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190« EvmmbMd? dem AH Mir; Frankenberger Tageblatt Anzeiger 65-. Mrgang. begründet 1842. Ankündigungen sind rechtzeitig aufzugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, klemere bis spätestens 11 Uhr mittags des ,cwelltgenAusgabetages. Kür Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. bl Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. Erscheint an jedem Wochentag abend» sür den folgenden Tag. Btzugs- preis Vierteljährlich 1 50 monatlich 50 Z. Trägerlohn extra. - » Einzelnummern laufenden Monats 5 früherer Monate 10 H. "^?EU«Ngen werden in ttttserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen, sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. AnzcigendreiS r Die 5-gesp. Petitzeile oder deren Mum 1b bei Lokal- Anzeigen 12 H; im amtlichen Teil pro Zeile 40 4; „Emaesandt" im Redaktionsteile 30 4- Für schwierigen unir tabellarischen Satz Ausschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach fMteheildem Tarif. Für Nachweis und Offerten-ANnahme' werden 25 '4' Extragebühr berechnet. Jnsekattu-Aunahme äuch durch alle deutschen Annoncen^Expeditionen. «rthlehemstifte im Hüttengrundelbei Hohenstein-Ernstthal werden rrauNiche und gebrechliche Kinder, Mädchen von 3—15 Jahren, Knaben von 3 —14 Jahren, zur Kur und Pflege ausgenommen, doch nur sofern sie sticht an akute« oder an steckende« Krankheiten »der an Krämpfen leiden. Di- Ausnahme der Kinder findet während der Monate März bi- September auf dir Dauer bis zu 5 Wochen statt. Die Königliche dmtShauptmannschast ist infolge eines mit der Verwaltung genannten Stift» getroffenen Abkommens in der Lage, für dieses Jahr daselbst einig- Freistelle« vergeben zu können. Hierauf gerichtete Gesuche von Einwohnern hiesige« Bezirks find bis , «um 20. «Nass» bei den Gemeindebehörden anzubringen und von letzteren mit gutachtlicher Aussprache über Würdigkeit und Bedürftigkeit da Gesuchsteller nebst einem auSgefüllten Fragebogen, zu welchem Vordrucke hier zu beziehen find^ bi» «UM 28. Icküs« «tisss» m>hrr einzureichen. Später eingehende Gesuche bleibm unberückfichtigt. Flöha, am 1.-März 1906. Die Königlich- Amtshauptmannschaft. Mrilalt für die MWe AnikküMimmiiDst das Migliße ImlsgeriHl ltsd'dm Wrat zit Imkeilktlss i. Sa. i Ka — Druck und Verlag von C. G. Roßbet'g tu-Frankenberg i. Sa. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg t. <sa. » " .... i HotzverMgMNlg K«f Kichte«WaLder K»rstve»Ler. Am „Angerbach" in Nähe der hiesigen Schäferei und an hiesiges Mühl« sollen Montag, den S. März d. I., von vormittags 10 Uhr a« 18 Rmtr. harte Rollen und 1300 Kcbund dergl. Schlagreifig unter Vorbehalt des Angebote» und gegen Barzahlung an den^ Meistbietenden versteigert «Aden. Zusammenkunft am Angerbach. Lichtenwalde, am 26. Februar 1906. Gräflich «itzthumsche Forstv-rdvattun«. -- - - Nach Orten außerhalb des deutschen Reiches und Oesterreich», soweit solche im Gebiete de» Weltpostverein» liegen, geschieht der Versand unsere» Tageblattes mik MAkklkch^ KrtuzbÄldsen« düngen von uns unter Portoansatz von 2 M. — Pf. per Vierteljahr. ... denn dieser letzten Tage Oual war groß!" " Nach langem Hin und Her, und nachdem im Laufe der letzten Wochen so mancherlei Bestimmte» und Unbestimmte», Glaub würdige» und Unglaubwürdiges — ansang» durch Indiskretion de» Abg. Günther — aus der Wahlrechtskommisfion hinaus in die Oeffentlichkeit gedrungen ist über da», war die im Schoße der freien Vereinigung von Kammermitgttedern gepflogenen Verhand lungen etwa zeitigen könnten, erfährt man nunmehr Positive». Der engere Ausschuß der freien Kommission der Zweiten Kammer zur Vorbereitung der Landtagswahlrechtsreform hat Gestern seine Arbeiten beendet. An dieser letzten