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Auer Tageblatt Freitag, den 10. Januar ISIS 14. Jahrgang Nr. 7 . /lnzeiger Mr Sas Erzgebirge ß WNWÄZ mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: /wer Sonntagsblatt. Lprichslun-, Sri N»»akNon mit -»»«nahm» S«i E»an<ag» «achmMag« 4—- Uhr. — r»I»gramm-HSr»ss», LagrdlaU flurrrzgrtirgr. Zrrnfpreche» -r. »«» »« Miy-V Za» unvrrlangt .ing.fanA. Manuskript, kann e.wShr nicht g.l.,st.t «,r».n. Vas Neueste vsm Lage. Die Unruhen in BZrlin sind noch nicht beendet. Für !e vergangene Nacht erwartet« man «inen entscheidenden Hlag der RegterungStruppen gegen di« Spartakisten, n verschiedenen Großstädten de» Reiche» kam e» zu hweren spartakistifchen Ausschreitungen. Sin italienisches Blatt meldet gu» London, die engtt- >>)« Regierung plane wegen der Soldatenunruhen in i ngland den schnellsten Abschluß de» Frieden». T ie Polen haben yunmrhr in Posen sich völlig der ecrschast bemächtigt. Schelm! P L F. Ter Staat ist der oberste Schutzherr der Men» hrnrecht«. Er ist der Verwalter de« Rechts, der Befchir- ier der Unterdrückten. In dieser seiner Eigenschaft richt .in Taselnsrecht, seine DaseittSnotwendtgsttr. Aber da- -il er diesem Berufe Nachkomme« kann, ist e» notivendtg, ->h jeder Bürger sich frei und offen dem Staate gegen- der anssprechen rann, wie ihm zu Mule ist. Darum >igt das Gesetz dafür, daß Pa» Geheimnis gewahrt ilrd. Wie der Arzt verpflichtet ist, gegen jedermann dar- ibor zu schweigen, was ihm der Patient andertraut, wie r Rechtsanwalt da» Amtsgeheimnis, der Beichtvater u« Beichtsiegel nicht brechen dürfen, so stskt e» auch ri den Wahlen. Bei Beicht« und Prozeß kann v» sich uir um persönliche Dinge handeln, bei den Wahlen Han- elt e» sich nm meh r. Ta kommt e» darauf an, am Staat« ilbst mitzuarbeiten, dein Kandidaten der Parte! ein« Stimm« zu geben, die man für die beste hält. Da» iwlk soll sich von nun ab durch stine Parteien in der Nationalversammlung selbst regieren. DieMehr- eit soll widerspiegeln, was di« Mehrzahl der Volksge- lassen für gut und recht hält. Darum muß sie richtig zu» ummengesetzt sein, darum darf keiner, Wed« Mann mich iran, seine Stimme einer Partei geben, der er innerlich >icht angehört. Aber wie sollen da» di« Frauen machen? Sich« lkingen aus viel« von ihnen di« Ehemänner, Brüder, Pä- rr, Verlobten ein, um sie gerade für ihr« eigen« Partei il gewinnen. Nun, di« Frauen sollen sich über di« Ziel« dieser Parteien unterrichten, sie dürfen ab« nicht sich n Versprechungen hitnreißen lassen, geg«n ihr« lieber- eilgnng dem Mann« zu rieb« für ein« Part«! zu stim men, die ihnen auf dem Irrweg« zu sein schstnt. Sie sollen ferner eingedenk s«in, daß solch «in Per» prechon hinfällig und ungültig ist. Di« Freiheit er Wahl ist da» oberste Gesetz, di« darf durch picht« >nch nicht durch ein Versprachen eingeengt werden. Hält >te Frau, was wohl di« Regel sein dürft«, au»U«ber- < ugungzur Partei de« Mann«», um i» besser. Tut le es nicht, möchte st« einer andere« Partei ihre Stimme eben, ohne den Mut zu haben, sich öffentlich zu iHv zu »ekennen, so soll sie dessen eingedenk sein, daß niemand, mch nicht der