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>eren Lokales und Sächsisches Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde, — Herr Markscheider Städter-Altenberg hat be reits seit mehreren Jahren wohl gelungene Versuche mit der Anpflanzung von Edelweiß gemacht, ja er hat sehr schön ausgebildete Pflanzen im freien Garten lande aus Samen erzeugt. Wer sich davon über zeugen und Edelweißstöcke auf die bequemste Art in Augenschein nehmen will, dem ist durch einen Besuch im „Hotel zur Stadt Dresden" des Herrn Reinhold Gelegenheit geboten, wo blühende Exemplare von im Jahre 1887 ausgesäetem Samen zur Ansicht für Natur freunde gern gezeigt werden. — Gestern begann bet uns die diesmal während der großen Ferien in bedeutend größerem Maßstabs eingerichtete Milchkur für Schulkinder. In fünf Pflegen sind zusammen 90 Kinder, die doppelte Anzahl des vorigen Jahres untergebracht, nämlich 20 in Rein holdshain bei Herrn v. Schepke, 20 auf dem Vorwerk St. Nikolai, 20 in der Rathsmühle, 16 in der Menden mühle und 14 im Stadtgute des Herrn Müller. Ist die Ausdehnung des Liebeswerkes auf diese verhält- nißmäßig große Zahl den diesmal in erhöhtem Maße eingegangenen Beiträgen und insbesondere der Freund lichkeit des erstgenannten Herrn zu danken, so hat sie doch nur gewagt werden können in der Hoffnung, daß nachträglich noch weitere Gaben eingehen, in welcher Erwartung man sich wohl nicht getäuscht haben wird. wenn sie anders der von den österreichischen und ungarischen Bahnen zu befürchtenden Konkurrenz die Spitze bieten wollen. Da Ende dieses Monats in Dresden die alljährliche Versammlung des Verbandes deutscher Eisenbahnverwaltungen, denen u. A. auch die österreichischen und ungarischen Bahnen größtentheils angehören, zusammentritt und hierbei ungarficherseits die Ausdehnung des Zonentarifs auf das gesammte Verbandsgebiet beantragt werden wird, so dürften die bezüglichen Verhandlungen genügend darüber Auf schluß geben, wie man sich in Deutschland zum Zonen tarif stellt. Dippoldiswalde, 21. Juli. Die Hundstags ferien, die von Lehrern und Schülern mit gleicher Sehnsucht erwartete größere Ruhepause im Schuljahr, sind erschienen. Die auf auswärtigen höheren Schulen lernenden Söhne und Töchter sind heimgekehrt, um sich in der ozonreicheren Luft der Gärten und Wälder den Schulstaub aus den Lungen blasett zu lassen und unter Mutters liebreicher Fürsorge sich an manch' langent behrtem Leibgerichte zu erlaben. Jetzt mahnt nicht mehr die strenge Schulordnung an pünktlichste Ein haltung der Stunden, jetzt kann ohne besonderen Ur laub manch' weiter Ausflug unternommen werden, und in diesen gesockelten. Banden athmet die Brust Freude und wohlthuendes Freiheitsgefühl. Dank der auch in pädagogischen Kreisen immer mehr sich geltend machen den Einsicht, daß die Ferien eine Zeit des AuSruhens sein sollen, weicht auch das Gespenst langwieriger Ferienarbeiten immer mehr in das Nichts zurück und nur der mit in die Heimath gegebene Wunsch, „hübsch zu repetiren", legt eine mäßige, aber den Freiheits genuß mehr fördernde als hinderndeWeschränkung auf. Möchte des Himmels Gunst den Hundstagsferien be- scheert sein und sie sich in der Weise bewähren, daß man an ihrem Ende aus vollem Herzen in das Wort Jean Pauls einstimmen kann: „Ich möchte den Toden- schädel des Mannes küssen, der die Hundstagsferien erfunden hat." — Am Sonnabend mit dem ersten Zuge kamen die drei Ferienkolonien Hermsdorf, Schönfeld und Hennersdorf, mit zusammen 77 Kindern, hier durch. Der Erzgebirgsverein hatte den jugendlichen Gästen am Bahnhofe eine Erquickung vorbereitet, indem jedem Kinde eine Taffe duftigen Warmbieres nebst einem Hörnchen verabreicht wurde. Auch den Führern mun dete in der Morgenfrische der erwärmende Trank. Dankerfüllt bestiegen nach den kurzen Minuten des Aufenthalts die im Feriengenusse und