Volltext Seite (XML)
SüMMm, Swmke, KvMeM «. ÄrMse? Slskwm/e Dase§ze//Mg M LavSEWqft, W ^achsrn»^«itmig' erscheint täglich nachmittag« 5 llvr für den folgenden Tag. Be>ng«prrir: Bei Addolung in . Dtschaftsstellen und Ausgabestellen 2,— Ward >m Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,S0 Mark, bei Poftbestellung 2!^ zuzüglich Abtrag- ,« gebühr. Einzelnummern lüPlg. «st. Postanftalten und Post- SPLM/'.' VSFw/0// boten sowie unsere Austräger Mt» Deschästsstellen nehmen — — jederzeit Bestellungen entgegen. höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriedsstbrungen hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung de« Bezugspreises. — Bücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto bciliegt. Anzeigenpreis : die 8gespaltene Raumzeile 2V Doldpfennig, dir ll gespalteneZeile der -mtlichenBckanntmachungen40D-ld- ps-nmg, die 3 gespaltene Reklame,nl« im textlichen Teile der Zeitung >00 Goldpsennig. Nachweisungsgebühr 20 »old- s^^wL^ch'M-'g.L Km/ K?. 6 onnahmc b,s vormutags IVUHr. —— Für di- Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage - . eingczogen werden mutz ober der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen auch alle Vermittlungsstellen entgegen. Die Sachsen-Zeitung enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, de» Amtsgerichts und Stadtrats z« Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen u. a. Nr. 64 - 83. Jahrgang. Tcl.«Adr.: .Sachsenzeitung' Wilsdruff-Dresden. Postscheck: Dresden 2«i0 Sonnabend 14 März 1924 AW m »Ile MiW Im Ä- mb WimLe Oe MWed Ler Partei! Das sich steigernde Auftreten des Auslandes gegen das Versailler Diktat und die Schuldlüge in letzter Zeit machen den Kampf gegen beide sturm reif. Die Aeußerungen des Amerikaners Herron, des Franzosen Renauld in der „Humanite", die internationale Kundgebung in Berlin, die Fest stellung des Senators Owen in Washington, daß Deutschland mit allen Mitteln den Kriegsausbruch zu verhindern gesucht hat, und schließlich der Aus spruch des englischen Ministers Henderson, daß die Urheber dieses Diktats die Geschichte verhöhnten, reden eine deutliche Sprache. Der Außenminister Stresemann hat zu ver schiedenen Malen als Reichskanzler, aber auch in seiner jetzigen Stellung sein Interesse für die Schuid- lüge bekundet. Warum hat er in seiner letzten Rede darüber geschwiegen? Warum hat er auf die be leidigenden Worte Millerands an den deutschen Botschafter von Hoesch es unterlassen, in schärfster Weise gegen die erneut vorgebrachte Lüge von Deutschlands Kriegsschuld Front zu machen? Hier war endlich die amtliche Gelegenheit geboten! Was geht vor! — Man ist damit beschäftigt, das Betriebskapital des deutschen Volkes, die Gold notenbank, die Eisenbahn, kurz die Reste unseres - Wirtschaftslebens nach der Anweisung ausländischer Sachverständiger dem Auslande auszuliefern, um den Schandfrieden zu erfüllen, obwohl wir zur Er füllung nicht verpflichtet sind. Vollkommen unan nehmbare Vorschläge über die Wiederaufnahme der Militärkontrolle stehen bevor, weil dadurch eine neue Instanz geschaffen würde, die im Versailler Vertrag I nicht vorgesehen ist und die Militärkontrolle ver- s ewigen würde. Es ist für alle Deutschen, welche die Mentalität der Franzosen kennen, vollständig unfaßbar, wie noch immer ein deutscher Außen minister an eine Verständigung mit Frankreich glauben kann, ohne daß damit eine vollständige Unterwerfung Deutschlands