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ÄLLA BezkdSMMiMr Bank. Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und vHUTT Commerz, und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz I« 8-lle Höhner Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welL« Störung de» Betriebes der Zeitung oder dk »eförderungSeinrichtungen, hat der vezieher keinen Anspruch ouf Lieferung -der «-Lieferung der Zeitung oder «uf «ück. ,-hlung d-4 .^:tu^dceiseS. - Wöchentlich 0.85 AM Sei freier Zustellung, Sei Abholung wöchentlich V.SS «M; durch die Post monatlich 2.60 RM freibleibend Anzeigen-Grundzahlen in Die 41 mm breite Zeile (Moffe'S Zeilenmefser 14) 1 mm Höhe 10 in der AmtShauptmannschast Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 Reklame 25 Tabellarischer Satz 50»/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in KonkurSfgllen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis r/,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Ausnahme Kernsprecher 18. Tel. »Adr.: T«§ Postscheck.Konto Dresden 2138. Das Pulsnitzer Tageblatt ist das mr Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und Slteste Zeitung in den Ortschaften de« Pulsnitzer «mtSgrUchtSdeztrkt: PulSnttz, Pulsnitz M. S>, Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Obcrsteina, Riederstetna, Weißbach, Ober- und Riederlichtenau, ArtederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg.Klein»Dittmannsdorf «eichSstSstelle: PnlSnitz, Tlberistraße 2 Druck und Bnl.fi non -H. 8. Först,,» Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. M o h r in PulSnttz Nummer 282 Montag, de» 11. November 1889 81. Jahrgang MW mit MW LWtttMtittn Novemberstille Nach dem fröhlichen, bunten und lärmenden Treiben deS Som mers, das sich noch lange bi» in den sonnigen Herbst hinzog und von dem wir nur langsam nnd ungern Abschied nahmen, nach diesem nun mehr verklungenen Leben und Weben nimmt uns, wo wir gehen und stehen, die ungewohnte Stille und Ruhe des November- gefangen. Es ist etwa» Ungewohntes um diese Ruhe. Man lebt unter ihr zunächst wie unter einem Zwang, unter einem lästigen Banne. Der Drang, sich zu betätigen, wird gehemmt, der Wille dazu durch graue Tage, verregnete Stunden und unwirtliche Witterung und durch die damit verbundene Gewöhnung an die Einsamkeit des Hauses unterbunden, auf einmal erkennen wir wieder, wie sehr wir Menschen Gefangene der Jahreszeit find, besser gesagt: Geschöpfe, die von der Natur und dem Naturwalten abhängig sind bis ins Kleinste. Und doch ist diese Stille der Natur eine Wohltat für uns, deren Nerven und Sinne nach dem sommerlichen Leben eine Ruhe nötig haben, mehr noch aber deshalb, weil sie uns Gelegenheit gibt, sich wieder mehr mit dem bis lang etwas vernachlässigten innere» Menschen zu beschäftigen So betrachtet, hat das langsame Zurruhe» gehen der Natur viel Gutes für uns. Es ist vergleichbar mit einem klaren Abendrot, das aus einen turbulenten Tag gefolgt ist und anregt, diesen Tag mit seinen Ereignissen zu überlegen und Klarheit zu gewinnen. Das leere Feld mit seinem einsamen Baume, dessen Krone kein Gewirr von unzähligen Blättern mehr ist, sondern ein ganz klares schaubares Gerüst von vielen Aesten und Zweigen, mag ein Sinnbild dafür sein, wie sich jetzt auch innere Geschehnisse und Dinge viel anders, deutlicher und genauer erkennen lassen, als früher. Was im sommer lichen Lärmen verworren war, was auf den Wogen des Geschehen an uns heran MN> um uns brandete, das alles kommt jetzt wieder, aber nicht mehr so mit Leben ungefüllt wie vordem, sondern verklärt, seines