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WeWH-Mtlmg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. 66. Jahrgang. Dienstag, den 24. April 1900 Nr. 46. Sg. 644 O in England durchzuführen suchen, aller Handel würde lahm liegen, Milliarden von Geld und Gut würden ver loren gehen und das Blutbad noch viel größer werden. Die strikte Neutralität der Großmächte im Burenkriege ist daher vernünftig und ein Segen, da auf bloße Ver mittelungen und Drohungen hin England seine Politik doch nicht ändert, und die Großmächte das eigene theuere Blut und Gut ihrer Nationen wegen der Gefahr eines Weltbrandes für die Buren nicht einsetzen können. Moralisch hat aber England seinen Krieg gegen die Buren ver loren, denn durch diesen ungerechten Krieg haben die Engländer als Nation sich die Verachtung und den Ab scheu der ganzen übrigen Welt zugezogen, und außerdem von der englischen Heuchelei und raublustigen Gewinn sucht so klare Beweise gegeben, daß jetzt alle Völker ganz genau wissen, woran sie mit England sind, und dann wird für dieses Land die Nemesis auch noch einmal Her anwachsen. Der Plan über die Errichtung einer oberirdischen Telegraphenlinie an der TÄk- koppenstraße in Kipsdorf liegt bei dem Postamte in Kipsdorf aus. Dresden, 18. April 1400. Königliche Ober-Postdirektion. I. V.: Danziger. Die Neutralität der Großmächte im Burenkriege und deren Bedeutung fiir den Weltfrieden. In dem blutigen und ungleichen Ringen zwischen dem englischen Weltreiche und den beiden der Bevölkerung nach kleinsten Republiken, die es giebt, erlahmt das Inter esse und Mitleid mit den südafrikanischen Freiheitskämpfern bei allen wahren Menschen- und Freiheitsfreunden nicht, denn einen solchen Krieg, der mit derartigem Muthe und solcher wunderbaren Ausdauer von einem Bauernvölklein gegen ein mächtiges Weltreich gekämpft wird, hat es in der Weltgeschichte noch nicht gegeben. Gegen 1 SO Tausend englische Soldaten mit mehr als 300 Kanonen ausgerüstet haben es noch nicht fertig gebracht, die Buren voll ständig zu besiegen, die Bewunderung wächst mit dem Mitleid für die tapferen Freiheitskämpfer in ganz Europa, »nd selbst in Amerika rührt sich nach dem Eintreten des Unterstaatssekretärs Davis, der in Transvaal gewesen ist, für die Buren die Theilnahme für dieselben, aber dennoch erhebt sich keine einzige mächtige Hand zu Gunsten der Buren, die Großmächte halten an ihrer Neutralität fest und die Gesandtschaft der Transvaal-Republik, die an ollen europäischen Höfen herumreist, findet dort zwar einen höflichen Empfang, aber taube Ohren für die Noth ihres Landes. Selbst die russischen Zeitungen winken schon von Ferne ab und die „Nowosti" schrieben eben: „Wi? groß auch die Sympathie aller Völker für die Buren ist, die Regierungen halten doch in Bezug auf England an der völligen Nichteinmischung in den südafrikanischen Konflikt fest." Bezüglich des Schicksales der heldenmüthigen Buren ist dies ja traurig, und in Bezug auf die Ge rechtigkeit und Freiheit, welche die Kulturmenschheit auf dieser Welt zu schirmen und zu schützen oorgiebt, ist es noch trauriger, denn wenn nicht noch unerwartete Schick salswendungen eintreten, werden die uni ihr Recht und ihre Freiheit kämpfenden Buren von den Engländern mach und nach völlig vernichtet. Mit Groll und Zorn wenden wir uns von dem entsetzlichen Blutbad, in welchem die Freiheit und Selbständigkeit eines beispiellos tapfern und kerngesunden Völkchens ertränkt wird, aber der strikten Neutralität der Großmächte im südafrikanischen Kriege dürfen wir trotzdem keinen Vorwurf machen, denn so ver- dammenswerth auch Englands Beutepolitik ist, so kämpft doch England in diesem Kriege sicher auch um sein An sehen als Weltmacht, und es würde nur von der starken Waffengewalt der vereinten übrigen Großmächte ge zwungen werden können, seine südafrikanische Politik zu ändern; aus