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Dresdner Journal : 15.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189610159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961015
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-15
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 15.10.1896
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Dresdner Journal B. iü« ^241 189« Donnerstag, den 15. Ottober, abends Amtlicher Teil 2b G. Nichtamtlicher Teil G. b. Kunst und Wissenschaft. 50 B. bO «. G. G dcS Musenhauscs zwar ein höchst de« schwedischen S. 50 G. natürlich mehr Figur als diese, fast zu Heimchen. TrcSdrn, gedenken am 24. Oktober >B. llschs». LS Min. an- und ober und B. 1b b. ib «. ib ». B. w ». so b. ib B. « io G so ». so b.G B. bv G. bo « LO <8. 7b U. bv G. Amster- n » PeterS- 30 B. .60 G. 5 G. .0 G. >4.5 G. !2 G. >5 B. -0 G. .80 G. .70 G. viel für das zarte P Konzert. Gestern fand im Saale das erste dieswinterliche Konzert und eigentümliches Konzert, ein Liederabend Sängers Sven Scholander, statt. Da Hr. Scholandcr sich mit einem von unseren Konzertpodicn wie aus unseren Häusern längst verschwundenen Instrument, mit der von ihm virtuos beherrschten und gehandhabten Laute, selbst begleitet, so gab er seinen Liederabend ganz allein. Dieser setzte sich aus vier Liedergruppcn, einer Gruppe italienischer und spanischer Volkslieder zum Beginn, einer Gruppe französischer Chansons zum Schluß und den beiden Gruppen schwedischer Volkslieder und Bellmanscher Lieder zusammen, für deren Vortrag der Künstler (Hr. Scholander ist Bildhauer und Sänger zugleich) in seiner Vaterstadt Stockholm eine beneidenswerte Berühmtheit genießt Man muß es erlebt haben, wie in großer, glänzender Gesell schaft der schwedischen Hauptstadt noch um Mitternacht alle schwedischen Gesichter sich freudig erhellen, wenn die Kunde durch den Saal geht, „Scholander wird Bellman singen", mit welch gespanntem, unmittelbarem Anteil, wel chem Jubel die Gesänge ausgenommen werden, denen kein in welchen die Magyaren in kompakten Massen leben, in die gemischtsprachigen Gebiete des nordwestlichen Ungarns verlegt worden. Hier hatte die Regierungspartei bis her unter Mitwirkund der von den Behörden be einflußten nichtmagyarischen Elemente die glänzendsten Wahlsiege zu erzielen vermocht, da die ungarischen Oppositionsfraktionen es aufgegeben hatten, auf diesem der Einwirkung der Verwaltungsorgane außerordent lich zugänglichen Wahlkampfplatze in ernsten Wett bewerb mit der herrschenden Partei zu treten. Die überwiegende Mehrheit der liberalen Parteivertretung rekrutierte sich aus solchen Wahlkreisen, neben denen dann auch noch diejenigen Bezirke in Betracht kamen, wo die serbische und rumänische Bevölker ung durch ihre Wahlenthaltung den Sieg der Regierungskandidaten erleichterte. Die Gefährlichkeit der katholischen Bolkspartei für die am Ruder stehenden Liberalen besteht somit hauptsächlich darin, daß die passiven nicht ungarischen Wählerkreise diesmal durch die Geistlichkeit zur Teilnahme an den Wahlen heran gezogen werden, um ihre Stimmen zu gunsten der Kandidaten der Volkspartei abzugeben. Die liberale Regierungspartei, die in den früheren Wahlen ihre Agitationsmittel fast ausschließlich auf die Bekämpfung der oppositionellen Kandidaten in den rein magyarischen Wahlbezirken konzentrieren konnte, sieht sich daher diesmal genötigt, auch in den gemischtsprachigen