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Dresdner Journal : 17.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188205173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820517
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820517
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-05
- Tag 1882-05-17
-
Monat
1882-05
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 17.05.1882
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M113 Mittwoch, den 17. Mai. 1882. ^doilLvmvotiprvli: I» ^»»»«» L»ieL». ^Rtirliev: .... 18 ^^»krUcti: 1 bO Lk. Lior«Io« ksulllwero: 10 kk. Ba»»,rd»ld <l«> 6sot«cbeu ksick«, tritt?o«t- uoä 8tswpeIrui<_^I»^ dioru. Illsorateopreiser rar ä«v k»um einer ^e,p»Iteoell pstitteils ro ?c. voter „Liagsssnät" 6is 2sils SV ?5 Lei T'Adellen- uvä 2iSsrn»»tt SO krsebelveo: mit XunvLtims cier Lorin- un6 Leiert»^» ^deori» tür cion lol^encien la DnsdnerIourml. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Ia»er»1ea»>i»»bme Lelpiir: ?>. Lra«<t«tetter, OornmieeionLr äe» DreeUvvr ^ourn»l»; Nimdurz - B«rNv Vien I-etpii^ Leeel Lreelen krnnlrlvrt ». N.: //aa«fn»enn <t ^oA/er, Berlin-Viev Nerndllr^ Br»x 1.«ip»>8 ^renliknrt ». N -Uünetrea: ^u</ Berlin: /nlal«ctk»i<1ant, Bremen F. >8e/»/otte, Br«»l»u /. StanA^ » Bureau <Lmi7 ^adak/r), Brnnirtnrt ». N r F ^aeAe^sek« Lucktinn6Iuoss; SSrUt«: Asüi/er/ Sennover: 6. §<AiEier, Bert» Berlin-Brnnlttnrt ». N.- BtnN8»rl: Daube <0 6o., Sewdnrx: ^Ici. Lte»"«'. ll » r » n, x « d e r r NSoiel. kirpeäition äe« l)re,einer ^ournnl», lireecieo, Xvin^erolrsees dlo BO. Ämtlichcr Theil. Dresden, 8. Mai. Se. Majestät der König haben dem Lehrer Carl August Drechsel in Kupferhammer- Grünthal daß Berdienstkreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil, uebersicht: Telegraphische Nachrichten. AeitungSschau. (Hamburgischer Correspondent.) TageSgeschichte. Erntuuungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Statistik und LolkSwirthschaft. Beilage. RrichStagSverhandlungrn. (Sitzung vom 15. Mai.) Börsen Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Dienstag, 18. Mai, Nachmittags 'j.S Uhr. (Privat-Tel. des Dresdn. Journ.) Unter riefigem Menschendrange wurde soeben das Schulderkenntniß im Ning theaterproceß verlesen. Der Di rector Jauner, der Gasbeleuch- tungsinspector Nitsche »nd der Hausinfpector Geringer wurden schuldig erkannt, die übrigen An geklagten freigesprochen. Aufdie Verlesung der Urtheilsbegrün düng, die eine Stunde dauern dürfte, folgen die Plaidoyers über das Strafausmaß und die Ersatzansprüche. Jauner wohnte der Urtheilsverkündigung wegen Unwohlseins nicht bei. Berlin, DieuStag, 18. Mai, Nachmittags (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die zur Berathung der Tabakmonopolvorlage eingesetzte Commission deS NeichStagS (vergl. die „Tagesgeschichte") hat den Wunsch auf Vorlegung deS Geschäftsberichts der Bilanz der Straßburger Tabakmanufactur ausge sprochen. Der Direktor deS ReichSschatzamteS Scholz erklärte hierauf, die NeichSregierung müsse sich dieserhalb erst mit der elsaß-lothringischen Landesregierung inS Vernehmen setzen. Die Gene- raldiScusfion hat begonnen und wurde auf morgen vertagt. Lemberg, Montag, 15. Mai, LbendS. (Tel. d. Boh.) Der HochverrathSprocrß gegen die Ruthe- neu beginut am 2V. Juni uud wird theilweise ge- heim geführt. Angeklagt find folgende 12 Perso- neu: Olga Hrabar, Hofrath DobrzanSki, Pater Naumovicz, dessen Sohu Vladimir (Studirender auS Wien), Sjpunder (Bauer au- Hniliczki), Ogo- nowSki, Trembecki, ZaluSki, Drohomirecki, Redak teur PloSczauSki, Markow und Riczay. Paris, Montag, 15. Mai, AbendS. