkswort: „Je früher daran, je früher davon!" Soviel Vertrauen kann man zu dem Reichstage doch haben, daß er nicht unnöthig einen Conflict vom Zaune bricht, der ver mieden werden kann. Es läßt ja mancherlei sich über die Septennatswahlen von 1887 sagen, aber sie bieten doch auch manche Lehren, die beherzigt werden mögen. Und diese Beherzigung erscheint um so nothwendiger, als die politische Eonstellatton doch heute recht wesent lich anders liegt, als vor fünf Jahren. Der Ausfall von neuen Septennatswahlen könnte ein ganz außer ordentlich überraschender sein, und Manchen weit mehr verstimmen, als er es sich heute für den ungünstigsten Fall ausmalt. Die Dinge liegen eben wesentlich anders, als 1887. Bet der Berathung der letzten großen Mtlttärfor- derung hat der Reichstag die Reichsregierung ersucht, zu erwägen, ob ntcht dem deutschen Volke durch Ein führung der zweijährigen Dtenstzett eine Compensatio» für die steigenden Mtltiärausgaben geboten werden könnte. Es hieß bisher, durch die neue Armeevorlage sollte die zweijährige Dienstzeit für die Infanterie ein- geführt werden, allerdings unter erheblicher Verstärkung des Mannschaftsstandes. Dieser Wechsel sollte eintreten mit Beendigung des jetzt geltenden Septennates, also vom Anfang des Jahres 1894 ab. Darüber, wie groß die Verstärkung sein sollte, wie die erforderlichen Mittel aufgebracht werden sollten, ist bekanntermaßen viel gestritten, und schon erklang das kühne Wort: „Tabak und Bier müssen mehr bluten!" Nachdem der Kaiser soeben zu der Berliner Generalität den Ausspruch gerhan, er wolle lieber ein kleineres Heer mit dreijähriger Dienstzeit, als ein stärkeres mit zwei- jähriger, werden aber keine besonders erheblichen neuen Mittel aufzubrtngen sein. Man hat sich also bisher vielfach recht unnöthiger Weise aufgeregt, und es wird darum gut sein, sich für die Zukunft ntcht noch ein mal unnützen Vermuthungen htnzugeben, deren Be stätigung trügerisch ist. MoMisHe Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser ließ sich am Sonnabend Mittag beim Marmorpalais zu Potsdam durch den Commandeur des 3. Pionierbataillons, Major Frantz, verschiedene aus Säcken und anderem improvifirten Material her gestellten Flöße und Käbne vorstellen, wozu eine Ab« theilung Pioniere des genannten Bataillons commandirt worden war. Der Kaiser wohnte längere Zeit den Uebungen bei und nahm noch die Meldungen des HauS- Ministers von Wedel entgegen. Zur Abendtafel waren der Fürst und die Fürstin Radziwill geladen. Am Sonntag Vormittag wohnten beide Majestäten in dem zur Kapelle hergerichteten großen Saale des Orangerie- - gebäudes des Marmorpalais einem vom Hofprediger i Wendland aus Potsdam abgehaltenen Gottesdienste bet, / an welchem auch das gesammte Dienstpersonal, welches zur Zeit in Potsdam thätig ist, theilnahm. . Erst jetzt wird Näheres über den Wortlaut des : Trinkspruches bekannt, den der Kaiser am Don- nerstag beim Paradediner im Neuen Palais bei Pots- - dam ausbrachte. Der Toast galt dem hohen Verbün- - deten des Monarchen, der an diesem Tage seinen Ge- - burtstag feierte. Kaiser Wilhelm erklärte, es gereiche ihm zur größten Freude, daß der Ehrentag des Garde- ; corps mit dem Geburtstage des Kaisers Franz Joseph / zusammenfalle, der als leuchtendes Vorbild militärischer . und Herrschertugend und edelster Pflichterfüllung her- - vorrage. „Das Bündniß zwischen dem Kaiser Franz > Joseph und mir ist der sicherste Hort des europäischen : Friedens." Der Kaiser schloß mit einem dreifachen i Hoch- In Oesterreich hat dieser Toast begreiflicher« / weise große Freude hervorgerufen. Das Wiener ; „Fremdenbl." schreibt, in Oesterreich-Ungarn werde ' der Toast Kaiser Wilhelms den lebhaftesten Widerhall j wecken. Der deutsche Kaiser habe ausgesprochen, was , jeder Oesterreicher dankbar empfinde. Die Worte aus ' diesem Herrschermunde würden aber durch die Welt - klingen, als erneute Bekräftigung des ins Volksbewußt- / sein übergegangenen Friedens und Freundschaftsbundes. ; Der Kaiser hat das nach achtmonatiger Arbeit voll« : endete gräfliche Diplom für den Reichskanzler ' Grafen Caprivi demselben persönlich nach der Parade« ; tafrl im Neuen Palais bet Potsdam überreicht. j Der Kaiser soll sich nach der großen Parade über y das Berliner Gardecorps gegenüber höheren Officieren ! auch dahin ausgesprochen haben, daß die Versuche, die in letzter Zeit gemacht worden find mit einem neuen Gewehr von geringerem Kaliber als das eben erst etngeführte, keinen Anlaß geben würde, das bis herige Modell zu verlassen und nochmals ein neues Gewehr zu beschaffen. Die „Nordd. Allg. Ztg." gtebt eine Rede des Reichskanzlers Caprivi im Reichstage wieder, welche, wie sie sagt, den Standpunkt desselben zur Frage der Militärdienst zett klarlegt. Danach steht der Reichs kanzler der zweijährigen Dienstzeit allerdings nicht sympathisch gegenüber. Die betr. Rede hat folgenden Wortlaut: „Aber, meine Herren, ein anderes Moment, das ich gegen jede prinzipielle Verkürzung der Dienst- zett von meinem ressortmäßigen Standpunkte aus an führen würde, liegt in der Schwierigkeit, die Truppe * zur Disziplin zu erziehen. Wir werden -lle darin einverstanden sein, daß eine Armee ohne Disziplin das Z Geld ntcht werth ist, was sie kostet, daß man sogar noch etwas zugeben könnte, wenn man sie los wäre, (Heiterkeit); denn sie wird eine Gefahr für den Staat. Eine Armee, deren Kraft tch nicht zur gegebenen Zeit an der gegebenen Stelle unter den denkbar schwierigsten