Landcsteilen den Kampf zu führen. Jedenfalls steht zu e-warten, daß die liberale Regierungspartei hier wie dort bei dem bevorstehenden Wahlgange beträcht liche Einbußen erleiden wird. Ein weiterer beachtenswerter Eharakterz^g in der diesmaligen Wahlbcwcgung ist auch der Umstand, daß die liberalen Kandidaten in ihren Wahlieden es nicht wagen, durch verbindliche Versprechungen sich für ein bestimmtes Programm zu verpflichten. In diesen Reden, sowie auch in den Wahlartikeln der liberalen Presse müssen immer wieder die Dienste herangezogen werden, die die Liberalen in jüngster Vergangenheit Ungarn geleistet hätten, um die Wähler von der Richtigkeit der Politik der Regierungspartei zu über zeugen. Insbesondere müssen sich die Wähler hin sichtlich der künftigen Haltung der liberalen Re gierungsparteien in der zur Zeit weit wichtigsten innerpolitischen Frage — nämlich hinsichtlich der Bemessung des ungarischen Quotenanteils im finan ziellen Ausgleich mit Österreich — mit ausweichen den Erklärungen bescheiden. Charakteristisch in dieser Beziehung ist die Auskunft, die der liberale Kandidat und Leiter des Regierungsorgans „Nemzet", der frühere Abg. Gajari, in seiner vorgestrig-« Rede in Csongräd seinen Zuhörern erteilt hat. Aus dieser Erklärung geht hervor, daß die liberale Partei auf dem Standpunkte stehe, daß die ungarische Quote von 30 Proz. im Jahre 1867 für die damalige finanzielle Trag- k-ast des ungarischen Strates zu schwer gewesen sei und daß die gegenwärtige Krastentwickelung Ungarns auf volkswirtschaftlichem Gebiete annähernd die richtige Basis zu dieser Höhe der ungarischen Quote darstelle. Nach die'er Auffassung der Quotenfrage müßte der von Ungarn bisher geleistete Beitrag zu den gemein samen Ausgaben als erst jetzt durch deu wirklichen Thatbestand in der inneren Entwickelung der unga rischen Reichshälfte begründet deibehalten werden —, aber Hr. Gajari erklärte gleichwohl, daß er bezüglich der zu bewilligenden ungarischen Quote sich nicht auf das bisherige Quotenverhältnis 30:70 verpflichten wolle. Er und seine Partei wollten nur in eine solche Beiiragsleistung zu den gemeinsamen Ausgaben willigen, die das Land noch „zu ertragen vermöge' und die sie „unter Erwägung der sonstigen Aus- gle.chsvereinbarungen für gerecht halten" werde... einem seltenen Sprachtalent unterstützten anmutigen Chan sons stärker als das Eigentümlichste und Beste, was Ccho- lander zu geben hat, als Fredmans (Bellmans) Episteln und Gesänge. Für den Vortrag der französischen Volks lieder mit dem Reiz der temperamentvollen, reich nuan cierten Begleitung hat man bei uns bessere Maßstäbe als für die Eigenart der schwedischen Lieder. Immerhin er regte auch deren Vortrag lebhafte Teilnahme, der Sänger sand reichen Beifall und mußte die elfte Nummer seines Programms („Xs voritabls amour") wiederholen sowie am Schlüsse ein weiteres französisches Volksliev zugeben. Hr. Scholandcr gedenkt Mittwoch, den 21. d MtS , ein weiteres Konzert zu nicht fehlen wird, Gewohnten stehende würdigen versteht * Wie die „4 Tagesgerichte. 15. Oktober. Se. Majestät der König 16. und 17. und vom 1'.». bis mit im König!. Jagdschlösse Wermsdorf so G. so G 75 G. G. G. G. ch: , ", l, 3, 3z< 6, 7, , 2s», 3, , 2ro, 3, lerwitz: °, 2, 2w, , 11, 12, «, 7, 8. 12. 1 7, 8. Schan- ovember MG. G., per !. 