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Freitag, ^133 11; August 1848 Diese« Blatt erscheint täglich Alien»« nn» ist »urch alle P»ß« aailalten de«2>- »ad Au«landr« z« beziehen. Dresdner Journal. Vr«iS für da« Vierteljahr I'ä Tblr. Znsertlon«gebäb- ren färdenNavne enner gesvaltenr» L«le » Pf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redigirt von Karl Biedermann. Anzeigen aller Art für daS Abend- erscheinende Blatt werden bi- 12 Uhr Mittag- angenommen. Inhalt. Die deutsche Industrie und die Wissenschaft (Schluß). — Das Dresdner Dogelschseßea. — Lagesgeschichte: Dresden: Sitzung dec ersten Kammer; Sitzung der»Lrbeiterkommission; zweite sächsische Lehrerversammluag. Berlin. Breslau. Frankfurt. München. Wien. Lcmbardei. Mailand. Bern. Paris. Kopenhagen. — GrschäftSkalender. — Ortskalender. — Logekommeae Retsende. _ - -- -- - ----.-^7- . ----- - -- - — Die deutsche Industrie und die Wissenschaft. (Schluß.) Durch diese Universität aber und den Standpunkt auf der Höhe der Wissenschaft wird die technische Lehranstalt erst zur wirklichen polytechnischen Schule, und weil Dies eben in unfern deutschen An stalten fehlt, so haben wir keine, welche den polytechnischen Schulen von Pari- und Brüssel an die Seite gesetzt werden könnte. Außer den technischen Bildungsanstalten haben wir fürdieAus- bildung für das praktische Leben die sogenannten Realschulen und Realgymnasien. Da in diesen Lehranstalten gelehrt wird, was in jeder guten Bürgerschule oder Gymnasium vorgetragen wird, mit einziger Ausnahme Dessen, was nur auf die Vorbereitung zu einem Gelehrten abzielt, so stehen diese Anstalten zur Industrie in keiner speciellen und unmittelbaren Beziehung. Der Mangel an besondern technischen Behörden in den meisten deutschen Staaten ist Veranlas sung gewesen, daß man die Lehrerkollegien der technischen und der Realschulen, bisweilen auch nur einzelne Personen derselben, zur Be gutachtung technischer und industrieller Gegenstände verwendet hat. Diese Art der officiellen Erledigung technischer und industrieller An gelegenheiten hat sich in den wenigsten Fällen ersprießlich erwiesen; der Ursprung der betreffenden Urtheile hinter dem grünen Tische ward häufig gar zu bemerkbar und die Nothwendigkeit, diese Gegenstände von gleichmäßig praktisch wie theoretisch gebildeten Männern beur- i heilen zu lassen, wurde durch schiefe oder einseitige Urtheile nicht selten ehr überzeugend dargethan. Daher ist eS gekommen, daß die Ent- cheidung wichtiger industrieller und technischer Fragen oft vom Aus- ande eingeholt werden mußte, ein Fall, der noch weit öfter vorgekom men sein würde, wenn man sich mit jedem einzelnen nicht ein Un- fähigkeitszeugniß auszusiellen glauben müßte ; daher giebt so manche deutsche Eisenbahn und Fabrik dem sachverständigen Fremden trotz aller Ueberlegung von allen Seiten, die vor der Unternehmung statt- fand, doch vielfachen Stoff zu unauflösbaren Rähselfragen. Können wir uns also der Ueberzeugung nicht verschließen, daß in Deutschland der vermittelnde Faktor zwischen Industrie und Wis senschaft fehlt, so entsteht sofort die Frage, auf welche Weise derselbe herzustellen sei. Unsere besondern deutschen Verhältnisse machen auch in dieser Beziehung ein denselben genau angepaßtes Verfahren rrothwendig; namentlich ist eö die Vertheilung des Kapitals, welche bei uns den einzelnen Industriellen nicht gestatten würde, so viel auf wissenschaftlich-industrielle Versuche zu verwenden, wie Die- die In haber auSgebreiteter englischer und belgischer