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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.05.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110529017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911052901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911052901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-05
- Tag 1911-05-29
-
Monat
1911-05
-
Jahr
1911
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No-erhal» «d ver »«Nch«, Kolonien »««rteliShrL L« ML, «u»«aL 1^0 ML «ttlchl. Postbeftellaeld. Ferner tn B«lgi«L Dänemark, den Donauktaoten. Italien.^ - - - - «eaen, e rembnra. Niederlande. Xor» sterretch» Ungarn. Il»tzlanv, >chw»l» n. Spanten. 2» «Le» Da» L«tp,rg»r DaandlaU «rUhat» »mal tägUch. Sann» «. Feiertag « «argen». SbannsnentxSanahm«: 8»h«rnt»«nH« 8, dei unsere» Trägern. KtUale». Kp«vi1«lrr» »ad TnnahnuKellen. lorot» VoftSnttarn »uv Brtestrigern. G»«»»t»«rra»k»»r»t» »Vt. Morgen Ausgabe. MipügerTagtblaü «Handelszeitung. Ämtsölalt des Rates ««d des Volizeiamtes Ser Ltadt Leipzig. Anzeigeu-Pret- fRr Inserat» au» Letptt» and Umgebung dt« UaalttgePettUeU« Lvs-bteReName» »ekle I ML: von auiwLrt, MPs. Sieklame, llo Mk.: Jnlerat« »an Behörde» »IN amt lichen Teil die Petitietl, so Ps. Selchäftsan,eigen mti Blani orlchrlften« in der Bd«ndaa»gab» im Breil« erhöht. RadattnachTartl. BeNagegeduhribeiami. auflag» L Mk. o. Tausend »ikl. Poltgedudr. Teildetlage höher. FefterteUt« Nufträa» können nicht <uraL- aerogen werden. Für da» Erscheinen o, vesrtmmien lagen and Plagen wird kein« Garantie übernommen. Unjetgen« Annahme: 2»ha»n«»g,ls, bet sämtlichen Filialen ». allen Annoncen» Lrpeditionen de» In» »ad Au»Ia,de» Brack »ad Berlag de» U«t»,tu« T,«u dl»««»» S. Po,,. Inhaber: Paal Mlrlte». Nedattton an» >eschift,stelle: Iohanntrgalse L Ha»^»Filiale Dee»»«,: Eeeiirak« 4. 1 tTelephon 46211 Nr. 148 Momag, üen 29. Mal iSll los. Ishrgsng. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 12 Seiten. W—I. W» , —————— vis LTpvüitiollSll üos LvtpLixor iLsedlrUva uvck 6er I^iprißsor ^UAsmomvn LoituvK beüackeu sied nur uoek Lviprlß, Iod»imt8ß»S8v 8, Vorcker^ehüack« purterro links im Vsdäuäv äes laZedlattss. Dss Dichtigkte. * Bei überaus starkem Besuch sind auf dem F l u gp l a tz e L i n d e nt Hal am Sonntag die Leipziger dB cttbe werde der Lachsenwoche beendet worden Die Teilnehmer an der Fahrt der dritten Etappe sind in Plauen glücklich gelandet. sS. den bei. Art.) * Die Leipziger Rennen am Sonntag nahmen dei sehr starkem Besuch einen durchaus schönen Verlauf, Im Rennen um den Graditzer Gestütpreis siegte Herrn R. Müllers „Drakon". sS. Sport.) * Im Rennen um den K a i s e r p r c i s am Sonn tag in Karlshorst endeten „Charmanter Kerl" und .,B u l a w a i o" im toten Rennen aus dem ersten Platz. — Im fünftausend st en Rennen siegte Herrn K. n. Tepper-Laskis dr. H. „C a l v e l l o". — Im Schwadenpreis in Stuttgart Weil wurde .Luftschiffer" oom Württcm bergischen Privatgestüt Weil Erster. sS- Sport.) * Ewald Zietzmann vom Leipziger Ruder verein siegte am Sonntag in Dresden in der Sächsi schen Meisterschaft im Einer. (2. Sport.) Oer jlmgtürkillhe Zulsmmenbruch. (Türkischer Brief.) Saloniki, 24. Mai. Als das Gerücht, das sungtürkisch« Komitee solle non Saloniki nach Konstantinopel verlegt werden, immer bestimmter auftrat, entschloß ich mich, hierher zu reisen in der Hoffnung, Positives zu erfahren. Ich war dabei nicht allzu optimistisch. Daß ein jung- kurtischcs Komitee existiert, wird niemand in Abrede stellen. Ader wo es ist, genau, aus welchen Persön lichkeiten es besteht, und vor allen Dingen, wo es jemals beisammen zu treffen