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat in ihrer heutigen Sitzung den Antrag deS Intransigenten Roche, be- treffend die Säculartfirung der Güter der rett- diöseu Genossenschaften, Seminare, Parochiev uud Konsistorien und die Trennung von Kirche und Staat, in Erwägung gezogen. Paris, DienStag, 16. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Dir „Agence HavaS" meldet auS Kairo: Infolge der Rathschlägr der Consula ist ein voll ständiger Ausgleich hergestellt. Der Khedive er- klärte, er vergesse die Beschwerden. DaS ganze Eabiurt verbleibt im Amte. (Vergl. die „TageS- geschichtet unter Kairo.) Haag, Montag, 15. Mai, AbendS. (W.T.B.) Der König besteht aus seiner Weigerung, die De mission deS CabivetS anzuvrhmen. Nom, Montag, 15. Mai, AbendS. (W T B ) Ja der Deputirtenkammer begründete heute Sant- Onofrio seine Interpellation bezüglich der Lage in Aegypten. Minghetti fragt an, waS die Regierung zum Schutze der italienischen Staatsangehörigen in Aegypten zu thun gedenke. — Der Minister deS Aeußern, Mancini, erwidert, bah die besondere Schwierigkeit und die Unberechenbarkeit der ägyptischen Krisis, sowie Schick!,chkeitSrücksichten gegen die anderen Cabinete, mit welchen Italien einen lebhaften Meinungsaustausch unterhalte, der Regierung eine absolute Reserve aus erlegten. Er könne daher auf die gestellten Fragen nicht eingehen, auch den Zeitpunkt nicht bestimmen, wo über dieselben diScutirt werden könne. Der Minister versicherte indessen, daß er der Angelegenheit seine volle Aufmerksamkeit zuwende und daß die Regierung in dieser Frage sich an das europäische Eoncert al- gebunden betrachte, durch welche- die Sicherheit der italienischen Staat-angehörigen und der Schutz der italienischen Interessen nur gefördert werden könne. — Minghetti erklärt, auf einer Weiterberathung der Interpellation nicht bestehen zu wollen, bemerkt aber, daß die Parlamente Frankreichs und England- diese Frage diScutirt hätten und daß er demnächst seine Anfrage erneuern werde. — Sant-Onofrio erklärt sich von der Antwort deS Minister- befriedigt. Loudon, Montag, 15. Mai, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Oberhauses gab der Staatssekretär deS Aeußern, Earl Granville, Aufklärungen bezüglich der ägyptischen Krage. AuS den Mittheilungen deS Earl Granville geht hervor, daß der französische Botschafter Tissot in einem Briefe vom 13. d. Granville mittheilte, er fei von dem Ministerpräsidenten de Freycinet ermächtigt, zu versichern, de Freycinet habe »n feiner am 11. d. in der Kammer gehaltenen Rede nicht sagen wollen, daß Frankreich beabsichtige, sein Uebergewicht in Aegypten von dem Englands zu trennen. Vor einigen Wochen hätten sich England und Frankreich über die Politik zur Wahrung der internationalen Arrangements gegen conftitutionelle Veränderungen geeinigt, und die Mächte hätten diesen Beschlüssen einstimmig zugestimmt. Selt 14 Tagen sei säst kein Tag ver gangen, an dem nicht identische Instructionen von Frankreich und England an ihre Agenten in Aegypten ge andt worden. Augenblicklich se, die Lage etwas besser, obschon noch einige große Schwierigkeiten beständen. Die Notabeln hätten sich auf die Seite de- Khedive und gegen die