Etablissements zu thun vermögen. In den englischen Töpferei-, Minen -, Messerschmiede- und Kärbereibezirken besteht aber unter den Inhabern kleinerer oder solcher Etablissements, die nur ganz specielle Produkte fabriciren, eine Einrichtung, die auch bei uns sehr gut nachgeahmt werden kann. Diejenigen nämlich, welche gemeinschaftlich in einer verwandten oder derselben Branche der Industrie arbeiten, haben sich mit Chemikern, Mechanikern und Physikern in Verbindung gesetzt, die speciell für diese industriellen Branchen arbeiten, und dies« stehen wieder mir an dern Naturforschern in Verbindung, welche die neuesten Resultate der Wissenschaft im Allgemeinen zu ihrer Kenntniß bringen. Die Erstem sind über die sämmtlichen Jnduftriebezirke Englands ver- theilt, die Letztem findet man besonders in London, Manchester und Birmingham, beide sind aber nicht zu verwechseln mit den Mecha nikern, Chemikern u. s. w., die für eine bestimmte Fabrik angestellt sind und nur die laufenden Geschäfte zu besorgen haben. Die ver einigten Fabrikanten honoriren ihre Chemiker u.s.w. gemeinschaftlich und benutzen ebenso di« Resultate gemeinschaftlich, welche ihnen diese geliefert haben, sorgfältig aber werden dieselben gegen Jeden verschwie gen , der nicht zu ihrer Association gehört. Unter den verschiedenen Associationen derselben oder ähnlicher Branchen herrscht nicht selten eine bedeutende Eifersucht wegen Erlangung ausgezeichneter Mecha niker, Chemiker u. s- w., daher diese bisweilen mit Summen honorirt werden, vor denen man in Deutschland erschrickt. Die eben erwähnte Einrichtung würde sich in Deutschland um so leichter ausführen las sen, als gewiß mancher tüchtige Naturkundige seine Dienste der In dustrie für viel geringere Summen widmen würde, als eS die eng lischen thun. Leider aber tritt Dem der Mangel an Gemeingeist und die Eifersüchteler unter den einzelnen Industriellen entgegen. Um damit aber so wenig als möglich in Kollisionen zu gerathen, empfiehlt sich für Deutschland zur Herstellung einer direkten Verbindung der Industrie mit der Wissenschaft noch eine andere Einrichtung: Das ist die Errichtung von wissenschaftlichen Jndu strieinsti- tuten für größere industrielle Distrikte. Ein solches Institut, be stimmt, alle industriellen Fragen zu lösen, soweit Dies der Stand dec Wissenschaften zuläßt, würde sowohl die speciellen al- allgemeinen Funktionen der schon erwähnten Naturkundigen in sich vereinigen. Es würde sich zu beschäftigen haben mit der Beantwortung allgemei ner sowohl, als specieller Fragen, welche die Industriellen seine» Distrikts an dasselbe stellen, mit der Aufsuchung und Prüfung neuer und schon vorhandener VerfahrungSarten, Maschinen und Werk zeuge jeder Art und endlich mit der Untersuchung aller ArbeitSmate- rialien. Es leuchtet ein, daß, um eine so bedeutende Aufgabe voll ständig zu lösen, eineStheil- bedeutende geistige, aaderatheil» große materielle Mittel aufgeboten werden müssen; erstere zu schaffen, würde schwieriger sein, al- die letztem, denn wenn eS auch an tüchtigen Naturkundigen in Deutschland nicht fehlt, so haben sich neun Aehn- theile derselben bi-her doch viel zu wenig mit der Industrie abgegeben, al- daß sie in dieser Beziehung brauchbar wären, gleichwohl liegt e- in der Natur und dem Zwecke der Angelegenheit, Nichtdeutsche davon au-zuschließen, dafem sie nicht die vollständigste Bürgschaft dafür geben, ausschließlich deutsche Interessen zu verfolgen. Speciell auf die Einrichtung eine- derartigen Institut- einzugehea, ist hier