in der Erwartung ihrer Sommerfrische fröhlichen Kinder die Wagen und fuhren mit Tücherschwenken und Hurrahruf ihrem Ziele entgegen. Wir begleiten sie mit den besten Wünschen für einen günstigen Erfolg der ihnen von Menschen freunden gebotenen Gelegenheit zur Kräftigung und Erholung in unserer sauerstoffreichen, gesunden Erz gebirgsluft. „Immer langsam voran, immer langsam voran" — dieses alte Spottsprichwort auf die österreichische Gemächlichkeit und Gemüthlichkeit ist zu Schanden ge worden, seit Oesterreich-Ungarn mit dem Zonentarif für den Eisenbahnpersonentransport einen so kühnen, fast revolutionär zu nennenden Schritt auf dem Ge biete der Eisenbahn-Wirthschaftspolitik gethan hat, und man muß die Genialität bewundern, mit welcher hier durch im Kaiserstaate an der Donau auf einmal mit althergebrachten und bis jetzt für rationell gehaltenen Grundsätzen gebrochen worden ist. Nachdem Ungarn vor ungefähr Jahresfrist auf diesem Wege voranging, folgte am I. Juni d. I. die cisleithanische Reichshälste nach und gelangte zunächst bei den österreichischen Staatsbahnen der Zonentarif zur Einführung und zweifellos werden bald auch die anderen Bahnverwal- lungen in Oesterreich diese hochbedeutsamen Eisenbahn- Reformen sich wohl oder übel aneignen müssen, und eS steht zu vermuthen, daß bis Ende dieses Jahres in ganz Oesterreich-Ungarn der Eisenbahn-Zonentarif ein geführt sein wird. Es drängt sich nun die Frage auf, wie sich die übrigen Bahnverwaltungen des mittel europäischen Verkehrs zu der wichtigen Neuerung des Zonentarifs verhalten und welche Stellung speziell die größeren Bahnverwaltungen der an Oesterreich-Ungarn angrenzenden Gebiete des Deutschen Reiches hierzu einnehmen werden. Man Hal bis jetzt hierüber noch nichts Sicheres gehört, aber offenbar drängt die Sache zur Entscheidung und da wird man, wie die Verhält nisse einmal liegen, annehmen dürfen, daß auch die deutschen Bahnen in irgend einer Form auf den Zonen tarif eingehen werden müssen. Denn es steht außer allem Zweifel, daß der Zonentarif der österreichischen und ungarischen Bahnen mit seinen beispiellos billigen Sätzen sich gegenüber den Sätzen, wie sie in Deutsch land im Personentransportwesen der Eifenbahnen noch nicht geltend sind, in kurzer Zeit machtvoll geltend machen muß und es droht mithin den Bahnoerwal tungen der an Oesterreich stoßenoen deutschen Staats gebiete eine empfindliche Schädigung durch die Kon kurrenz des Zonentarifs jenseits der schwarz-gelben Grenzpfähle, wenn letzterer nicht bald ein Paroli ge bogen wird. Wer künftig z. B. von Dresden nach Oderberg oder München, oder wer etwa von Schlesien nach Süddeutschland reist, der wird ganz sicherlich hier bei die österreichischen Bahnen, wegen der außerordent lichen Billigkeit des Zonentarifs, soweit benutzen, wie dies nur irgend angeyt, und hierbei auch einen kleinen Zeitverlust nicht scheuen. Es bedarf daher wohl keiner näheren Darlegung, daß hieraus ein bedeutender Aus fall im Durchgangsverkehr der betheiligten deutschen Bahnen entstehen würde. Indessen erscheint es wohl begreiflich, wenn die deutschen Bahnen noch zögern, auf den Zonentarif einzugehen, denn er ist noch zu kurze Zeit in Thätigkeit, als daß man hieraus einen ganz bestimmten Schluß auf seine finanziellen Ergeb nisse ziehen könnte. Allerdings hat er nicht nur in Ungarn, sondern auch auf den betreffenden österrei chischen Linien eine ganz gewaltige Steigerung des Personenverkehrs zur Folge gehabt und dieselbe hat speziell für die ungarischen Bahnen auch nicht unerheb liche Mehreinnahmen gegenüber den früheren Ein nahmen aus dem Personenverkehr ergeben. Hiermit ist jedoch noch nicht gesagt, ob diese günstigen Ver hältnisse auch anhalten werden und ob nicht vielleicht nur vorübergehende Ursachen hierbei einwirken, nach deren Verschwinden für diejenigen Bahnen, welche den