Armee gestellt; e- sei aber möglich, daß sie der physischen Gewalt weichen müssen. Unter diejen Umständen feien 3 eng lische Kriegsschiffe von Korfu und 3 französische vom PiräuS nach Kandm, wo sie zusammentreffen sollen, beordert, um von dort nach Alexandrien zu gehen, wo sie weitere Befehle zu erwarten hätten. Die Mächte hätten den Schritten Englands und Frankreich» zuge stimmt. ES herrsche volles Einvernehmen mit Frank reich im Falle gewisser Eventualitäten; doch habe er mehr al» Hoffnung, daß solche Eventualitäten nicht eintreten und der Friede, die Ordnung und die Wohl- sahrt Aegyptens ohne Anwendung von Gewalt herge stellt werden würden. (Beifall.) — Der Marqui» v. Sali-bury hat nicht- an Granville'- Mittheilun gen au-zusetzen. England sei verpflichtet, den Khedive, wenn nöthig, mit mehr als blosen Wor ten zu unterstützen. In diesem Falle wäre die Benutzung des Schwerte- der Türkei da- Beste, die de- Schwerte» Frankeich» da» Schlimmste. Ein Mi nister, welcher in die letztere Alternative willige, ver diene heftige Berurtheilung, wenn er darein willige, ohne die strikteste Garantie für die Wahrung der In teressen England» zu haben. Granville könne auf die Unterstützung aller Parteien rechnen, wenn die Auto rität England» in den ägyptischen Angelegenheiten nicht der irgend einer andern europäischen Macht un tergeordnet werde. Der Gegenstand wurde damit ver lassen. I« Unterhause interpellirte Northcote über die ägyptische Krage. Der UnterstaatSsecretär des Aeußern, Sir EharleS Dilke, wies auf die im Januar von der englischen und französischen Regierung nach Aegypten gesandten identischen Instructionen hin und erklärte, am 30. Ja nuar habe England der französischen Regierung seine Ansichten hinsichtlich der Zukunft mitgetheilt. Am 6. Februar habe England vorgejchlagen. die englische und französische Regierung sollten den übrigen Mäch ten ihre Ansichten über die besten Mittel zur Auf rechterhaltung deS statu» guo Miltheilen. DaS Rund schreiben zu diesem Zwecke sei am 11. Februar an die verschiedenen Cabmete abgegangen. Im Monat März seien Meinungsverschiedenheiten zwischen Eng land und Frankreich entstanden, welche indessen jetzt ganz beseitigt seien. Die von den Ministern deS Khedive in diesem Monat gethanen verfassungs widrigen Schritte hätten eme höchst kritische Si tuation herdeigeführt, welche einen lebhaften Mei nungsaustausch zwischen England und Frankreich ver anlaßte. Dieser Meinungsaustausch habe das günstige Resultat gehabt, daß die beiden Regierungen sich jetzt in vollständigem Einvernehmen befinden hinsichtlich der Maßregeln bei etwaigen zukünftigen Eventualitäten, welche hoffentlich jetzt nicht eintreten würden. Beide Regierungen seien überzeugt, daß die zwischen ihnen vereinbarte Politik die Zustimmung aller anderen Großmächte und der Pforte finden würde. Dem ParlamentSmitgliede Wolff erwiderte Dilke, die englische und französische Flotte seien nach der Suda-Bai, auf dem Wege nach Alexandrien abgegangen. London, DienStag, 16. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Im weitern Verlaufe der gestrigen Sitz ung deS Unterhauses legte der Premier Gladstone die Bill über die irischen Pachtrückstände vor, welche vorschlägt, daß, wenn Pächter oder Grund besitzer um ein Arrangement nachsuchen, der Pächter 1 Jahr Pachtrückstand zahlen und seine Zahlungs unfähigkeit beweisen müsse. Der StaatSbeitrag sei rin Geschenk und dürft die einjährige Pacht- summe oder die Hälfte der Gesammtrückstände nicht übersteigen. Wenn der Pächter den einjäh rigen Rückstand bezahlt, wird der Rest der Rück stände gelöscht. Der StaatSbeitrag soll den irischen KirchevfontS, wenn dieser aber unge nügend, auS weiteren Staatsmitteln entnommen werden. Nach kurzer Debatte wurde diese Bill ohne Abstimmung in erster Lesung angenommen. (Vgl. die „Tagesgeschichte") Die „TimeS" melden au» Paris vom gestrigen Tage: Wenn die Anwesenheit deS englisch-fran zösischen Geschwaders in Alexandrien nicht hin- reichen sollte, die Ruhe wiedrrherzustellen, so wird eine Anzahl türkischer Gendarmen gelandet werden, welche unter Leitung und Oberaufsicht Frankreichs und Englands Arabi Bey und dessen GefiunungS- genossen verhaften werden. Konstantinopel, DienStag, 16. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Pforte richtete uuter dem 14. d. MtS. an ihre Vertreter ein Rundschreiben, in welchem gegen die, gewissen Mächten zugeschriebeuen Absicht einer militärischen Intervention iu Aegyp ten protestirt wird, da eine solche bei der gegen- wärtiieu Lage durch nichts gerechtfertigt sei; wem- nothwendig, stehe daS Recht hierzu allein dem Sultan zu. Kairo, Montag, 15. Mai, AbendS. (Tel. d. DrkSdv. Journ.) Der englische Generalkonsul, Malet, und der französische Generalkonsul, Sien- kiewirz, besuchten heute Vormittag Aradi Bey und erklärten, sie hielten ihn für die Sicherheit der Europäer persönlich verantwortlich. Aradi Bey erwiderte, rS sei keine Gefahr vorhanden, solange daS gegenwärtige Cabinet im Besitze der Macht bleibe. Nachmittags hatten Malet und Sien kiewicz eine Audienz beim Khedive, zeigten officiell die bevorstehende Ankunft deS englisch-französischen Geschwader« an und fügten hinzu, sie würden möglicherweise ernste Aufträge auSzurichten Habens; rS erscheine deshalb nöthig, daß ein Ministerium rristire, mit dem sie verhandeln könnten. KallS der Khedive aber sich nicht stark genug fühle, die Neubildung deS Cabinet» durchzufttzen, möge er mit dem jetzigen Cabinet weiterregieren. Dresden, 16. Mai. Da» Princip der Ehescheidung (äivoros) in Frankreich ist von der Deputirtenkammer mit der überraschenden Majorität von 340 gegen 125 Stimmen votirt worden. Obschon eS sich nur um die erste Be- rathung der Vorlage, deren vielgenannter Vater der Deputirte Naquet ist, handelte, so war doch die Zahl der dafür stimmenden Mehrheit eine so beträchtliche, daß em Umschwung bei der zweiten Lesung nicht mehr zu erwarten steht. Allerdings hat auch der Senat noch ein Wort mitzureden. Derselbe dürfte aber in seiner jetzigen Zusammensetzung nur etwa zur Wieder- Herstellung des Verbotes der Eheschließung zwischen einem wegen Ehebruch geschiedenen Ehegatten und dessen Mitschuldigen, oder zu ähnlichen, relativ unter geordneten Umgestaltungen kommen, die da» Zustande kommen des Gesetzes nicht verhindern. Naquet hat fast 6 Jahre hindurch unermüdlich für die Ehefchei- dung mit Wort und Schrift gestritten und Propaganda gemacht, biS eS ihm schließlich gelungen ist, im Lande eine hinlänglich starke Strömung der öffentlichen Mei nung hei vorzubringen, um über alle gegnerischen An sichten zu tnumphiren. Naquet sprach zuerst da» Wort „Wiedereinführung der Ehescheidung" aus. Schrift steller, Journalisten, Philosophen und Dramaturgen griffen, jeder unter seinem Gesichtspunkte, da» Thema auf und machten es zum