eigene Mann, sie kontrollieren ann, für wen st« gestimmt hat. Darum werden die Stimmzettel gedruckt, darum werden sw völlig gleich macht, darum darf man feinen Namen nicht drauf chretben, damit keiner erfahren könne, wl» »r ge- timmt hat. Die Wahl ist geheim! Ihr Frauen, di« ihr"die leberzengungen Eurer Männer nicht teilt, prägt es "Such ein, daß ihr frei seid so zu wählen, wie ihr e» ttr recht haltet; daß ihr nie und von niemandem zur Verantwortung gezogen werden könnt; oaft- da» Wahl geheimnis da» strengst behütete Grheimni» ist weil, wenn br selbst nicht sagt, wie ihr gewählt habt, kein Mensch «» e herausbekommen kann. Das Wahlgeheimnis »nacht di« Wahl «rst frei! — Pü- Irt und ivalu-t Euch dies« Freiheit! Frauen, gedenket des Wahlgeheimnisses! Vie VsrgSnge in verlin. Ein Aufruf de» Srotz-Berliner vürgerrate». Der Bürgerrat von Gwtz-Berlin veröffentlicht fol. Senden Aufmf; Zu den Waffen! Bürger und Urbest irr! Di« von Verbrechern gefährdet« Ordnung und Si cherheit unserer Reich-Hauptstadt erfordert unverzüglich energisch« militärische Maßnahmen. Di« Reichßhaupt- stadt ist fest entschlossen, die Sicherheit und Ordnung wie derherzustellen. Eure Pflicht ist e», hierbei zu halfen. Wir fordern jeden waffenfähigen gedienten Mann auf, sofort in die republikanisch« Bolkswehr ein- zutreren. Meldet Euch sofort beim Regiment Rein hard, Moabir, Kaserne de» 4. Garde-Rsgimenr» zu Fuß, bei der Garde.Kaoallerie-Division, Dahlen, PodbielSki, Alte« 78. Di« Bedingungen sind: Mobile» Gehalt für alle Dirnstgrade und ö Mark pro Kops und Tag, kurz« Kündigungsfrist, freie Unterbringung und Verpflegung, Entlassungsgeld und Entschädigung. Keiner darf zurück bleiben! Auch der gestern versammelt« Bürgerrat hatsich etn.,e.Ug zu den Waffen gemeldet. Folgt unS i Scheiten» der »echanvlMlg«. Tie Verhandlungen -wischen der Rrich-regiening, dem Zentralrat und den.revolutionären Obleuten sind nunniehr endgültig gescheitert. Wie halbamtlich niitgcteilt wird, hatten die revolutionären Obleute dem Zeulralrat einen Kompromtßvorschlag unterbrei tet, wonach sie bereit seien, die besetzten bürger lichen Zeitungen räumen zu lassen. Laaegen sollt« der Vorwärts nicht herauSgegeden werden. Die Negierung ging aus diesen Vorschlag nicht «in. Damit waren die Verhandlungen «ndgiültig gescheitert. ES ent spricht nicht den Tatsachen, daß nach diesem Abbruch der Verhandlungen di« Unabhängigen noch «inen Dermitt- lungSvorschlag gemacht hätten. Falsch ist auch di« Mit teilung, daß d«r Belagerungszustand über Berlin verhängt worden fei. Eine solch« Maß nahm« ist von -einer Seite auStz«gangen. »er Kampf Mr di« Ba-tch-fe. Gestern nachmittag kam e» am Anhalter Bahn hof wiederum zu einem Feuergefecht zwischen Negie- eungstruppcn, die sich im Bahnhof verschanzt hatten, und Spartakisten. Au» dem dem Bahnhof g^enüberlte- genden Hotel E?oelsior fielen plötzlich Schüsse in der Richtung de» Eingang» tzum Bahnhof, die sofort von dort erwidert wurden. Im Hotel Sxcelstor haben sich anschei. nend Spartakisten «ingenistet. Neber den Äu-gqng de» Gefecht» ist bi» zur Stund« noch nicht» Nähere» bekannt. DerLehrterBähn Hof Ist fest in den Händen