Ballastes beraubt, und nun zeigt es das Wesentlichste. Jetzt, da wir klar sehen und klar zu werten verstehen, ist wieder eine Erntezeit für den Menschen gekommen, der seine Innenwelt zu bebauen und zu ord nen verstand. Pulsnitz. (Volksbildungsverein.) Heute 8 Uhr Turnhalle Jahrzehntfeier. Rezitationen von Friede ricke Witt, musikalische Darbietungen. Jedermann willkommen. Pulsnitz. ,Die Mütterberatung) findet am Dienstag, den 12. November, nachmittags von 3—4 Uhr im Rathause, I Treppe, statt. Arzt wird anwesend sein. — (Tanzverbot für Bußtag und Toten sonntag.) Nach der Verordnung vom 16. Februar 1926 dürfen am Bußtag, am Totensonntag und am Vorabend des Totensonntags Tanzveranstaltungen an öffentlichen Orten, in Privathäusern oder in den Räumen geschloffener Gesell schaften nicht stattfinden. Am Bußtag und am Totensonn tag darf nur ernste Musik geboten werden, auch sind nur solche theatralische und kmematographische Vorstellungen ge stattet, die dem Ernste des Tages entsprechen. Marschmusiken und -gesänge sind altz verbotene Musikdarbietungen im Sinne dieser Verordnung anzujehen. - (Verlängerung des Tarifs der Ge nie i n d e a r b e i t e r.) Wie uns aus Dresden gemeldet wird, teilt der Reichsarbeitsgeberverband Deutscher Gemeinde- und Kommunalverbände mit, daß die Vertragsparteien weder den Reichsmanteltaris 0 6 noch den Reichsmanteltarif V 5 ge kündigt haben. Der erste Tarif ist damit bis Ende 1931 und der zweite bis Ende 1930 verlängert worden. Arnsdorf. (Um die Bürgermeisterstelle) von Arnsdorf sind 84 Bewerbungen emgegangen Es be warben sich: 1 Dr. jur., 1 Assessor (Dr. jur.s, 1 stud. jur., 1 jurist. Hilfsarbeiter, 1 Rechtsanwalt, 5 Dr. rer. pol. (Staats- wissenschafl), 1 Syndikus (Dr), 1 Volkswirt, 1 Schriftsteller, 1 Ingenieur, 32 Bürgermeister, 1 Stadtamtmann, 1 Amt mannanwärter, 1 Oberverwaltungs-Inspektor, 7 Verwaltungs inspektoren, 1 Kasscninspektor, 10Oberw.-Sekretäre, 1 Steuer obersekretär, 5 Verw.-Sekcetäre, 2 Büroassistenten, 1 Ver waltungsbeamter, 1 Beamtenanwärter, 1 Hauptwachtmeister, 1 Betriebsleiter, 1 Bankbeamter, 4 Bewerber haben keinen Berus angegeben. Radeberg. (Achtung, Klingelfahrer.) Di- Einwohnerschaft wird ganz besonders darauf hingewiesen, daß seit einigen Wochen ein sogenannter Klingelfahrer in Radeberg an der Arbeit ist- Er sucht sich vornehmlich Häuser aus, in denen er bessergestellte Personen vermutet, klingelt an den Türen und wenn er festgestellt hat, daß niemand zu Hause ist, öffnet er mittels Dittrich. Im Innern bricht er verschlossene Türen und Schubkasten vermutlich mit einem Stemmeisen auf. Er sucht nur nach Geld und läßt sogar Schmucksachen und andere Wertsachen unbeachtet. Am Don nerstag nachmittag hat der Unbekannte auf diese Weise zwei M N. MM Ml WWMM MWUW Deutschlands Schicksal steht zur Entscheidung Schweres Eisenbahnunglück bei Dessau — Tschitscherins Rücktrittsgesuch genehmigt — Ruck nach rechts in Niederösterreich Macdonald über vr. Stresemann — vr. Curtius Reichsaußenminister und Prof. Moldenhauer Reichswirtschaftsminister Oie Wintertagung des Reichstags. Der Reichstag, der am 27. November wieder zu sammentreten wird, wird sich in erster Linie mit der An nahme oder Ablehnung des „Gesetzes gegen die Versklavung Deutschlands" zu befassen haben, das im Falle der Ab lehnung durch den Reichstag dem Volksentscheid unterbreitet werden muß. Die ersten Tage der Reichstags verhandlungen werden daher mit einer Aussprache über die deutsche Außenpolitik ausgefüllt sein. Ferner wird sich der Reichstag mit dem „Gesetz zum Schuß der Republik" und dem sogenannten „Standesherrengesetz" zu beschäftigen haben. Beide Gesetze will man noch vor Weihnachten zur Erledigung bringen. Das „Gesetz über Zolländerungen", dessen Geltungsdauer bis zum 31. Dezem ber läuft, harrt ebenfalls einer Beschlußfassung seitens des Reichstages. Die Reichsboten wollen auch die Handelsverträge mit Schweden, Persien, dem Hedschas und auch das Zusatzabkommen mit Finnland beraten. Ls kommen auch einige nebensächlichere Fragen in Betracht, wie zum Beispiel ein „Gesetzentwurf zur Aus führung der Empfehlungen der Wcltwirtschaftskonferenz" und ein wichtigerer Gesetzentwurf über die Entschädigung von Betrieben und Arbeitnehmern auf Grund der Einfüh rung des Branntweinmonopols. Schließlich steht zur Aussprache die dritte Verlängerung des Steuermilderungsgesetzes, eine Aenderung der Fürsorge pflichtverordnung, der Gesetzentwurf über die Förderung der Bergmanns- und der Landarbeitersiedlungen, die Aenderung des Reichsbahngesetzes infolge des Young-Plans, ein Gesetz über die Herkunftbezeichnung des Hopfens und weiterhin das Rei chs m i l ch g e s e tz. Frühestens im Januar wird der Reichstag eine Ent scheidung über die Young-Gesetze treffen, da die Haager Konferenz immer noch nicht abgeschlossen ist und Endgültiges noch nicht feststeht, und erst danach werden die Vorlagen des Nachtragshaushalts und des Reichshaushalts für 1930 sowie die Gesetze über die Finanz, rcform besprochen werden können. WschMvg über EytWiSungmstrm »trugt Ueber die Besprechung der Reichsregierung mit den Parteiführern im Reichstag ist folgender amtlicher Bericht ausgegeben worden: Unter dem Vorsitz des Herrn Reichs, kanzlers fand unter Beteiligung der Reichsminister der Justiz und der Innern, v. Guörard und Severing, eine Be sprechung mit den Fraktionsführern der Regierungsparteien und den beiden Vorsitzenden des Rechts- und Strafrechts ausschusses, Abgg. Kahl und Landsberg, über den weiteren Arbeitsplan dieser beiden Ausschüsse des Reichstags statt. Es herrschte Uebereinstimmung darüber, daß neben der Strafrechtsreform die Vorlagen über die rechtliche Stel lung der unehelichen Kinder und über das Standesherren- gesetz vordringlich behandelt werden müssen. Hinzu kommt noch demnächst das R e p ub l i k s ch u tz g e se tz. Dagegen werden die Regierungsparteien sich hinsichtlich der Ehescheidungsreform dafür einsetzen, daß sie vor der parlamentarischen Erledigung des Young-Planes, der Fi nanzreform und des Haushaltsplans mi Rechtsausschuß nicht zur Beratung gestellt werden soll. Minister Schiele über die Roi der Landwirtschaft. Stendal. Anläßlich einer Kundgebung der altmärki- schen Kreislandbünde sprach in Stendal Minister a. D. Schiele über die Not der Landwirtschaft und das Volks begehren. Er führte u. a. aus: Die Not der Landwirtschaft ist in den letzten Jahren in folge der außerordentlich ungünstigen Preisentwicklung und der schweren Schäden der Dürre bis zum Unerträglichen wei ter gestiegen. Angesichts dieser Lage ist es notwendiger denn je, sichfreizuhalten von übertriebenen Zu- kunfts Hoffnungen. Es ist uns in harter Arbeit ge lungen, im Juni und Juli dieses Jahres endlich eine Reihe wichtiger Maßnahmen im Reichstag durchzusetzen. Aber die Auswirkungen der ReichstagsbeschlLsse sind ausgeblieben und mußten ausbleibe., infolge der unzulänglichen Durch- führung und Fortführung der getroffenen Maßnahmen. Ich verhehle Ihnen nicht, daß wir das gegenwärtige Derfafsungs- system für stark verbesserungsbedürftig halten. Es entspricht nicht der Wesensart gerade unserer wirtschaftlichen Den- kungsweise. Minister Schiele ging