ist. das hat dis jeßt noch kein Westeuropäer mit Bestimmtheit erfahren. So nahm cs mich denn auch wenig wunder, daß meine fragen denn auch hier größtenteils mit Achselzucken beantwortet wurden. An den einen oder den andern bin ich ja wohl herangekommen. Den Gesamtkörper aber habe ich nie zu sehen bekommen. Wie gesagt, ein anderer Westeuropäer wohl auch noch nie. Eines jedoch scheint mir jeßt ganz fest zu stehen: der Sitz des Komitees wird tatsächlich von hier nach Konstan tinopel verlegt, wenn es nicht schon geschehen ist. Was das bedeutet, kann dem Durchschnittseuropäer gar nicht klar sein. Zwei Jahre sind vergangen, seit der letzte An hänger Abdul Hamids sein Leben am Ende eines Strickes auf der Galatabrückc aushauchte. Damals hatte das jungtürkischc Komitee sich so fest etabliert, daß kein Mensch an seiner Dauer zweifelte. Heute fallt es in Stücke. Die Verlegung seines Sitzes be deutet eine neue Krise für die Türkei, llnd zwar die schwerste Krise, die das Land seit der Revolution durchgemacht. Wer ehrlich sein will, wird nicht wagen die Ereignisse auch nur vierundzwanzig Stunden vorauszufagen. Wenn nichts Unerwartetes passiert — und zum Glück für die Türkei passiert hier gewöhnlich immer das Unerwartete —, dann werden die Augen der Dame Europa bald wieder ebenso ängstlich hierher blicken, wie st« es sowohl vor Mei als auch vor drei Jahren getan. Daß das Komitee dem absoluten Zusammenbruch entgegen geht. ist mir hier von verschiedenen Seiten so ent schieden versichert worden, daß sich daran nicht mehr zweifeln läßt. Und unwillkürlich mutz man sich fragen: Wieso? Wer die Verhältnisse hier genauer kennt, wird die Annoart bald finden. Es war vielleicht ein Irrtum — ein sehr verständlicher allerdings — zu glauben, das jungtürkische Komitee bestehe aus besonders tüch tigen Politikern und Patrioten. Im Lichte der jetzigen Ereignisse scheint cs eher aus Leuten bestanden zu haben, di«, nachdem sie eine Revolution angczettelt hatten, diese unbedingt erfolgreich zu Ende bringen mußten, um — des eigenen Letnms willen. Sie kannten ihren roten Sultan, sie wußten, daß der Tod nicht der größte Schrecken war, der ihnen bevorstand, wenn ihnen ihr Coup mißlang. Mit anderen Worten: die Angst hielt sie zusammen. Die Angst hielt sic auch noch zusammen, als der Sultan schon gefallen. Die Gefahr mar noch nicht vorüber. Noch lebte die Reaktion. Hätte dieses merkwürdige Gemisch von Reformatoren, das sich jungtürkisches Komitee nannte und dessen Mitglieder niemand recht kannte, nicht fest zusammcngchalten, so wäre eine Gegenrevolution unausbleiblich gewesen. Eben diese Tatsache war es, was sie zusammcnhielt. Und hierin liegt der Schlüssel zur gegenwärtigen politischen Situation in der Türkei. Die Gefahr einer Gegenrevolution, einer Rückkehr zum alten Despotis mus ist vorüber. Das Band, nämlich Angst, das alle zusammenhielt, existiert nicht mehr, und so zerfällt das Komitee wie ein aufgeschnürtes Bündel Holz. Es mußte so kommen. Kombinationen wie Djavid und Hussein-Djahid, die Radikalen, die Sozia listen, die älteren Offiziere der Armee und ein Ministerpräsident, nicht zu klug, nicht zu radikal, nicht zu gesetzt, zusammen mit den fanatischen Hodjas kann ten unmöglich Zusammengehen. Schon Hodja, bas heißt in anderen Worten nichts anderes als religiöser Fanatismus, und Iungtürke, zu deutsch freidenkender Fortschrittler. waren zusammen eine Unmöglichkeit. Oder richtiger, waren zusammen nur jo lange möglich, wie die Angst sie zusammenhielt. Jetzt ist es aus. Und die direkte Holge? Im Parlament schlagen die De putierten mit ihren Fäusten auf den Tischen herum, schreie,, sich undruckbarc