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Me Wm-Dtilung der MilhiftUtrivehr DikSmff hält Sonnckbend de« 2tz Mai 1923 abends 6 Uhr eine Uebung ab. Stellen am Spritzenhaus. Alle männlichen Personen im Alter von 20—25 Jahren haben sich zu dieser Uebung einzusinden. Nichterscheinen oder unentschnldigtes Fernbleiben wird nach der Feuerläschordnung bestraft. Als EntschuldigungSs grnnd gilt nur Krankheit. Die Entschuldigungen sind schriftlich vor Begmn der Uebung beim Branddirektor abzugeben. Binden sind anzulegen. Wilsdruff, am 22. Mai 1923. rrr« Der Stadtrat. Bekanntmachung. Mit Genehmigung der Amtshauptmannschoft Meißen wird der von Unkersdorf nach Kesselsdorf führende Kommunikationsweg vom 28. bis mit 31. Mai wegen Massenschntt gesperrt. Der Verkehr wird über Steinbach—Zöllmen verwiesen. Unkersdorf, am 23. Mai 1923. --es Borsdorf, Gemeindevorstand unnonnWMMWWSSWWWML1l!UL"!!!WM . i- t kotox sofor! -sucht >7 a> Zl. »er n aut ote u sstellt Ml t oder 86 a» l. i ein ri9i KiKdmfferAgM« Fernsprecher Wilsdruff Ar. d Wl)ä)enbla^ sÜk WWdsUff UNd i^MgegLNd Postscheckkonto Dresden 2640 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrat» zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. «erleaer und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für de« Inseratenteil: Arthur ZschuuKe, beide i» Wilsdruff. 82. Jahrgang. Nr. 60. Sonnabend / Sonntag 26. / 27. Mai 1923. ft« ahren. Huts itz M skunfl reiung Muß, asw. t«, str.12. M' «I. Amtlicher Teil Steuerabzug vom Arbeitslohn. Mit Wirkung vom 1. Juni dieses Jahres ab sind die Beträge, um die sich der vom Arbeitslohn einzubehallende Sleuerabzugsbelrag ermäßigt, wie folgt neu festgesetzt worden: nach dem 31. Mai 1923 erfolgende« Zahlung von nach dem 31. Mai 1923 fällig gewordenem Arbeitslohn. Nossen, am 23. Mai 1923. Das Finanzamt. Die neuen Sätze finden Anwendung bei Vornahme des Steuerabzugs von jeder monatlich um je wöchentlich um je täglich um je für je zwei angefangene oder volle Arbeftst un- den um je Für den Steuerpflichtigen und für seine zu seiner Haushaltung zählende Ehefrau Mark 1200 Mark 288 Mark 48 Mark 12 Für jedes zur Haushaltung des Steuer pflichtigen zählende minderjährige Kind 8000 1920 320 80 Zur Abgeltung der nach ß 13 Abs. 1 Nr. 1—7 des Einkommensteuergesetzes zu lässigen Abzüge, Werbungskostenpauschsatz '10000 2400 400 100 Kleine Zeitung für eilige Leser. * Am Sonntag beginnen in Paris die französisch-belgischen Vorberatungen über einen neuen Reparationsplan. * In Gelsenkirchen wiederholten sich die blutigen Straßen kämpfe und die Plünderungen der kommunistischen Hundert schaften. * Die Franzosen haben das große Stickstofswerk in Oppau besetzt. * Aus dem Camburger internationalen Sozialiftenkongretz wurde durch Annahme des Statuts die neue Internationale gegründet. * Lord Curzon hat sich bereiterklärt, im Kabinett Baldwin den Posten des Außenministers beizubehalten. * Die Russen haben in einer versöhnlich gehaltenen Antwort- Rote an Curzon die meisten englischen Forderungen bewilligt. Gegenwart — Zukunft. Zu den in dieser Woche in Hamburg abgehaltenen inker« nationalen und nationalen Tagungen wird uns von beson derer, auf der Linie der inneren Versöhnung stehender Seite geschrieben: Zwei Weltanschauungen waren es, die in diesen Tagen in Hamburgs Mauern friedlich nebeneinander tagten und die doch so wenig oder so viel miteinander gemeinsam haben wie Gegenwart und Zukunft. Es war die Versammlung des Bundes der Grenz- und Ausländsdeutschen sowie des Vereins für das Deutschtum im Ausland auf der einen Seite, der Kongreß der Internationale andererseits. Dort die „deutsche", hier die internationale Tagung. Man kann auch sagen dort die Gegenwart, hier — vielleicht — die ferne Zukunft. Das ist kein Werturteil, und vielleicht wird die inter nationale