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ES liegt ein Zauber in dem Worte, Ein Zauber weht durch diesen Tag: Palmsonntag sprengt des LenzeS Pforte, Wie auch der Winter dräuen mag; Schon murmeln lauter alle Quellen, Bald jauchzt die Lerche himmelan, Die grauen Weidenkätzchen schwellen, Palmsonntag ist« — der Lenz hebt an. Der Lenz! — Biel junge Herzen schlagen Heut zukunftsfreudig und voll Lust, ES träumt von Hellen Maientngen Die unerfahr'ne KindeSbrust. Dom Gotteshause in das Leben, Wie dünkt eS «in so kleiner Schritt, AllwärtS ein Sehnen, Hoffen, Streben . . Habt acht, die Sorge wandert mit. Lokaks und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der morgige letzte Sonntag in der Fastenzeit, der den Namen Palmsonntag oder auch grüner Sonntag führt, ist zugleich der Tag der Konfirmation. An ihm treten beim Klange der Glocken tausende von heranaereislen Knaben und Mäd chen ins ernste Leben ein. Eine gar feierliche und ernste Stunde ist eS, in der die Konfirmanden vor dem Altars Gottes ihren Taufbund erneuern, ein ernster feierlicher Akt, mit dem zugleich die Scheidestunde aus der Schule für diese unsere Mitchristen schlägt. Der Ernst de» Lebens tritt nun mehr und mehr an die junge Schaar, die wir an geweihter Stätte versammelt sehen werden, heran, und so wollen auch wir unsere herzlichsten Glückwünsche für die Zukunft unserer Konfirmanden darbieten. Dem Knaben, möge er sich diesem oder jenem Berufe widmen, ruft die nun kom mende Zeit vor Allem zu: „Lehrjahre sind keine Herrenjahre!" — ein ernstes, keiner anderen Deutung fähiges, aber wahres Wort, das jeder Lehrling in sein tiefstes Inneres schreiben möge als Richtschnur seines Lernens und Handelns, um dereinst ein wackerer, brauchbarer Gehilfe und zu Ehre seines Berufes später vuch ein tüchtiger, geachteter Meister zu werden. Und für das Mädchen, das nun der Schule entwachsen, beginnt nun die Zeit der Vorbereitung für den Haus frauenberuf, und glücklich zu nennen sind diejenigen, welche an der Hand weitsehender, sorgsamer und tüch tiger Mütter dem naturgemäßen Berufe einer ächten deutschen Hausfrau zugesührt werden, um den der- «instigen Gatten eine theilnehmenve treue Gefährtin in Leid und Freud zu werden. Ja, mögen unsere jungen Mitchristen alle tüchtige, brauchbare Glieder der menschlichen Gesellschaft werden, wöge ihnen Glück und Segen beschieden sein auf ihrem ferneren Lebens wege — das ist unser Wunsch am Tage der Kon firmation. — Am Montag Nachmittag begannen in unsrer Volksschule die Osterprüfungen und zwar zuerst in der Knaben- und dann in der Mädchenabthetlung von der 7. Klaffen aufsteigend. Hocherfreulich ist es, be richten zu können, daß durchgängig in allen Fächern Festigkeit im Wissen, Sicherheit im Denken, Gewandt heit im Sprechen und frische, fröhliche Lebendigkeit, natürlich nach dem Maßstabe der Altersklaffen, Zeug- niß davon gaben, daß eS sich unser Lehrerkollegium angelegen sein läßt, die Kinder nicht nur in allen erforderlichen Kenntnissen zu unterrichten, sondern sie auch zur Lust und Freude an der Arbeit zu erziehen. Die in besonderen Zimmern ausgestellten Hefte, Zeich nungen und Nadelarbetten erfreuten das Auge durch geschmackvolle, saubere Ausführung. Ausfallend war 'n diesem Jahre der schwache Besuch von Seiten der Eltern, und doch sind die Examen hauptsächlich ihret- Palmsonntag. Wie euch die