Sitzung hat der sozialdemo kratische Abg. Goldstein nicht teilgenommen. Er hatte vor der Sitzung ohne Angabe von Gründen schriftlich seinen Austritt aus dem engeren Ausschuß erklärt. Eine kleine Ueberraschung und doch miedet keine. Der Abg. Goldstein hat sich durch seinen Schritt eben die Bahn freigemacht zur rücksichtslosen Kritik der KommisfionSvorschläge in der Kammer. Denn eS hätte wohl sonderbar auSgrsehrn» wenn er als KommisfionSmitglied im Plenum gegen diese Körperschaft, die doch dort mit ihren Beschlüssen al» geschloffene» Ganze austreten muß, operiert hätte. Der Ausschuß mühte also auf die Mitwirkung Goldstein» verzichten und gelangte nun ohne ihn zu einem nahezu einstimmigen Beschluß. Mit allen gegen die Stimme der freisinnigen Abg. Günther nahm er fol gend« allgemeine Grundsätze für die künftige Wahlrechtsreform an: 1. Keinem, der nach dem gellenden Wahlrecht da» Stimmrecht besitzt, sei diese» Recht zu entziehen. 2. Den Angehörigen der dritten Wählerklasse sei der Zutritt zu der Kammer in größerer, jedoch nicht in solcher Anzahl zu ermöglichen, daß dadurch angesichts deS UebergewichtS der Sozialdemokratie in dieser Wählerklasse ein« gedeihliche Weiter« sührung der Staatsverwaltung erschwert oder gar unmöglich gemacht wird. Unter diesen Voraussetzungen erachtet der Ausschuß die Ein- sührung eine» ' allgemeinen, ' direkten, geheimen Wahlrecht» mit Zusatz stimmen, bei denen mindestens da- Alter, die Steuerleistung und die Bildung zu berück ¬ sichtigen find, für das Empfehlenswerteste. Für den Fall jedoch, daß sich der Durchführung eine» solchen System« unüberwindliche Schwierigkeiten entgegenstellen sollten, empfehlen die konservativen Mitglieder des Ausschusses, Opitz, vr. Brückner, Förster und Nudelt, in eine Erwägung darüber einzutreten, ob die Durch führung der Wahlrechtsreform alsdann nicht am zweckmäßigsten auf der Basis vorzunehmen sei, auf der die Wahlrechtsvorschläge der Abgg. Opitz und Heymann beruhen (Beibehaltung de» gel tenden Wahlrechtes im allgemeinen und Wahl einiger Ab geordneten in den großen Städten nach dem ReichStagtwahlrecht), auch hier jedoch unter der Voraussetzung der Einhaltung der un ter 1 und 2 frstgestellten allgemeinen Punkte. Bei dieser Stel lungnahme de» Ausschusses gelangte man auch zur Ablehnung der im Ausschuss« hierbei besprochenen Vorschläge de» Geheimrat» vr. Georgi und deS Kreishauptmann» v. Ehrenstein. Wa» die Drittelerneuerung der Kammer anlangt, so wird diese von den konservativen Mitgliedern des Ausschusses Opitz, vr. Brückner» Förster und Nudelt als Erfordernis der Wahlrechtsreform auf gestellt. Sämtliche anwesenden Mitglieder — außer dem Abg, Goldstein fehlte auch der Abg. Zimmermann von der Reformpartei — erklärten sich sür eine Vermehrung der Wahlkreise, die Abgg. Opitz, vr. Brückner, Förster und Nudelt jedoch nur in dem Sinne, daß eine Vermehrung der Wahlkreise nur der größten Städte einzutrcten habe, während die national-liberalen Abgg. Schulze und Langhammer, sowie der Freisinnige Günther für eine vollständige Neueinteilung der Wahlkreise unter Wegfall der Unter schiedes zwischen ländlichen und städtischen Wahlkreisen sich auS« sprachen. Der Ausschuß erachiete durch die»« Beschlüffc diejenigen Vorschläge für -erledigt, welche in den bisherigen Sitzungen nicht ebenfalls ausdrücklich erwähnt worden find. Endlich beschloß man, den Abg. Schulze mit der mündlichen Berichterstattung im weiteren Ausschüsse zu beauftragen. Diese- vorläufige Ergebnis der Vorberatungen über die künf tige Wahlrechtsreform ist insofern bemerkenswert, als eS eine Einigung der Konservativen und der Nationalliberalen auf der Grundlage der nationalliberalen Vorschläge bedeutet. Eine Mei nungsverschiedenheit ist jedoch bestehen geblieben