verbunden wäre. Deutsche Männer und Frauen! Möchte es jedem Deutschen klar werden, daß sich das deutsche Volk keinerlei neue Verpflichtungen auflegen lassen darf. In fast fünfjähriger angestrengtester Arbeit hat sich die Zentralstelle für die Erforschung -der Kriegsursachen bemüht, aktenkundig und unwider legbar festzustellen, daß Deutschland keine Schuld an der Entstehung des furchtbaren Weltkrieges trifft, vielmehr daß die Schuld bezw. die Absicht, diesen Weltkrieg zu entfachen, auf die Feindmächte zutrifft. Diese mühevolle und opferwillige Arbeit zur Rettung unserer Ehre und zur Wiedererlangung unseres Wohlstandes ist umsonst, wenn sich Deutschland neue Verpflichtungen gefallen läßt, durch die der Versailler Vertrag erneut befestigt würde. Deshalb muß das deutsche Volk auch den Eintritt in den Völkerbund grundsätzlich ablehnen, da derselbe nichts anderes als ein Machtmittel des französischen Imperialismus gegenüber Deutschland darstellt. Deutsche Wähler! Es ist keine Zeit zu verlieren, sonst ist alles verloren! Die Neichstagswahl steht vor der Tür. Sorgt dafür, daß kein Abgeordneter in den neuen Reichstag gewühlt wird, der nicht seine Person und seine Ehre dafür fest entschlossen einsetzt, daß die Reichsregierung die Revision des Versailler Diktats unter dem ausdrücklichen Widerruf des Schuldbe ¬ kenntnissen von den alliierten Mächten fordert und mit größter Energie durchsetzt! Eine ungeheure Mege von Unterschriften für diese Forderung sind bereits vorhanden und für Millionen derselben sind die Listen im Volke im Umlauf. Deutsche helft alle mit, das Werk rasch zu vollenden, keiner darf fehlen, ohne Unterschied der Partei. Muster für die Listen und Richtlinien für die Unterschriftensammlung sind bei dem unterzeichneten Ausschuß zu haben. In jedem Ort des Vaterlandes, wo es noch nicht der Fall ist, müssen sich Ausschüsse bilden. Die Unterschriftensammlung soll der Regierung das Rückgrat stärken, endlich vor der ganzen Welt für die Ehre und das Wohl des gesamten deutschen Volkes einzutreten. Nur einer Regierung, welche ihre höchste und heiligste Aufgabe darin sieht, sich für diese, unsere wichtigste Lebensaufgabe mit ganzer Kraft einzusetzen, darf das Volk sein Vertrauen entgegenbringen. Nur ein Weltgericht aller Staaten unter dem Vorsitz der Neutralen kann ein gerechtes Urteil fällen. Neber diejenigen führenden Persönlichkeiten, die sich der Mitwirkung aus Parteirücksichten, oder weil sie „wichtigere Dinge" vorschützen, entziehen, wird die Geschichte als über die Totengräber des deutschen Reiches das ver diente Urteil fällen. Der Aufklärungsausschuß betreffend die Kriegsschuldftage Langebrück bei Dresden, Hermannstratze 4. Der Leiter: gez. Albrecht von Buttler. vir Auflösung ärs Hrichstagrs. (411. Sitzung.) 6V. Berlin, 13. März. Um 3,13 Uhr heute nachmittag wurde der Reichstag durch den Reichskanzler Dr. Marx für aufgelöst erklärt. Die Tagesordnung der letzten Sitzung, zu der sie Ab geordneten und auch die Tribünenbesucher außerordentlich zahlreich erschienen waren, wies noch eine große Männig-, faltigkeit auf. Doch wußte man, daß nur die ersten Punkte erledigt werden würden und daß beim Beginn der Abstim mung über die Anträge zur großen politischen Aussprache sich das Schicksal des Hauses erfüllen würde. An gesetz geberischen Maßnahmen wurden eigentlich nur die Vorlage über die Golddiskontbank verabschiedet. Von den verschiedenen