jungen Seelen glühen, Euch ist die Brust so voll und «eit, Ihr meint, nun fängt'S erst an zu blühen, Run kommt des Leben« Wonnezeit;! Schütz' euch der Himmel solchen Glauben, Und lächle euch der Frühling lang — Die Stunde kommt, die euch wird rauben Manch' Blümlein in des Leben« Drang. ES knickt der Reif die schönsten Rosen In unsers Gartens stillem Raum, ES bricht des Wetter« wilde« Tosen Im Walde manchen stolzen Baum; Der uns gelabt mit Schattenkühle, Mit grünen Zweigen un« bedeckt, Er stürzte, in deS Sommers Schwüle Vom Blitzschlag jäh dahingestreckt. wegen eingerichtet. Die meisten Zuschauer haben immer die Turnprüfungen, und eS ist ja auch eine Lust, die Knaben und Mädchen zu sehen, wie jene in kraftvollem Muth, djese in lieblicher Grazie Hebungen und Reigen nach Gesang oder Musik knapp und schön auSsühren. Sowohl in der 1. Knaben-, als auch in der 1, Mädchenriaffe wurde MM» deS EpMinS mit kürzen, markigen Worten aus die Bedeutung Bismarcks hingewiesen, während die Mittel-Klaffen durch Deklamation patriotischer Gedichte ihre Vater landsliebe bekundeten. In dem Examen der Fort bildungsschule war schon dies Jahr der segensreiche Einfluß davon zu bemerken, daß durch Theilung der з. Klaffe nicht nur mangelhaft vorbereitete Schüler von den oberen Klaffen fern gehalten werden können, sondern daß dadurch auch eine genauere Einhaltung des Lehrplans und sichere Erreichung des Lehrzieles in allen Klaffen ermöglicht wird. Von 94 Fortbildungs schülern wurden 28 entlassen und nahm auch hier Herr Schuldirektor Rasche Gelegenheit, in seiner Ab- schiedSrede den Fürsten Bismarck als Muster der Gottesfurcht, Vaterlandsliebe und unermüdlicher Schaffensfreudigkeit hinzustellen. Am Freitag Vor mittag fand die öffentliche Feier der Konfirmanden- Entlassung statt. Von 518 Volksschülern wurden 50 (23 Knaben und 27 Mädchen) entlasten. Nach dem Gesänge der ersten 4 Verse von dem Liede: „Befiehl du deine Wege" laS Herr Oberlehrer 0. Hell riegel den 121. Psalm vor, worauf nach einem Zwischen gesang Herr Schuldirektor Rasche in herzgewinnender und ergreifender Rede den Konfirmanden seinen eigenen KonfirmationSspruch: „Befiehl dem Herrn deine Wege и. s. w." als Leitstern für's Leben mitgab, der ihnen Kraft zur Arbeit, Halt in Versuchung und Trost im Leide gebe. Vor dem Echlußverse erflehte Herr Diakonus BÜchting in inbrünstigem Gebete auf die Entlassenen den Segen des Herrn, der sie leiten möge im ferneren Leben. — Am Mittwoch Abend stellte sich der von der Reformpartei aufgestellte Reichstagskandidat für den sechsten Wahlkreis, Herr Baumeister Hartwig aus Dresden, in einer von ziemlich 400 Personen besuchten Versammlung im Schützenhause vor, um sein Programm zu entwickeln. Nach der mit einem Hoch auf Kaiser und Reich vom Vorsitzenden, Herrn Th. Müller, er folgten Eröffnung der Versammlung begann Redner seinen Vortrag, indem er anknüpste an den Geburts tag des Altreichskanzlers und dabei hervorhob, wie Bismarck mit der Errichtung deS neuen deutschen Reiches auch zugleich einen von Vielen ungeahnten Wohlstand in demselben schuf. Daß nun aber be sonders der Mittelstand nichts davon spüre, läge in der ungleichen Vertheilung, das Kapital befinde sich in nur wenig Händen, ,. B. in denen der Aktien gesellschaften. Damit sei das Volk unzufrieden. Es So ist Dein Sehnen und Detn Hoffen, Du armes, schwache« Menschenkind, Ein