Einzelheiten aus dem Privat leben hervorragender Mitglieder ins Gesicht und haben die legislative Arbeit zum vollständigen Still stand gebracht. Und wohin soll all dieser Lärm, all diese Konfusion führen? Die Türken wissen es selbst nicht. Hussein Djah id Bey, der Deputierte Konstantinopels und Redakteur des „Tanine", ist einer der wenigen klugen und intelligenten Politkern in der Türkei, was ihn nicht hindert — oder was vielleicht zur Folge hat — daß er seine Ansichten mit einer unglaublichen Schnelligkeit ändert. Als die Un zufriedenen im Komitee der ministeriellen Minorität das „Zehn-Paragraphen- Reform-Pro gramm" präsentierten, sagte er: dieses ist ein Manöver des Rückschrittes. Die Reaktion ist tüchtig an der Arbeit. Auswärtige Intrigen versuchen dem Rade des Fortschrittes in die Speichen zu fallen. Neulich aber, meinte er, obwohl inzwischen sein guter Freund Djavid Bey im Kabinett gestürzt worden war, mit anscheinender Ehrlichkeit: „Diese Konfusion, die uns umgibt, ist die Geburt des echten politischen Lebens in der Türkei. Das alte Komitee war eine künstliche Kombination sich widersprechender Elemente, zu gemischt, um andauern zu können. Die Symptome, die wir jetzt beobachten, sind gesunde Zeichen eines politischen Wachstums." Obwohl Djahid Bey vor ganz kurzer Zeit noch ganz anders sprach, glaube ich, daß er das, was er sagt, ehrlich meint. Und ich glaube auch, daß er recht hat. Ich glaube, das geheime Komitee wird in der nächsten Zeit, vielleicht in den nächsten Tagen, wahrem Konstitutionalismus Platz machen. Und darin eben wird die große Krise bestehen. Denn jetzt erst wird es sich zeigen, ob die Türken nach kurzer, dreijähriger Erfahrung imstande sind, sich selbst zu regieren. Die Armee ist heute die einzige organi sierte Macht im ottomanischen Reich, und sie weiß es. Nur durch die Korporationen der Armee mit dem Komitee war die Revolution möglich. Und jetzt will es scheinen, als ob die Armee unzufrieden sei mit dem Herrn, ben sic selbst geschaffen. Die Zukunft scheint dunkel, die Gegenwart ist der kritischste Moment, den die Türkei seit der Revolution durchgemacht. Das Schicksal des jungtürkischen Komitees scheint ent» schieden; das der jungtürkischen P ar t c i aber hängt an einem Faden. Berutsgvnollenlüisfistsg in Linüsu. Unter dem Vorsitz des Verbandsvorsitzenden Spiecker Berlin ist am Sonnabend in Linddu der diesjährige ordentliche Berufsgenossen, schaftstag unter zahlreicher Beteiligung von Delegierten aus ganz Deutschland zusammen getreten. Der Präsident des bayerischen Landes versicherungsamtes v. Müller begrüßte die Versammlung. Der Direktor des Reichsvcrsichcrungs- amteo Witowski betonte in seiner Erwiderung die Notwendigkeit der Förderung der Arbciterver- sicherung unter den Kulturvölkern und hob das er- sprießlichc Zusammenwirken der Berussgenossenschaf- ten mit dem Roten Kreuz hervor. Nach weiteren Be grüßungen berichtete Iustizrat Reißer Breslau über die Aenderungen des Unfallversicherungsrechtes durch die neue Reichsvcrsicherungsordnung. Das neue Recht bedeute gegenüber dem bestehenden kei nen Fortschritt. Der Redner kritisierte beson ders scharf die Beschränkung des Rekurses. Di«: Be- rufsgcnossenschaften aber würden auch unter dem neuen Recht eine gedeihliche Wirksamkeit entfalten können. Weiterhin berichtete Dr. Wenzel-Berlin über die Neubearbeitung der Normalunfallver- bütungsvorschristen. Einstimmige Annahme fand ein Antrag, die verbündeten Regierungen zu bitten, unter Zuziehung von Industrievertretern Verhand. lungen einzuleiten, um die Uneinheitlichkeit im tech Nischen Vorordnungswesen zwischen den einzelnen Bundesstaaten zu