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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeration«. Preis 22^ Sgr. <; Thir.» viciteliäbrttch, Z Lblr. für ras ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Tbciien der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man «ränumerirt auf diese- Beiblatt der Allg. Pr. StaatS- Zeitung in Berlin in der Erreditivn iMohren-Straße Ro. Ah : in der Provinz so >m Auelande bei den WodttSbl. Post-Aemtern. Literatur des Auslandes. 1L4. Berlin, Mittwoch den 23. September 183L. England. Hleimiox-t in Natural Nl8tor^. (Achrenlcse aus der Natur geschichte.) Dritte Reihe. Von E. Jeffe. London. Der vorliegende Band von Jcsse's Aehrenlesc möchte wohl der Interessanteste au» der ganzen Reihe sevn. Er enthält eine Sammlung von Anekdoten, die dem Verfasser mehr durch die Mittheilungen seiner Freunde, al« durch eigene persönliche Beobachtung an die Hand gegeben wurden, und die er so geschickt an einander zu reihen gewußt, daß daraus rin sehr schätzbare« und unterhaltendes Werk hervorgegangen ist. Wir wollen au« den zahlreichen Anekdoten, die es enthalt, unsere» Lesern rinige der interessantesten mittheilen. Der Verfasser gicbt un« mehrere Züge von dem Scharfsinne und den seltsamen Grillen der Bögel bei der Wahl der Lage und des Baues ihrer Wohnungen; er erzählt uns, wie eine Schwalbe, die, indem sie sich aus der Ecke eines Außen-Gebäudes niederzulassen wünschte, das keine zu ihrem Zwecke dienlichen unebenen Stellen darbot, sich auf eine erfinderische Weise zwei Klammern aufrichtele und- einen Stab in die Quere dazwischen legte, so daß sic dadurch ihr Werk zu Ende brachte. Ein anderes Beispiel von einem geduldigen und mühsamen Verfahren liefert er uns von einer Grasmücke, die, indem sie sich in ein Ephcu riner Garten-Mauer gegenüber einnistcn wollte, sich keincswegcS dadurch abschrecke» ließ, dass ihr Nest zwei Mal herabgeschlagen wurde, sondern ihren dritten Versuch dadurch sicherte, daß sic dasselbe vermittelst eines Stuckes wollenen Garn« an die nachbarlichen Zweige anbaud; und, um noch eines sonderbaren Falles zu erwähnen, gegen das Ende des Buches finden wir die Anekdote von den Nolhkehichen, die zwei Jahre hinter einander ihr Nest auf einer Bibel, die auf dem Lese-Pulte in der Psarr- Kuche von Hampton-in-Arden in Worcestershire lag, hatten, — ge schützt durch die Eroßmuth de« Pfarrers, der sie aus ihrer so sonderbar gewählten Wohnung keineSweges vertreibe» wollte! Nachdem Herr Jesse einen langen Katalog über die Talente und den Charakter des Hundes abgesaßt,' hat er uns auch etwas von der so oft verunglimpften Gegnerin desselben, von der Katze, zu sagen und giebt uns nicht wenig Beispiele von ihrer Zuneigung für Personen und Plätze, wobei er mit dem Herzoge von Norfolk beginnt, der, als er unter der Regierung Elisabeth s in den Tower gesperrt wurde, von seiner Lieblings-Katze einen Besuch erhielt, indem sie ihren Weg durch den Schornstein zu ihm herab nahm. Wir lassen hier noch einigt Anekdoten von ähnlicher Art folgen. „Ein mir bekannter vorzüglicher Kunstler erzählte mir einmal, daß «r die Gewohnheit hatte, eine LieblingS-Katze seines Bruders zu mar tern und verschiedene Experimente mit ihr zu machen. Er versprach jedoch dem Letzteren, sich dieser Quälereien ganz zu enthalten, wenn der Kater in seiner Anwesenheit