126,25 :t Haler 130,50 -., HSser. Oktober M G., S., 70er r 40,80, M.», Hände, die es im geheimen hasse, indem eS sich darum bewerbe, in dem russisch-französischen Bunde der Dritte zu sein. Unter solchen Umständen ist es nicht ganz un erklärlich, daß die Londoner „Pall Mall Gazette" plötzlich bemerkt hat, der Ernst, mit dem man in Deutschland die Folgen des russisch-französischen Verbrüderungsfester betrachte, zugleich mit „der ruhigen Würde und Entschiedenheit, die in der deutschen Presse neuerdings zum Aus druck kämen", sei nur durchaus anzuer kennen, eS sei dies die rechte Haltung, die einer großen und auf sich selbst vertrauenden Nation gebühre." Man wird also in England nach und nach doch inne, wohin die eigentlichen Inter essen des Juse'.reiches trotz aller jingoistischen Phan tasien gravitieren und wie sehr diesmal nicht „Holland", sondern England „in Not ist." Ankan»t«un«Ssebühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile so Pf Lei Tabellen- und Zister« sch entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr 2V. Fernspr Anschluß: Nr 12-k. nicht um ein wirklich verschollenes Werk des Meisters Es dürfte vielmehr dieselbe Ouvertüre sein, deren Partitur sich im Besitze der Familie Wagner befindet und die am 22. Mai 1873 zur Geburtstagsfeier und in Gegenwart WaancrS unter der Direktion Hermann ZumpeS im alten Opernhause in Bayreuth ausgcführt wurde Diese Ouvertüre steht in und beginnt mit einer Einleitung in langsamer Bewegung, während der Hauptsatz in einem fugierten Allegro besteht. 8 Im jüngsten Hefte der „Oa/vtts cks» bsanr-arts" veröffentlicht Vr Th v. Frimmel einen Beethovenkopf von der Hand Moriz v. Schwinds Der Abbildung liegt eine Federzeichnung des genannten Maler» zu Grunde, die sich in einem seiner Skizzcnbücher erhalten hat und bisher nur im engsten Kreise bekannt war Frau Vr. Tie Wahlbewtffunst in Ungarn ist in vollem Zuge und hat auch bereits die bei un garischen Wahlen „landesüblichen" ersten Opfer an Menschenleben aufzuwei'en. Eine Art Aufruhr näm lich war in den nordwestlichen, überwiegend von Slo waken bewohnten Landerteilen ausgebrochen, bei dessen Bewältigung durch die bewaffneten Sicherheitsorgane mehrere slowakische — Frauen tot auf dem Kampfplatze geblieben sind. Aus diesem Umstände müßte man folgern, daß die Auiregung unter den ungarischen Wählermassen heute schon, obwohl der eigentliche Wahlakt erst in vierzehn Tagen beginnen wird, einen höchst gefährlichen Höhegrad erreicht habe, da sic sogar schon den „schwächeren Teil" der durch ihre poluische Sanftmütigkeit bekannten slowakischen Bevölkerung ergriffen hat. Jedenfalls kann man dieses blutige Vorspiel als einen Beweis dafür hinnehmen, daß die diesjährigen ungarischen Reichstagswahlen nicht wie seither nur das ungarische Volk in zwei, einander un versöhnlich bekämpfenden Lagern — in den Verfechtern und Gegnern der im Jahre 1867 begründeten dualisti schen Staatsform — auf der Bildfläche der Wahl- bcwegung haben erscheinen lassen, sondern daß auch die bei früheren Wahlen abseits verbliebenen nicht ungarischen Wählermassen in den Bannkreis der Wahlagitation gezogen worden sind. Bei näherer Betrachtung dieser Neuerscheinung zeigt es sich, daß das Hcrvortreten des trägen slowakischen VolksstammeS aus f-.imr seitherigen Passivität zunächst sich nicht auf Ursachen zurückführen läßt, lie mit der in diesem Jahre ncubelcbten Politik der ungarischen Nationali täten zusammenhängen, sondern daß die slowakischen Wähler als Anhänger der neuen ungarischen Volks