beseitigen. Ueber die bisherigen Erfolge des Zusammenwirkens der Beruisgenollen- schaften mit dem Roten Kreuz referierte Vermal tunqsdirektor S ch e i n m a n n Berlin. Das Rote Kreuz bilde auf Kosten der Berufsgenoiienschaften Leute aus, die bei Unfällen die erste Hilfe keilten können In verschiedenen Städten feien bereits der artige Unterrichtskurse dnrchoefübrt. Anläßlich eine? Anträge--- das Reichsversichcrunasamt möae eine ge rechtere Grm'dloge für die alljährliche Feststellun" des Postbetriebsfondg herbeisührer teilte der Vertreter des Reichsversicherungsa-vtes mit. daß be reits Schritte unternommen seien, durch die die dem Anträge zugrunde liegenden Bedenken behoben sein würden Der Sachsen R«ndflug. Leipziger Mgsonntag., Am Sonnabendabend schon ballten die Wetter wolken ihre Ricsenfäuste und wichen nur murrend der siegenden Sonne. Als die Sonne geschieden, trium phierten sie. Rings um die alte Lindenstadt zuckte Wetterschcin, und dann prasselte der Regen in Strö men. Durch graudunstige Wolkcnschichten brach das junge Morgenlicht am Sonntag sich die Bahn. Es regnete schwächer, aber anhaltend; trübe Aussichten für den großen Tag, den Leipzig so hoffnungssreudig erwartet hatte. Und nun liegt er doch hinter uns als ein Ereignis, ein glänzender Erfolg. Die angejetzten Wettbewerbe aus dem Flugplätze Lindenthal wurden ausgetragen vor einer Besuchszahl, die auch die kühn sten Erwartungen übertraf. Ruf dem Sliichcrplahe. „Zum Kampf der Wagen und ", doch hier muß des Dichters Lied abbrechen. Denn^ Gesänge stimmen nicht ins Schlachtgewoqc. Und Schlachten im kleinen wurden geschlagen; Wagen an Wagen standen auf dem Platz in langer Reihe; aber ein Platz darin war nicht zu haben. -Kam ein leerer Wagen, so eilten ihm Hunderte im Sturmschritt ent gegen, als gelte es, einen Feind aus dem Felde zu schlagen. Das alles hatte Frau Sonne zuwege ge bracht. Gegen 2 Uhr hörte es auf zu rieseln, die Wolken teilten sich, und gerade um 3 Uhr schaute ein Stück blauen Himmels aus dem grauen Wolkenflor, heiter klickend wie das Augx Wodans, der die dBetter riesen zähmt Ein Sonnenstrahl stahl sich zur Erde, eine goldene Brücke bildend den Hofsnungswiinschcn, die aus den Menschenherzen zum Himmel drangen. Aitterwrgs. In den Straßen der Stadt und mehr noch nach Gohlis, Möckern und Wahren zu wimmelte es von Menschen; denn nun galt es ja al» unumstößlich sicher, daß die Riesenvögel da draußen ihre Schwingen ausspannen würden zum Fluge ins Gebirge. Hupen ton und Klinqellaut. Wagenrasseln und Stimmen gewirr hallten durch die Luft, und eine endlose Menschenschlange strebte einem Ziele zu. dem Flug plätze Lindenthal. Auf dem Flugplahr. Noch hingen Fahnen und Banner regenfeucht an ihren Masten, und der Wind wirbelte über den ebenen Plan. Durch, die Eingangstore aber ergoß sich die Menschenwellc den verschiedenen Plätzen zu. Noch war der Boden naß und weich, aber der Wind eiferte mit dem wärmenden Maiemonnenstahl um die Wette, den Platz zu trocknen. Auch eine verheißungsvolle Meldung war aus Dresden einqelaufen, die besagte, daß Hoffmann wahrscheinlich noch den Flug von Dresden unternehmen würde. Sie erfüllte sich später nicht. Wahrscheinlich schien dem jungen Flieger, der. abgesehen non dem kurzen Ueberlandflug in Chemnitz, noch keinen größeren Fernslug hinter sich hat, die Strecke Leipzig—Plauen zu schwierig. Er fliegt des halb von Dresden nach Chemnitz zurück. Es wird geflogen. Ein Viertel vor 5 Uhr stieg aus dem großen Mast die weiße Flagge, und eine Bewegung ging durch die Menge: „Sie fliegen!" Zunächst wurde Wert heims Gradc-Fliegcr fahrbereit gestellt, ein kurzer Anlauf, und er schwebt. Freilich