Banksachverständigen des Hauses wurden noch allerlei Wünsche geäußert, der Entwurf aber schließlich im allgemeinen gutgeheißen. Was folgte, waren lediglich Schlußabstimmungen, die man wegen zu schlechten Besuches des Hauses in den letzten Tagen nicht früher vor nehmen konnte. So wurde dem Reichspostfinanz gesetz m w dem Notetat die endgültige Weihe gegeben. Da man ledoch die Abgeordneten nicht ohne Geschenk nach Hause schmen wollte, so bewilligte das Haus einen Antrag der Mikklpaneien «ns der Sozialdemokraten, daß ven Ab geordneten wenigstens -je Freisahrkarten bis zu den Neuwahlen gesichert bleiben. Ein Antrag der Bayerischen Volkspartei, den 12. April zu einem öffentlichen Feiertag zu erklären und so die Wahl an diesem ^age zu ermöglichen, wurde abge lehnt. Dagegen wurde angenommen ein Antrag ver bür gerlichen Parteien, wahrend i>er Osterzeit die Wahlversamm lungen ein zu schränken. Inzwischen war der Reichs kanzler auf seinem Platze erschienen, während die gesamten Mmister schon vorher auf ihren Plätzen sich eingefunden hatten. AlZ Präsident Löbe den 12. Punkt der Taaesord- nung aufrief, der die Entscheidung über das Schick-al d r Anträge über das Ermachtlgungsgesetz brin gen tollte, erhob sich der Reichskanzler und schrill zur Tr - büne, wo er in kurzen einleitenden Worten sen Sandpm.lt der Regierung darlegte, der dahin geführt hätte, von, Reichs präsidenten hie Auflösungsorder zu erbltlen. Ter Reichs kanzler verlas diese und erklärte damit den Reichstag für a u f g e l ö st. Die Kanzlerrede wurde wiederholt von den Kommu nisten und von dem Abg. Lsdebour mit lauten Zwischen rufen unterbrochen. Die Verlesung der Auflösungsverord- nung wurde von der Rechten mit Beifall ausgenommen. Präsident Löbe meinte nach Schluß der Kanzlerrede daß nach dieser Mitteilung die Aufgabe des Reichstages ab geschlossen sei. Es folgte zum Schluß die übliche Dank sagung an den Präsidenten Löbe, die diesmal der Zentrums: Abgeordnete Fehrenbach aussprach, und der.Dank des Präsidenten an seine Mitarbeiter. Der Präsident sprach da bei den Wunsch aus, daß das deutsche Volk bei den Wahlen, ingehindert durch innere und äußere Gewalt, frei seinen, Willen Ausdruck geben könne, und schloß mit einem Hoch mf das deutsche Volk und die deutsche Republik, in das "das paus und auch die Tribünen einstimmten. KrMllsnrür Marx vor an Dresse. Berlin, 13. März. Reichskanzler Marx empfing heute kurz nach Schluß der Plenarsitzung des Reichstages die Ver treter der deutschen und der ausländischen Presse, um ihnen ausführlich -die Gründe darzulegen, die die Reichsregierung zur Auslösung des Reichstages bewogen haben. Der Reichskanzler führte etwa folgendes aus: Die Auflösung des Reichstages ist deshalb von der Reichsregierung vorgenommen worden, weil die Reichsregierung es nicht zu^eden kann, daß das mühsam zustande gekommene Werk der Gesundung, das durch die Not verordnungen da^gelegt ist, gefährdet oder erschüttert wird. Wir sind uns volnommen klar darüber, daß wir in den kommen den Wochen und Monaten, wie gerade im Hinblick aus die Außenpolitik einen arbeitsfähigen Reichstag sehr notwendig haben werden, insbesondere werden die Gutachten der Sach verständigenkommissionen, die sicher nicht so günstig sind, wie wir es gewünscht haben, -den Eingriff der Gesetzgebung not wendig machen. So, wie die Dinge in der letzten Zeit aber lagen, war an eine ersprießende Zusammenarbeit zwischen Reichsregierung und