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WIcheuUich erscheine» drei Nummern. PränumecalionS-Preis 22 j Silbergr. THIr.) vierteliShrlich, 3 Lhlr. für das ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preuöischen Monarchie. Magazin für die Pränumerationen merken von jeder Buchhandlung 0» Berlin bei Veit u. Camp., Iägerstraße Nr. 25), so wie von alle» Köttigl. Post-Aemtcrn, angenommen. Literatur des Auslandes. 1S6. Berlin, Dienstag den 31. Dezember 1844. England. Umrisse einer Geschichte der Natur. „Spuren der Naturgeschichte der Schöpfung" (Vestixss ok rde natur«! bislar^ ok cresrion) — so lautet der Titel einest Buchest, das vor kurzem in London erschienen ist. Wir haben noch keine Gelegenheit gehabt, dasselbe zu sehen oder den Namen dest ungenannten Verfassers zu erfahren; die englischen Ueview« sind jedoch so seines Lobes voll, daß wir danach Einigest über die in dieser Schrift entwickelten Ideen mittheilen. Dast Buch beginnt mit einem Kapitel über die Anordnung und Bildung der räumlichen Körper und über die Beziehungen zwischen den Planeten unseres Sonnensystems. Das Hauptresultat ist hier, daß alle Körper im Raume hin sichtlich ihrer Formation in einem steten Fortschritt begriffen seyen, daß unser Sonnensystem, da es verhältnißmäßig jung sey, noch viele physikalische und moralische Erscheinungen im Keime enthalte, während Myriaden anderer Welten schon der Vollkommenheit näher gerückt seyen. Hieran knüpfen sich einzelne Reflerionen, aus denen wir folgende über die Einfachheit der Natur hcrausthcben - „Das Gesetz, nach welchem die Rotation der Himmelskörper geschieht, ist genau dasselbe, welches das bekannte Phänomen der Wasserwirbel auf dem Spiegel eines Flusses hervorbringt. Solche kleine Wirbel erscheinen nie ein zeln, sondern gewöhnlich sind zwei oder mehrere neben einander, die sich nach verschiedenen Richtungen bewegen. Dies kleine, friedliche Spiel der Natur, dem wir mit kindlicher Freude zusehen, erklärt uns die Wunder binärer und ternärer Sonnensysteme Die Thräne, die über die Wange des Kindes rinnt, ist rund, und nach demselben Gesetze der gegenseitigen Anziehung der Moleküle runden sich die Sonne und die Planeten. — Merkur bewegt sich rascher als Saturn, und zwar aus demselben Grunde, als sich eine Kugel, die an einem Faden hängt, den wir um unsere Finger wickeln, rascher bewegen wird, je kürzer wir den Faden nehmen. Die beiden Wasserwirbel kamen in Drehung auf eine Entfernung von einigen Zollen, und dieselbe Ursache dreht zwei Sonnen in einem Abstande von Millionen von Meilen." Hierauf folgt die Schilderung der geologischen Aeren der Erde. Sie um fassen die vormenschliche Zeit, denn von dem Augenblicke an, als der Mensch in die Erscheinung tritt, ist keine große Veränderung der Erdoberfläche mehr nachweisbar. — Alst älteste Fossile organischer Körper kommen uns, sagt der Verfasser, Sccthiere (Zoophyten und Polypen) vor, obgleich wir doch gewöhnt sind, die Pflanzen für niedrigere Organismen zu halten. Er löst den Wider spruch, indem er behauptet, daß wohl Seepflanzen den Seethieren voran gegangen seyn möchten, die nur zu klein waren, als daß sie hätten eine fossile Spur ihrer Existenz zurücklaffen können. Zn Bezug auf das Pflanzen- und Thierreich verweilt der Verfasser wiederum bei der stufenweise» Vollkommenheit der einzelnen Klaffen. Alle, meint er, gehören einem einzigen Systeme an, das sich nur in den verschiedenen Stadien seiner Entwickelung verschieden äußere. Daher die höheren und die niederen Thiere, die höheren und niederen Pflanzen. Sie bilden sämmtlich nur eine Reihe, deren einfachste Formen des SepnS immer in die nächst kom- plizirteren übergehen. Der Verfasser geht noch weiter und zeigt die Stadien des organischen Lebens an einem und demselben Individuum. „Ein Insekt", sagt er, „das an der Spitze der artikulirtcn Thiere steht, ist im Larvenzustande ein wirkliches Annelid, ein Wurm, also der untersten Klasse der Gliederthiere angehörend. Der Embryo eines Krebses gleicht dem entwickelten Thiere der niedrigeren Ordnung Myriapoda und durchläuft mehrere Formen der Krusta- ceen. Der Frosch gleicht einige Zeit nach seiner Geburt einem Fisch, hat Kiemen und andere Organe der Wafferthiere, die er nach und nach ablegt. Die Säugethiere durchlaufen noch mehr Phasen der Ausbildung, da sie den höchsten Platz in der Skala cinnehmen. Selbst der Mensch ist von diesem Gc- setze nicht ausgenommen. Seine Organisation gleicht gradatim der eines Fisches, eines Reptils, eines Vogels und der niederen Mammit'cren. °) Nach dem er endlich auch die den Affen angehörige Bildung des Schwanzbeins ver- loren hat, wird er zu einer wirklich menschlichen Kreatur. Selbst die Bärie. täten der Racen werden an der progressiven Entwickelung eines Individuums ') Diese Behauptung ist bereits von deutschen Physiologen ausgestellt und auch in Deutschland widerlegt worden. Der McnschenfötuS ssi nicht zu einer Zeit Fisch, >»r anderen Amphibium u. s. w., sondern er ist eben so weit daS eine als das ander-, in sofern er, wie