schüttelten noch widrige Böen das Flugzeug, weshalb sich der Führer in geringer Höhe hielt und nach einigen Runden wieder landete. Inzwischen war ein Thiele- Zweidecker vorgefahren, Kart Müller wollte am Fluge nach Plauen teilnchmen. Er fuhr gut an, erreichte aber bald das Ende des Abslugsplatzes, ohne in die Höhe zu kommen. Während er den Motor drosselte, hob sich seine Maschine unverhofft und neigte sich plötzlich in schroffer Landung. Dabei brach das Fahrgestell und die Schraube zersplitterte, Müller selbst blieb unverletzt. Rach der Ansicht verschiedener Flugzeugführer, die den Unfall beobachteten, würden sich ähnliche Vorfälle noch weniger ereignen, wenn an dem an den Landungsplatz grenzenden Rapsfelde eine Rasur vorgcnommcn werden könnte. Denn von oben sieht der Flieger alles grün in grün, und sitzt daher im Grünen, ehe er noch recht die trennende Grenze ge funden hat. Rach Müller stieg Büchner zum Wettbewerb um den Wurspreis auf, bei welchem es sich, wie wir unsern Lesern schon mitgeteilt haben, darum handelte, aus 150 Meter Höhe einen Gegenstand, ein Geschoß darstellend, nach den Umrissen eines Truppenkörpers zu werfin. Büchner erzielte ein sehr gutes Ergebnis, denn s.':n Wurfgeschoß siel 5 Meter vom Mittelpunkt entfernt innerhalb der abgesteckten Grenze zu Boden. I-tzt schwirrte eine Grade-Libelle auf, es war Kah n t, der sich gleichfalls um diesen Preis bewerben wollte. Er warf beide Geschosse gleichzeitig, die 9 Meter vom Mittelpunkt entfernt aufschlugen. Run folgte eine Pause, die Stille vor dem Sturm nach Plaue r. In dieser Zeit traf die Meldung ein, daß Grades Ankunft noch zu erwarten sei, allerdinas nicht auf den Flügeln seines Luftgefährtes, sondern durch Dampfwagens Kraft. Grade war am Morgen 5'i Uhr zur Fahrt nach Leipzig aufgestiegen. Es herrschte Gewitterneigung und fing an zu regnen Deshalb suchte der Flieger in 300 Meter Höhenlage ein günstigeres Fortkommen. Hierbei geriet er in eins ausgedehnte Regenwolke, in welcher er 20 Minuten lang schwebte. Schließlich ging er wieder tiefer und glaubte an den wogenden Halmen zu be merken, daß der Wind genau in die Gegenrichtung umgeschlagen sei. Der Irrtum klärte sich aber bald auf. Grade hatte unbeabsichtigt einen kleinen Rund flug in den Regenwolken unternommen und war an die Aufsticgstelle zurückgekommen, wo er auch wstdcr landete. Bald danach stieg er wieder aus. Doch er hatte kein Glück. Ein Zuschauer hatte sein Fahrrad am Rande eines Kornfeldes hingelegt. Grade streifte dieses mit seiner Tragseckc, die dabei zer brach. und somit wurde der Weitersabrt ein Zill gesetzt. Ver Astfiufl nach flauen. Die Riejcnvögel, von Mcnschengeist erdacht, durch Mcnscheukraft geschaffen, haben ihre Wander zeit. gerade so wie ihr kleinen Kameraden im stillen Hain und dunklen Tann. 'Nur wählen sic zum Reisen nicht den Herbst mit seinen Stürmen, sondern ,stehn am liebsten ihre Reiscpsadc zur schönen Sommerzeit. Kein Wunder -denn, daß es nach kurzer Rast in Leipzig ans Abschiednehmen ging. Einen freundlich-lieben Scheidegruß sandte die Sonne ihnen zu, der Wind koste leise die gewölbten Flügel, dann war das Lebewohl gesprochen. Einer nach dem andern schwang sich auf. Im freien Raume, dem Ge setz der Schwere spottend, zogen sie nach Süden. Bewegungslos hingen die Flaggen, kein Lüft chen regte sich, als 6 Uhr 34 Min. Büchners Motor weitballend über den Platz zu knattern anhab. Leutnant Steffens nahm bei ihm Platz, und nach kurzem Anlauf schwebte der Zweidecker davon. Er unternahm zunächst eine Proberundc und segelte dann nach Südwesten. Ans den Wolken brach die Sonne hervor und ließ den silbernen Strahlenkranz der Schraube hell erblinken. Unten machten sich einige Automobile der Flugleitung bereit und jagten davon, den Fliegern aus irdischer Bahn zu folgen. 