dem bereits bestehenden Kriege in Süd afrika würde also ein Weltbrand entstehen, Rußland müßte in Englisch Zndien, Frankreich von Algier aus in Egypten einsallen, Nordamerika müßte Kanada besehen, «ne französisch-deutsch-russische Flotte müßte eine Landung Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Anläßlich des Geburtstages Sr. Maj. des Königs sind verliehen worden: Das Ritterkreuz erster Klasse vom Verdienstorden Superintendent Meier in Dippoldiswalde; das Ritterkreuz zweiter Klasse vomAlbrechts- orden Bahnverwalter Leuner in Glashütte, Stadtrath und StrohhutfabrikantReichehNentierWendlerinDippoldiswaldc; das Albrechtskreuz Sekretär beim Amtsgericht Dippoldis walde Ulbricht; das Allgemeine Ehrenzeichen Gemeinde vorstand Liesack in Hänichen; Gemeindevorstand Michael in Theisewitz; Forstgendarm Schumann in Rehefeld. Weiter wurde verliehen Oberforstmeister von Lindenau in Bärenfels der Rang in der 3. Klasse der Hofrangordnung; vr. Haase in Altenberg Titel und Rang als Sanitätsrath. Von Bubenhand war am Sonntag Nachmittag zwischen Seifersdorf und Spechtritz eine Steinsäule des dort befindlichen Schutzgeländcs herausgewuchtet und auf die Schienen gewälzt worden, so daß die Lokomotive des hier Abends 2/47 Uhr ankommenden Zuges an denselben stieß und der Zug zum Stehen kam. Die Aufmerksamkeit des Führers wendete großes Unglück ab. — Vom 1. Mai ab werden die zur Postsachen beförderung benutzten Privat-Personenfuhrwerke zwischen Kipsdorf und Altenberg (Erzgeb.) mit folgendem Gange verkehren: aus Kipsdorf: 8^0 V., 4" N., II» N.; aus Altenberg: 75 P., 11 so V., 7^a N. — In der Generalversammlung des aus 114 Mit gliedern bestehenden Gewerbevereins erstattete der Vorsitzende, Herr Stadtrath Heinrich, Bericht über den Jahresverlauf, nachdem in den vergangenen Winter monaten 5 Vorträge gehalten worden sind. Prämien wurden an 11 Lehrlinge vertheilt. Nach dem Rechnungs werk des Vereinskassirers, Herrn Stadtrath Mende besteht Dir Z MUberitz - JUt«»," ^scheint wöchentlich drei- mal. Dienstag, D«,n«r«- taq und Sonnabend. — Preis oicrteljithrlich 1 M. '!"> Psg-, zweimonatlich -j I Psg., einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Stratzensperrimg. Infolge der für die Herstellung der Wasserleitung erforderliche Ausgrabung bleibt die Bahnhofstraße zwischen Gartenstraße und Bismarckplatz von Dienstag, den 24. ab bis Freitag, den 27. d. M., für allen Fährverkehr gesperrt, und wird derselbe inzwischen über Schulgasse—Alten ¬ berger Straße, bezw. Weißeritzstraße verwiesen. Dippoldiswalde, am 21. April 1400. Der Stadtrath. Voigt. Verantworklicher Vedarleur: Paul Irhne. - Druck und Verlag von Carl Irhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswlrthschaftNcher Monats-Beilage. das Vermögen aus 2132,43 M., ausschließlich 286,71 M. in der Ausstellungskasse. Mit Rücksicht auf diesen Ber- mögensbestand soll künftig von neuen Mitgliedern em Eintrittsgeld von 2 M. erhoben werden. Aus der Bolls- bibliothek, die 140 M. Einnahme hatte, aber auch ebenso viel Ausgaben erforderte, wurden im Jahre 1844 von 1032 Lesern 2158 Bände geliehen, davon 1333 Bände von 588 Vereinsmitgliedern. Die Bibliothek besteht ans 1584 Bänden, Vermehrung des Bücherbestandes im Jahre 1844: 78 Bände, Vermehrung der Leser um 173, Ver mehrung der geliehenen Bände gegen das Vorjahr um 353. — Die Versammlung bewilligte wieder 30 M. für die Bibliothek. Aus der Ersatzwahl gingen die bisherigen Vorstandsmitglieder, die Herren Buckel, Hering, Liebel, Unger hervor. Wegen der Frage, ob auch fernerhin an Lehrlinge Prämien ertheilt werden sollen, will man erst noch einmal mit dein Jnnungsverband unterhandeln. Schließlich beschloß man, im Laufe des Sommers einen Ausflug nach Freiberg zu unternehmen und dazu jedem theilnehmenden Mitglieds 2 Mark Reisevergütung zu ge währen. Eine Anregung des Herrn Stadtrath