Gegenstände ihrer Polemiken, Betrachtungen, Abhandlungen und Theaterstücke. Die Idee drang hierdurch auf den verschiedensten Wegen in die öffentliche Meinung ein und wirke auf dieselbe. In letzter Stunde noch stellte das Theater einen star ken Bundesgenossen: Emile Augier mit seinem Schau spiele ,Mallams 6av«rl«t", da», vor 6 oder 7 Jahren gespielt, jtzt aufs Neue auf die Bühne gebracht wurde. Das Schauspiel zeigt eine von einem elenden Manne getrennte Frau, die im illegtimen Zusammenleben mit einem Andern, welcher ihren Kindern ein vortrefflicher Vater wird, glücklich ist. Der Gatte erscheint plötzlich, und das Haus ist von Grund auf gestört. Hier kann nur die Scheidung helfen, und da die Scene ohnehin in Genf spielt, so braucht der unwürdige Gatte, der Fran zose ist, nur durch ein großes Geschenk zur schweize rischen Naturalisirung und dann zur Durchführung der Scheidung bewogen zu werden, damit da» Drama sich löse. Marcere berührte in seiner Rede diese Bunde»- Feuilleton. Nediqirt »on Otto Banck. Kunstausstellung. Die diesjährige Ausstellung der königl. Akademie der bildenden Künste bietet schon in ihrer bisherigen Ausdehnung dem Publicum manchen recht erfreulichen Genuß Da» glänzende Beispiel im Arrangement der AlbertvereinSau»stellung hat dazu angeregt, auch in die primitiven Räume auf der Terrasse die ungewohnten Zierden von etwa» Comfort und Schmuck hineinzu tragen. Diese» den Musen und den Menschen darge brachte Opfer thut wohl. E» empfiehlt sich zunächst nicht, einen Vergleich zwischen Ausdehnung und Charakter der diesjährigen und der vorjährigen Ausstellung zu versuchen, da Zahlen dabei nicht allein entscheidend sind und man hoffen muß, daß noch möglichst viel Kunstobjecte nach gesandt werden. Da- Hauptgewicht übt bei einer Aus stellung stet- die Summe beliebter Künstlernamen, ver bunden mit dem glücklichen Fall, daß einige Werke zur Erscheinung kommen, die durch ihren schönen Gegenstand und ihre künstlerische Meisterschaft eine un widerstehliche Anziehung auf die Beschauer au-üben. Auch solche Bilder können noch täglich eintreffen und die andere Bedingung, gute Künstlernamen, ist bereit» erfüllt. Sogenannte Sensationsbilder sind bisher nicht in diesem Raume und das ist höchst erfreulich, ist ein Glück für die wahre Kunst, denn Alles, waS die fri- Volt, geldgierige Kupplerin Spekulation und die von ihr verführte Menge ein SenfationSbild, rin Sen- fationSstück, einen SensationSroman nennen, ist ge wöhnlich nicht- weiter, al- ein steche- Attentat gegen die ewigen Gesetze der Schönheit und Sittlichkeit im Reiche der Kunst. Jener schreckliche Name bezeichnet den zum Selbstzweck erhobenen Effect, bezeichnet die Verspottung idealer Grundsätze, gegen welche sich die Sensation-production, diese rasfinirte Berblüfferin der arglosen Menschenseele, gerade so verhält, wie der toll und wahnsinnig gewordene Zug de- asiatischen Bacchu» gegen die harmonischen Reigentänze der Grazien und Musen. Die moderne Kunst muß ohne Frage zu größerer Einfachheit zurückkehren, wenn die Künstler nicht Ge fahr laufen wollen, Fabrikanten und Faiseure zu wer den. Die immer mehr um sich greifende Methode, Gemälde zu arbeiten, die in ihren Dimensionen, in ihrer Drastik der au-werfenden Compositionen, in der Art ihrer Farbengebung lediglich nur auf Ausstellungs räume und nicht mehr für da» Privathau» berechnet sind und gleich die Waffen mttbringen, um alle Nach