Reichstag nicht mehr zu denken. Es hat zwar keine besondere Zuspitzüng der Lage gegeben, es war aber seit Wochen für jeden Beobachter der politischen, parlamenta rischen Verhältnisse klar, daß die Auslösung der einzige Aus weg blieb. Es ist falsch, zu glauben, daß die Regierung die Anregungen, die in -den Anträgen der Oppositionsparteien liegen, nicht zu berücksichtigen und völlig zu ignorieren gewillt sei. Verbesserungen der Verordnungen werden vorgenommen werden, sobald die wirtschaftliche Lage gesichert ist. Der Reichs kanzler schloß mit einem Appell an die Presse, die jetzt ganz j besonders schwierige Aufgaben dem Volke gegenüber zu er- I füllen -habe. Er forderte sie aus, -dafür zu sorgen, daß die t Wahlkämpfe von allen Seiten so geführt werden, daß nicht noch / weitere Zerklüftungen unseres Volkes herbeigeführt würden. ver letrle Mmrug. Aus Parlamentskreise« wird uns über die Augen blicke kurz vor der Auflösung geschrieben: „Reichstag, ade, Scheiden tut weh," so klingt es spöttisch -durch die Reihen der Unbeteiligten, die von den Tribünen herab der letzten Sitzung des Reichstages bei wohnen. Und wenn man durch die Wandelhalle geht, so kann man auf dem Gesicht manches Abgeordneten gewisse hypokratische Züge entdecken, kann man die traurige Ge wißheit ablesen, daß er sich neue Visitenkarten aber ohne das stolze „M. d. R." demnächst wird kaufen müssen. Viel leicht ließe sich die Sache auch etwas bissiger machen, in dem er sich auf die alten Besuchskarten ein „a. D." hinter jenem Titel anfügen läßt. Ja, ja, scheiden tut weh. Es heißt, dem deutschen Volke tut die Auflösung des Reichstages weiter gar nicht Weh. Zu lange schon war er auffrischungsreif; er starb so langsam, so allmählich dahin, daß schließlich doch ein Seufzer der Erleichterung die ein zige Äußerung darauf ist. Er hat ja noch ein kleines Sensatiönchen gehabt, das aber eigentlich auch schon längst erwartet war, nämlich der Abmarsch des rechten Flügels der Deutschen Volkspartei von dem linken Flügel. Wenn man abergläubisch war, so konnre man das prophezeien, denn seit dem 20. Februar ist aus den Fraktionstisch der Deutschen Volkspartei im Reichs tagsrestaurant „das Tischtuch zerschnitten": ver lauge Tisch wurde nämlich geteilt und die Propheten sagren, daß dies ein übles Vorzeichen für den inneren Zusammenhalt der Partei bedeutete. Schiller war ver zitierteste Manu. Freilich man zitierte ihn nicht ganz genau, sondern sagte: „Alle nicht, die heim wärts ziehen, werden sich der Rückkehr freuen." Der Rück kehr nämlich in die oft so unhelligen Hallen des Reichstags. Er ist ja der erste Reichstag, den wir seit 1918 gehabt haben, wie ihn die neue Verfassung vorschrieb. Aber in die sen vier Jahren hat er es verstanden, ganz allgemein von rechts bis links, die Erwartungen zu enttäuschen, die man in den Junitagen 1920 an ihn geknüpft hat. Immer und immer wieder war er der Schauplatz häßlichster Auftritte, unv er hat den zweifelhaften Ruf, daß er zum ersten Male den Fan st kam Pf von Abgeordneten untereinander sah. Sein Ruf wurde immer weniger fein, uns ein Engländer, der ein mal einer Sitzung beiwohnte, drehte sich entrüstet zu seinem deutschen Begleiter herum und sagte zu ihm: Aber die Leute prügeln sich ja gar nicht." Es war nämlich die Beratung irgend eines besonders langweiligen Stoffes und etwa 10 Abgeordnete bevölkerten den Saal. Reichstag ade, scheiden tut web. Der einzig Zufriedene