partei sich in Bewegung gesetzt haben, um den Kan didaten der liberalen Regierungspartei den Sieg streitig zu machen. Die katholische Volkspartei, die in der klerikalen Mehrheit der Mitglieder des Ober hauses bereits eine einflußreiche Vertretung im öffent lichen Leben und in dec Gesetzgebung besitzt, tritt diesmal der Regierungspartei, welche nach den Beteuerungen des Grafen Apponyi, des Führers der Nationalpartei, nur mit Hilfe von Gc- setzesverfälschung und Freiheitsknechtung ihre Macht aufrechterhalten könne und dennoch liberal sein wolle, als ein ernster, ja als der gefährlichste Feind entgegen, während die früheren Gegner des liberalen Regierungs systems, die im Reichstage duich die aus den Frak tionen Apponyi, Ugrvn und Kossuth zusammengesetzte Opposition vertreten waren, dieses Wahlduell mit bedeutungslosen Seitengefechteu flankieren. Infolge des so geänderten Kampfverhältnisses ist der Schwerpunkt der Wahlbewcgung aus den Landcsteilen, Gn»e««««ge«, Versetzungen re. tm öffentlichen Dienste. Tepartemcnt der Finanzen. Bei derPostverwaltung sind ernannt worden: Krüger, zeilher Ober-Telegraphen- astistent, als Kanzlist bei der Kaiser!. Ober-Postdirektion zu Leipzig; Bauriegel, zeither Posiveiwalter in Großbothen, als solcher in Burkhardtsdorf rn. n. L.hrer ILdchcn. >rand in Oppe in >or Fifch- rinspcktor ant Hein- :l Hercha kaabe mit r. Wolde- Knittel in kreitel in Dresden; e Roeder wt Hans i Leipzig; mit Frl. valt vr. lie Bieh- Blasewitz; mn»., in Nildirektor , Lausiak; , (SS I) v. Geinitz H Kaus- pzig; Ar. eb Knorr na Emilie , Leipzig; in Wie« Fr. Pr." aus Grund näherer Er kundigungen berichtet, handelt eS sich bei der in Zürich aufgefundenen Konzertouverture Richard Wagners schwedisches Her, wiverpeht. Wo der Name Bellman klingt, wo die Gedichte dieses wirklichen Volkssängers sich vom toten Buchstaben des Drucks wieder lösen, mit ihren ursprünglichen, von Bellman selbst herrührenden Weisen auf Lippen und Mienen lebendig werden, da ersteht für den Schweden eine der goldensten Erinnerungen seines Landes, da spiegeln sich Sonnenlicht, Waldgrün und Wellenschimmer, gesellige Lust langer Winter und froher Rausch kurzer nordischer Sommer in den rhapsodi schen Gesängen dieses originellsten, echt schwedischen Dichters der fröhlichen Gustavianischen Zeit Die eigen tümlichste, in ihrer Art einzige Mischung von derbstem Lcbensübermut und lyrischem Schwung, von toller Lust und elegischer Weichheit, von keckem, zu Zeiten cynischem Humor und feiner Empfindung, die dem poetischen Günst ling König Gustavs III. angchört, spottet der Übersetzung wie der Charakteristik. Von Karl Michael Bellman (1740 bis 1795) gilt doppelt und dreifach, was E M. Arndt einmal von den Schweden überhaupt sagt: „Ihr Ideales ist weit mehr sinnlich und leiblich als das Deutsche; bei ihnen springen die Geister durch die Wände, wo sie in Deutschland kaum ihre Schattenbilder darauf werfen." ES braucht nicht erst betont zu werden, daß ein Sänger, der vor allem diese volkstümlichen Gesänge zu erwecken und mit ihrem ursprünglichen Zauber wiederzugeben versteht, seine Stärke in der Empfindung und im Vortrag hat. Die Kunst des Hrn Scholander wird nicht durch glän zende Stimmmittel, sondern durch das sicherste und feinste Nachgefühl des musikalisch-poetischen Gehalts, durch die belebteste Deklamation getragen Im Vortrag schwedischer Volkslieder und Bellmanschcr Gesänge hat der Sänger