diese, den Formationsplan der Wirbelthiere hat, der sich natürlich in den Embryonen am einfachsten und darum am meisten gemeinsam darstellen muß. offenbar. So durchläuft jedes Thier in seiner Bildungs-Periode eine Reihe von Veränderungen, die den permanenten Formen niedrigerer Ordnungen in der Leiter der organischen Wesen entsprechen." Dem Einwurf, daß wir stets Gleichartiges durch Gleichartiges erzeugt werden, also keinen Fortschritt einer Gattung zu einer höheren sehen, begegnet der Verfasser mit der Behauptung, daß, was hiervon unter unseren Augen geschieht, sich unmerklich verändere. Er führt diesen Gedanken auf folgende Weise aus: „Der Fötalzustand eines einzelnen Organismus dauert nur einige Tage, Wochen oder Monate; aber der einer neuen Welt mag ungeheure Zeiträume umfassen. Setzen wir den Fall, daß eine Ephemere, die an dem einen April tage ihres Lebens über einem Sumpfe schwebt, fähig wäre, die Froschbrut unten im Wasser zu beobachten. In ihrem Grcisenalter, am Nachmittage, habe sie noch keine Veränderung an derselben bemerkt. Wie soll sie nun wissen, daß die äußeren Kiemenbüschcl dieser Larven einst abfallcn und durch Lungen ersetzt werden, daß sich Füße entwickeln, der Schwanz verschwinden und daS Thier, daö jetzt im Wasser lebt, ein Landbewohner werden wird f Eben so schwierig mag es für uns seyn, die Fortschritte zu einem höheren Typus der Eristenz, die eine Spezies der Organismen in ihrer allmäligcn Fortpflanzung macht, zu bemerken. In der Zeit, die wir die geschichtliche Aera nennen, scheinen die Spezies starr die Gränzen ihrer Eigenschaften be wahrt zu haben. Aber die geschichtliche Aera ist, wie wir wissen, nur ein kleiner Theil des ganzen Alters unseres Globus. Wir wissen aber so wenig genau, was vor dieser Zeit geschehen ist, als wir schließen dürfen, daß die folgende Periode der Naturgeschichte eine Wiederholung der jetzigen seyn wird." Einen ferneren Beweis für sein Prinzip der allmäligcn Vervollkommnung findet der Verfasser in den Veränderungen, die eine menschliche Familie unter dem Einflüsse der umgebenden Verhältnisse erleidet. „Eck ist bekannt — sagt er — daß eine menschliche Familie, ein Stamm oder ein Volk im Lause der Generationen aus einer schlechteren körperlichen Bildung sich zu einer besseren erheben oder aus einer höheren in eine niedrigere znrückfinken kann, je nach dem die äußeren physikalischen Bedingungen günstig oder ungünstig sind.... DaS Hervortreten der Backenknochen, das Zurückweichen oder Schmälerwerden des Schädels, eine Verlängerung und Verdünnung der Gliedmaßen: dies Alles sind Eigenthümlichkeiten, die von den äußeren Bedingungen abhängen. So sehen wir die Natur gleich bereit, vorwärts und rückwärts zu gehen. Beide Wirkungen sind einfach der Ausdruck deck Gesetzes von der Fortbil dung durch Fortpflanzung. „Es fragt sich nun, ist unsere Race die erste Phase des Menschengeschlechts, und wird sie einst durch eine moralischere und intelligentere ersetzt werden? ES liegt hierin nichts Unwahrscheinliches. Die heutigen Menschen find kriege risch und eigennützig und stimmen vielleicht so am besten zu der gegenwärtigen Configuration der Erde. Dieselbe aber durchläuft allmälige Veränderungen und wird vielleicht einst zum Felde einer milderen Eristenz. Dann mag ein edlerer Typus der Menschheit erstehen, der die Spitze der Thierreiche auf unserem Planeten ist und die Träume der reinsten Geister unserer Zeit verwirklicht." Der Autor scheint nur wenig mit den Begriffen der griechischen Philo sophen bekannt, und dennoch bekennt er sich, wie unbewußt, zu denselben. Jene Ansicht von einer edleren Mcnschcnracc gehört dem Pythagoras an, der diese Race in vollkommnerc Welten setzt, als unsere Erde ist. Derselbe spricht auch von der Welt als von dem ersten Einen, das sich harmonisch ans dem minder Schönen und Guten zum Schöneren und Besseren heranbilve, und gerade diese Idee ist es, auf die unser Naturphilosoph sein System vorzüglich baut. Aus der Schöpfungsgeschichte der Menschheit citiren wir, was über die geistige Thätigkeit in den Thieren gesagt wird. „Einfache Elektrizität, die künstlich hervorgebracht und auf die Nerven eines todtcn Körpers applizirt wird, erregt MuSkclthätigkeit. Wenn man einem frisch geschlachteten Thier daS Gehirn hcrauSnimmt und durch Stoffe ersetzt, die einen elekrischen Strom erzeugen, so beginnt das Verdauungsge- schäft, daS durch den Tod des ThicreS unterbrochen worden war, von neuem, woraus erhellt, daß daS Gehirn einer galvanischen Batterie völlig gleichzu stellen sey. Man braucht vor dieser Behauptung nicht zu erschrecken, wenn man bedenkt, daß die Elektrizität so »»körperlich ist, als es der Geist selbst seyn soll. Sie isi ohne Dimension und ohne Gewicht. Metall, das magneti- sirt oder bis zu 7N0 Grad Fahrenheit erhitzt wird, ist darum nicht um den hundertsten Theil eines Grans schwerer. Und dennoch ist die Elektrizität et was Reelles, denn dies erhellt aus ihren Wirkungen. Wärme und Licht be dingen die Vegetation, ein galvanischer Strom sammelt die Kupfertheilchen