bezüglich der Vermehrung d«r Wahlkreise und bezüglich dek Ftage, ob all" der Drittelrkneuerung festzuhalten s«i oder ob nach Veräbschiedüntz* der Wahlrechtsreform die ganze Zweite Kammer neu gewählt werden soll. ES ist nicht aulgeschlvffrch" daß hieran» bet de« weitere« Behandlung der Angelegenheit wieder neü« SchwiiwigkMKMvachsen. Nun wird «» sich auch noch zeigen müssen, ob man dit Wahl- rechUrtsornworschlätz« einem außerordentlichen Landtag« vorzülegen gewillt ist oder ob e» sich bewahrheitet^ daß man damit» " wie in Blättrrmeldungen behauptet würde, chattest will» bÄ det^stächst« ordentliche Landtag wieder zusammentritt. Jit beiden Fällest" hat e» mit der Reform stoch lange Zeit bi» zu ihrer endgültigen Er ledigung. Und da träfe denll dK^Batz zch'idsffSn zKeite Hälfte di« Artikelüberschrifi wiedergibt: „JHdtnketknen langtit "Schlaf zu tun» drnn>dieser letzte« Lage Qual war-groß!" .... Bom Reichstag. 54. Sitzung am 1.' März 1906. Da» Hau» setzt« die Beratung de» MattttzeD--ReichHitstjz. verwaltaug sort. ' Porzig (kons.) tritt sür di« Hinzuziehung" d^i BStufllvKtre« tungen, ' wiv der Handwerker- und- Landwietschasttkammem bei Er nennung von Sachverständigen ein. Die Schwurgericht«"' hätten sich im allgemeinen bewährt. DÜ SoMlMtMrtrn^fpkächen immer von Klaffenjustiz Bei ihrer »Sympathie sür revolÜtWnSre Bestrebungen können sie sich aber nicht wundern» wenn dtr § 130 des Strafgesetzbuches, der Revolution-Paragraph, gegen sie zur Anwendung gelangt. (Unruhe bei den Soziakdeckvktaten.) Luca» (natl ) : Dem Antrag Ablaß auf Verweisung sämtlicher Pnßdelikte an di« Schwurgerichte stimmen wir nicht bei. -Im übrigen aber find Meine Freunde von dem Vorteile der Mitwir kung der Laien bei der Rechtsprechung überzeugt. Staatssekretär Nieberdiüg: Nach Jnkrasttretest det"L«r Hage mann ist sofort «in Rundschreiben «lassen worden, worin dazu aufgefotdert wird, Mehr Strafsachen al» bisher den Schöffengerichten zu überweisen. Stückle» (Soz.) hält die Reform deS Strafvollzug» für drin- - Vas Majorat. Roman von Ewald August König. (IS. Fortsetzung.) — (Nachdruck verdaten.) Nun begann das Spiel, Graf Morray betrieb es mit vor nehmer Gleichgiltigkeit, Dagobert, der von Anfang an im Verlust war, fühlte bald die Leidenschaft erwachen. DaS Blut wallte heiß in seinen Adern, er fühlte eine Unruhe in seinem Innern, die er nicht bewältigen konnte. Die scheinbar harmlose« Bemerkungen des Grafen stachelten ihn nur noch mehr zur Fortsetzung des Spiels an, es galt ihm für Ehrensache, sich jetzt nicht zurückzuziehen, der Graf sollte nicht glauben, daß der Verlust ihn ärgere. Graf Morray bot ihm abermals ein Gläschen Likör an, er selbst ttank äuch eins, Dagobert nahm cs an und wurde in der Folge nur noch erregter. , . ' Mitternacht war längst vorbei, als Dagobert endlich erklärte, daß er nun Abschied nehmen und ausbrechen müsse. Der Graf legte die Karten Liu und warf einen Blick in sein Portefeuille, das offen vor ihm lag. „So konsequent wie heute hat da» Glück'selten mich ver folgt", sagte er mit einem bedauernden Achselzucken. „Wie hoch ist der Betrag?" fragte Dagobert. „Eintausendachthundertundsechzig Thaler", antwortete der Graf. „Ihr äoadle on guNts hat Sie gründlich hincingeritten!" „Eintausendachthundertundfechzig", wiederholte Dagobert, „ich habe den Betrag nicht bet mir." „Ich werde auch kein Geld von Ihnen annchmcn." „Sie werden doch nicht, wie heute morgen, mir sagen wollen, baß Sie auch diesen Gewinn von einer Revanche abhängig zu machen gedenken?" ... , „DaS gerade nicht, aber es widerstrebt mir; diesen Gewinn in barem Gelde anzunehmen. Warten wir damit, bis die Sumine sich verringert hat." „Nicht doch, ich werde Ihnen morgen daS Geld einhän- tzigen"»' sag« Dagobert. „Ich würde Sie