auf dem Boden liegen bliebe. Da derselbe dies merkte, so kroch er, sobald sein Quälgeist nur immer in's Zimmer trat, auf die Fußtapcte und legte sich still auf den Boden nieder." »Es ist auch bekannt, daß die Katzen in gleichem Maaße das Eigenthum ihrer Gebieter zu beschützen suche», wie die Hunde. Ei» Delinquent, der wegen eines Diebstahls zur Transportation »erurtheilt worden war, erzählte mir, daß er und zwei seiner Genossen in das Haus eines vornehmen Herrn bei Hampton Court einbrachen. Während sie im Begriffe waren, dasselbe zu plündern, flog auf einmal eine große schwarze Katze auf einen der Diebe und zerkratzte ihm mit de» Klauen das Gesicht." „Eine Familie zu Newcastle-on-Tyne ging einst im Sommer nach Tvnemouth, indem sie ihr Haus zweien weiblichen Domestiken überließ. Eines Abend«, als dieselben zusammen in der Küche saßen, lenkte eine Katze ihre Aufmerksamkeit auf sich, welche in einen Behälter oberhalb der Küche stieg und dann zu ihnen zurückkehrte und miaute. Die Katze »icdcrbolte dies so ost, daß die Domestiken sich veranlaßt sahen, hin- emszustugc.i, um zu erfahren, was da« Thier wollte. Als sic hinauf kamen, fanden sic daselbst einen Mann, der sich im Kamin versteckt hatte. Eine der Mägde fiel auf der Stelle in Ohnmacht, die Andere aber machte Lärm bei ihren Nachbarn; allein unterdessen «ar der Mann aus dem Fenster über die Dächer der angränzenden Häuser entflohen." „Eine Lady in Glasgow besaß eine schöne Katze, die sie von Edin- burg m«s erhalten hatte; sie war ihr in einem verschlossenen Korbe auf einem Wagen zugesandt worden. Sie ward zwei Monate sorgfältig bewacht, nachdem sie aber am Ende dieser Zeit ein Paar Zunge geworfen, überließ man sie sich selbst, und diese Freiheit beiiutzle sie denn auch sogleich, indem sie mit ihren beide» Kätzchen entschwand, Die kadp z» Glasgow schrieb davon ihrer Edinburger Freundin, indem sie sich über ihren Verlust beklagte, und man nahm an, daß Lie Katze sich unterdeffc» zu irgend einer neuen Herrschaft begeben habe. Jndcß ward ungefähr vierzehn Tage nach ihrem Verschwinde» zu Glasgow ihr wohlbekanntes Miauen an der Hausthüre ihrer alten Gebieterin vernommen, wo sie sich sammt ihren beiden Kätzchen eingefundcn hatte, indem diese sich in dem besten Zustande befanden, sie selbst aber sehr abgemagert war. Natürlicherweise konnte sie nur Ein Kätzchen auf ein Mal auf ihrem Rückcn tragen. Die Enifcruung aber von Glasgow bis Edinburg bei trägt vierzig Meilen, so daß sie, wenn sie die jungen Kätzchen immer einzel» forlbrachte, im Ganzen wenigstens hundertundzwanzig Meilen zurückgclegt haben mußte. In gleicher Weise mußte sie die Nothwendig- keit cinschen, bei Nacht zu reisen, so wie noch manche andere Vorsichts maßregeln treffen, um ihre Jungen zu beschützen." Einige der Anekdoten von den Hunden berühren sehr nabe den Punkt, wo Instinkt und Vernunft sich einander die Hände reichen. „Ein Hund, der der Fregatte „Leander" ««gehörte, war ein Lieb ling der Schiffsmannschaft und daher von derselben sehr freundlich be handelt worden. Als er eines Tages auf dem Verdecke lag, sagte der Capitain im Vorbeigcbcn: „„Es wird mir sehr leid thun, aber ich werde Neptun erschießen müssen, da er all und schwach geworden."" Ob hier vielleicht etwas in dem Tone der Stimme lag, da« den Hund ab schreckte, überlasse ich meinem Leser zu mulhmaßcn; aber