Völkersolidarität — die ja gar keine ursprünglich marxistische Idee ist, sondern in ihren Wurzeln zurückgeht auf Herders und Goethes Ideal der Humanität — sich ganz anders gestalten als die Hamburger Ideologen sich das den ken. Jedenfalls sicherlich nicht aber in der Art, daß der Geist durch die Organisation ersetzt wird. Wir meinen damit, daß die „2/-. Internationale", also die Vereinigung der Unab hängigen Sozialisten in die 2. Internationale aufging, ge nau so, wie in Deutschland sich Unabhängige und Mehrheits sozialisten verbanden. Schon daß man im Eingang des neuen Statuts auf das reichlich abgegriffene Prinzip des Klassenkampfes wieder zurückgegriffen hat und ihn „als Mittel der Emanzipation der Arbeiterklasse erkennt", zeigt einen sehr heftigen Rückfall in die Gedankenwelt einer vergangenen Zeit. In etwas Ungeistiges, Materielles, etwas „Ökonomisches", um mit Marx zu sprechen. Weil man sich von den alten liebgewordenen, aber längst zu Schlagworten überalterten Formen nicht trennen will. Man sagt nämlich Sozialismus und meint Solidaris- m u s. Man geht die Wege, unbewußt, die in Rußland über Kerenski Lenin gegangen ist, und dse man dort heute längst verlassen hat. Die Emanzipation der Arbeiterklasse — gibt es überhaupt eine Arbeiterklasse"? — kann wie alles Geschehen in der Welt doch nur ein geistiges Er leben und Fortentwickeln und Höherkommen sein, nicht aber ein bloß organisatorisches, von den anderen Menschenge- nofsen trennendes, also letzten Endes antisolidarisches Zu sammenfassen sein. Begnügt man sich damit, dann ist man überhaupt kein Marxist mehr. Man baut dann überhaupt nicht an einer besseren Zukunft, sondern errichtet nur Luft schlösser. Denn der Untergrund fehlt, auf dem allein die Internationale stehen kann. Man verkennt die gewaltige Macht des Nationalen, geht über die Probleme hin weg, die hier entstehen. Und doch spielte diefe Frage nicht unerheblich in den Kongreß der Internationale hinein. Die deutsche So zialdemokratie in der Tschechoslowakei hatte den Antrag gestellt, daß die dortige tschechische Sozialdemokratie nicht zugelassen werden sollte zur neuen Arbeiterinter nationale. Nämlich wegen ihres rücksichtslosen — Na tionalismus, der auch im deutschen Klassengenossen nur den Deutschen sieht und ihn, gemeinsam mit den tschechischen „Bourgeois", aufs heftigste bekämpft, alle Deutschenverfolgungen in der Tschechoslowakei fröhlich mit macht. Der Kongreß ist einer Entscheidung ausgewichen und hat die Angelegenheit einer besonderen Kommission zur Prüfung übertragen. Man fühlte das Problem, spürte die Gewitterwolken, die über der Internationale hängen. Im Mittelpunkt des Kongresses stand eine Rede des Wiener Sozialistenführers Otto Bauer über die „internationale Reaktion". Der Ausdruck ist kaum richtig. Es handelt sich bei dem, worüber Bauer sprach, gar nicht um eine „Reaktion" im Sinne einer Wiederherstellung des überalterten, Vergangenen, sondern um den Willen aller Völker zum Eigenleben, zur kräftigsten Betonung ihres Daseins als Volk. In einem Satz rührte Bauer an die Wahrheit: „Vor allem ist es der französische Imperialismus, der die deutsche Reaktion so stark und gefährlich macht." Und wenn er sagt, man müsse den deutschen Arbeitern helfen, nicht nur ihre materiellen Interessen, sondern auch die Würde zu verteidigen, ohne die ein großes Volk nicht leben kann, so tut der „Nationalismus" ja letzten Endes nichts anderes als daß er aus diesem „auch", aus dieser Nebenordnung eine Überordnung der Volkswürde über materielle Klassen- intercssen macht. Es ist aber eine notwendige Tragik des deutschen Internationalismus, daß er diese Überordnung bisher nicht anerkannte, weil er immer an die Zukunft, nie an die Gegenwart gedacht hat. Es ist fast eine Komödie, wenn der Führer der belgischen Sozialdemo