einen Schlüffe! zum Charakteristischen auch nichtschwedischcr Volkslieder gefunden, und namentlich seine Wiedergabe französischer Gesänge („fiv brave marin", „fie veritablv amour" und „fie )o!i kambour") sucht ihresgleichen. Be greiflicherweise wirken sogar auf unser Publikum diese von vr,»»«»ret«: Für Dresden vierlellährllch , Mark 50 Pf, bei den Kaiser lich »entfchcn Poitanstalten ^--.itliaprUch s Mark; außer- halb de» Deutschen Reiche» Poft- und Stempelzuichlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Urfchetne«: Täglich mit An-nahme der Kona- und Feiertage abends. Fernspr -Anschluß: Nr Über die jetzige Weltlage wird natürlich nach wie vor allerorten weitcr philosophiert. Aber es macht sich doch wenigstens eine ruhigere Auffassung der Dinge überall geltend. Selbst in Frankreich dreht sich nicht mehr alles Dichten und Trachten, alles Denken und Sinnen um die Russentage, deren Zeuge die — nach französischer Darstellung — „bewundernde" und teils von Schrecken, teils von Staunen immer noch stumme Welt soeben gewesen ist. Denn man sängt schon die alten Katz balgereirn über die inneren Fragen wieder mit frischen Kräften an, und die Parteien rüsten sich schon zu allen möglichen Schlägen gcgen das Ministerium Nur Blätter, wie der „Matin", können es nicht lassen, ihre Leser noch mit der chauvinistischen Kost weiter zu füttern. Das ehrenwerte Blatt behauptet jetzt, die einzig richtige Version über den Depeschenwechsel zwischen Kaiser Wilhelm und den Zaren zu kennen. Danach habe der Zar am Freitag in ChülonS eine lange frcund- schastliche Depesche des Deutschen Kaisers erhalten, worin der Kaffer mitgeilt habe, er habe Befehl gegeben, daß die Forts von Metz das Zarenpaar mit 10! Kanoncnschüsfen begrüßten. Der Zar habe um gehend den Kaiser gebeten, Gegenbefehl zu geben, da er sehr ermüdet und schlasbedürftig. Darauf habe Kaiser Wilhelm ein zweites Telegramm an den Zaren gerichtet, worin er ihn eingelaken habe, nach Berlin zu kommen wo er ohne großen Apparat und laute Feste empfangen werden würde und ausruhcn könnte. Die Antwort sei ihm, dem „Matin", nicht bekannt. Eine schr friedliche Auffassung der Zcuenrcise kommt übrigens in der nachstehenden Auslassung des o't gutanterrichteten Pariser Mitarbeiters Irr „Neuen Freien Presse" znm Ansdrvcke, der seinem Blatte schre-bt: Es war der ausdrückliche Wunsch des Koffers, dem fran- züsijchcn Loike feine Sympathien nnverhüllt zn bclhäligcn Ties eit ärt feine Worte, feine Haltung in Paris und manches Fallcn- lasicn von gewissen Etikette Standpunkten, die in der russischen Politik eine viel kleinere Rolle spielen, als man glaubt. Der Zar war entzückt, die Wirkung s imr persönlichen Haltung und seines Entgegenkommens aus cie Franzosen zu beobachten. Das, der Zar sich übrigens völlig klar war, daß seine Sym pathien sür die Franzosen nicht ausgebeutct werden dürfen, be weist d-r Umstand, daß er die französischen Würdenträger nicht in Zweiscl ücer seinen Wunsch ließ, in seiner Nähe die Er wähnung aller politischen Bestrebungen zu unterlassen Er machte kein Hehl daraus, daß ihm f löst Anspielungen und An deutln gen in dieser Richtung durchaus nicht genehm wären, und er trug persönl ch Sorge, daß alle Ansprachen die sorg fältigste Beratung und Konzipierung ersuhrcn. Es ist für seine Vorsicht in dieser Richtung b.zeichi end, daß er eiuz-lue Ant worten scheinbar belangloser Alt, die er zu geben batte, p<r- sönlich