er sprang un mittelbar darauf über Bord und schwamm nach einem andere» Schiffe zu, das in der Nähe des „Leander" stand. Er ward an Bord ge nommen und blieb daselbst, bis ec starb. Nichts konnte ihn bewegen, nach dem „Leander" je zurückzukehren. Wenn der Hund zufällig an der Küste war und eines der Böte oder einer von der Mannschaft sich der Stelle näherte, wo er sich befand, so lies er sogleich davon, und» nicht« vermochte, ibn zu seiner allen Bekanntschaft zurückzubringen." „Die Leidenschaft der verstorbenen Lady Penrhyn für die Möpse war wohl bekannt. Zwei von den letzteren, eine Mutter und eine Tochter, befanden sich in dem Speisezimmer der Penrhpn während der Morgen-Visite einer fremde» Lady, die am Frühstücke Theil nahm. Während man damit beschäftigt war, die Hüte und die Shawls iir Ordnung zu bringen, um auszugchen, sprang die älteste Hündin aus einen Stuhl und warf zuerst auf ein Stück Geflügel und dann auf ihre eigene Tochter einen ernsten Blick. Die fremde Lady machte Lady Penrhyn darauf aufmerksam, daß die Hunde gewiß ein Auge auf da« Fleisch hätten. Man schellte, und ein Dienstbote nahm dasselbe vom Tische. In dem Augenblicke, wo dies geschah, fing der ältere Mops, der bisher gegen die Gästin so freundlich als möglich gethan batte, an, sie anzubellcn und auf sie herauszuspringcn, und auf dem ganzen Wege hörte er nicht auf, zu bellen und an ihren Fersen zu zerren, so ost er nur immer tonnte." „Es waren zwei Freunde, der Eine lebte zu London, und der An dere zu Guildford. Diese Freunde waren außerordentlich vertraut mit einander, und seit mehreren Jahren pflegte die Londoner Familie die Weihnachten immer zu Guildford zuzubringen; sie sand sich gewöhnlich einen Tag vor Weihnachten zum Diner ein und ließ sich von einem großen Hühnerhunde begleiten, der rin besonderer Liebling sowohl der Gaste als de« Wirthe« war. Am Ende von ungefähr sieben Jahren, nach dem man diese Gewohnheit angenommen, fiel zwischen den beiden Fa milien ein unglückliches Mißverständniß vor, in Folge dessen man den gewöhnlichen Weihnachts-Besuch aussetzte. Ungefähr eine Stunde vor Mittag aber rief der Guildsorder Freund, der am Fenster stand, seinem Weibe zu: „„Meine Liebe, die W—'s haben die Sache nicht eben so übel ausgenommen, denn ich muß Dir «»zeigen, daß sic noch heute wie gewöhnlich ankommen werden, obgleich wir sie nicht eingeladcn; hier kommt Cäsar, um sie anzumelden."" Der Hund ward sogleich zur Thür eingelassen. Die Haussrau gab Befehl, die Gastbetten in Stand zn setzen, und man wartete mit dem Mütagsmablc eine ganze Stunde; allein die Gäste kamen nicht an. Nachdem unser Cäsar die gewöhnliche Zahl von Tagen ausgehalten hatte, lief er wieder nach Hause zurück, woselbst er wohlbehalten ankam. Die inzwischen angeknüpfle Korrespon denz hatte die glückliche Folge, daß die entfremdeten Freunde sich wie der mit einander aussöbnten, und so lange Cäsar lebte, ermangelte er nicht, den jährlichen Besuch in Begleitung seines Herrn und seiner Ge bieterin abzustatten." „Ein Gentleman bemerkte jm vergangenen Sommer auf einem Spazierritte in der Mitte des Wege« zwei große Hunde, die bewegungs los dazuliegen schienen. Er führte sein Pferd nach einer Seite hin und stieg ab, um sich von der Ursache ihrer unbeweglichen Lage zu über« zeugem Jetzt fand er, daß einer von ihnen das Bein gebrochen hatte;