der Re- gstrung, di« ihn mit etwa 860 Mann besetzt«. Porort- und Fernverkehr find ungestört. Dagegen ist der Stadß- bahnverketr eingestellt. Gestern früh ist »in Angriff ver sucht worden, d4r nach einer Meldung ziemlich schnell ohne Verlust aus beiden Setten erledigt war, nach «iner aderen Meldung ziemlich blutig verlausen und fünf Tot« zur Folg« gehabt haben soll. Zwischen Rummels- bürg und dem Schlesischen Bahnhofe wurde vorgestern abend «in vorort-zug von etwa zwanzig Spartakisten mit Gewehrschüssen und Handgranaten überfallen. Der Zuglverkehr wurde hierauf sofort «tagestellt. De« Kampf Wen! di« AeitUMWMa. Di« Spartakisten hnll-r« bekanntlich auch di« gro ßen Zeltungsbetrieb« (Berliner Tag«blatt, Morgenpost, Lokal-Adriger, Kreuzzeitung, Vossische Zeitung) besetzt. Di« Zeitungen können nicht erscheinen. Gestern kam e» zu heftigen Kämpfen, besonder» um da» Gebäude da» Verlag» RudolfMoss« (Lageblatt), da» di« Regst- «ungstruppen von den Spartakisten zu befreien such ten. lieber de» Ausgang dies«» Kampfe» ist noch nicht» bekannt. Ebenso ist da» Wvlff'sch« Büro noch in den Hän den der Spartakisten. Di« wiedererschienene Rot« Fahne, da» Spartakistenblatt, ruft ihren Anhängern zur ,Hn einer Reihe von Orten wurden di« bürgerlichen oder mehrheitssozialistischen Preßrepttl« stillgelcgt oder in Organ« d«r Revolution umgewandelt. Ueberall begreift da» Proletariat, daß der Bourgeoisie d«r gewal- ttgr Agitation», und Prevpaganda-Apparar, den di« Presst darstellt, lahmgelegt oder entrissen werden muß. Di« phhsisch« Entwaffnung muß Hand in Hand gehen mit d«r geistigen Entwaffnung. Do» bolschewistisch« Blatt spottet weiter der Wut der Bürger lichen über di« Berliner Revolution und schreibt dazu» Gemach. Ihr «dlen Herrschaften, Ihr werdet no ch viel» solche Lag« von unerträglicher Qual mitorleben müs sen. Lang«, lang« noch wird kein« Ruh« und kefn» Ordnung im Land« einbehren. Di« Revolution ist auf dem Marsch«, und wa» chir heut» erleb«», ist nur «in Fragment, «in« Etappe de» gewaltigen Marsch«». Ksi» GImMtzfch «esftscher Sowjettrnppe«. Der Zrntralrat der sozialistisch«» Republik L«utschlanv verbreitet folgenden Funkspruch r Der in Berlin weilende Radek hat Vie aufständischen Sparta- ku»leute ermahnt, au-zuhvlten, bi» russische Truppen hereinkommen; der Soldatrnrat der 10. Arme« würde di« Russen durchlassen. Von der Ostfront wird uns mitgetetlt, der Durchmarsch her Russen sei ganz aus geschlossen. Kein Soldatrnrat dulde die Einmischung vussi scher Truppen in unser« revolutionären Kämpfe. Di« Behauptung Radek» ist sinnlos und eine Beleidigung de» deutschen Proletariat», dessen Söhn« an der Front stehen. Leipziger Kundgebungen M die berliner 5partsWen. Aus dem Leipziger VvrvrtSbahnhose Leutzsch ist«» am Mittwoch abend und Donnerstag vormittag zu blu tigen Gefechten zwischen Leipziger Truppenteilen und nach Berlin zur Unterstützung der Regierung durchfahrenden Truppen gekommen. Di« am Mtltwvch abend gegen 11 Uhr zwischen der Besatzung d«s Leutzscher Bahnhost« und den durchfahrenden Truppen stattstndende Schießerei endigte damit, daß di« letzteren schltetzltch ihre Waffen