Baum, den bald der Blitz getroffen, Gin zitternd' Blatt im rauen Wind. Rur Eins verharret: Gottes Güte Und Eins besteht: Des Herren Macht! D ran hatte fest, wenn eine »lüthe Dir bricht in Sturm und Wetternacht. DaS nehmet mit zum Streit des Lebens: Der Herr mein starker Schild und Hort! Dann dräuen Stürme euch vergeben«, Dann blüht » im Herzen immerfort. In meinem eig nen Kinde lege Die Hand ich segnend euch auf« Haupt: Mit Gott! Er schützet allewege, Wer auf ihn hofft und an ihn glaubt. wünsche, daß eS anders werde, und eS könne auch anders werden, und es richte seine Augen auf seine Vertreter. Somit kommt Redner auf sein Thema „Die Betrachtung der alten Parteien". Die drei ersten Parteien, daS Centrum, das theils fürs Groß kapital, theils aber auch für den Mittelstand einträte, die alte» RqtioaalliherÄ,«^ welche sonst immer für» Kapital und erst ganz neuerdings für den Mittelstand stimmten und die Freisinnigen, die nichts für den Mittelstand thun, werden nur kurz gestreift. Dagegen erfährt die vierte Partei, die Konservativen, „als Ri valin im Kreise", eine längere Kritik. Redner be hauptet, die konservative Partei, manchmal mächtig, dann wieder schwach, immer bereit, dem Winke der Regierung zu folgen, sei auch erst in neuerer Zett für das Volk mit eingetreten. Früher habe sie daS unheilvolle Akliengesetz mit geschaffen, der Gründung der Reichsbank, welche besonders das Großkapital und die Zusammenballung deS Kapitals unterstütze, aber mit beigestimmt. Bis 78 seien die Konservativen mit Freihändlern gewesen, hätten beim unfreiwilligen Rück tritt Bismarcks kein Wort für denselben gehabt, scheuten sich, sich mit den Sozialdemokraten zu schlagen, gingen im jetzigen Wahlgange mit den Liberalen, blickten auch jetzt noch zögernd nach oben, besonders da die Meisten Vieser Partei befreundet oder verwandt mit den Mi nistern und sonstigen Würdenträgern seien. Da in der Debatte kein Konservativer sich zum Worte meldete, blieben diese Behauptungen unwiderlegt. Gewiß wird man aber in der bevorstehenden Wahlrede des Herrn Andrä auch mit über diese Behauptungen aufgeklärt werden.^ Nunmehr wendete sich Herr Hartwig gegen die letzte, die sozialdemokratische Partei. Einverstanden mit ihrem Ausspruche, alles Elend und alle Noth aus der Welt zu schaffen, wies er dieser Partei nach, daß sie zur Erreichung dieses Ziele» die alleroerkehrtesten, unmöglichsten, hirnverbranntesten und auch unlautersten Mittel benutzen wollte. Sie wollte das KönigSthum und das Heer, wenigstens in seiner jetzigen Beschaffen heit, auSrotten, sehe auch dis kleinsten Betriebsmittel, und wäre es die Nähmaschine, als Kapital an, sie strebte an, daß erst der vollständige Ruin deS Hand- werksstandeS und der Landwirthschast erfolgen müsse, worauf sie dann ihren Zukunstsstaat errichten möchte. Wenn hierbei Redner behauptet, daß man die De monstration der Sozialdemokraten, wie die Maifeier u. A., nur als Lächerlichkeiten ansehen müsse, wie man ihnen eine rothe Fahne zum Spielen in die Hand geben möge, als sie durch Bestrafung zu Märtyrern zu stempeln und ein Umsturzgesetz zu schaffen, so dürfte er wohl durch eine zu rostg angehauchte Brille die Thatsachen anschauen. Auf die Behauptung der Um- sturzpartet, höhere Tetreidepretse nützten dem kleinen Landwirthe überhaupt nichts, da sie kein Brodkorn verkaufen könnten, tritt der Kandidat zum Schluffe