Reichel, gegebenenfalls Handwerkern durch Beihilfe den Besuch der Pariser Ausstellung zu ermöglichen, schien zu uner wartet zu kommen, darum überwogen noch die Bedenken, die dem wohlgemeinten Vorschläge entgegengebracht wurden. — Am vergangenen Sonntage versammelten sich die Mitglieder des hiesigen Königlich Sächsischen Militär vereins mit ihren Angehörigen in der „Reichskrone", den Saal derselben bis auf ddn letzten Platz füllend, um mit hoher Freude eine Vorfeier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs zu begehen. Eine Anzahl sehr werthgeschätzter Gäste, darunter der Herr Amtshauptmann Lossow, Herr Bürgermeister Voigt, Herr Superintendent Meier, Herr Hauptmann Lorenz, sowie mehrere Herren aus den städtischen Kollegien, gab durch Theilnahme an der Festlichkeit ein herzliches Interesse an den Be strebungen des Vereins zu erkennen. Nach einigen ein leitenden Musikstücken betrat der Vorsitzende des Vereins die im Vordergründe wohlgefällig geschmückte Bühne des Saales und hielt eine längere markige Ansprache, in welcher er die durchweg von ganzer Seele königstreuen Kameraden voll tiefer Entrüstung insbesondere auf jene Schaar hinwies, deren vaterlandsfeindliches Thun und Treiben das Herz jedes Patrioten mit Abscheu erfüllt, zugleich ermahnend, festzuhalten an der Treue zu König und Vaterland. Im Anschluß an diese Ansprache erhob sich die Versammlung zu einem begeisterten „Hoch" auf Se. Majestät den König und dem Gesänge des Liedes: „Den König segne Gott". In der weiteren Folge der Vorträge wurde namentlich eine Fantasie aus „Freischütz'» für Violine und Klavier, dargeboten von zwei wohl- bekannten, künstlerisch veranlagten Nereinsmitgliedern, mit. Versteigerung. Mittwoch, den 25. April 1900, Bormittags 10 Uhr, sollen im Hofraumc des Grundstücks Herrengasfe, Kat.-Nr. 91 hier LS. 3V HZn» Tsnilslvinplsttvn u. gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Dippoldiswalde, den 21. April 1400. Akt. Graupner, Ger.-Vollz. bedeutenden UUfmge Vev Blatte« ein« schr ckiik- sam« Berbreitung finden^ werben mit 10 Pfg- bie Spaltenzeile oder der«, Raum berechnet. — DS« bellarische und complikirt« Inserate mit «ntsprech«- dem Ausschlag. — Einge sandt, im redactionelji« Theile, die SpaltenjÄ» 20 Psg. Zu der am 1. Mai ds. Js. wiederum vorzunehmenden Zählung der Fabrik arbeiter werden nach erfolgter Feststellung der hierbei in Frage kommenden gewerb lichen Anlagen den Herren Bürgermeistern und Gemeindevorständen des amtshaupt- mannschaftlichen Bezirks in den nächsten Tagen die nöthigen Formulare zugehen, welche den betreffenden Eewerbeunternehmern alsbald unter der Anweisung auszu händigen sind, für deren sorgfältige Ausfüllung am Tage der Zählung, den 1. Mai ds. Js., sowie für schleunige Rücksendung derselben an die unterzeichnete Königliche Amtshauptmannschast zu Vermeidung einer Ordnungsstrafe von 10 Mark für jeden Unterlassungsfall besorgt zu sein. . .. Hierbei wird ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß nut Rücksicht auf die weitere Verwendung der Zählungsergebnisse bei kombinirten Betrieben, wie namentlich bei kleineren Mühlen, der Hauptbetriebszweig durch Unterstreichen besonders heroor- zuheben ist. Insoweit aber in Bezug auf den Betrieb oder den Inhaber einzelner Anlagen inzwischen Veränderungen eingetreten sein sollten, ist dies von den Ortsbehörden auf den ihnen mit zugehenden Formularen zu verlautbaren und sind letztere wieder mit anher einzureichen. Dippoldiswalde, am 14. April 1400. Königliche Amtshauptmannschast. Lossow. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmender Reinigung bleiben die Erpeditionsräume der Stadt- und Sparkasse für Donnerstag, den 26. April dieses Jahres, die Erpeditionsräume des Stadtraths für Freitag und Sonnabend, den 27. und 28. April dieses Jahres, geschlossen. Dippoldiswalde, am 21. April 1400. Der Stadtrath. Voigt.