ablieferten. Beiderseitige Verluste stylen nicht entstanden fein. Zn «in«n lebhafte ren Kampfe kam e» dann am Donnerstag vormittag -wischen starken Leipziger Truppenteilen und d«n Besatz ungen von drei durchfahrenden Truppenzügen, di« nach Berlin gingen, wobei schwere Maschinengewehre benutzt wurden. Nach einer Blättermrldung find auf fetten d« Leipziger Truppen »in Toter und drei Verwun det«, auf der G^ensette zw«t bi« vier Tot« und zwölf Schwerverwundete zu verzeichnen, nach «in« an deren belaufen sich dst Verluste auf «inen Offizier und -Wei Mann an Loten und an Verwundeten auf sieden Mann bei den durchfahrenden Trappen, während bst Leipziger Truppen einen Loten and zwei Schwerver- wundete haben. Schließlich fanden Berhandlangrn mit dem Ergebnis statt, daß dst durchfahrenden Truppen dst Waffen abli «fern und dann wetstrfahren sollten. Der Leipziger A.» und«,.Rat nahm eine UnV schlietzung an, dst sich gegen die Negierung Ebert-Scheidemann richtet and di« und S.- Räte Deutschland» ersucht, gegen dst jetzige Negierung Stellung zu nehmen, und deren schleunigste Beseitigung zu fordern. Dst Regierung Ebert-Scheidemann sei seit dem 6. Lez«m!ber schuldig an dem Blutbad« in Berlin, hab« aüs allen Gebieten versagt und sei eine Schützertn der Gegenrevolution. Nach einer Bekanntmachung da» Leipziger A., und S -Mate», der Unabhängigen Sozial demokratischen Partei Leipzig- und he» Ausschuss«» de» Gewerkschastskarstlls wird da» Proletariat Leipzig» am 11. Januar zu Gunsten der kämpfenden revolutionä ren Arbeiterschaft Berlin» and für dst Stärkung der Re volution'«inen eintägig«« Sh mpatht «streik ein treten lasse». Au-genominell find nur di« 1« den not wendig«« Nahrung-Mittelbetrieben Beschäftigten. Den auf den Vormittag anberaumten Versammlungen stillen Demonstration«-!!-« nach dem Augustu»platz folgen, Nw Ansprachen gehalten werden. Der Ä.« und S.-Nat nahm ferner Stellung gegen di« Anw erbnng von Freiwilligen für dst für den Osten bestimmst so genannt« Elften« Division, da die Regierung Ebert« Sch«id«mann mit dieser »inen Krieg g»g«n di« russisch« Revolution zusammen mit der Entente führe. Da» m Leipzig dafür bestehend« Werbebüro foll sofort auf gehoben werden, ebenso sollen di« sür di« Negierung Cbert.Scheibemann bestimmten Freiwilligen - Truppen transporte, die auf der Fahrt nach Berlin di« Leipziger Dorortbahnböfe passieren, im Sinne der Unabhängige« Sozialdemokratischen Partei aufgeklärt und entwaff net werden. Ti« Düsseldorf« Zeitungen vm» he« SpartaknökenI«» zerstört. Di« Düsseldorfer Zeitung, da» Düsseldorfer Tage blatt, Lokalzeitung, Freie Presse und Düsseldorfer Nach richten wurden von der Spartakusgrupp« mit Gewalt besetzt. Di« Einrichtungen sind zum Teil sehr arg zerstört fo daß da» Erscheinen der Zeitungen vorläufig nicht möglich ist. Der revolutionär« Sicherheitsdienst hat mit den «Partaku»leustn gemeinsame Sach« gemacht. Es verlautet, daß der Oberbürgermeister, d«r Po- Nzeibezernent und andere führend» Amtspersonen sich au» Düsseldorf entfernt und in» linksrheinische Ge biet b»g«den haben. Der Düsseldorfer Presseverei» . schickst n^tch BerUn einen energischen Protist mit- dem