barbilder möglichst niederzuschlagen — diese Methode erkältet die Wirkungen deS Kunstwerk», wenn dabei von einem solchen überhaupt noch die Rede fein kann. Sie macht die Künstler hochfahrend, aber zugleich un- zufrieden mit sich selbst, weil ihnen bei dieser anspruchs vollen, aufgebäumten ArbeitSart die weihevolle Stim mung, die Naivetät und die beglück nde Hingabe an ihren Gegenstand und an ihr Schaffen abhanden ge kommen ist. Freuen wir un», daß unsere Au»sttllung sehr frei von „EensationSbildern" und auch ziemlich stri von solchen, besonder» für -«»ftellungen gearbeiteten Effect- stücken ist und e» uns dadurch erleichtert wird, desto unbefangener diese Frage zu berühren. (Fortsetzung folgt) Am Ufer der Mulde. -tovelle von H. Lngelcke (Fortsetzung.) „Mein Vorgänger und immer mein Vorgänger! Kennen Sie die Vorschrift nicht, daß in solchen Fällen am Jahresschlüsse eine außerordentliche Unterstützung beantragt w?rden soll, daß der Lohn aber wegfällt?" „Ja wohl, Herr Bergrath, ab r der Mann hatte Frau und fünf Kinder!" „Frau und fünf Kinder!" brauste der Bergrath auf, „ist da» eine Entschuldigung der Staatskasse und der Vorschrift gegenüber? Warum hat der Mann fünf Kinder, wenn er nicht» weiter besitzt als seine Hande? Dem Mann wird von jetzt ab das halbe Wochenlohn entzogen, bi» das Manko gedeckt ist!" „Wie Sie befehlen," sagte der Siedemeister mit kaum hörbarer Stimme. „Nun sind wir fertig," schloß der Bergrath, „neh- men Sie Ihre Bücher wieder mit, doch noch ein», Herr Siedemeister, wollte ich fragen: „A>S wir gestern früh revidirten, waren in der Grube 12 Mann bei der Arbeit, al» wir sie verließen, waren eS nur 1l, wo ist der eine Mann geblreben?" „Ich w°ih eS nicht," stammelte Klau» „So erkundigen Sie sich, ich erwarte morgen Ihren Bericht. Und nun, Herr Rendant, habe ich noch mit Ihnen allein zu reden, Siedemeister, Sie können gehen!" „Ich muß die Verhältnisse meiner B amten kennen lernen," sagte der Bergrath, als er mit dem Rendan ten allein war," „so verlangt eS meine Instruction. Haben Sie Familie und Vermögen?" „Ich habe nur meine Tochter von 19 Jahren und meinen Gehalt!" „Und der Siedemeister? Doch ich weiß, er besitzt drüben die Hammermühle und ist ein wohlhabender Mann, ist eS nicht so? Es muß so sein, wer einem stanken Bergmann mit einem Male fünf Thaler geben kann, der muß da» Geld dazu übrig haben!" Der Rendant schrak förmlich zusammen. Woher wußte da» der Bergrath, der erst wenige Tage am Orte war. „Ich danke Ihnen," sagte der Bergrath. Der Rendant war entlassen. Unten vor dem Gasthofe wartete Klau». „Wa» sagen Sie nun, Siedemeister?" begann der Rendant beim Nachhausewege. „Hart wie Kieselstein", murmelte dieser. „Und allwissend ist er auch, er weiß sogar, daß Sie dem stanken Lorenz fünf Thaler geliehen haben." „WaS sagen Sie da? das ist der Dank dafür! Dec Lorenz ist e», der gestern gefthlt hat, der weggelausen war, um zu klatschen, nun soll ich morgen Bericht erstatten, wa» thue ich nun?" „Die Wahrheit sagen, Klau»!" „Versteht sich, wehe Dem, der hier mit Unwahr heiten Vorgehen sollte, aber ich sehe kommen, er ver fügt gegen den armen Menschen noch eine Ordnungs strafe, ja, daS ma; nun sein wie e» will, Herr Ren- dani, da» Eine muß man ja zugestehen, so hart er ist, so recht hat er di»her in Allem gehabt, wir müssen un« an ihn gewöhnen, dann wird e» wohl gehen."
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