z»un Diner bitten, aber ich muß mich darauf gefaßt machen, daß ich einen stürmischen § Tag haben werde, also bitte, kommen Sie erst gegen Abend." „Ich werde warten, bis all die Stürme hinter Ihnen liegen", antwortete Graf Morray in herzlichem Tone, „kommen Sie getrost zu mir, wenn Sie eines Freundes bedürfen." „Sehr gern, aber Sie müssen mir nun auch die Ehre schen ken, ich lade Sie auf morgen abend ein, Herr Graf", erwiderte Dagobert. „Eh bien, wenn Sie nicht anders wollen, werde ich Ihre freundliche Einladung wohl annehmcn müssen", scherzte der Graf, „ich komme zu Fuß durch den Wald, einen weiten Spaziergang liebe ich. Sie haben wohl die Gefälligkeit, mich nachher zurück-- fahren zu lassen?" „Gewiß, und ich denke, Ihnen morgen abend Ihren Gewinn aushändigen zu können." „Ich erkläre Ihnen noch einmal, vor Ablauf von vier Wochen nehme ich das Geld nicht. So lassen Sie mir doch das Vergnügen, Ihr Gläubiger zu sein!" „Ich könnte dann vielleicht nicht mehr unter den Lebende» sein." Graf Morray lachte hell auf. „Sie denken schon an das Ende?" fragte er. „Erlauben Sie, ich bin Kaufmann gewesen, in Geldangelegen heiten fordere und gebe ich Sicherheit." „Eh bien, wenn Sie nicht anders wollen, nehme ich eine Sicherheit von Ihnen an!" Die ganze Art und Weise, wie der Graf diese Angelegenheit behandelte, mißfiel Dagobert; aber ihm selbst lag daran, eine kurze Zahlungsfrist zu erlangen, da er von seinem Vormund daS Geld nicht fordern wollte, und die amerikanischen Papiere augen blicklich im Kurs sehr niedrig^tandcn. " „Ich stelle Ihnen einen Wechsel auf vier Wochen aus," sagte N wollen eS ja nicht anders, ich werde wahrscheinlich diesen Wechsel schon vor Verfall einlösen." „Und ich hoffe, daß Sie niemals in die Lage kommen werden, ihn honorieren zu müssen," erwiderte der Graf, während er die ÄÄsel 3tellen?""E" bolie. „Auf wen wollen Sie den „Auf mich selbst." „Hm, Ivie Sie wollen, aber ich kann ja auch sterben, man wird das Papier in meinem Nachlaß finden, ich meine, «S sieht nicht gut aus, wenn em reicher Majoratsherr einen Wechsel auf sich selbst zieht. Stellen Sie ihn auf den Namen Ihres Vor mundes oder des Justitiars Ihrer Familie aus." „Mein eigener Name bietet Ihnen die sicherste Bürgschaft!" „Ihr Ehrenwort genügt mir; sobald Sie den Wisch zurück fordern, werde ich ihn Ihnen aushändigen." „Ich werde den Wechsel auf den Notar Tellenbach auSstellen," sagte Dagobert nach kurzem Nachdenken, „ich vertraue darauf, daß Sie ihn niemand zeigen und auch mit keinem anderen darüber reden." „Selbstverständlich!" nickte der Graf, während er da» Papier in Empfang nahm und nach oberflächlicher Prüfung vor sich auf den Tisch legte. „Wollen Sie nicht hier übernachten? Ein Zim mer im Hotel wird wohl noch zu haben sein, es ist schon sehr spät —" „Wir haben eine mondhelle Nacht," unterbrach Dagobert ihn mit einem Blick auf das Fenster, „der Ritt in der frischen Luft wird mir wohl tun. Bis morgen abend, Herr Graf! Vielleicht komme ich durch den Wald Ihnen entgegen." „Es wird mir angenehm sein, gute Nacht!" Die Hand deS Grafen war kalt und feucht, als Dagobert sie zum Abschied drückte, ihm kam es vor, als ob er eine Schlange berührt habe. Der Hausknecht wartete noch auf ihn, das Pferd war gesattelt. Dagobert schwang sich hinauf und ritt langsam von dannen. Das Hotel lag nicht weit hinter ihm, als er schon bereute, den Wechsel ausgestellt zu haben. Je länger er darüber nachdachte, desto festeren Boden gewann die Vermutung, daß der Graf diesen Wechsel gewünscht habe. Weshalb hatte er ihn überredet, daS Papier auf den Namen deS Justitiars auszustellen? Er nahm den Hut ab, um die heiße Stirn in der Nachtluft zu kühlen, das Blut tobte noch immer fieberheiß in seinen Adern. lfferffchm» folgt.)