dann auf die Agrarforde rungen ein, auf die Erhöhung der Gerstenzölle, auf die Be reitstellung von Mitteln zur Roggenverbilligung und zur Förderung des Absatzes und Verwertung der Kartoffeln. Dann sprach Schiele über das Volksbegehren. Er führte aus, daß das Einzeichnungsergebnis als eine starke Kund gebung des deutschen Befreiungswillens zu werten fei. „Ich sehe in dem Volksbegehren einen Ausgangspunkt zu einer Volksbewegung gegen die Politik der außenpolitischen Re signation." Wann wir- das Nheinland vottständig geräumi? Tardieu sagt, Termine der Nheinland- räumung laufen noch nicht. Paris. Die französische Kammer hat mit 332 gegen 253 Stimmen, also mit 79 Stimmen Mehrheit, der neuen französischen Regierung Tardieu-Briand das Ver trauen ausgesprochen. Zuvor hatten Briand und Tardieu längere Reden vor den Abgeordneten gehalten, nnd eine aus führliche Aussprache über die künftige französische Innen- und Außenpolitik hatte sich angeschlossen. Was war an dieser französischen Kammeraussprache be merkenswert für Deutschland? Der Abgeordnete Fai- -Anger erklärte, für die Rheinlandräumung nicht eher zu haben zu sein, als bis die Mobilisierung durchgcführt und die Befestigungsbauten an der französischen Grenze beendet seien. Ebensowenig dürfe man sich bei den Verhandlungen über die Saarfrage beeilen. Vertrauen in Deutschlands Friedensliebe könne man nicht haben. Das waren in kurzem so die Gedanken, die die französische Kammeraussprache be herrschten. Und ähnlich sprach auch der französische Außen minister Briand. Briand sagte, seine Außenpolitik werde fortgesetzt werden. Frankreich werde den Young-Plan an nehmen. Frankreich habe im Young-Plan „Opfer" gebracht. Vor allem sei es ihm aber darauf angekommen, die Lücken des Friedensvertrages von Versailles auszufüllen. Der Young-Plan fußt also nach Briand auf dem Versailler Diktat. Dann wies Briand darauf hin, daß es sich bei der Rheinlandbesetzung um eine interalliierte Besetzung handelt. Die Besetzung des Rheinlandes sei zugleich die Garantie für die Reparationen und die Abrüstung gewesen. Aber hat denn Frankreich abgerüstet? Soll Frankreich nach dem Ver sailler Vertrag nicht auch abrüsten? Dann sprach Briand von der internationalisierten Grenze am Rhein und erklärte, Elsaß-Lothringen sei nun endgültig französisch. Briand gab zu, daß die Besetzung der Kölner Zone drei Jahre länger aufrecht erhalten wurde, als im Versailler Vertrag vorgesehen war. Nachdem Briand des großen Europäers Gustav Stresemann kurz gedacht hatte, erklärte er, für den Augenblick sei nicht die Rede von der Räumung der dritten Rheinlandzone, und Frankreich habe immer noch 30 000 Mann im Rheinland zu stehen. Bei der Saarfrage handle es sich um eine „deutsch französische" Angelegenheit. Nachdem der Radikalsozialist Albert die Regierung schwer angegriffen hatte, sprach noch einmal Ministerpräsident Tardieu und betonte, daß die Räumung der dritten Rheinlandzone noch nicht begonnen sei. Die Räumung werde beginnen, sobald der Young- Plan in Kraft getreten sei. Zuerst müsse die Internatio nale Bank gegründet sein, die die Möglichkeit biete, die deutsche Schuld zu kommerzialisieren, außerdem müsse Frankreich zuvor der erste Abschnitt der deutschen Schuld scheine ausgeliefert werden. Dann erst beginne die Frist von acht Monaten zu laufen. Man habe vom 30. Juni gesprochen. Als man die Ver träge- vom Haag paraphierte, konnte man weder den Tod Stresemanns noch die französische Ministerkrise vorhersehen. Es sei klar, daß die Termine der Rheinlandräumung noch n i ck t zu laufen besonnen haben. , .