kratie, Vandervelde, zum Schluß ausrief: Vivs I'IrNernnticmLw! Es lebe die Internationale! und man daran denkt, daß er als Minister den nationalistischen Ver sailler Frieden gutgeheißen hat. „Verteidigung der nationalen Würde" — das könnte man als Parole der Auslandsdeutschen-Tagung in Ham burg bezeichnen. Doch nicht nur der Würde, sondern des Daseins als Volk überhaupt. Wir wollen leben und die „Reaktion" gegen unsere Unterdrückung durch die Gegner, diese Gegenwartsarbeit ist, weil sie dem Natürlichsten in jedem einzelnen Menschen ebenso wie in einem ganzen Volke entwächst, doch das Stärkere. Demgegenüber er scheinen die Klagen Bauers als schwache Verteidigung, weil er ja dem Gegner die Berechtigung für sein Fühlen und Denken gar nicht absprechen kann. Dieser „Nationa lismus" ist nicht nur „Reaktion", nicht nur „Gegen wirkung" sondern ist starkes Vorgehen. Auf der Tagung der Ausländsdeutschen sah man nicht nur ein organisatorisches Zusammenfassen, sondern ein or ganisches Zusammenwachsen von der Etsch bis an den Belt und von der Maas bis an die Memel, über alle Klüfte bin- weg, die uns rm Volk oder durch Grenzpsähle trennt. Noch trennt. Ein Zeichen war es dafür, wenn der katholische Bischof von Osnabrück dem Vorsitzenden des Gustav-Adolft, Vereins in deutscher Brüderlichkeit die Hände schüttelt. Stärker als alle unbestimmten Ideen und als alle noch unsicheren Ideale der Zukunft ist die Gegenwart, und die internationale Solidarität der Völker setzt voraus, daß jedes Volk frei und stark in dem Boden wurzelt, aus dem es in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft die Kraft zu seinem Leben empfängt. * Hamburger Beschlüsse der Sozialisten. Auf dem Hamburger Kongreß der internationalen Sozialdemokratie wurden die neuen Statuten unter leb haften Beifallskundgebungen ohne weitere Diskussion ein stimmig angenommen. Damit ist die neue Inter nationale errichtet. Ferner gelangte eine Entschließung zur Annahme, in der die vollständige Übereinstimmung mit der Tätigkeit des Internationalen Gewerkschaftsbundes auf dem Gebiet der Sozialpolitik erklärt wird und alle auf dem Kon greß vertretenen Parteien aufgefordert werden, allen Druck gegenüber ihren Regierungen anzuwenden, um sie zur Rati fikation aller Konventionen der Internationalen Arbeiter kongresse, insbesondere über den Achtstundentag, zu zwingen. DHon de; smzWkn KckM. Paris, 24. Mai. Der als Staatsgerichtshof heute nach mittag zusammengetretene Senat hat sich nach 3'/-stündiger Beratung in Sachen des kommunistischen Abgeordneten Cachin uiid Genoßen sür unzuständig erklärt. Der Beschluß wurde mit 30 Stimmen Mehrheit gefaßt. Ministerpräsident Poincarö be rief daraufhin auf 8 Uhr einen Kabinettsrat ein. Um 8.30 Uhr begab sich das Ministerium ins Elysee und reichte seine Demission ein mit der Begründung, daß es den Beschluß des Senats als ein Mißtrauensvotum auffasse, durch das die Re gierung außerstande gesetzt werde, der kommunistischen Machen schaften Herr zu werden. Wie Havas mitteilt, hat der Präsident der Republik sich geweigert, die Demission des Kabinetts anzu nehmen. Ltm den Mparaiionsplan. Französisch-belgische Vorbesprechungen. Die belgischen Minister Theunis und Ja spar werden am Sonntag in Paris eintrcffen und mit Minister präsident Poincarö über die Reparationsfrage beraten, ebenso über die Aktionspolitik Frankreichs und Belgiens im Ruhrgebiet. Nach Auffassung - der leitenden Persönlich keiten in Brüssel soll die Gesamtheit der französischWelgischen Forderungen von den beiden Regierungen begründet wer ben, die dann Deutschland nnd den übrigen Alliierten gegen über diese Forderungen in einer gemeinsamen Liste geltend machen würden. Der Herabsetzung der deutschen Schuld müsse nach Auffassung des Ministerpräsidenten Theunis eine prozentuale Äbänderuna der An-