auszeichnete. Diese Haltung des Zaren zeigt, daß lie Verbindung Rußlai ds nnd Frankreichs nichi Rcvanchezmccke fordern und ltaifächlicd eine Friedensbürgfchaft iem will, durch die jede < uftanche dc Gefahr sür die Ruhe Emopas cut- fen t werden soll Tie Reise Schischkins nach Berlin rcr'icnt in dieser Achtung gleichfalls hohe Beachtung. Mau wird do:t nbrr deu Ausiuthait teS Zaren in Paris fchr bald aufgc'lärt fein und le nen Zweifel an lie Ehrlichkeit Ruy- lauds hegen. Übrigens besteht die Absicht, allen befreundeten Staaten von feiten Rußlands offiziell aufklärende Mitteilungen über die Anwesenheit des Zaren in Paris zu machen, und man zweifelt nicht, daß tiefe durch ihre offene, rückhaltlose Darstellung der Sachlage den be ruhigendsten Eindruck machen werden. Was die Herren Engländer anlangt, fo haben sie sich mit ihren Annäherungsversuchen an den Zwei bui d bei Frankreich denselben Ko>b geholt, wie bei Rußland. Fast alle maßgebenden Blätter weisen die englischen Liebenswürdigkeiten scharf zurück. Mit den charakteristischsten Worten thut es wohl die „Patrie", welche schreibt: „England kann sich nicht an den Ge danken der VerOnsamung gewöhnen, cs hat seit langer Zeit deren große Gefahren erwogen. ES w.ll um jede» Preis dieses kletteuhafte Gespenst entfernen. Indem es feinen anmaßenden Schutz anbietet, sucht es überall Vormünder, vielleicht sogar Retter..." Aber es liebkose und umschmeichle vergeblich die Trt-deu, 12. Oktober. Se Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Oberlehrer am Real gymnasium zu Zwickau und Lehrer an der dasiqen Bergschule, Adolph Francke, das Ritterkreuz 2. Klasse vom Albrechtsorden zu verleihen. innere Anteilnahme an der Rolle gewachsen, deren Gewand sie jetzt ganz bequem und natürlich trägt. Bei Hrn. Forchhammer (Edward) läßt sich dagegen ein wesentlicher Fortschritt nicht bemerken. Der junge Sänger hat un gewöhnliches Material, eine namentlich in der Höhe ver blüffend große Stimme, ab.r dieser wertvolle Besitz zeigt gar keine Kultur und wird bei so naturalistischer Ver wertung, wie der jetzigen, in absehbarer Zeit halb oder ganz zerstört sein. In der Titelpartie wechseln die Frls. Wedekind und Wusch ke miteinander ab. Letztere, die gestern wieder mitwirkte, steht Frl. Wedekind an gesang licher Frische und Klarheit nicht viel nach und macht Aufenthalt zu nehmen, um die alljährlich üblichen Hcfjagden in der dorugcn Umgegend abzuhaltcn TresScu, 1ff. Oktober. Die evangelisch-luthe rische Landessynode beschäftigte sich in ihrer heu tigen (achten) Sitzung mit ter zweiten Beratung drs Erlasses Nr.!» über den Entwurf eines Kirchengesetzcs, die 88 3, 8 und 33 der Kirchenvorstands- nnd Synodal ordnung vom 30. März 1868 betreffend. Der Be richterstatter S.-M. geh. Finanzrat v. Kirchbach be antragte die Annahme des Gesetzes in der in der ersten Beratung beschlossenen Fassung. Diesem Antrag tiat die Synode nach einer kurzen Debatte bei, zu welcher ein von dein S.-M. Superintendent Noth-Schneeberg gestellter Antrag Anlaß gab, bei Artikel II den Zusatz einzufügen: „Wer diesen Erfordernissen nicht ent sprich* kann in den Kirchenvorstand nicht natreten." Nachdem der Antragsteller den Antrag eingehend begründet und der Berichterstatter sowie geh. Hosrat Prof. Or. Friedberg sich dagegen ausgesprochen hatten, wurde der Antrag abgeleynt und das Gesetz in der Fassung der ersten Lesung einstimmig angenommen. Es folgte die Beratung des Antrages des Petitions- ausschusfeS (Berichterstatter S.