Zonentarif eingesührt haben, ein sehr empfinolicher Rückgang eintrelen könnte. Aber die hohe Wahr scheinlichkeit ist doch vorhanden, daß mit dem Zonen tarif für Perfonentransport eine gesunde und zeitge mäße Reform im Eisenbahnwesen zur Einführung ge langt ist und die demschen Bahnverwaltungen werden sich daher ebenfalls genöthigt sehen, mit ihr zu rechnen. — Die Heuernte ist durch die günstige Witterung der vergangenen Woche recht sehr gefördert worden. Hält dieselbe noch 8 Tage an, so hofft man sämmt- licheS Heu glücklich unter Dach und Fach zu bringen. Die Heuernte ist in der hiesigen Gegend sowohl in Rücksicht auf die Güte, als auch namentlich die Menge des erbauten Heues eine recht gute zu nennen. Während im Niederlande in den hinter uns liegenden nassen Wochen ein sehr großer Theil des Heues gänzlich un brauchbar geworden ist, hat man hier, Gott sei Dank! derartige Verluste nicht zu beklagen. — Heute Mittag 11 Uhr rückten 51 Mädchen als Zerienkolonisten in unsre Stadt ein, von welchen 25 Mädchen im Gasthause des Herrn Franke, 25 Mäd chen bei Herrn Schießhausbesitzer Reichelt und ein Mädchen bei Herrn Fleischermeister Paul Pirnbaum Aufnahme fanden. Noch kein Jahr sind, solange die Ferienkolonien eingerichtet sind, so viel Kolonien in die Nähe von Frauenstein verlegt worden. Dieses Jahr sind hier, wie oben bemerkt wurde, 2 Kolonien mit 50 Mädchen, ausschl. 1 Mädchen in Privatpflege, eine Ziqerare, welche bet da bedeutenden Auflage det Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 P Spaltenzeile oder Raum berechnet. - bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzell» WPfg. Dte „«Seißerttz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. — Das am vergangenen Freitag Nachmittag bei uns so heftig aufgetretene Gewitter scheint glücklicher weise in unserer Amtshauptmannschaft ohne nennens- werthen Schaden verursacht zu haben, vorübergegangen zu sein. In dem Gebiete der sächsischen Schweiz da gegen, wo der Hagel die Größe von Wallnüssen er reichte, dürften die Verluste an Feldfrüchten ziemlich bedeutende sein. — Die zweite Klaffe der 118. Landeslotterie wird am 4. und 5. August gezogen werden. Die Er neuerung der Loose hat bis zum 26. Juli zu geschehen. Reichstädt, 21. Juli. In vergangener Nacht ist nach längerer Krankheit in seinem hiesigen Schlöffe Herr Majoratsherr Kammerherr von Schönberg gestorben. Sadisdorf, den 20. Juli. Am heutigen Sonn tag Nachmittag fand hier eine seltener vorkommende kirchliche Feier statt in der durch Gefaug und Red« eingeleiteten Einsegnung des Jubelpaares Karl Wein hold, Hausbesitzer und Handarbeiter hier, und dessen Ehefrau, geb. Franz aus Naundorf, nach in treuer Liebe glücklich geführter 50jähriger Ehe. Mögen dem allgemein geachteten Jubelpaare die ihm an heiliger Stätte, aus Familien- und Bekanntenkreisen ausge sprochenen herzlichen Wünsche nach Gottes Gnade in Erfüllung gehen! Schmiedeberg. Am Sonnabend, den 19. d. M., früh zwischen 3 und 4 Uhr, ist das zum hiesigen Eisen werk gehörige zweite Eisengießereigebäude in Brand gerathen und ist durch denselben der Dachstuhl des Anbaues zerstört worden. Ohne Zweifel dürfte Selbst entzündung zu Grunde liegen. Der Brand hat durch die Fabrikspritze noch rechtzeitig gedämpft werden können, sodaß eine Alarmirung der Ortseinwohner gar nicht vonnöthen gewesen ist. -s- Frauenstein, 19. Juli. Sowohl gestern, als auch vorgesteru gingen sehr schwere Gewitter unter sehr heftigen elektrischen Entladungen und fürchter lichem Regenwetter gnädig über unsere Stadt hinweg. Bei dem gestrigen Gewitter schlug ein Blitz in die Blitzableitung auf hiesiger Schule, ohne jedoch Schaden anzurichten. Der Regen fiel gestern so massig, daß die an der Bobritzsch gelegenen Wiesen mehrere Stun den unter Wasser gesetzt waren. Dem strömenden Regen waren auch einzelne Schloßen beigemischt.