4 Minuten später hatten Lindpaintner und Leutnant Kor mann Platz genommen. Rasch hob sich das herrliche Farman Flugzeug in die Luft und schraubte sich gleich zu ganz bedeutenden Höben empor. In etwa »DO Meter Höhenlage wurde eine Proberundc geflogen, dann ging es. immer noch stei gend. dem fernen südlichen Horizonte zu. wo im Wolkengrau die kühnen Lnftescqler untertauchten. 6 Uhr 41 Min folgt Laitsch mit Oberleutnant Ensen an Bord. Das Flugzeug stieg außerordent lich schnell hoch, legte den Probeflug zurück und nahm die Straße seiner Weggesellcn. Inzwischen war auch Oelerich auf Harlan erschienen, konnte aber nicht aufkommen und ließ sein Flugzeug wieder zurück bringen, um die Schraube auszuwechseln. Endlich. 7 Uhr 0 Min., schwang Kohnt sich auf, unternahm die Proberundc und zog i„ 200 Meter Höhe nach Wahren zu ab. Roch war er dem suchen den Blicke nicht entschwunden, als deutlich erkennbar wurde, daß er zur Landung schritt. Eilig sausten die Autos der Leitung davon, und schon nach wenigen Minuten meldete der Flieger, daß er auf einer Wiese bei Wahren glatt gelandet sei. Durch ein eigen, artiges Klingen aufmerksam gemacht, beobachtete er. daß ein Spanndraht gerissen war. Um der Gefahr vorzubeugen, daß dieser sich in der Schraube ver wickeln und diele beschädigen könne, stieg er ab. So waren alle Teilnehmer des Fernfluges Leipzig—Plauen davongezogen und die erste Zwischen landung gemeldet. Doch es standen noch zwei Leipziger Preise offen. Zunächst galt es, den Preis oom Wasser turm zu bestreiten, eine Schnelligkeitsprüfung, bei welcher der Wasferturm zu umrunden war. Als Erster stieg Wertheim auf. der die Strecke glatt zurücklegtc und sicher landete. In die Beifallskund gebungen mischte sich Hupenton, Kahnt war im Auto zum Flugplatz zurückgekehrt. Ob er am Mon- tag Len Flug wieder aufnehmen wird, konnte er noch nicht mit Bestimmtheit sagen. Kurz vor 8 Uhr stieg Oelerich zum zweiten Male auf und flog mehrere schöne Runden. Dem aufmerksamen Beob achter konnte es nicht entgehen, daß die Schraube ihre Drehung zu verlangsamen begann, und gerade über Wahren senkte sich die Maschine in bedenklicher Weise abwärts. Wenige Schritte von einer Häuser reihe entfernt erfolgte ihr Absturz. Don einem Augenzeugen des Unfalls erhalten wir folgende Nachricht: Nach mehreren gelungenen Runden über dem Flugplatz kam Oelerich in nicht allzu großer Höhe am Wahrener Bahnhof entlang geflogen, als man ein Schwanken des Flugzeuges bemerken konnte. Er ging darauf rasch nieder, und es hatte den Anschein, als wollte er schnell noch vor der Mühlenstraßc landen. Plötzlich kippte der Apparat in etwa 0 bis 7 Meter Höhe, und mit einem weithin vernehmbaren Krach bohrte er sich in den weichen Ackerboden ein. So schnell ich konnte, lief ich hinzu, um zu helfen, und erschien als Erster an der Unfallstelle. Da sprang auch schon der Flieger hinter dem Apparat hervor. Meine Frage, ob er Schaden genommen hätte, ver neintc er, obwohl er am Munde blutete. Dann be sah ich mir die zertrümmerte Maschine. Diese hatte sich beim Sturz etwa '/» Meter tief in die Erde ge bohrt und war dann wohl durch die Wucht der Schraub« ein ganzes Stück herumgeworsen wo^en. Die Schraube selbst war in tausend Stücke zer sprungen, ebenso waren das Gestänge de» vorderen Teiles und die Flügel vollständig zertrümmert In zwischen waren auch schon vom Flugplätze her Auto mobile mit Monteuren und Sanitatsmannschaften eingetroffen
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