-M. Superintendent 1). Harig), die Petition des Kirchcnvorstandes zu St. Petri in Chemnitz, die fakultative Einfügung eines Liederverses im Hauptgoltcsdienste nach dem Schluffe der Predigt betreffend, auf sich beruhen zu lassen. S.-M. Stadtrat Meister beantragte, die Petition dem Landcskonsistorium zur Erwägung zn überweisen. S.-M. Superintendent Kirchellrat Michael, Superintendent Meyer-Zwickau, Amtshaupt mann fi«. Rumpelt, Prof. v. Rietschel und Psarrer Mättig befürworteten diesen Antrag, während Vize präsident des Landeskonsistoriums Obirhofprediger v. Meier sowie Oberkons.-R Sup. IX Dibelius sich gegen den Antrag anssprachen. Den Standpunkt des Kirchenregiments legte Hr. Oberkonsistorialrat fir. Acker mann in längerer Ausführung dar. Die Synode trat schließlich dem Antrag des Petitionsausschusses bei. Schließlich verhandelte die Synode über den Antrag des Petitionsansschnsses (Berichterstatter S.-M. Justiz rat Opitz), eine Petition der Hirschfelder Prediger- konfercnz, betreffend die Bestreitung der Umzugskostcn der Geistlichen bei Amtsv.rsetzungen, dem Kircken- rcgiinente znr Kenntnisnahme zn überweisen Für die Petition traten die S.-M. Pfarrer Mättig, Pfarrer Siebenhaar und Pastor prim. Wetzke ein. Nach einer Darlegung des Kommissars des Landeskonsistoriums Obcrkonsistorialrats Meusel wurde der Antrag des Pttitionsausschusses angenommen Nächste Sitzung morgen. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 14. d. Mts: „Das Heimchen am Herd." Oper in drei Abteilungen. Frei nach Dickens' gleichnamiger Erzählung von A. M. Willner. Musik von Karl Goldmark. Bis jetzt sieben- oder achtmal gegeben, erfreute sich die Oper in jeder Aufführung guten Besuchs und lebhaften Beifalls. Auch gestern sah das Haus wiederum eine stattliche Zuhörerschaft, die namentlich an dem zweiten und dem dritten Akte des Werkes eine starke Teilnahme be kundete. So ist zu hoffen, daß sich die Oper ihrem Musikwert entsprechend geraume Zeit im Repertoir der Hofbühne erhallen wird. Das „Heimchen" trägt deutlichere Zeichen von Goldmarks eklektischem Talent an sich als die „Königin von Saba" und „Merlin", aber insgesamt künstlerisch aufqefaßt und mit Meisterschaft ausgesührt, stellt diese Musik voller Gehalt und Bühnenwirkung eine an ziehende, erquickliche Produktion dar, wie sie unseren Lperntheatern von deutschen Tonsctzcrn, außer von Gold mark selbst, in den beiden letzten Jahrzehnten sehr selten geboten worden ist. ... In der hiesigen Aufführung stehen nach wie vor Hr. Scheidemantel und Frau Edel in der ersten Reihe Jener entwickelt in der Wiedergabe des Postillons alle jene Kunst schauspielerischer Kleinmalerei, die uns seinen Falstaff so wert gemacht hat und die nun hier auch in einer weniger ausgiebigen Rolle höchst sympathische, anheimelnde Wirkungen hervorruft. Frau Edel (Dot) macht ihre Vorführung der Partie nicht nur durch klare schöne Stimmwirkung und munter pointierten GesangSvortrag eindrucksvoll, sondern auch durch schauspielerische Beweglichkeit, woran sie überhaupt seit Jahresfrist merkbar zugenommcn hat. Mit der fort schreitenden leichten Beherrschung der musikalischen Auf gabe ist auch die Aktion vollkommener geworden, die geben, dem der Besuch des Publikums das eine so spezifische, außer allem und doch anmutige Erscheinung zu »
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